Dark Sigils - Wie die Dunkelheit befiehlt (eBook)
496 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0496-7 (ISBN)
Anna Benning wurde 1988 als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Leidenschaft für Geschichten bestimmt seit vielen Jahren ihren Weg: Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und Stationen als Buchrezensentin und Aushilfsbuchhändlerin arbeitete sie als Lektorin in einem Verlag. Eines Tages fasste sie sich ein Herz und brachte ihre eigenen Geschichten zu Papier. Mit »Dark Sigils« veröffentlicht sie nach »Vortex« bereits ihre zweite Trilogie. Weitere Informationen zur Autorin unter www.annabenning.de und auf Instagram und TikTok unter annabenning.books
Anna Benning wurde 1988 als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Leidenschaft für Geschichten bestimmt seit vielen Jahren ihren Weg: Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und Stationen als Buchrezensentin und Aushilfsbuchhändlerin arbeitete sie als Lektorin in einem Verlag. Eines Tages fasste sie sich ein Herz und brachte ihre eigenen Geschichten zu Papier. Mit »Dark Sigils« veröffentlicht sie nach »Vortex« bereits ihre zweite Trilogie. Weitere Informationen zur Autorin unter www.annabenning.de und auf Instagram und TikTok unter annabenning.books
2
Echo flatterte in seiner Vogelgestalt neben meinem Kopf her, während wir auf das längliche Gebäude zusteuerten, in dem die Kommandostation lag.
Ich vergrub das Gesicht noch etwas tiefer im Kragen meines Sweatshirts, als uns eine Gruppe von Rebellen entgegenkam. Sie trugen dicke Jacken und Wollmützen, denn für Los Angeles war es ungewöhnlich kalt. Sie nickten uns im Vorbeigehen zu, und während Lily freundlich Hallo sagte und dabei sogar noch ihre Namen parat hatte, nickte ich nur mechanisch zurück. Nur zu wenigen hier auf der Basis hatte ich bislang Kontakt gehabt.
Es lebten ungefähr fünfhundert Rekruten auf dem Stützpunkt, hatte Dorian einmal gesagt. Wobei etwa zwanzig davon stets mit Nessa Greenwater reisten, sobald sie eine Basis wieder verließ. Der Innere Kreis, wie sie es nannten. Ein Kreis, der über die Entwicklungen im Auge entschied und zu dem ich nun ebenfalls zählte, ob ich es wollte oder nicht.
Die Rekruten wussten natürlich längst, wer ich war, egal, in welcher Basis wir unterkamen. Weil ich allerdings die Trägerin eines der Dark Sigils war und damit zu ihren Feinden gehörte, gab es immer noch viele Leute innerhalb der Rebellen, die mir mit Misstrauen begegneten.
Im Grunde war es mir egal. Ich war beim Auge, um Nessa bei der Bergung der Schattenathame zu helfen, nicht mehr und nicht weniger. Danach würden Lily und ich die Rebellen sofort wieder verlassen, so hatten wir es abgemacht.
Echo flatterte auf den Boden, verwandelte sich in eine schillernde Eidechse und glitt über den Asphalt davon, während wir das Gebäude betraten. Es war nicht viel los, am Eingang begegneten uns kaum Soldaten. Erst, als wir mit dem Fahrstuhl hochgefahren waren und im obersten Stockwerk ankamen, sahen wir die Gruppe von Leuten, die sich in dem Saal am Ende des Flurs versammelt hatte. Es war fast der gesamte Innere Kreis.
Lily und ich blieben zögerlich am Eingang stehen, während sich die Blicke auf uns richteten. Jeder der Anwesenden trug eine Reihe Sigils am Körper: Medaillons, Ringe, Armbänder, alle aufwendig geschmiedet. Jedes einzelne davon stammte aus Nessa Greenwaters Hand. Dorians Großmutter war früher die beste Sigil-Schmiedin im Mirror gewesen. Doch dann war ihre Tochter ermordet worden, und sie hatte eine Rebellion gegen die Sieben gestartet, die sie heute noch anführte.
Nur ihretwegen war das Auge so weit gekommen. Sie hatte täuschend echte Repliken der Dark Sigils hergestellt, die nun an den Händen und Hälsen der Leute um mich herum hingen: Saphirschlüssel, Schlangenbänder, Seelenringe … eine Frau neben mir trug sogar eine Kopie von Ignis am Unterarm. Als sie meinen Blick bemerkte, zog sie ihren Ärmel etwas verlegen darüber und sah zu, dass sie schnell von mir wegkam.
»Komm«, sagte Lily, und ich folgte ihr, während die Leute um den Kommandotisch herum Platz für uns machten.
Nessa saß mit dem Rücken zu uns an der Vorderseite des Tisches. Daneben: meine Mutter und einige Frauen und Männer, die weit oben in der Hierarchie des Auges standen. Natürlich war auch Dorian unter ihnen. Er musste direkt von der Trainingshalle hierhergekommen sein, jedenfalls trug er noch dieselben Klamotten.
Sie alle waren in ein Gespräch vertieft, ihre Gesichter wirkten angespannt. Ich hatte keine Ahnung, wohin Nessa und meine Mutter vor ein paar Tagen aufgebrochen waren. Meine Mutter hatte mir nur gesagt, es würde etwa zwei Wochen dauern, bis wir uns wiedersähen, und dass ich mir keine Sorgen machen müsste.
Ob ich mir Sorgen gemacht hätte, wusste ich nicht. Die Stimmung zwischen meiner Mutter und mir war auch vier Monate nach unserem Wiedersehen nicht die beste. Allerdings … Erst jetzt fiel mir auf, dass sie offenbar verletzt war. Ihr linker Arm hing in einer Schlinge, und ihre braunen Locken waren zur Seite gebunden, weil eine Mullbinde eine ihrer Schläfen verdeckte. Hinter ihr standen zwei Soldatinnen, die ebenfalls lädiert aussahen.
Lily zog mich zu ihnen hinüber. Während mir die beiden Frauen nur vage bekannt vorkamen, schien Lily genau zu wissen, wen sie vor sich hatte. Über das streng aussehende Gesicht der linken Soldatin huschte bei Lilys Anblick ein kleines Lächeln, was mich nicht wunderte. Jeder, der Lily begegnete, schloss sie umgehend ins Herz.
»Jude?«, flüsterte Lily. »Was ist passiert?« Sie deutete auf die Verletzungen der Frau. »Warum seid ihr so früh zurück?«
Die Soldatin lehnte sich näher zu Lily. »Es gab eine heftige Abby-Bündelung«, hörte ich sie sagen. »Mitten in Hongkong. Hat einen ganzen Straßenzug zerlegt. Wir hatten Pech, weil wir in der Nähe waren. Überall Chaos. Können froh sein, dass wir lebendig rausgekommen sind.«
»In Mirror-Hongkong?«, fragte Lily, aber die Frau schüttelte den Kopf.
»Nein. In Hongkong. Prime.«
»O Gott.« Lily zog ihr Comm hervor und presste die Lippen zusammen, als sie die neuesten Nachrichten auf dem Bildschirm aufrief. Ich blickte auf die Ruinen der Hochhäuser, und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken.
Bis vor kurzem waren die Bündelungen nur ein Problem des Mirrors gewesen. Die Chaosmagie hatte sich dort in der Atmosphäre gesammelt, und wann immer eine sehr große Menge Magie im Mirror freigesetzt wurde, stürzten die Abbys sich darauf. Ganze Stadtteile waren bereits zerstört worden, überall auf der Welt, in nahezu jeder Mirrorstadt.
Dass das Phänomen nun in Prime auftrat, war völlig neu. In den letzten Monaten war es ein- oder zweimal passiert, kleinere Bündelungen, aber das allein reichte schon, um mich an jenen schrecklichen Tag in London zurückzukatapultieren, als sich am Himmel die Chaosmagie zusammengezogen hatte. Tausende Schwaden schwarzer Magie, die zu Kreaturen aus Schatten wurden und sich auf uns gestürzt hatten. Damals hätten sie jeden von uns mit Leichtigkeit getötet, wenn Ignis mir mit seiner Magie nicht zur Seite gestanden hätte. Wenn Adam und ich nicht gemeinsam …
Ich merkte, wie meine Hände zu zittern begannen, und zwang mich zurück ins Hier und Jetzt. Was in London passiert war, war eine Verkettung von unglücklichen Ereignissen gewesen … zumindest hatte ich das geglaubt. Angesichts der Bilder auf Lilys Comm war ich mir jedoch nicht mehr sicher.
Hatte sich die Lage wirklich so sehr verschlechtert?
Am Tisch nahm das Gespräch eine hörbar hitzige Wendung, für einen Moment redeten alle durcheinander. Meine Mutter schaute suchend über ihre Schulter und blieb an mir hängen. Sie nickte Nessa kurz zu, die daraufhin aufstand und beide Hände hob.
»Ruhe!«, rief sie mit tiefer Stimme, was augenblicklich sämtliche Anwesenden zum Schweigen brachte. »Ihr habt gehört, was in Hongkong passiert ist. Wir hatten es schon lange befürchtet. Auf Befehl aus Septem wurde über viele Jahre hinweg gepanschte Magie in die Armenviertel gebracht. Unsere Welt wurde verschmutzt mit ihr, hat die Leute süchtig gemacht, Menschenleben gefordert. Und selbst wenn die Lieferungen dank unseres Einsatzes endlich versiegt sind – der Schaden ist nicht mehr abzuwenden. Die Chaosmagie existiert nun auch in Prime, und wir können nur hoffen, dass die Bündelungen, zu denen sie sich zusammenfindet, nicht noch stärker werden.«
Ich ballte beide Hände zu Fäusten. Auf Befehl aus Septem. Natürlich schob Nessa die Schuld für die Chaosmagie auf die Sieben. Und ja – der Befehl, die Magie so stark zu verdünnen, dass man Prime großflächig damit beliefern konnte, war tatsächlich aus Septem gekommen. Aber nicht von Adam. Nicht von einem der heutigen Sieben. Sondern von Adams Mutter. Leanore Tremblett, die damalige Mirrorlady. Und die war bereits vor knapp einem Jahr ums Leben gekommen.
Doch der Hass, der sich nun auf allen Gesichtern im Raum abzeichnete, galt einzig und allein dem amtierenden Mirrorlord. Völlig gleich, ob Adam etwas für die Lage konnte oder nicht.
»Unsere Mission in Hongkong war dennoch erfolgreich«, fuhr Nessa fort. »Wir haben sogar viel wertvollere Informationen bekommen, als wir ursprünglich angenommen haben. Informationen, nach denen wir sofort handeln müssen.« Nessa zog einen Mundwinkel hoch – eine Geste, die fast einem Lächeln gleichkam. »Um es kurz zu machen: Wir werden das Desimeter des Mirrors in unseren Besitz bringen.«
Aufgeregtes Gemurmel machte sich breit, das in verwunderte Rufe überging. Ich tauschte mit Lily einen verwirrten Blick. Was zur Hölle war ein Desimeter?
»Einige von euch wissen, dass ich das Desimeter als junge Frau selbst geschmiedet habe«, sprach Nessa weiter. »Dieses Sigil hat mich damals offiziell zur Schmiedin der Sieben gemacht. Die Ressourcen zu seiner Herstellung gibt es nicht mehr, das Desimeter ist daher einzigartig und wird es immer bleiben.«
»Tja, und genau deswegen ist das verdammte Ding besser gesichert als die Kronjuwelen!«, grölte einer der Rebellen direkt hinter ihr, ein schlaksiger Typ mit Tattoos, die ihm bis zum Kinn reichten.
Es war Edge, Lilys neuer Trainingspartner. Er trug eine Fliegerbrille auf zerzausten, grüngefärbten Locken. Ihm wurden sagenhafte Fähigkeiten in Sachen Türenknacken nachgesagt. Zusammen mit seinem Freund Blicker, der ebenfalls anwesend war und alle anderen Leute im Raum um eineinhalb Köpfe überragte, bildete er das beste Einbruchsteam des Auges. Ich war den beiden schon einmal im Mirror begegnet, als sie sich Zutritt zur Villa der Obersten Magistratin verschafft hatten. Damals waren wir allerdings noch Feinde gewesen.
»Richtig erkannt, Edge«, sagte Nessa. »Und das hat uns bedauerlicherweise bis jetzt daran gehindert, das Desimeter in Besitz zu...
Erscheint lt. Verlag | 24.5.2023 |
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Reihe/Serie | Dark Sigils | Dark Sigils |
Zusatzinfo | 3 s/w Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | All Age Roman Urban Fantasy Romance • Anna Benning Buch Bücher Jugendbücher neues Buch • Cassandra Clare Chroniken der Unterwelt Reihe • Das Mädchen das die Zeit durchbrach • Der Tag an dem die Welt zerriss • Die Liebe die den Anfang brachte • Jugendbuch Jugendbücher ab 14 vierzehn Spiegel Bestseller • Sarah J Maas Crescent City Throne of Glass Reihe • Urban Fantasy Romance Thriller Romantic Deutsch • Vortex Vortexsaga Trilogie Dark Sigils Band 1 2 3 |
ISBN-10 | 3-7336-0496-2 / 3733604962 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0496-7 / 9783733604967 |
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