Underworld Chronicles - Gejagt (eBook)

Buch 2

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2021 | 1. Aufl. 2021
320 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-0783-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Underworld Chronicles - Gejagt - Jackie May
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Verfolge weiter die Geschichte rund um Protagonistin Nora Jacobs und der düsteren Unterwelt Detroits ...


Kapitel 1
   


Vor einem Monat bin ich bei einem Troll eingezogen. Es läuft erstaunlich normal, wenn man über die erste Woche hinwegsieht, in der ich dabei geholfen habe, ein Dutzend verschwundener Unterweltler zu finden, dabei von einem verrückten Zauberer entführt und schließlich mit einem Messer attackiert wurde. Abgesehen davon war es ein ziemlich ruhiger Monat. Na ja, zumindest im übertragenen Sinne. Im wörtlichen schnarcht mein Troll-Mitbewohner wie eine Kettensäge auf Steroiden.

Terrance und ich haben vollkommen gegensätzliche Schlafrhythmen, also sehen wir uns nicht oft. Ihm gehören ein Nachtclub und noch ein paar andere Unternehmen in der nicht so besonders hübschen Stadt Detroit, Michigan. Ich selbst jobbe in einer Motorradwerkstatt, wo ich Ölwechsel durchführe und Reifen flicke. Es ist keine schlechte Arbeit, aber wenn in ein paar Wochen die Temperaturen richtig tief sinken, werde ich mir bestimmt wünschen, irgendwas anderes zu machen.

An diesem Nachmittag komme ich um kurz nach vier nach Hause und steige die Stufen zu unserer unterirdischen Wohnung unter der Ambassador Bridge herunter – ja, der Troll lebt unter einer Brücke. Es ist okay, zu lachen. Ich habe gelacht, als ich es erfuhr. Ich schüttle die Kälte dieses trüben Tags ab. Ich brauche einen neuen Mantel. Mein alter, abgetragener Hoodie wird nicht mehr lange ausreichen.

Terrance ist wach und isst Pizza vor dem Fernseher, als ich das Wohnzimmer am Ende der Treppe erreiche. Mit seinen fast zwei Meter dreißig, der Glatze, einem Gesicht voller Piercings, dicken Muskeln und Beinen wie Baumstämmen finden ihn die meisten Menschen furchteinflößend, doch ich finde ihn bezaubernd. Er hat umgekehrt auch eine Schwäche für mich. Er wirft einen Blick auf meine gerötete Nase und Wangen und runzelt die Stirn. »Du brauchst einen Wintermantel.«

Lächelnd stibitze ich mir ein Stück Pizza. Natürlich ist es eine Meat-Lover's-Pizza, denn Trolle sind Karnivoren. »Genau das hab ich auch eben gedacht«, sage ich mit einem Mund voller fettiger, käsiger Köstlichkeit. »Keine Sorge. Ich werde mir noch diese Woche einen besorgen.«

»Aber hoffentlich einen guten«, brummt Terrance, da er weiß – und hasst –, wie ich einkaufe. »Nicht so einen Secondhand-Müll.«

Ich verdrehe die Augen. »Ich hab mein ganzes Leben mit Secondhand-Müll überlebt. Der ist gut. Und billiger.«

»Nein, dieses Zeug taugt nichts. Du musst dich nicht mehr mit gebrauchten Dingen zufriedengeben. Du bekommst das Geld von mir. Und du kaufst dir noch heute Abend einen neuen.«

Ich versuche, nicht zu seufzen. Terrance betrachtet mich als Mitglied seines Clans und fühlt sich als Clanführer für mich verantwortlich. Darum kauft er mir ständig was. Ich bin eine Waise aus Detroit. Es ist noch untertrieben, wenn ich sage, dass ich es nicht gewohnt bin, wenn mir jemand etwas kauft.

»Du musst mir kein Geld für den Mantel geben.« Ich lasse mich neben ihm aufs Sofa sinken, damit ich besser an die Pizza komme. »Aber wo wir gerade davon sprechen ...« Ich klemme mir das Stück Pizza in den Mund, ziehe ein Bündel Geldscheine aus meiner Hosentasche und lege es auf den Couchtisch. Dann nehme ich die Pizza wieder aus dem Mund und beiße erneut ab. Als ich heruntergeschluckt habe, sage ich: »Heute war Zahltag, also ist hier schon mal ein Teil der Miete.« Als er mich schief ansieht, füge ich hinzu: »Keine Sorge. Ich hab noch genug, um mir einen Mantel zu kaufen.«

»Behalte dein Geld.« Terrance steht grunzend auf und geht in die Küche, ohne das Geld einzustecken. »Und hol dir einen guten Mantel. Einen neuen.«

Ich hab mir noch nie etwas Neues geholt.

»Wenn du es nicht tust, tu ich es.«

Während er in der Küche herumhantiert, meldet mein Handy eine eingehende Nachricht.

Parker: Nora, bitte. Gib mir bitte eine Chance. Ein Abendessen. Oder Kaffee. Es muss kein Date sein. Ich vermisse dich.

Ich vermisse ihn auch ein bisschen, dennoch ignoriere ich die Nachricht und lasse das Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden.

Parker ist der einzige anständige Vampir, den ich je getroffen habe. Wir waren letzten Monat einmal zusammen essen, während wir die verschwundenen Unterweltler gesucht haben. Es lief gut, aber seitdem habe ich seine Nachrichten und Anrufe ignoriert. Ich habe Angst vor ihm und traue ihm nicht ganz, doch gleichzeitig hat er etwas an sich, das mein Blut in Wallung bringt. Es ist fast unmöglich, ihm zu widerstehen. Und weil damit die Katastrophe vorprogrammiert ist, gehe ich ihm aus dem Weg.

Terrance kommt mit einem Bier für sich und einer Cola für mich zurück. Ich schiebe mein schlechtes Gewissen bezüglich Parker beiseite und nehme die Cola von Terrance entgegen.

»Danke.« Mit der Hälfte der Dose spüle ich den Geschmack der scharfen Wurst herunter, die Terrance und ich beide lieben. »Kauf mir keinen Mantel, Terrance. Ich bin keine Schnorrerin.«

»Du gehörst zu meinem Clan. Als Anführer muss ich für meine Schützlinge sorgen. Du musst keine Miete zahlen, und wenn du einen Mantel brauchst, ist es meine Aufgabe, dir einen zu besorgen.«

»Das ist echt nett von dir, T-Man, aber ...«

»Kein Aber. So leben Trolle nun mal. Du bist mein erstes Clanmitglied. Bitte lass mich das auf meine Art machen. Es ist mir eine Ehre.«

Ich seufze. Terrance hat einfach eine Art an sich, die es mir unmöglich macht, mit ihm zu streiten. »Meinetwegen.« Ich trinke meine Cola aus und schnappe mir ein zweites Stück Pizza. »Aber es fühlt sich trotzdem nicht richtig an.«

»Ich sage ja nicht, dass du nicht arbeiten und dir Dinge selbst kaufen kannst. Tu, was immer du willst – arbeite, geh aufs College, erlerne ein Handwerk. Lass mich einfach nur für deine Grundbedürfnisse sorgen, solange du unter meinem Dach wohnst.«

College. Eine Ausbildung. Ein richtiger Beruf. Ich schüttle den Kopf, als mich diese Vorstellung zu überwältigen droht. Niemals hätte ich mir diese Dinge je auch nur träumen lassen. Es ist verrückt, wie sehr sich mein Leben im letzten Monat verändert hat, wie beständig es zum ersten Mal überhaupt geworden ist. Ich versuche das immer noch zu verarbeiten. »Wow. Das ist ... auf jeden Fall etwas, über das ich nachdenken muss, schätze ich.«

Ich merke, dass Terrance etwas auf dem Herzen hat, als er nervös herumzappelt. Ich warte ab und esse mein Stück Pizza zu Ende. Schließlich räuspert er sich und murmelt: »Ich hab überlegt ..., dass du im Club arbeiten solltest.«

»Im Underworld? Als was?«

»Du wärst eine tolle Barkeeperin.« Terrance hebt seine schwere Schulter und lässt sie fallen. Dabei weicht er meinem Blick aus. »Du bist freundlich, offen, hübsch – außerdem wärst du als Mensch so was wie ein Kuriosum.«

Terrances Club wird nur von Unterweltlern besucht, es ist der Haupttreffpunkt aller übernatürlichen Kreaturen in Detroit. Früher hatte ich Angst vor diesem Ort und all den Monstern, die sich dort aufhalten. Doch inzwischen habe ich gelernt, dass sie nicht alle böse sind. Tatsächlich sind zufällig alle meine Freunde Unterweltler. Allerdings bin auch ich kein ganz normaler Mensch. Ich habe ein paar übernatürliche Fähigkeiten, durch die ich mehr mit der paranormalen Welt gemeinsam habe als mit der, aus der ich stamme.

Sein Lächeln sagt mir, wie gern er will, dass ich das tue. Ich verstehe nicht genau, warum. Das Underworld kann für einen Menschen wie mich gefährlich sein. Vielleicht will er, dass ich in seiner Nähe bin, oder vielleicht fühlt er sich einsam und möchte, dass wir den gleichen Zeitplan haben. Seine plötzliche gute Laune lässt mich vermuten, dass er vielleicht mit mir angeben will. Er strahlt wie ein stolzer Vater.

»Denkst du, es ist sicher für mich?« Ich hinterfrage sein Urteil nur ungern, aber nach einigen der Dinge, die ich in der Vergangenheit durch Unterweltler erlitten habe, muss ich das wissen.

Sein Gesicht wird ernst. »Darüber habe ich viel nachgedacht. Ich denke, dass es dort für dich sicherer ist als irgendwo sonst. Die Unterweltler in dieser Stadt sind nach dieser Sache letzten Monat neugierig auf dich. Ich glaube, dass es die Gerüchte ein wenig zerstreuen wird, wenn sie dich im Underworld sehen und unter meinem wachsamen Blick ihre Neugier stillen können. Dann wissen sie auch, dass du wirklich unter meinem Schutz stehst.« Sein Lächeln wird schelmisch. »Die meisten glauben nicht, dass ich einen Menschen in meinen Clan aufgenommen habe.«

Ich schnaube. »Warum wohl?« So etwas ist in der Troll-Geschichte noch nie vorgekommen.

Terrance sieht mich erwartungsvoll an, also nicke ich. »Okay, meinetwegen. Warum nicht?« Er strahlt mich an. »Danke. Wulf kann die Hilfe wirklich gebrauchen.«

»Wulf, der Werwolf-Barkeeper?«

Terrance grinst. »Mach die Witze lieber jetzt, denn er hasst es, darauf angesprochen zu werden.«

»Ich werde mein Bestes...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2021
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Band 2 • Dark Fantasy • Dark Romance • Detroit • Don't cheat me • Junge Erwachsene • Lesealter ab 16 • magic in those eyes • NORA JACOBS • Paranormal • Teil 2 • Troll Terrance • Unterwelt • Urban Fantasy • Vampire • Werwölfe • YA • Young Adult
ISBN-10 3-7517-0783-2 / 3751707832
ISBN-13 978-3-7517-0783-1 / 9783751707831
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