City of Ghosts - Der Bote aus der Dunkelheit (eBook)

Das fesselnde Finale der Geister-Trilogie

(Autor)

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2022
304 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-28041-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

City of Ghosts - Der Bote aus der Dunkelheit - V. E. Schwab
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Spannung, Grusel und Humor - eine unwiderstehliche Mischung
Geisterjägerin Cassidy Blake und ihr gespenstischer bester Freund Jacob stürzen sich in das Getümmel von New Orleans: eine Stadt voller Magie, dunkler Botschaften und Geister. Mit der Fernsehshow ihrer Eltern geht es an die schaurigsten Orte der Stadt, doch dort wartet ein besonders gefährlicher Gegner auf Cassidy: der Bote aus der Dunkelheit. Ist Cassidy dieser Herausforderung gewachsen?

Das fesselnde Finale der Geister-Trilogie von Bestsellerautorin V. E. Schwab.


Alle Bände der City-of-Ghosts-Reihe:
Die Geister, die mich riefen (Band 1)
Im Reich der vergessenen Geister (Band 2)
Der Bote aus der Dunkelheit (Band 3)

V. E. Schwab hat ihre Leidenschaft schon früh zum Beruf gemacht und ihre Romane stehen seitdem regelmäßig auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris schlendert oder sich in einem Café in Edinburgh neue Monster ausdenkt, lebt sie in Nashville, Tennessee.

Kapitel 1


Es gibt so viele schöne Arten, aufzuwachen.

Im Sommer kann man vom Duft nach Pfannkuchen geweckt werden, im Herbst von der ersten kühlen Brise. An einem trägen Wintertag kann die ganze Welt unter einer Bettdecke vergraben sein. Dann wacht man leicht und friedvoll auf, ein sanfter Übergang vom Traum zum Tageslicht.

Und dann gibt es das: Ruckartig werden die Vorhänge vor der grellen Sonne weggezogen und auf meiner Brust landet ein sehr großer Kater.

Stöhnend bemühe ich mich, die Augen zu öffnen, und sehe, wie mich Grim anstarrt, eine schwarze Pfote direkt über meinem Gesicht.

»Runter von mir«, knurre ich und drehe mich um, sodass der Kater zur Seite aufs Bett kippt. Er wirft mir einen griesgrämigen Blick zu, stößt einen leisen Katzenseufzer aus und lässt sich noch tiefer in die Federn sinken.

»Einen schönen guten Morgen!«, zwitschert Mum viel zu fröhlich, wenn man bedenkt, dass wir gestern Abend erst angekommen sind und mein Körper keine Ahnung hat, ob es Tag oder Nacht ist. In meinem Kopf dröhnt es dumpf und ich weiß nicht, ob das am Jetlag oder an den Geistern liegt.

Die Klimaanlage des Hotels, die die ganze Nacht gebrummt hat, sorgt für eine künstliche Kälte, die mich die Bettdecke wieder hochziehen lässt. Als Mum das Fenster aufmacht, dringt keine kühle Brise ins Zimmer, sondern ein Schwall Hitze.

Es ist die stickige Hitze des Sommers.

Unten auf der Straße singt jemand mit schräger Stimme, zu der sich die leisen Töne einer Trompete gesellen. Irgendjemand lacht laut. Jemand anderes lässt etwas fallen, das scheppert wie ein leerer Topf.

In New Orleans ist es schon um 10 Uhr morgens laut.

Ich setze mich auf. Meine Locken sind total wirr und ich sehe mich müde um. Hm.

Als wir gestern Abend angekommen sind, habe ich kaum etwas wahrgenommen, sondern mir nur das Gesicht gewaschen und bin sofort ins Bett gegangen. Aber jetzt stelle ich fest, dass unser Hotelzimmer alles andere als normal ist. Nicht dass irgendein Stopp auf dieser Reise bisher »normal« gewesen wäre, aber das Hotel Kardec ist besonders merkwürdig.

Mein Bett steht in einer Ecke auf einem kleinen erhöhten Podest. Zwischen meinem Nest und dem großen Himmelbett, das meine Eltern auf der anderen Seite des Zimmers bezogen haben, befindet sich eine Sitzecke. Aber das ist nicht das Merkwürdige. Nein, merkwürdig ist, dass das ganze Zimmer in Rot und Dunkelblau dekoriert ist, mit goldenen Akzenten, und dass überall seidene oder samtene Stoffe drapiert sind, wie im Zelt einer Wahrsagerin. Die Schubladengriffe und Wandhaken sind geformt wie Hände, deren Finger verschränkt sind oder nach oben greifen.

Unsere Koffer liegen noch aufgetürmt mitten im Zimmer und drum herum sind die Kleider verstreut, die wir gestern einfach herausgezerrt haben, um nach dem Flug so schnell wie möglich ins Bett fallen zu können. Und mitten in diesem Chaos, zwischen dem Kosmetikkoffer meiner Mutter und meiner Kameratasche, sitzt Jacob Ellis Hale, mein bester Freund und mich stets begleitender Geist.

Jacob verfolgt mich seit dem letzten Frühjahr, als ich in einen Fluss gefallen bin und er mir das Leben gerettet hat. Gemeinsam haben wir uns seitdem den Gespenstern von Schottland und den Poltergeistern, Friedhöfen und Katakomben von Paris gestellt.

Er sitzt im Schneidersitz, hat die Ellbogen auf die Knie gestützt und blättert in einem aufgeschlagenen Comicheft.

Es könnte ein Luftzug sein, aber meine Mutter hat das Fenster schon wieder geschlossen.

Außerdem blättern die Seiten nur in eine Richtung und etwa so schnell, wie ein Junge lesen würde.

Wir wissen beide, dass er dazu nicht in der Lage sein sollte.

Vor einer Woche hätte er das noch nicht gekonnt und jetzt …

»Los, Cass«, ruft meine Mutter. »Hopp, hopp!«

Ich will schon protestieren, da wir erst heute Abend zu filmen beginnen, als Dad einwirft: »Wir treffen uns mit unserem Stadtführer im Café du Monde.«

Neugierig sehe ich auf. In jeder Stadt, in die wir für die Show meiner Eltern reisen, bekommen wir einen anderen Führer, jemanden, der den Ort – und seine Geheimnisse – besonders gut kennt. Ich frage mich, wie unser Führer hier sein wird. Ob er ein Zweifler ist oder tatsächlich an Geister glaubt.

Auf der anderen Seite des Zimmers machen sich meine Eltern fertig. Mum wischt Dad einen Streifen Rasierschaum von der Wange und er hilft ihr mit dem Verschluss ihres Armbands.

Im Moment sind sie einfach nur meine Eltern. Ungeschickt, streberhaft und nett. Aber heute Abend, wenn die Kameras eingeschaltet werden, verwandeln sie sich in etwas anderes: die Inspecters, die weit gereisten, Geister jagenden Erforscher des Paranormalen – überlebensgroß.

»Dabei ist dein Leben doch schon ziemlich groß«, stellt Jacob fest, ohne aufzusehen. »Oder zumindest ganz schön merkwürdig. Ich habe nie verstanden, wie ein Leben groß sein kann …«

Jacob Ellis Hale, bester Freund und Geist an meiner Seite – und ständiger Lauscher.

Abwehrend hebt er die Hände. »Ist doch nicht meine Schuld, dass du so laut denkst.«

Ich glaube, seine Fähigkeit, meine Gedanken zu lesen, hat etwas damit zu tun, dass er mich aus dem Reich der Toten zurückgeholt hat und ich ihn ins Reich der Lebenden gezogen habe. Dabei sind wir irgendwie aneinander kleben geblieben wie Haare an Kaugummi.

»Bin ich etwa der Kaugummi?«, fragt Jacob stirnrunzelnd.

Ich verdrehe die Augen. Ich finde, es wäre nur fair, wenn ich seine Gedanken auch lesen könnte.

»Vielleicht sind meine Gedanken ja nur leiser«, vermutet er.

Vielleicht ist dein Kopf ja auch leer, denke ich und strecke ihm die Zunge raus.

Er sieht mich finster an.

Ich kichere.

Meine Eltern drehen sich zu mir um.

»Sorry«, sage ich achselzuckend. »Ist nur Jacob.«

Mum lächelt, doch Dad zieht eine Braue hoch. Mum glaubt mir, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie an Jacob, den Geist, glaubt, oder an Jacob-den-eingebildeten-Freund-und-die-bequeme-Ausrede-für-ihre-Tochter-wenn-sie-mal-wieder-in-Schwierigkeiten-steckt. Dad ist definitiv kein Gläubiger in Sachen Geister und findet, dass ich langsam zu alt werde für eingebildete Freunde. Finde ich auch. Aber Jacob ist nicht eingebildet, sondern nur unsichtbar, und es ist nicht meine Schuld, dass meine Eltern ihn nicht sehen können.

Noch nicht.

Ich denke es so leise wie möglich, aber Jacob hört mich trotzdem. Die Furcht, die mit diesem Gedanken einhergeht, scheint er jedoch nicht zu bemerken, denn er steht auf und lächelt.

»Weißt du«, sagt er und haucht auf die Fensterscheibe, »vielleicht sollte ich …«

Er drückt den Zeigefinger auf die beschlagene Stelle und runzelt konzentriert die Stirn, während er ein »J« zeichnet. Zu meiner Überraschung – und zu meinem Entsetzen – zeigt sich der Buchstabe tatsächlich auf dem Glas.

Ich springe aus dem Bett und wische ihn fort, bevor meine Eltern ihn sehen.

»Spielverderber«, murmelt er, doch ich kann es jetzt wirklich nicht gebrauchen, dass meine Eltern erkennen, dass Jacob real ist, oder dass ich fast gestorben wäre, oder dass ich in meiner Freizeit Geister jage. Ich glaube kaum, dass ihnen das gefallen würde.

Bleib hier sitzen, befehle ich ihm und gehe ins Bad, um mich anzuziehen.

Mein Haar binde ich zu einem wirren Knoten hoch und versuche, nicht daran zu denken, dass mein bester Freund absolut unbestreitbar stärker wird.

Ich hole meine Kette unter dem Ausschnitt meines T-Shirts hervor und betrachte den baumelnden Spiegelanhänger. Ein Spiegel, der die Wahrheit sagt. Ein Spiegel, der den Geistern bewusst macht, dass sie tot sind. Ein Spiegel, der sie erstarren lässt, sodass ich ihren Lebensfaden zerreißen und sie weiterschicken kann.

Mein Spiegelbild sieht mir unsicher entgegen und ich versuche, nicht an den Schleier zu denken oder an die Gründe, warum die Geister auf der anderen Seite bleiben sollten. Ich versuche, nicht daran zu denken, was mit Geistern geschieht, die real genug werden, um unsere Welt zu berühren. Und ich versuche, nicht an Lara Chowdhury zu denken, die mir gesagt hat, es sei meine Aufgabe, Jacob weiterzuschicken, bevor er zu gefährlich wird, bevor, bevor …

Ich versuche, nicht an die Träume zu denken, in denen Jacobs Augen rot glühen und die Welt um ihn herum in Trümmern versinkt, in denen er nicht mehr weiß, wer ich bin oder wer er ist, und in denen ich mich entscheiden muss, ob ich meinen besten Freund rette oder alles andere. Ich versuche, an nichts davon zu denken.

Stattdessen ziehe ich mich schnell fertig an, und als ich wieder aus dem Bad komme, liegt Jacob vor Grim auf dem Boden und trägt offenbar einen Anstarr-Wettbewerb mit ihm aus. Ich rufe mir in Erinnerung, dass Jacob eben Jacob ist. Er ist kein gewöhnlicher Geist. Er ist mein bester Freund.

Plötzlich hebt Jacob den Blick und sieht mich an, und da ich weiß, dass er meine Gedanken hören kann, konzentriere ich mich stattdessen auf Grim.

Der schwarze Schwanz des Katers wischt träge hin und her und nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob Katzen – selbst völlig nutzlose Faulpelze wie Grim – mehr sehen als gewöhnliche Augen, ob sie den Schleier und die Geister dahinter so wahrnehmen können wie ich.

Ich hebe die Kamera auf, hänge mir den roten Riemen um den Hals und lege eine neue Filmrolle ein. Meine Eltern haben mich gebeten, ihre Show hinter den Kulissen zu...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2022
Reihe/Serie Die City of Ghosts-Reihe
Die City of Ghosts-Reihe
Übersetzer Tanja Ohlsen
Sprache deutsch
Original-Titel City of Ghosts #3 - Bridge of Souls
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte 2022 • ab 10 • Abenteuer • Abenteuerroman • Die Duftapotheke • eBooks • Fantasy • French Quarter • Freundschaft • Friedhof • Geister • Geistergeschichte • Geisterjäger • Grusel • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Lockwood • Louisiana • Neuerscheinung • New Orleans • spannende Fantasy Bücher • Stranger Things • Tod • Voodoo
ISBN-10 3-641-28041-9 / 3641280419
ISBN-13 978-3-641-28041-3 / 9783641280413
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