Das Pferd ist ein Hund (eBook)

Ein warmherziges, witziges Kinderbuch ab 10 über Familie, Freundschaft und den Alltag im Ausnahmezustand

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
240 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93496-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Pferd ist ein Hund -  Tamara Bach
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Was tun, wenn plötzlich niemand mehr vor die Haustür darf? Am besten dieses Buch lesen! Es ist Winter und so kalt, dass alle Schulen geschlossen werden. Erst kommt es Clara fast so vor wie ein langes Wochenende oder schneefrei. Aber schnell fühlt es sich gar nicht mehr lustig an. Wie gut, dass Claras kleine Schwester Luze einen unsichtbaren Hund hat, der für Aufregung sorgt. Und dann ist da ja noch Vincent, der schönste Junge der Welt, der zum Glück auch zu Hause bleiben muss. Vielleicht kann Clara ihn doch noch mit einem ihrer Witze zum Lachen bringen, wenn alle Aufgaben geschafft sind. Das neue Kinderbuch der preisgekrönten Autorin Tamara Bach erzählt von Familie, Freundschaften und Spielen, vor allem von der Hoffnung - warmherzig, witzig und voller Fantasie.

Tamara Bach, 1976 in Limburg an der Lahn geboren, studierte in Berlin Englisch und Deutsch für das Lehramt. Ihr erstes Buch, 'Marsmädchen', wurde als noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet und erhielt außerdem den Deutschen Jugendliteraturpreis. Weitere Bücher und Auszeichnungen folgten, u.a. der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2013 für 'Was vom Sommer übrig ist'. 2014 stand 'Marienbilder' auf der internationalen Auswahlliste White Ravens. Ihr Roman 'Vierzehn' wurde gleich in zwei Kategorien für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ihre Kinder- und Jugendbücher erscheinen im Carlsen-Verlag. Heute lebt und schreibt Tamara Bach in Berlin. 2021 wurde sie für ihr 'beeindruckendes literarisches Werk' mit dem James Krüss Preis ausgezeichnet! 

Tamara Bach, 1976 in Limburg an der Lahn geboren, studierte in Berlin Englisch und Deutsch für das Lehramt. Ihr erstes Buch, "Marsmädchen", wurde als noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet und erhielt außerdem den Deutschen Jugendliteraturpreis. Weitere Bücher und Auszeichnungen folgten, u.a. der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2013 für "Was vom Sommer übrig ist". 2014 stand "Marienbilder" auf der internationalen Auswahlliste White Ravens. Ihr Roman "Vierzehn" wurde gleich in zwei Kategorien für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ihre Kinder- und Jugendbücher erscheinen im Carlsen-Verlag. Heute lebt und schreibt Tamara Bach in Berlin. 2021 wurde sie für ihr "beeindruckendes literarisches Werk" mit dem James Krüss Preis ausgezeichnet!  Ulrike Möltgen, 1973 in Wuppertal geboren, studierte Kommunikationsdesign bei Wolf Erlbruch. Sie lehrte als Dozentin an der Folkwang Universität der Künste in Essen, ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und in Ausstellungen gezeigt. Zuletzt hat sie Cover und Vignetten für Tamara Bachs Das Pferd ist ein Hund angefertigt.

Also das war so ungefähr.

Luze ist irgendwann komisch geworden. Also komischer als vorher. Kleine Kinder sind ja eh komisch und Luze erst recht. Aber dann noch mehr.

Erst sind unsere Nachbarn von gegenüber, die Jakobs, weg gezogen, und das war nicht gut. Mir war das wumpe, ich hab mit denen nichts zu tun gehabt, aber mit Silas, deren Sohn, war Luze dick befreundet. Die sind also weggezogen, weil die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten konnten. Und Luze war traurig. Klar.

Mama und Gregor haben gedacht, dass Luze in der Schule schon jemanden findet, einen neuen Freund oder eine Freundin. Mama nennt das Anschluss finden.

Hat Luze aber wohl nicht. Und ist ja auch nicht so, dass Silas irgendein Freund war. Die waren wie eingeschweißt im Zweierpack, hat Mama immer gesagt. Ich glaub nicht, dass man das so leicht und so schnell wiederfindet. Aber Mama anscheinend.

Ich bin dann auch mal mit Luze auf den Kinderbauernhof, aber halt nur zweimal oder so, vielleicht war das zu wenig.

In der Schule hat sie keinen Anschluss gefunden, und daheim ist sie irgendwann auch gar nicht mehr aus unserem Zimmer rausgekommen. Egal womit Mama und Gregor sie aufheitern wollten. Oder ablenken. Kuchen backen wollte sie nicht, spazieren gehen nicht.

Und dann, und das ist uns erst später aufgefallen, war das wohl auch wegen Rosa aus dem vierten Stock. Die hätte nämlich einen Hund bekommen sollen. Das hat ewig gedauert, bis der kam. Wochenlang hat das gedauert. Und Luze hat sich so auf den Hund gefreut! Einen Monat lang hat sie nur noch Hundebilder gemalt und sich Bücher über Hunde aus der Bücherei ausgeliehen, und jedes Mal, wenn sie Rosa begegnet ist, hat sie ihr Löcher in den Bauch gefragt. Und dann kam der Hund, aber dann musste Rosa den schon nach einer Woche wieder zurückgeben. Luze hat den nicht mal zu Gesicht bekommen, weil Rosa meinte, dass der Hund nicht mit Kindern kann. Und dass sie uns dann doch lieber mag als den Hund. Deswegen durfte der auch nicht hierbleiben.

Also war der Hund weg und wie gesagt, Luze ist danach noch trauriger geworden, aber das ist uns erst später aufgefallen.

Irgendwann hat Luze nicht mal mehr mit Gregor Polnisch gesprochen.

Irgendwann hat sie fast gar nichts mehr gesagt, nur noch Ja oder Nein. Nur noch die allerallerklitzekleinsten Worte.

Da bin sogar ich traurig geworden. Und Mama und Gregor eh. Und Mama hat gesagt »Was machen wir denn nur mit Luze?«, denn kuscheln hat nicht geholfen, neue Buntstifte haben nicht geholfen, und in der Schule haben die auch keine Ahnung gehabt und nur gesagt, dass so was auch einfach wieder vorbeigehen kann. Dass sie trauert oder so, dabei ist gar niemand gestorben. Aber Luze sei so sensibel.

»Was heißt das denn?«, hab ich Mama gefragt, und die meinte irgendwas mit dünner Haut und Gefühlen, die mehr sind und größer als bei anderen. Oder so.

Luze hat auf ihrem Bett gesessen und nicht mehr über meine Musik gemeckert und nicht mehr mit meinen Spielsachen gespielt, für die sie eh zu klein ist, aber das hätte sie jetzt echt gedurft. Und sie hat auch nicht mehr andauernd geredet und gesungen, wie sonst. Irgendwie ist sie kleiner geworden und grauer. Ich dachte, irgendwann verschwindet sie einfach.

Aber dann ... Wo fang ich denn jetzt am besten an?

Also: Erst mal kam Mama auf die Idee, dass Struktur hilft. Und für sie hieß das, dass Luze Aufgaben bekommt. Im Haushalt helfen. Den Nachbarn Sachen bringen. Also, als zum Beispiel Tatiana aus dem dritten Stock sonntags mal backen wollte, aber keine Eier daheim hatte, hat Mama ein Körbchen mit Eiern befüllt und Luze musste das zu Tatiana hochbringen. Und dann hat Tatiana noch ein bisschen mit Luze gequatscht, aber nicht lange, weil Luze eben nicht mehr geredet hat.

Wäre das zwei Monate vorher passiert, dann hätte man Luze gar nicht mehr aus Tatianas Küche rausbekommen.

Also immer, wenn jemand im Hausfunk (so nennen die ihre Chatgruppe) nach was gefragt hat, dann hat Luze das bringen müssen. Wir wohnen in so einem Haus mit vielen Wohnungen, muss ich vielleicht mal erklären. Vier Stockwerke und Erdgeschoss und Dachgeschoss und dann noch ein Seitenflügel und noch ein Hinterhaus. Und auf jedem Stockwerk gibt es mindestens zwei Wohnungen, manchmal auch drei.

Und bei uns im Vorderhaus kennen sich die meisten. Also mehr als in anderen Häusern, hab ich irgendwann gemerkt. Woanders nicken sich Nachbarn allerhöchstens zu, wenn die sich begegnen.

Also Struktur hat Mama gesagt und damit eben gemeint, dass Luze Aufgaben kriegt. Die hat das einfach so gemacht, nicht gemault, nicht gemotzt, so traurig war sie, dass sie nicht mal mehr das konnte. Als ob ihr alles egal wäre.

Und plötzlich hat jeden Tag jemand im Haus was gebraucht: einen Kreuzschlitzschraubenzieher oder Wollwaschmittel oder Backpulver oder Briefumschläge oder eine Gießkanne oder einen Pümpel fürs Klo. Irgendwann hab sogar ich kapiert, dass die sich alle abgesprochen haben.

Und dann hab ich angefangen Luze zu fragen, ob sie mir hilft.

Beim Ausmalen, oder ob sie den alten Puppen von Mama die Haare kämmen kann und sie alle schön anzieht. Sie hat alles gemacht, aber so ... lustlos. Wie ein kleiner Roboter, so automatisch.

Das ist nicht besser geworden.

Bis Hotte sie zum Briefkasten um die Ecke geschickt hat, um einen Brief einzuschmeißen.

Dafür hat sie ein bisschen zu lange gebraucht. Aber als Luze dann zurückgekommen ist, hat sie zum ersten Mal seit Wochen gelächelt. Und uns wieder richtig angeschaut, ins Gesicht, in die Augen.

Und dann hat sie uns erzählt, dass sie unterwegs Flori begegnet ist und mit ihm getauscht hätte. Und SO ein tolles Geschäft, fünf Päckchen Brause (die hatte sie von Hotte fürs Briefwegbringen bekommen) gegen: einen Hund!

Mama hat gleich panisch geguckt, die kann Hunde nämlich nicht ausstehen. Und Gregor hat sich wild umgeschaut, wo denn dieser Hund ist, und ich eh.

»Ist der noch vor der Tür?«, hab ich gefragt, aber Luze hat gesagt: »Quatsch, der ist doch schon hier, bei uns in der Küche!«

Aber da war kein Hund in der Küche.

»Der ist unsichtbar«, hat Luze ganz leise gesagt, als wäre das ein Geheimnis. »Nur ich kann den sehen!«

Mama hat Gregor angeschaut und die haben so ein Augengespräch gehabt, als ob sie Gedanken übertragen könnten.

Und ich hab nur gedacht, arme Luze, jetzt hat sie Brause für Luft eingetauscht, und wenn ich Flori das nächste Mal begegne, knöpf ich mir den vor. Dabei hau ich eigentlich niemanden. Aber Flori kann sich echt in Acht nehmen vor mir.

Mama hat wohl was Ähnliches gedacht, aber netter. Wahrscheinlich wollte sie eher mit Floris Eltern reden. Aber da in der Küche wollte sie zuerst Luze zu sich auf den Schoß ziehen und umarmen. Die hat das aber nicht mit sich machen lassen. »Nee, Mama, ich hab zu tun«, hat sie gesagt und ist dann aus der Küche marschiert in unser Zimmer. Und wir hinterher.

Luze und ich teilen uns nämlich ein Zimmer. Ich hab meine Sachen auf der linken Seite, wenn man reinkommt, und Luze ihre rechts. Luze hat also Tücher und Kissen und Puppendecken und ihre alte Schmusedecke und einen Schal genommen und daraus ein Nest ... gewickelt. So sah das jedenfalls aus. Als hätte sie das schon total oft gemacht. Und dabei hat sie ganz normal wie immer geredet und gesungen.

Mit uns, dachte ich erst. Aber sie hat immer »du« gesagt, und irgendwann hab ich gedacht, ach je, die meint den Hund. Den Hund aus Luft. Den Hund, den es gar nicht gibt.

»Schau, da schläfst du, wenn du müde bist, aber nicht jetzt, jetzt ist ja Tag. Aber nachher, wenn ich auch schlafe, dann schläfst du hier, das ist dein Nest.« Und dann hat sie die Luft gestreichelt und gelächelt.

Mama ist mit Gregor raus und ich hinterher. Luze ist weiter in unserem Zimmer geblieben.

Mama stand da im Flur und hat zu Gregor gesagt: »Und jetzt?«

Gregor hat sich den Kopf gekratzt, »Hui« gesagt und dann ist er in die Küche und hat erst mal Wasser aufgesetzt. Einfach einen Topf mit Wasser vollgemacht, auf den Herd gestellt und den Herd angemacht.

»Gregor!«, hat Mama gesagt. Aber der hat dem Wasser dabei zugeschaut, wie es wärmer geworden ist, und ich hab mich gefragt, ob er jetzt Nudeln kocht, dabei war es so mitten am Nachmittag, drei Uhr oder so. Keine Nudelzeit.

Mama hat dann ihren Laptop geholt und angefangen zu googeln, was man mit unsichtbaren Hunden macht, mit eingebildeten Freunden. »Ist Luze nicht zu alt dafür?«, hat sie gefragt, vielleicht mich, vielleicht Gregor, vielleicht aber auch das Internet, und das hat wohl gesagt: Nee, ist sie nicht. Luze war zwar schon in der ersten Klasse, aber eingebildete Freunde kann man wohl sehr lange haben.

Und dann hat Mama viel gelesen und das Wasser auf dem Herd hat irgendwann gekocht und Luze hatte einen Hund aus Luft.

»Dann ist das jetzt so«, hat Mama gesagt und den Laptop wieder zugeklappt. Gregor hat sich umgedreht und Mama hat gesagt, dass das nichts Schlimmes ist, dass das sogar gut für die Entwicklung ist, und wir sollen einfach mitspielen.

»Echt?«, hab ich gefragt.

Mama hat erst Gregor angeschaut, dann mich und dann bestimmt gesagt: »Ja.«

Dann ist sie aufgestanden, um den Laptop wieder wegzubringen, und ist kurz stehen geblieben und hat noch gesagt: »Wenigstens lächelt sie wieder. Ja.«

Und Gregor hat das Wasser angeschaut, das hat vor sich hin gekocht und geblubbert, dann hat er zwei Topflappen genommen, das Wasser in die Spüle geschüttet und den Herd wieder ausgestellt....

Erscheint lt. Verlag 23.9.2021
Illustrationen Ulrike Möltgen
Zusatzinfo Mit s/w-Vignetten
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Sachbücher
Schlagworte Anna Woltz • Beste Freundin • Corona Buch für Kinder • Erste Verliebtheit • Familie • Freundschaft • Geschwister • Geschwisterbeziehung • Imaginärer Freund • James Krüss Preisträgerin • Kinderbuch ab 11 • Kinderbuch Corona • Kinderbuch Schwester • kleine Schwester • Patchworkfamilie • Patchwork Familie Kinderbuch • Preisgekrönte Autorin • Schwesternbeziehung • Streit • Unsichtbarer Freund • unsichtbare Tiere • Versöhnung • vielfach ausgezeichnete Autorin • Winter • Witze • "Wörter mit L"
ISBN-10 3-646-93496-4 / 3646934964
ISBN-13 978-3-646-93496-0 / 9783646934960
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