Das Buch der (un)heimlichen Wünsche 1: Auf Safari (eBook)
224 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93457-1 (ISBN)
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie 'Die unlangweiligste Schule der Welt.' Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München.
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie "Die unlangweiligste Schule der Welt." Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München. Vera Schmidt wurde 1974 in Lissabon geboren. Nach einem kurzen Zeichenstudium in München studierte sie Kommunikationsdesign in Augsburg. Zunächst war sie als Art Director bei einer großen Werbeagentur tätig. Seit 2004 ist sie freie Illustratorin und lebt momentan in Stuttgart.
Noah lief am Sportplatz entlang, der sich parallel zum Gebäude erstreckte. Kurz streifte ihn Lukas’ Blick, dann stürmte sein Sitznachbar mit dem Ball in Richtung Tor. Im Schatten der alten Eichen schlich Noah bis zum Ende des Schulgeländes. Dort begann der verwilderte Garten.
Die Stimmen der anderen Kinder drangen nur noch gedämpft zu ihm. Noah blickte sich um, aber niemand schien ihn zu beobachten. Sein Herz hämmerte, als er die morsche Gartenpforte öffnete.
Auf dem Kiesweg lagen Scherben. Rings um das Gewächshaus türmten sich Töpfe und Vasen, löchrige Gießkannen und Säcke voller Blumenerde. Das Dach war mit Brettern vernagelt, die kaputte Glastür durch eine Holztür ersetzt worden.
Noah hatte ein mulmiges Gefühl. „Echt gruselig“, wisperte er. Besser, er brachte die Sache zügig hinter sich.
Die Tür war nur angelehnt. Noah quetschte sich durch den schmalen Spalt. Sofort schlug ihm der Geruch vermoderter Pflanzen entgegen.
Neben dem Eingang stand ein umgedrehter Eimer. Darauf stellte er seinen Rucksack ab und zog das Buch heraus.
Ob das wirklich funktionierte? Er erfüllte einen Wunsch und bekam seinen eigenen erfüllt. Eigentlich eine schöne Vorstellung – ein anderes Kind glücklich zu machen.
Wenn es ihm aber nicht gelang, was dann? War es ihm das Risiko wert? Für seinen Wunsch? Den einen, der sonst niemals nie in Erfüllung gehen würde?
Wie oft er schon davon geträumt hatte. Vielleicht war dieses seltsame Buch seine einzige Chance. Aber woher kam es überhaupt?
Unschlüssig strich er über den Einband.
Dann siegte seine Neugier. Er schlug das Buch auf und las noch einmal die Botschaft.
Noahs Herz pochte schneller. Er nahm den Rucksack vom Eimer, setzte sich darauf und legte das aufgeschlagene Buch auf seine Knie. In dem Moment polterte jemand von außen gegen die Holztür.
Erschrocken zuckte er zusammen.
„Hey, Kumpel, hier steckst du also!“ Lukas erschien in der Tür, schweißgebadet vom Fußballspielen. „Ich habe dich schon überall gesucht.“
Noah sprang auf und klappte das Buch zu. Sofort schoss ihm das Kleingedruckte durch den Kopf: Quatschtanten oder Drückeberger werden ihr blaues Wunder erleben!
Lukas runzelte die Stirn.
„Ähm … ist das Spiel schon vorbei?“ Unauffällig versuchte Noah, das Buch in seinem Rucksack verschwinden zu lassen.
„Was hast du da, Kumpel?“, fragte Lukas leise.
Noah entging der seltsame Unterton in seiner Stimme nicht. Fast klang sein Mitschüler … ängstlich?
„Nichts“, wiegelte er ab.
Lukas kam näher. „Darf ich mal sehen?“
„Es ist … geheim!“, stammelte Noah. Er machte einen Schritt zurück, stolperte über den Eimer – und der Rucksack rutschte ihm aus der Hand. Heraus fiel das Buch, genau vor ihre Füße.
Noah wollte es aufheben, aber Lukas verstellte ihm den Weg. „Soso … Das Buch der unheimlichen Wünsche …“, murmelte sein Sitznachbar.
Draußen lachte jemand, offenbar war Lukas nicht allein gekommen. Ein Ball donnerte gegen die Tür.
Lukas’ dunkle Augen bohrten sich in Noah. „Wenn du einen Rat haben willst“, zischte er, „schaff dir das Ding vom Hals! Vergrab es im Wald, wirf es in den Fluss! Denk nie wieder darüber nach!“
„Lukas, wo bleibst du denn?“ Noah erkannte Freds Stimme.
Lukas ging rückwärts. „Sag am Ende nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Er schaute Noah noch mal eindringlich an, dann verschwand er.
Während die Jungen sich lachend entfernten, blieb Noah allein zurück.
Mit weichen Knien sackte er auf den Eimer. Warum hatte Lukas ihn vor dem Buch gewarnt? Was wusste er darüber? War die ganze Sache am Ende doch riskanter als gedacht?
Noch einmal las er die Botschaft – zuletzt das Kleingedruckte. Möglicherweise lag da das Problem. Gefährlich war es, weil es ihm niemals gelingen würde, den Wunsch zu erfüllen! Vielleicht war das Buch nur ein mieser Streich. Und er würde sich richtig doll Ärger einhandeln.
Aber wer sollte so etwas tun? Und vor allem warum? Noah ließ das Buch sinken und überlegte fieberhaft.
Vielleicht würde Malees Wunsch es ihm verraten?
„Okay“, flüsterte Noah. „Ich lese diesen Wunsch jetzt. Wenn er zu schwierig ist, vergrabe ich das Ding und vergesse es einfach.“
Er klappte das Buch auf. Genau wie der Einband waren auch die Seiten alt und vergilbt. Einige hatten Eselsohren, auf anderen waren Tintenflecken. Aber vor allem waren sie über und über vollgekritzelt, voll mit Wünschen!
Noah begann zu lesen. Verrückt, was die anderen sich alles gewünscht hatten! Eine Reise zum Mond, ein Einhorn … Ein Junge wollte ein Gespenst zum Freund.
Noch verrückter aber war, dass die Wünsche tatsächlich wahr geworden zu sein schienen! Denn sie waren alle durchgestrichen – alle bis auf einen:
Noah überlegte. Dieser Wunsch war gar nicht so schwer zu erfüllen! Er kannte viele Leute, die so eine Reise gemacht hatten. Zum Beispiel Papas bester Kumpel, der war schon in Tansania und Namibia gewesen. Oder die Erdkundelehrerin Frau Aufdenlüften – sie war mit ihrer Tochter nach Südafrika geflogen.
Das Einzige, was ihm an dem Wunsch nicht behagte, waren die Tiere. Noah hatte Angst vor Tieren. Vor allem vor den großen, die man auf einer Safari traf: Elefanten, Nashörner … und Löwen. Er schluckte. Sollte er es doch lieber lassen?
Andererseits: Wer sagte denn, dass er mit auf die Safari musste? Malee – wer auch immer sie war – konnte ja allein verreisen. Noah würde nur dafür sorgen, dass sie ein Flugticket nach Afrika bekam. So einfach war das.
Kohle hatte er bestimmt genug. Er sparte schon seit fünf Jahren sein Taschengeld. Wenn dafür am Ende auch sein Wunsch in Erfüllung ging, opferte er es gern.
Begeistert hüpfte er auf die Füße. Ja, so würde es funktionieren. Malees Wunsch war so gut wie erfüllt! Null Komma null Gefahr für ihn.
Voller Tatendrang stopfte Noah das Buch zurück in den Rucksack. „Jetzt muss ich nur noch diese Malee finden!“, rief er gut gelaunt.
Peng! Klirr! Draußen schepperte es laut.
„Ojemine! Heute ist nicht mein Tag!“, hörte er jemanden stöhnen.
Eine alte Frau tauchte vor der staubigen Glasscheibe auf. Noah kannte ihre Stimme von irgendwoher. Vorsichtig linste er durch den Türspalt.
Gerade bückte sie sich, um einige zerbrochene Pflanzentöpfe aufzusammeln.
Es war Wilmine Wunderlich, die Schuloma! Zumindest wurde sie von den Schülerinnen und Schülern der Holunderweg-Schule so genannt. Die alte Frau putzte schon seit vielen Jahren die Klassenzimmer, reparierte kaputte Sachen oder mähte den Rasen. Rund um die Uhr werkelte sie irgendwo herum und hatte immer ein offenes Ohr für die Kinder. Wahrscheinlich wohnte sie sogar auf dem Schulgelände. Wo genau, wusste allerdings niemand.
Noah schlüpfte nach draußen. Er kniete sich neben sie und half ihr beim Einsammeln der Scherben.
„Vielen Dank, mein Junge“, sagte Frau Wunderlich. Sie richtete sich auf. „Ganz schön heiß heute, was?“
Noah erhob sich und lächelte schüchtern. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit ihr gesprochen zu haben.
Doch Frau Wunderlich redete einfach weiter. „Du suchst also Malee?“
Seine Augen wurden groß. Woher wusste sie davon, konnte sie etwa hellsehen?
Die alte Frau schmunzelte. „Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe dich vorhin gehört.“
„Äh, logo, ich … kennst du sie etwa?“ Er wurde rot. „Ähm, ich meine, kennen Sie sie etwa?“ Er stockte. Was durfte er sagen? Auf keinen Fall die Wahrheit. Das Buch war streng geheim. Noah war sich nicht einmal sicher, ob Malee überhaupt auf die Holunderweg-Schule ging.
„Selbstverständlich kenne ich Malee. Ich kenne alle Kinder in dieser Schule“, erklärte die Schuloma. „Gerade hilft sie der Direktorin bei der Suche nach der Schlange. Sie macht sich Sorgen um das Tier.“
Noah strahlte. Das musste sie sein, das passte super zu ihrem Wunsch!
„Du kannst in der Schule nach ihr schauen“, schlug Frau Wunderlich vor.
„Nein, danke.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich hab’s nicht so mit Schlangen. Also, ich meine, nicht dass ich Angst hätte oder so.“ Verlegen blickte er auf seine Schuhe.
Bestimmt würde Frau Wunderlich ihn nun für einen Angsthasen halten, genau wie Lukas.
Doch zu Noahs Erstaunen nickte sie verständnisvoll. „Reptilien sind nicht jedermanns Sache. Obwohl Nimmersatt wirklich eine ganz liebe Schlange ist.“
Noah biss sich auf die Lippe. „Hm … ja, äh, danke.“
„Keine Sorge.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Falls du Malee nicht in der Schule erwischst, kannst du sie auch morgen im Holunderweg abpassen. Sie trägt Werbung aus, hier in der Nachbarschaft.“
„Wirklich? Woher wissen Sie das? Sind Sie sicher?“ Noah konnte sein Glück kaum fassen.
Die alte Frau zuckte bloß mit den Schultern. „Es gibt kaum etwas an dieser Schule, das mir entgeht.“
Er wurde rot, als ihm auffiel, wie unhöflich seine Frage geklungen haben musste. Also fügte er schnell hinzu: „Ich wohne gleich hier in der Nähe. Hoffentlich treffe ich sie dann, es ist wirklich sehr dringend!“ Eilig warf er die Scherben in eine Tonne und lief in Richtung Pforte.
Frau Wunderlich winkte...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2022 |
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Reihe/Serie | Das Buch der (un)heimlichen Wünsche | Das Buch der (un)heimlichen Wünsche |
Illustrationen | Vera Schmidt |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer für Kinder • Abenteuer mit Tieren • Die unlangweiligste Schule der Welt • Humor für Kinder • Kinderbuch ab 8 Jahren • Kinderbuch Action • Kinderbuch Jungen ab 8 • Kinderbuch Mädchen ab 8 • Kinderbuch mit Tieren • Kinderbuch verrücktes Abenteuer • lustiges Kinderbuch • Schulgeschichte • spannendes Kinderbuch • Witzige Bilder • witziges Kinderbuch |
ISBN-10 | 3-646-93457-3 / 3646934573 |
ISBN-13 | 978-3-646-93457-1 / 9783646934571 |
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