Sikander gegen die Götter, Band 1: Das Schwert des Schicksals (Rick Riordan Presents) (eBook)
416 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51118-1 (ISBN)
Sarwat Chadda ist schon sein Leben lang ein leidenschaftlicher Gamer. Nach zwanzigjähriger Berufstätigkeit im Maschinenbau hat er sich entschlossen, seiner Leidenschaft für aufregende Abenteuergeschichten zu folgen und seine sichere Karriere gegen ein höchst unsicheres neues Leben als Schriftsteller einzutauschen. Seither hat er etliche Comics, Fernsehserien und Romane geschrieben, die in Dutzende Sprachen übersetzt wurden. Auf seinen Reisen war er bereits in Afrika, dem Nahen Osten, Europa, Asien sowie in Nord- und Südamerika. Am meisten zu Hause fühlt er sich aber in London, wo er mit seiner Frau, zwei nahezu erwachsenen Töchtern und einer unnahbaren Katze lebt.
Sarwat Chadda ist schon sein Leben lang ein leidenschaftlicher Gamer. Nach zwanzigjähriger Berufstätigkeit im Maschinenbau hat er sich entschlossen, seiner Leidenschaft für aufregende Abenteuergeschichten zu folgen und seine sichere Karriere gegen ein höchst unsicheres neues Leben als Schriftsteller einzutauschen. Seither hat er etliche Comics, Fernsehserien und Romane geschrieben, die in Dutzende Sprachen übersetzt wurden. Auf seinen Reisen war er bereits in Afrika, dem Nahen Osten, Europa, Asien sowie in Nord- und Südamerika. Am meisten zu Hause fühlt er sich aber in London, wo er mit seiner Frau, zwei nahezu erwachsenen Töchtern und einer unnahbaren Katze lebt.
1
„Hilfst du mir mal mit dem Gitter, Daoud?“, bat ich nicht zum ersten Mal an diesem Abend.
Daoud reckte den Zeigefinger in die Höhe und telefonierte unbeirrt weiter. „Echt jetzt? Aus Hollywood? Wann?“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Cool. Ich komme.“
„Endlich.“ Ich seufzte laut, als er sein Handy einsteckte. Es ging schon auf Mitternacht zu, und wir hätten unseren Deli – den Imbiss meiner Eltern – schon vor einer Stunde schließen müssen. Ich zerrte an dem störrischen Rollgitter.
Daoud spannte seinen Bizeps. „Hier sind ein paar richtige Muskeln gefragt.“ Er legte die Hand um den anderen Griff.
„Bei drei …“ Ich packte mit aller Kraft zu. „Eins …“
„Drei!“
Unter lautem Getöse ratterten die stählernen Lamellen nach unten und knallten auf den Bürgersteig. Daoud ließ das Vorhängeschloss einrasten. „Yallah, Bruderherz. Ich muss los.“
Bruderherz? Daoud benahm sich, als gehörte er zur Familie, aber in Wirklichkeit war er bloß ein Typ, den mein Bruder vor zehn Jahren mal aus der Schule mitgebracht hatte. Damals war er in der fünften Klasse gewesen. Ich habe nie begriffen, was Mo eigentlich an ihm fand. Vielleicht lag es ja daran, dass es an unserer Schule nicht viele andere Kinder gab, die aus dem Irak stammten. Seit damals habe ich Daoud zwar fast tagtäglich gesehen, aber mein „Bruderherz“ war er deswegen noch lange nicht.
„Mal wieder eine Party?“, wollte ich wissen.
„Nicht alle hier wollen ihr restliches Leben am Kebab-Grill verbringen.“
„Ist ja nicht haram. Der Mensch muss schließlich essen“, erwiderte ich. „Und? Wer ist diesmal in der Stadt? Spielberg? Der Chef von Disney?“
Er grinste. „Eine wichtige Casting-Agentin aus L. A. Sie kommt zur Premierenparty von Hamilton. Du weißt schon, dieses neue Musical. Da muss ich in genau einer Stunde sein.“
Wir wandten uns dem zweiten Rollgitter zu. „Wäre es nicht einfacher, wenn du mal eine Schauspielschule besuchen würdest?“, hakte ich nach. „Oder, keine Ahnung, mal tatsächlich irgendwo mitspielen würdest?“
Daoud zog eine Grimasse. „Falls du es vergessen hast, ich hab schon in Homeland mitgespielt. Zweimal sogar.“
„Ja, genau, und jedes Mal war dein Gesicht mit einer Kufiyah verhüllt. Was für eine Rolle war das gleich noch mal? Terrorist?“
„Anführer der Terroristen!“ Ein kräftiger Ruck, und schon ratterte das Gitter nach unten.
Ich machte das Vorhängeschloss fest. „Und wann spielst du endlich mal einen richtigen Helden?“
Daoud lachte. „Leute wie wir kriegen nie die Heldenrolle. Das weißt du doch.“
„Wieso eigentlich? Weil du Araber bist oder weil du Muslim bist?“
„Such’s dir aus, Bruderherz. Such’s dir aus.“
Warum gab Daoud sich überhaupt noch Mühe? Das konnte ich nicht verstehen. Wie konnte er damit zufrieden sein, immer nur Bösewichte zu spielen?
Da war es doch weitaus vernünftiger, mit beiden Beinen auf dem harten Asphalt zu bleiben. In der Realität.
Wir betraten den Deli durch den Hintereingang und gelangten durch die vollgestopfte Küche in den Speiseraum. Das Mo’s machte nicht viel her. Die Tische passten nicht zueinander und etliche Stühle wackelten, aber der Laden war heiß. Und damit meine ich nicht nur die Zwiebeln in der Pfanne oder das Shawarma am Drehspieß, sondern auch die Leute – die waren ziemlich heiß auf unser Essen. Wir lagen direkt an der Ecke von Fifteenth Street und Siegel Street, darum hatten wir den ganzen Tag über jede Menge Laufkundschaft. Und wir waren auf arabische und mediterrane Speisen spezialisiert, also auf die beste Küche der Welt.
Wir machten morgens um 6.00 Uhr auf, um die Büroangestellten mit frischen Pitas und türkischem Kaffee zu versorgen, der so dick war, dass man einen Löffel senkrecht in die Tasse stellen konnte. Etwas später kamen dann die Leute aus der Nachbarschaft, um ein wenig zu plaudern, Backgammon zu spielen oder mit einer Tasse Pfefferminztee am Fenster zu sitzen und den Rest der Welt vorbeihasten zu sehen.
Ich hatte die Spätschicht übernommen. Ja, ich weiß, dass Dreizehnjährige eigentlich nicht arbeiten dürfen, aber Mama und Baba haben die Unterstützung bitter nötig. In Laufweite unseres Deli gibt es jede Menge Discos und Kunstgalerien, und einen besseren Start in den Abend als ein Falafel-Sandwich, gekrönt mit einem Löffel unserer berühmten Bagdadsoße, gibt es einfach nicht. An guten Abenden wird aus unserem heißen Deli ein Deli, das in Flammen steht. Man hat dann das Gefühl, als hätte sich die ganze Stadt hier bei uns versammelt.
Wenn man sein Zuhause mit tausend anderen Menschen teilt, gibt es allerdings ein Problem: Am Ende jedes Tages muss man sehr gründlich putzen, und dafür waren Daoud und ich zuständig. Aber hauptsächlich ich.
Ich schloss die Eingangstür von innen ab und legte den Schlüssel auf die Theke, während Daoud mir in aller Ausführlichkeit – und zum tausendsten Mal – seinen Karriereplan erläuterte.
„Es geht überhaupt nicht um Talent – schau dir doch bloß mal an, wer alles die ganzen Hauptrollen abgreift –, es geht darum, entdeckt zu werden. Und entdeckt wird man auf Partys. Auf den richtigen Partys.“
„Wenn du das sagst.“
„Sieh dir doch mal dieses Gesicht an. Los, sieh es dir an.“
Ich tunkte den Mopp in den Eimer mit Seifenwasser. „Ich weiß, wie du aussiehst, Daoud.“
„Sieh doch mal hin. Na los.“
Okay, zugegeben. Daoud sah unerträglich gut aus, mit Betonung auf beiden Wörtern. Kantiges Kinn, hohe Wangenknochen, dichtes, lockiges, schwarzes Haar sowie tief liegende Augenbrauen, die seine hellbraunen Augen nur noch größer erscheinen ließen. Seinen Körper hatte er im Fitnessstudio gestählt, und seine Haut war so makellos, wie es nur mit einer täglichen dreistündigen Kosmetikprozedur möglich war. Er war noch eitler als die Promi-Schnepfen in irgendwelchen Reality-Shows und gab den Großteil seines Arbeitslohns für luxuriöse Duschseifen und Versace-Rasierwasser aus. Und ich? Ich rieche gern nach gedünsteten Zwiebeln.
Daoud deutete auf sein Kinn. „Ich habe noch genau fünf Jahre, Sik, dann ist es vorbei. Dann bin ich zu alt.“
„Mit fünfundzwanzig ist man zu alt?“
„Als Frau schon mit einundzwanzig.“
„Hast du dir deshalb zum Opferfest Botox-Gutscheine gewünscht?“
Er warf einen prüfenden Blick auf sein Spiegelbild im Fenster. „Schönheit muss auch erhalten werden.“
Ich musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Ist das ein Pickel?“
„Was?!“ Seine Stimme klang entsetzt. „Wo?“
„Mitten auf der Stirn. Nicht zu übersehen.“
Er heulte laut auf und rannte ins Badezimmer, um jede einzelne Pore einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen.
Endlich hatte ich ein bisschen Ruhe. Ich zog den Eimer in die Mitte des Raums und fing an, mit langen, gleichmäßigen Zügen den Boden zu wischen.
Das Wischen war immer Mos Aufgabe gewesen. Ich war um diese Zeit schon im Bett und konnte den säuerlich-süßen Zitronenduft des Reinigungsmittels riechen, der aus dem Deli nach oben stieg, bis ich eingeschlafen war.
Einmal waren wir auf ein anderes Mittel umgestiegen, aber die Kunden hatten sich beklagt, dass das Mo’s nicht mehr so vertraut duftete wie zuvor, darum hatten wir wieder das Zitronenzeug gekauft. Man konnte Mo einfach nicht entkommen – das hier war sein Deli.
Überall an den Wänden hingen Fotos von ihm. Das größte war am Tag seines Highschool-Abschlusses entstanden und hing direkt unter dem eingerahmten Takbir, gleich neben der irakischen Flagge. Er war dort geboren worden, und obwohl er noch sehr klein gewesen war, als meine Eltern in die USA ausgewandert waren, war der Irak immer seine Heimat geblieben. Deshalb ist er auch schon während der ersten College-Ferien dorthin zurückgekehrt. Und in allen folgenden College-Ferien auch.
Ich hielt inne und sah mir die Collage an, die er aus Bildern von seinen Reisen zusammengestellt hatte – all die historischen Stätten, die bereits antik gewesen waren, als Rom noch ein kleines Dorf war. Da war er breit grinsend vor der Zikkurat von Ur zu sehen, auf einem Kamel vor den Ruinen von Ninive oder völlig verstaubt nach seinem Motorrad-Trip zu den Backsteinhügeln bei Lagash, die noch aus einer Zeit stammten, als das Land seinen altertümlichen Namen Mesopotamien getragen hatte.
Die Wiege der Zivilisation. Doch als ich die Fotos von Mo betrachtete, wie er in Flüchtlingslagern aushalf, sich am Wiederaufbau zerbombter Dörfer beteiligte und bei der Neubepflanzung von Farmen behilflich war, musste ich unwillkürlich daran denken, welche Qualen diese Wiege im Lauf der Jahrhunderte hatte erdulden müssen. Warum hatte man sie nicht einfach in Ruhe lassen können?
Auf einigen Fotos war auch ich zu sehen – an Geburtstagen oder zusammen mit Mo in Halloween-Verkleidung. Typische Geschwisterfotos eben.
Unser Deli war nicht besonders groß – acht mal drei Meter höchstens –, aber er dokumentierte Mos gesamtes Leben, vom Anfang bis zum Ende.
In erster Linie waren es die Blumen, die den Deli erst zum Mo’s machten. Mein Bruder war am Rand einer kargen Wüste geboren worden und hatte daher eine große Liebe zu Pflanzen entwickelt. Darum hatte er sich auch für ein...
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2022 |
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Reihe/Serie | Sikander gegen die Götter |
Sikander gegen die Götter | Sikander gegen die Götter |
Mitarbeit |
Cover Design: Miriam Wasmus |
Übersetzer | Leo Strohm |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | action • beschäftigung für unterwegs • Beschäftigung für Zuhause • Bilderbuch • Buch • Bücher • Fantasy Bücher • für Jungs ab 10 • für Mädchen ab 10 • Geschenk • Geschenkidee • Götter • Humor • Kinderbücher • Kindergarten • kindgerechte Spiele • Lesen • Literatur • lustig • Mythologie Buch • Neuerscheinungen Bücher 2022 • Pappbilderbuch • Rick Riordan • Rick Riordan presents • Soundbuch • Spielerisch lernen • Suchen und Entdecken • tiptoi-bücher • Von Rick Riordan empfohlen • witzig • Wortschatz erweitern • Zane gegen die Götter |
ISBN-10 | 3-473-51118-8 / 3473511188 |
ISBN-13 | 978-3-473-51118-1 / 9783473511181 |
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