Palast der Lügen 1: Vergangen ist nicht vorbei (eBook)

Magische Zeitreise-Romantasy um einen uralten finsteren Pakt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65499-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Palast der Lügen 1: Vergangen ist nicht vorbei -  Emily Bold
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Bist du bereit für die Wahrheit hinter dem Palast der Lügen? Für Sophie Dubois und ihre Familie zählt nur eines: Wann immer auf dem Pergament der Schuld wie von Zauberhand eine neue Aufgabe erscheint, gilt es, durch die Zeit zu reisen und den Auftrag zu erfüllen - bis Sophies Bruder eines Tages verschwindet. Als sie sich kurzerhand selbst in die Vergangenheit begibt, landet Sophie mitten im Paris von 1688 und am Hofe des Palasts von Versailles. Der entpuppt sich nicht nur als gefährlich für eine junge Frau, sondern auch ihr mysteriöser Auftraggeber scheint ihr nicht zu trauen. Ungefragt stellt er ihr einen Fremden zur Seite: den geheimnisvollen Valentin Delacroix. Dabei sind die Gefühle, die er in ihr weckt, alles andere als hilfreich ... Hinter schillernden Palastmauern und prunkvollen Gärten erwarten dich im Auftakt von Emily Bolds mitreißender Zeitreise-Dilogie vielschichtige, interessante Charaktere und eine knisternde Liebesgeschichte - nur merke dir: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!   //Dies ist der erste Band der »Palast der Lügen«-Reihe. Alle Romane der spannenden Liebesgeschichte im Planet!-Verlag: -- Band 1: Vergangen ist nicht vorbei -- Band 2: Frühjahr 2023//

Emily Bold, Jahrgang 1980, schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene. Ob historisch, zeitgenössisch oder fantastisch: In den Büchern der fränkischen Autorin ist Liebe das bestimmende Thema. Nach diversen englischen Übersetzungen sind Emily Bolds Romane mittlerweile auch ins Türkische, Ungarische und Tschechische übersetzt worden, etliche ihrer Bücher gibt es außerdem als Hörbuch. Wenn sie mal nicht am Schreibtisch an neuen Buchideen feilt, reist sie am liebsten mit ihrer Familie in der Welt umher, um neue Sehnsuchtsorte zu entdecken. Mehr Informationen gibt es unter: emilybold.de

Blut auf dem Parkett


Maison de Dubois, heute


Ich verspürte keinen Appetit. Das Hühnchen war golden gebräunt und im ganzen Haus roch es köstlich nach Rosmarin. Trotzdem saßen Papa und ich vor halbvollen Tellern. Ich hatte zarte weiße Hühnerbrust auf meiner Gabel. Aber ich brachte kaum einen Bissen hinunter.

»Es kommt nicht oft vor, dass Elian sich so viel Zeit lässt«, warf ich ein und zwang mich, das Stück Fleisch zu essen. Die knusprige Haut schmeckte würzig nach Paprika, trotzdem konnte ich das nicht genießen. »Als du noch die Aufträge erfüllt hast, da bist du fast immer aktiv nach Hause zurückgekehrt, richtig? Du hast nie gewartet, bis … die Zeit abgelaufen ist, oder?«, fragte ich mit vollem Mund.

Papa legte das Besteck aus der Hand und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. »Es gibt Aufträge, da braucht man jede Minute, um sie zu erfüllen. Du weißt selbst, dass manchmal die Zeit nicht reicht und wir um Aufschub bitten.« Mein Vater atmete tief durch. Dann suchte er über den Tisch meinen Blick. »Manchmal hindert uns etwas daran, selbst den Rückweg anzutreten.«

Ich würgte das Fleisch meine Kehle hinunter und packte meine Gabel fester. »Denkst du, ihm ist etwas passiert? Denkst du, Elian wurde verletzt?«

Papa schluckte. Er wischte sich mit der Serviette über den Nacken. Offenbar schwitzte er. »Ich hoffe nicht.«

»Und wenn doch?« Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Das Essen war vorbei. »Ich hole meine Tasche. Nur zur Sicherheit«, erklärte ich, ehe ich die Treppe hinauf in mein Zimmer rannte. Das ungute Gefühl, das mich bereits den ganzen Tag verfolgt hatte, wurde zunehmend stärker. Irgendetwas stimmte nicht.

Hektisch schob ich die Kissen von der Truhenbank unter dem Fenster und klappte den Deckel auf. Es war meine Notfalltruhe. Ich wühlte mich durch etliche Rollen Verbandszeug und die Bücher zum Thema Wundversorgung, bis ich meine Tasche fand. Ich riss sie heraus und hastete, ohne die nun auf dem Boden liegenden Kissen zu beachten, zurück in den Flur. Mein Vater war inzwischen die Stufen heraufgekommen und ich hakte mich bei ihm unter, da er wankte. »Kommst du mit hoch?«, fragte ich ängstlich. Ich hoffte es, denn falls Elian wirklich etwas zugestoßen sein sollte, dann würde ich Hilfe brauchen.

»Er wird uns auslachen, für unsere Sorge«, meinte Papa, wandte sich aber der Treppe ins Dachgeschoss zu. »Vermutlich hat er eine hübsche Mademoiselle kennengelernt, von der er sich nicht losreißen kann«, mutmaßte er, wobei der Schweiß auf seiner Stirn zeigte, dass er daran kaum selbst glaubte.

»Ich bring ihn um, wenn er uns wegen eines Mädchens so eine Angst macht«, rief ich, als ein lautes Poltern über uns mich plötzlich erstarren ließ. Ein Krachen, dumpf und laut – dann ein heiseres Keuchen.

»Elian!«, schrie ich und ließ Papa los. Ohne auf ihn zu warten, hastete ich immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Die Tasche schlug mir gegens Schienbein, als ich die Tür zum verbotenen Zimmer aufstieß.

Das Erste, das ich wahrnahm, war das Blut auf dem Parkett.

Da war überall Blut.

Feucht glänzend war es über den Boden verschmiert, bis zu der reglosen Gestalt, die zusammengekauert vor der durchgelaufenen Sanduhr lag. Ich ließ die Tasche los. »Elian«, keuchte ich und warf mich neben die in Lumpen gekleidete Gestalt. »Elian, was zum Teufel ist passiert?« Ich packte ihn an den Schultern und drehte ihn auf den Rücken. Dann strich ich ihm das halblange, verfilzte Haar aus der Stirn und –

Schreiend wich ich zurück. Ich schnappte nach Luft, verstand die Welt nicht mehr. Panisch presste ich mir die Hand aufs Herz und starrte entsetzt in das mir vollkommen fremde Gesicht.

»Wer ist das?«, stieß Papa in diesem Moment von der Tür aus hervor. »Wo ist Elian?«

Ich war überrascht, dass er die Fragen, die mir wie ein Wirbelsturm durch den Kopf jagten, aussprechen konnte. Ich selbst war zu keinem klaren Gedanken fähig.

Der Fremde, dessen Blut sich unaufhörlich auf unser Parkett ergoss, atmete gurgelnd ein. Mit angstgeweiteten Augen starrte er blicklos zur Decke und seine Finger zuckten suchend über den Boden.

»Sophie!« Papa klang drängend. »Wo ist Elian?«

»Was weiß denn ich?«, fuhr ich ihn an. Mein Herz hämmerte so hart, dass ich Angst hatte, das Haus würde deshalb einstürzen. Ein fremder Mann verblutete vor unseren Augen.

Ich schnappte nach Luft. Es war, als würde ich das Blut metallisch auf meinen Lippen schmecken. »Was weiß denn ich«, wiederholte ich flüsternd. Dann nahm ich meinen Mut zusammen und kroch wieder näher an den Mann, der definitiv nicht Elian war. Es wunderte mich, dass mir das nicht sofort aufgefallen war. Elians Haar war zwar wie das des Fremden etwa schulterlang und leicht gelockt, doch es war heller. Dunkles Blond. Nicht schmutzverklebt und braun. Und der Kerl war viel älter als mein achtzehnjähriger Bruder. Er hatte eine Hakennase, und als er wimmernd Atem holte, offenbarte er ein lückenhaftes Gebiss schwarzer Stumpen. Die Fingernägel starrten vor Dreck, als er die Hand an seinen blutenden Bauch hob und etwas Unverständliches keuchte.

»Er braucht Hilfe!«, japste ich, und so langsam nahm mein Gehirn seinen Dienst wieder auf. Wer auch immer das war – er brauchte dringend Hilfe. »Gib mir meine Verbandstasche!«, wies ich meinen Vater an, während ich zitternd auf den Kerl zutrat. »Und ruf den Notarzt!« Der Fremde trug einen ledernen Umhang, der mit feuchter Erde verklebt und blutbefleckt war. Das Hemd aus grober Wolle darunter war in keinem besseren Zustand. Ein schmutzverkrustetes Halstuch war unter der Kehle des Kerls gebunden und der Ärmel seiner Jacke war zerschlissen. Ich sah nicht auf, als Papa meine Tasche neben mich stellte. Hektisch kramte ich nach Handschuhen und streifte sie mir über. Dann erst schob ich den Umhang des Unbekannten auseinander und suchte nach der Ursache für das viele Blut. Ich riss das Hemd auf und schnappte entsetzt nach Luft. »Guter Gott!«, entfuhr es mir, als ich den Schnitt entdeckte, der sich über den gesamten Bauch des Mannes zog.

Papa legte mir die Hand auf die Schulter. Er klang bedauernd, wenn auch mitfühlend. »Es ist zu spät. Er wird –«

»Er ist der Einzige, der weiß, was mit Elian passiert ist! Er darf nicht sterben!«

Die Lider des Kerls flatterten schwach, aber er regte sich nicht, als ich mit ganzer Kraft versuchte, die Blutung abzudrücken. »Wo ist Elian?«, wiederholte ich kreischend, wobei mir klar wurde, dass ich von dem Mann vor mir keine Antwort erhalten würde. »Ruf den Arzt!«, schrie ich Papa wieder an, doch der kniete sich neben mich und durchsuchte stattdessen die Taschen des Fremden. Röchelnd schnappte dieser nach Luft und mein Vater wich ein Stück zurück. Ich riss erschrocken die Hände nach oben. Die schmutzigen Stiefel des Kerls kratzten über den Boden, verschmierten das Blut. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden. Er spuckte einen Schwall Blut auf sein Hemd, ehe sein Kopf kraftlos nach hinten gegen die Wand kippte. Das gurgelnde Röcheln erstarb.

»Papa!« Ich zitterte am ganzen Leib. »Was …?«

Ein letztes Mal zuckten die Beine, dann erschlaffte der ganze Körper.

Einen Moment wagte niemand auch nur zu atmen. Die plötzliche Stille hatte etwas Endgültiges an sich und der fehlende rasselnde Atem war erschreckend. Papa beugte sich über den Fremden und fühlte an dessen Kehle nach einem Puls. Dann beäugte er mich und schüttelte den Kopf.

»Oh Gott!« Ich ließ die Arme sinken und wich weiter von dem Kerl weg. »Ist er tot?« Es war unnötig zu fragen, aber ich konnte es einfach nicht glauben. Das Ganze war so schnell gegangen. Vermutlich keine Minute. Und trotzdem kam es mir vor, als säße ich bereits seit Stunden im Blut dieses Mannes.

Mein Vater nickte. Anschließend tastete er die Brust des Toten ab und durchstöberte weiter dessen Kleidung.

»Was machst du denn?«, rief ich entgeistert.

Er blickte nicht auf. »Er muss den Chronographen bei sich haben«, klärte er mich auf. »Nur wer im Besitz des Chronographen ist, kann durch die Zeit gehen. Das weißt du doch.«

Das wusste ich. Aber in diesem Moment hatte ich daran überhaupt nicht gedacht.

Papa rümpfte beim Durchforsten der Jacke des Fremden die Nase. Elender Gestank entstieg seiner Kleidung. Der Kerl hatte sich sicher Wochen nicht gewaschen. Ich schlüpfte aus den blutverschmierten Handschuhen und rieb mir dann übers Gesicht. Das war alles zu viel für mich. Mein Magen rebellierte und ich kämpfte gegen den Drang an, mich zu übergeben.

Mein Vater erstarrte. Dann drehte er sich langsam zu mir um. Er hielt den Chronographen der Zeit in Händen. Das kupferne Gerät, einer Taschenuhr nicht unähnlich, mit den vielen Zahnrädern, Gewinden und dem Zeiger, der wie eine goldene Schlange geformt war, lag reglos in der Hand meines Vaters. Es war eindeutig Elians Chronograph.

»Er hatte ihn in seiner Brusttasche«, keuchte Papa und mit einem Mal wich alle Kraft aus ihm. »Er hatte Elians Chronographen.«

Wir beide wussten, was das bedeutete. Elian würde nicht zurückkommen können.

»Er ist in Schwierigkeiten«, überlegte Papa laut und wurde ganz blass unter seinem Bart. Er sah nicht so aus, als würde er mich überhaupt wahrnehmen, als ich zu ihm krabbelte und ihm den Chronographen abnahm. Das Metall war warm und mich schauderte. Warm vom Körper des Toten. Ich vermied es, den Leichnam anzuschauen, wandte mich stattdessen meinem Vater zu.

»Und jetzt?«, fragte ich. »Was wird jetzt aus Elian? Wenn er nicht zurückkommen kann, dann …«

Papa ließ die Schultern...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Reihe/Serie Palast der Lügen
Palast der Lügen
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bridgerton • Große Liebe • Historische Liebesromane • Jugendbuch ab 12 • Jugendbuch Fantasy • Jugendbuch Neuerscheinung 2022 • Liebesgeschichte • Magie • Paris • Romantasy • romantik bücher • Teufel • Urban Fantasy • Verbotene Liebe Bücher • Zeitreise Buch
ISBN-10 3-522-65499-4 / 3522654994
ISBN-13 978-3-522-65499-9 / 9783522654999
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