Insel der Sturmpferde 1: Eine Freundschaft aus Wind und Magie (eBook)

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2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93492-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Insel der Sturmpferde 1: Eine Freundschaft aus Wind und Magie -  Eva Hierteis
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Auf der Insel Maolis hat jeder Mensch ein Seelenpferd und das Band ihrer magischen Freundschaft ist unzertrennlich - ein Leben lang! Gemeinsam reiten sie schnell wie der Sturm! Band 1: Nilla und ihr Hengst Windtänzer sind unzertrennlich. Tagsüber galoppieren sie mit dem Wind um die Wette. Abends lauschen sie Meister Jun, wenn er die Legenden der Insel erzählt. Doch dann tauchen eines Nachts Luna und ihr Pferd Mondlicht auf. Nilla spürt sofort, dass die beiden ein Geheimnis umgibt. Eine fantastische Freundschaft zwischen zwei Mädchen und ihren Seelenpferden - magisch, spannend und geheimnisvoll! Eine Geschichte voller Magie, Freundschaft, wehender Mähnen und Hufgetrommel auf Sand. Die perfekte Pferde Fantasy Reihe für Mädchen ab 9 Jahren.

Eva Hierteis studierte Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Geografie und arbeitete danach viele Jahre als Lektorin in einem Kinder- und Jugendbuchverlag. Seit 2005 ist sie Autorin und hat seitdem zahlreiche Bücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Nürnberg.

Eva Hierteis studierte Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Geografie und arbeitete danach viele Jahre als Lektorin in einem Kinder- und Jugendbuchverlag. Seit 2005 ist sie Autorin und hat seitdem zahlreiche Bücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in Nürnberg. Bente Schlick wuchs in einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein auf und zeichnet seit ihrer Kindheit. Nach dem Abschluss ihres Studiums in Illustrationsdesign machte sie sich bereits mit Anfang Zwanzig selbständig. Sie lebt und arbeitet seither als freiberufliche Illustratorin in ihrer Wahlheimat Hamburg. Ihre Kunden sind große nationale sowie internationale Verlage und Agenturen.

Anila richtete sich auf dem Rücken ihres Pferdes auf und griff nach dem meerblauen Tuch in ihren Haaren. Einen Moment lang war es ganz still am Strand, als würde der Wind den Atem anhalten und darauf warten, was geschah. Nilla, wie alle sie nannten, zögerte kurz. Sollte sie es wirklich tun? Aber ihr bester Freund Tommo hatte heute keine Zeit für ein Wettrennen. Und sie musste schließlich trainieren. Es blieb ihr also nur der Wind.

Sie löste das Band und schon wogten ihr die dunklen Locken ums Gesicht. Um das Durcheinander perfekt zu machen, schüttelte sie den Kopf. Dann beugte sie sich vor, schlang die Arme um den Hals ihres Hengstes und drückte ihre Nase in sein Fell. Vor Aufregung pochte ihr Herz laut – genau wie das von Windtänzer. Sie spürte seine Wärme, die Muskeln unter dem seidigen Fell, die Kraft, die nur darauf wartete, losgelassen zu werden.

„Bereit?“, flüsterte sie ihm ins Ohr und musste lachen, weil seine Mähne sie an der Nase kitzelte. Unter ihr scharrte der Hengst mit den Hufen und tänzelte. In Nillas Hand tanzte das Tuch. Der Wind war zurückgekehrt und zupfte ungeduldig daran.

Ein letztes Mal sah Nilla sich um, ob auch sicher niemand da war. Ihr Blick wanderte über den Strand zu den schwarzen Klippen hinauf, auf denen sich niedrig gewachsene Drachenbäume im Wind bogen und ihre Äste zum Himmel streckten, als wollten sie sich an den Wolken festklammern.

Moment mal! Huschte da nicht ein Schatten hinter einen der Bäume? Manchmal hatte Nilla das Gefühl, beobachtet zu werden. York, ein Junge aus dem Dorf, ließ sie in letzter Zeit nicht aus den Augen. Offenbar hielt er sie für eine ernst zu nehmende Konkurrentin um den Sieg beim großen Rennen, das in ein paar Wochen stattfinden würde.

Erneut suchte Nilla mit ihrem Blick die Baumreihen ab. Sogar aufs Meer sah sie hinaus, von wo hohe Wellen heranrollten und sich an Felsbrocken im Wasser brachen.

Nein, keine Menschenseele weit und breit. Nur sie und ihr Pferd und die Möwen, die über ihnen kreischten. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Das war sicher nur die Angst davor, ertappt zu werden.

Nilla nahm eine aufrechte Haltung ein. Windtänzer spitzte die Ohren und schnaubte. Ihr Hengst ging mit Nilla durch dick und dünn. Stark und verspielt und unbeugsam wie der Wind selbst war er. In dieser Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich, das dunkle Mädchen und das helle Pferd. Windtänzer war der beste Freund, den Nilla sich vorstellen konnte. Er war schön und klug. Unvernünftig und dickköpfig. Und unverbrüchlich treu.

Auf Maolis, dieser windumtosten Insel fernab vom Rest der Welt, diesem Stück Vulkanland zwischen Wind und Wellen, waren Mensch und Pferd nicht nur beste Freunde, sie waren Seelengefährten und schon von Geburt an untrennbar miteinander verbunden. Hier hatte jeder Mensch sein Pferd und jedes Pferd seinen Menschen. Ohne Windtänzer fühlte Nilla sich nur halb. Alles war nur halb so schön. Sie hatte nur halb so viel Spaß und Freude und Energie.

„Dann los!“, rief Nilla und ließ das Tuch los.

Sofort riss der Wind es ihr aus der Hand und wirbelte es hoch hinauf. Einen Moment lang verharrte es dort und sie dachte schon, es würde gleich zu Boden segeln, doch dann trug eine Böe es über den Strand mit sich fort.

Ein sanfter Schenkeldruck, mehr war nicht nötig, damit Windtänzer lossprengte. In wildem Galopp jagte er hinter dem Tuch her, das mal höher, mal tiefer durch die Luft flatterte. Unter seinen Hufen stob feiner schwarzer Sand auf, der hier, unterhalb der Klippen, von Steinen und Felsbrocken durchsetzt war.

„Lauf! Lauf wie der Wind!“, trieb Nilla ihr Pferd an.

Windtänzer und sie wussten beide, dass sie das nicht tun sollten. Aber es machte einfach so viel Spaß. Nilla hatte das Gefühl, dass es dem Wind genauso ging. Hatte gerade noch ein dunkelblauer Schimmer in der Luft gelegen, so war die nächste Böe nun von einem fröhlichen Hellrosa. Dabei war es verboten, den Wind herauszufordern, den mächtigen Wolkenschieber, Regenbringer, den Gewittergroller und Flutenbeschwörer, der Leben und Vernichtung zugleich brachte. Er war unberechenbar wie ein aufbrausendes, launisches Kind, das mit seinen Kräften nicht umzugehen wusste. Deshalb gab es Menschen wie Meister Jun, die ihn besänftigten, damit er keinen schlimmeren Schaden anrichtete.

Aber Nilla hatte sich noch nie vor dem Wind gefürchtet. Wenn er durch die Gassen des Dorfes heulte und pfiff, hatte sie das Gefühl, er singe ihr ein Lied. Ließ er die Fensterläden klappern und schabte mit den Ästen der Bäume an ihrem Haus, klang das für sie wie eine Aufforderung, hinauszukommen und mit ihm zu spielen. So wie heute. Und wenn er ihr durch die Haare fuhr, war es wie ein Streicheln – rau und liebevoll.

Gerade jetzt hatte er allerdings eine wild-violette Färbung angenommen und peitschte Nilla die Locken so ins Gesicht, dass sie kaum etwas erkennen konnte. „Schneller, schneller!“, trieb sie Windtänzer an, doch eine Böe riss ihr die Worte von den Lippen.

Obwohl der silbergraue Hengst alles gab, wuchs der Abstand zu ihrem Haarband immer mehr. Nilla lehnte sich weiter vor. Sie spürte, wie Windtänzers Muskeln arbeiteten. Spürte die Gischt im Gesicht. Sie hörte das Trommeln der Hufe nicht mehr, hörte nur noch das Pochen ihres Herzens, Windtänzers Schnauben und den Wind, der in ihren Ohren rauschte. Es war, als würde sie abheben.

Am liebsten hätte sie die Arme ausgebreitet. Stattdessen hielt sie den Blick konzentriert nach vorne gerichtet, wo sich das Tuch in der Luft drehte und überschlug.

Vor ihnen tauchte eine Reihe großer schwarzer Felsbrocken auf, die von den Klippen abgebrochen waren. Bei den kräftigen Regenfällen in der Nacht zuvor waren noch ein paar neue dazugekommen.

Das Haarband segelte hoch hinauf und darüber hinweg.

„Nichts wie hinterher!“, rief Nilla und Windtänzer setzte zum Sprung an. Sie schmiegte sich eng an ihn und ging seine Bewegung mit. Dann hoben sie ab und sausten durch die Luft. Es fühlte sich nicht nur an wie Fliegen. Es war Fliegen! Und es war wunderschön. Nilla fühlte sich genauso leicht wie das Tuch, das knapp vor ihr durch die Luft flatterte. Kurz schloss sie die Augen und kam sich vor wie ein Vogel.

Als sie sie wieder öffnete, segelte das Tuch an ihrem Gesicht vorbei und sie streckte die Hand danach aus. Doch im nächsten Moment wirbelte es zur Seite und ihre Finger griffen ins Leere.

Erst als sie die Felsen schon weit hinter sich gelassen hatten, setzten Windtänzers Hufe wieder im Sand auf.

Nilla fluchte unterdrückt. Wenn sie ihr Tuch nicht bald einfing, würde es aufs Meer hinausgetrieben und wäre weg. Schon kam das Ende der Perlenbucht in Sicht. Der Strand wurde schmaler und die Felswand zur Rechten rückte näher. Ein Grasbüschel, das sich an den nackten Stein klammerte, streifte ihr Bein. Die Klippen flachten ein wenig ab und ein steil ansteigender Pfad schlängelte sich durch niedrige dornige Sträucher und Blumen, die auf kurzen Stängeln wogten, während das Meer unter ihnen zurückblieb. Nilla hatte keine andere Wahl, als das Tempo zu verlangsamen.

Plötzlich blieb das Tuch an Dornen hängen. Nilla lachte auf und wollte danach greifen, doch eine letzte kräftige Böe rauschte heran und das Tuch entglitt ihren Fingern und wirbelte aufs Meer hinaus.

Der Wind hatte einmal mehr den Sieg davongetragen.

„Mist, Mist, Pferdemist!“, fluchte Nilla. Nun musste sie ihrem Ziehvater erklären, wieso sie schon wieder ein Tuch verloren hatte. Wie das davor. Und das davor und das davor.

Aber toll war das Wettrennen trotzdem gewesen. Sie parierte Windtänzer durch und strich sich die Haare aus dem erhitzten Gesicht. Zwischen den Felsen, hüfthohen Drachenbäumen und Sträuchern ließ der Wind schlagartig nach und es wurde warm.

Der Hengst atmete genauso schwer wie sie. Anila wuschelte ihrem Pferd liebevoll durch die Mähne. „Das Rennen war Wahnsinn. Vor allem der Sprung! Und für Meister Jun lassen wir uns schon irgendeine Ausrede einfallen, oder?“ Mit gerunzelter Stirn sah sie nach Westen, wo die Sonne bereits tief hinter der schroffen Flanke des Vulkans stand. „Und zwar zackig“, murmelte sie. „Ich fürchte, es wird Zeit für uns, nach Hause zu gehen.“

Als habe er jedes Wort verstanden, setzte Windtänzer sich wieder in Bewegung und sie trabten einträchtig den Pfad hinauf, bis sie die Grasebene erreichten, auf der die Herde lebte. Hinter Büschen und Obstbäumen am Rande der Ebene konnte man am aufsteigenden Rauch bereits das Dorf erahnen.

Weit entfernten sich Mensch und Pferd nie voneinander – und auch nicht lang, aber Nilla fiel selbst die kurze Trennung über Nacht schwer. Genauso wie die, wenn Kaitlin ihr und den anderen Kindern Lesen, Schreiben, Rechnen und Heilkunde beibrachte. Sogar abends, wenn sich die Dorfbewohner ums Feuer versammelten und alte Geschichten und Legenden erzählt wurden, stahl Nilla sich manchmal für einen letzten Besuch bei Windtänzer davon, während alle anderen gebannt an Juns Lippen hingen.

Widerstrebend saß sie ab. Windtänzer neigte den Kopf und sie ließ ihre Stirn gegen seine sinken. Nillas und Windtänzers Verbindung ging noch weiter als auf Maolis ohnehin üblich. Legte sie ihre Stirn an seine, sah sie Dinge, die in seinem Kopf vorgingen, Bilder, die er gesehen hatte. Nicht immer, aber oft.

Einmal hatte Nilla Tommo gefragt, ob das bei ihm und seinem Hengst Ikarus auch so sei, aber er hatte sie nur seltsam angesehen. Also hatte sie es fortan lieber für sich behalten. Es war Windtänzers und ihr...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Reihe/Serie Insel der Sturmpferde
Insel der Sturmpferde
Illustrationen Bente Schlick
Zusatzinfo Schwarz-weiß illustriert
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Sachbücher Tiere / Pflanzen / Natur
Schlagworte Abenteuer Tiere • Buch Pferde Mädchen • Fantasy Pferdebuch • Fantatsy • Freundschaft Tier • Geschenk Mädchen ab 9 • Kinderbuch • Kinder Pferdebuch • Mädchen Fantasy • Magie • Natur Abenteuer • Pferde • Pferdebuch • Pferdefans • Reiten • Seelenpartner
ISBN-10 3-646-93492-1 / 3646934921
ISBN-13 978-3-646-93492-2 / 9783646934922
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