Die Chroniken von Mistle End 2: Die Jagd beginnt (eBook)

Fantasy für Kinder ab 10, ein magisches Abenteuer in London und Schottland

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2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Thienemann Verlag GmbH
978-3-522-61101-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Chroniken von Mistle End 2: Die Jagd beginnt -  Benedict Mirow
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Die spannende Fortsetzung von 'Der Greif erwacht' ist da! Tauche erneut ein in das Refugium der magischen Geschöpfe - Heimat für Hexen, Trolle und viele andere übernatürliche Wesen. Das Buch der verschollenen Pfade wurde gestohlen. Damit droht Mistle End große Gefahr! Um das Buch zurückzuholen, reisen Cedrik und seine Freunde Emily und Elliot heimlich nach London. Doch in London sind Gestaltwandler und Hexen nicht willkommen, denn hier herrschen die Vampire. Eine atemlose Verfolgungsjagd beginnt, auch Crutch, der dunkle Druide, und einige Dornhexen sind ihnen auf den Fersen. Auf der Tower Bridge kommt es schließlich zu einem gewaltigen Kampf. Ist Cedrik inzwischen stark genug, um gegen Crutch zu bestehen? Ein phantastisches Kinderbuch über einen jungen Druiden und die magischen Kräfte der Natur. Die besonders hochwertige Ausstattung lädt zum Verschenken ein.

Benedict Mirow wurde 1974 in München geboren. Der Ethnologe und Regisseur schreibt, dreht und produziert seit vielen Jahren Dokumentarfilme aus den Bereichen Kunst und Kultur und erstellt Filmporträts über Künstler wie Daniel Hope, Lang Lang oder Paulo Coelho. Er konnte mit seinen Filmen zahlreiche internationale Preise gewinnen, wie u.a. einen Diapason d'Or, einen International Classical Music Award und einen KLASSIK ECHO; am Erfolg des OSCAR® Gewinners Nirgendwo in Afrika von Caroline Link war er als Ethnologischer Berater maßgeblich beteiligt. Nach Zeiten in Afrika und Wien lebt und arbeitet Benedict Mirow nun mit seiner Tochter und zwei Katzen in München und schreibt phantastische Romane für Kinder.

DIE GAUKLER SIND DA


Cedrik atmete ruhig und tief. Jetzt ging es für ihn um alles. Er ließ den Drachen nicht aus den Augen, hielt den Bogen bis zum Äußersten gespannt und wartete auf den richtigen Moment. Das Monster fauchte bedrohlich.

»Du musst schon irgendwann schießen. Sonst schaffst du das nie!« Elliot lehnte lässig am Baum und grinste spöttisch.

Cedrik überhörte die Bemerkung seines Freundes einfach und konzentrierte sich weiter auf sein Ziel. Auch wenn es sich bei dem Ungeheuer vor ihm nicht um einen Drachen, sondern um eine verzauberte Blechdose handelte. Am Dach der Bretterbude, über ihm, stand auf einem Schild in verschnörkelten Buchstaben Zur großen Drachenjagd und drei kleine Rostmonster hüpften krachend und scheppernd über den Tisch, brüllten unflätige Bemerkungen und stießen dabei kleine Rauchwolken aus.

Zwei Pfeile hatte Cedrik schon verschossen, der letzte musste einfach sitzen.

Gleich! Wenn er ...

»Für jemanden aus der Stadt ist es wirklich keine Schande, wenn mal ein Pfeil danebengeht«, unterbrach Elliot seine Gedanken. »Oder zwei. Ich mein, das ist okay, wer kann da schon viel erwar–«

Jetzt!!!

Der Pfeil flitzte von der Sehne, direkt auf das magische Ziel, doch die Dose machte einen Satz, wich dem Angriff geschickt aus und kreischte hämisch. Daneben.

Enttäuscht reichte Cedrik seinem Freund den Bogen.

Elliot hob theatralisch die Arme. »Ach herrje, kein einziger Treffer! Ich zeig dir, wie man das macht.« Er schnappte sich drei neue Pfeile und schob Cedrik augenzwinkernd zur Seite. Doch kurz bevor er anlegte, hörte der ihn leise murmeln.

»Was hast du da eben gesagt?«, fragte er misstrauisch.

»Ich, äh, nichts. Doch nun sieh und staune, wie ich, Elliot Golden aus Mistle End, diese drei schrecklichen Drachen mit nur einem einzigen Schuss –«

Weiter kam er nicht. Ein Falke ließ sich im Sturzflug auf ihn fallen, fing sich mit gespreizten Flügeln ab, packte den Pfeil von der Sehne und flatterte damit auf den Baum.

»Emily!!! Bist du irre?«, rief Elliot empört.

Ein leises PLOPP! und statt eines Falken saß ein blond gelocktes Mädchen auf dem Ast. Wütend wedelte die Gestaltwandlerin mit dem Pfeil. »Ha! Ein schöner Freund bist du! Du hast den Pfeil verzaubert! Schäm dich, Bruderherz! Und so was will ein Hexenmeister sein!«

»Echt jetzt?!« Cedrik war fassungslos, musste aber sofort grinsen, als er Elliots peinlich berührten Gesichtsausdruck sah.

»Und dabei hast du es nicht mal richtig gemacht. Ich möchte wetten, dein Zauber funktioniert gar nicht!«

Sie sprang vom Ast, riss ihrem Bruder den Bogen aus der Hand, nicht ohne ihn tadelnd anzufunkeln, legte an und ließ den Pfeil von der Sehne surren, ohne auch nur hinzusehen. Der Pfeil flog eine Kurve, umkreiste die johlenden Blechdosen und verschwand irgendwo im Hinteren der Bretterbude.

»Siehst du! Als wäre es so einfach, mit –«

»Aua! He! Was soll das?«, ließ sich eine dröhnende Bassstimme aus der Marktbude vernehmen. »Welcher Trottel schießt denn mit verzauberten Pfeilen auf mich?!«

Emily erstarrte und ließ den Bogen fallen, als wäre er auf einmal glühend heiß.

Cedrik lachte schallend, packte Emily und Elliot, zog sie mit sich und prustend und kichernd machten die drei Freunde, dass sie außer Reichweite des erbosten Schießbuden-Trolls kamen. Sie flitzten um eine Ecke, tauchten unter den Armen einer erstaunten Besenverkäuferin durch und waren schon mitten im Getümmel verschwunden.

Latha na Cailliche, oder der Tag der alten Hexe, wie sie es hier in den Bergen Schottlands nannten, war in vollem Gange. Jung und Alt, Hexen, Menschen, Elben, Zwerge, und allerhand andere magischen Geschöpfe aus Mistle End und den umliegenden Highlands waren schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Die Gassen des Dorfes und der ganze Marktplatz mit dem im Boden eingelassenen Hexenstern war voller Stände, die nicht nur antik wirkende, dafür fröhlich singende Gartengeräte, seltene Kräutersamen oder wundersam schnell wachsende Blumenzwiebeln anboten, sondern auch zischende Zaubertränke, Wunder-Zucker-Lutschbonbons, und verwunschene Küchengeräte.

Dabei sahen die meisten Dinge auf den ersten Blick eigentlich ganz normal aus.

Sind sie aber nicht, dachte Cedrik und lächelte.

Wie die Lichterketten, die zwischen den kleinen Holzbuden gespannt waren. Auch er hatte erst nach einer ganzen Weile bemerkt, dass das Licht nicht etwa von Glühbirnen ausging, sondern von winzigen, kichernden Elfen, die wie Spatzen auf einer Wäscheleine saßen. Ihr ganzer, kleiner Körper schien von innen zu leuchten, und wenn sie aufgeregt mit den Flügeln flatterten, regnete es goldene Funken.

Flirrelfen. Cedrik war ein klein wenig stolz, weil er ihren Namen kannte.

Mistle End und seine magischen Bewohner waren zwar nicht mehr völlig neu für ihn, trotzdem konnte er manchmal noch immer nicht ganz glauben, dass er wirklich hier war. Und dass er dazugehörte.

Vorsichtig warf er einen Seitenblick auf seine beiden Begleiter. Schon früh am Morgen hatten sie ihn heute abgeholt. Gleich nachdem der alte Bühnenwagen und die Pferdekutschen mit den Artisten des berühmten, magischen »Circus Paradise« über das Kopfsteinpflaster der engen Gassen gerumpelt war und mit hellem Geklingel und quietschender Drehleier die Ankunft des fahrenden Volkes verkündet hatte. Seit Tagen schon waren die Zelte und Marktstände aufgebaut worden, und mit dem Eintreffen der Gaukler konnte das Fest nun endlich beginnen.

Die Stimmung war ausgelassen, alles lachte, quietschte, kicherte oder flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Es gab allerhand Bekanntes und Unbekanntes zu essen und trinken – und mehr als einmal bot Cedrik Anlass zu Gelächter, wenn er tapfer »Bulläugigen Schlabberquark« oder »Krossgebackene Hörzwabbler« probierte.

»Uah, das schmeckt ja genauso, wie es sich anhört«, hatte Cedrik mit vollem Mund gestammelt und alle Willensstärke aufbringen müssen, das gewöhnungsbedürftige Essen nicht sofort wieder auszuspucken.

Und trotzdem war er überglücklich. Es gab auf diesem Marktplatz mehr zu sehen und zu entdecken, als er es sich noch vor wenigen Wochen hätte vorstellen können.

Ja, im ganzen Dorf war tatsächlich nichts, wie es zunächst schien. Dafür sorgte der Zauber des Greifen, der das Refugium der Hexen vor den Blicken nicht eingeweihter Menschen verbarg. Bis vor Kurzem noch hatte auch Cedrik sich für einen ganz normalen Jungen gehalten. Aber normal, was heißt das schon. Bis zur Greifenprüfung, bald nach ihrer Ankunft im Dorf, als er erfahren hatte, dass er ein Druide war. Ein Kind der Erde, hatten sie ihn genannt, und nicht alle im Dorf waren über seine Ankunft erfreut gewesen. Er selbst hatte erst langsam verstanden, was das eigentlich für ihn bedeutete – Druide sein.

Seine Mutter, die er bei der Prüfung das erste Mal in seinem Leben getroffen hatte, war eine Baumnymphe, so viel wusste er. Eine Ewige. Und von ihr hatte er die Fähigkeit geerbt, nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Pflanzen zu sprechen. Und sie zu kontrollieren.

Nein. Eher sie um einen Gefallen zu bitten.

Meistens taten die Tiere und Pflanzen dann auch, was er von ihnen erwartete. Wahrscheinlich konnte er noch einiges mehr, aber ganz genau wusste er es nicht. Er übte fleißig und hatte das Gefühl, tatsächlich schon ein wenig besser geworden zu sein, aber Fragen über das »Wie« und »Warum« konnte er eigentlich niemandem stellen.

Der einzige andere Druide, der vielleicht etwas hätte wissen können und mit dem er seine Erfahrungen und Entdeckungen hätte teilen können, war spurlos verschwunden. Corvus Crutcher, den alle nur Crutch nannten, war ein Junge in seinem Alter und wie er ein Druide. Mit einem Rabendämon als Vater und einer Dornhexe als Mutter.

Mein dunkler Zwilling, dachte Cedrik und erschauderte. Trotzdem waren sie Freunde gewesen, bis zu einem dramatischen Kampf auf der Dorfmauer, der Cedrik fast das Leben gekostet hatte. Dabei hatte ihn Crutch nicht nur unbeabsichtigt um ein Haar getötet, sondern ihn auch wieder zurück ins Leben geholt. Ihn geheilt. Mithilfe der Erde.

Die Erinnerungen an Crutch, den er trotz allem noch für seinen Freund hielt, lasteten schwer auf ihm. Er hatte das Gefühl, ihn im Stich gelassen zu haben. Er fehlte ihm.

Dass er sich nun mit Emily und Elliot seit heute Morgen vom magischen Treiben auf dem Frühlingsfest verzaubern ließ, tat ihm nicht nur deswegen gut. Es gab so viel zu entdecken und so viel zu lernen, dass er jede Gelegenheit nutzte, alles um sich herum wissbegierig aufzusaugen.

Doch auch er selbst sorgte noch immer für allerhand Aufsehen. Im Dorf kannte ihn inzwischen fast jeder, aber aus den Highlands ringsum, den Bergen und Wäldern, den Flusstälern und kargen Hochmooren waren anlässlich der Festlichkeiten Trolle, Quellwichte, Waldgeister und andere magische Wesen in das Dorf gekommen.

Sie strichen schon den ganzen Tag um ihn herum, beäugten ihn aus der Ferne oder grüßten ihn freundlich. Und irgendwie hoffnungsfroh. Dass mit ihm und Crutch seit vielen Jahren wieder Druiden in Mistle End aufgetaucht waren, schien sich wie ein Lauffeuer über die Highlands verbreitet zu haben und so waren sie von nah und fern gekommen, um ihn zu sehen.

Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. So viel Aufmerksamkeit gefiel ihm gar nicht.

Hoffentlich sind sie nicht enttäu– AAAAH!

Ein Junge, nur etwa halb so groß wie Cedrik, mit wilden Locken und knallroten Bäckchen, war wie ein Sack Kartoffeln auf die Straße gekracht. Wie aus dem...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2021
Reihe/Serie Die Chroniken von Mistle End
Die Chroniken von Mistle End
Illustrationen Maximilian Meinzold
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Druide • Fabelwesen • Fantasy • Fantasyabenteuer • Fantasywelt • Freundschaft • Greif • Hexe • Kinderbücher ab 10 • Krake • London • magisch • Schmökern • Schottland • Spannung • Tiere • Tower Bridge • Übernatürlich • Vampir • Werwolf
ISBN-10 3-522-61101-2 / 3522611012
ISBN-13 978-3-522-61101-5 / 9783522611015
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