Die Nachtflüsterer - Das Beben (eBook)

(Autor)

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2021
272 Seiten
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
978-3-446-27031-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Nachtflüsterer - Das Beben - Ali Sparkes
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Kinder und Tiere retten gemeinsam die Welt. Tier-Fantasy, Action und Höchstspannung - Band 4 der mitreißenden Reihe von Ali Sparkes
Unheimliches geht vor sich. Erst wird mitten im Wald eine tote Kuh mit einem kreisrunden Loch im Bauch aufgefunden, dann erzittert der Waldboden. Genau dort, in den Wäldern Schottlands, verbringt Nachtflüsterin Tima ihre Ferien. Schnell ist auch sie beunruhigt. Kein Zweifel, die Erde bebt! Deshalb verhalten sich auch die Tiere so merkwürdig. Doch was kann Tima tun, ohne ihre Freunde Elena und Matt, die als Nachtflüsterer ebenso wie sie die Sprache der Tiere verstehen? Was Tima nicht weiß: Elena und Matt sind bereits auf dem Weg nach Schottland. Sie wurden von zwei Steinadlern alarmiert, denn Tima schwebt in höchster Gefahr! Nur vereint haben die Nachtflüsterer eine Chance, das grollende Unheil abzuwenden.

 Ali Sparkes, 1966 geboren, arbeitet als Journalistin und BBC-Moderatorin und nutzt ihre Söhne regelmäßig als häusliche Versuchskaninchen für ihre Kinderbuchmanuskripte - ihrer Ansicht nach ein fairer Tausch dafür, dass man sie als wandelnden Speise- und Getränkeautomat behandelt. Mit Die Nachtflüsterer - Das Erwachen und Die Nachtflüsterer - Die Bedrohung erschienen 2019 die ersten beiden Bände ihrer neuen Kinderbuch-Reihe, gefolgt vom dritten Band Die Nachtflüsterer - Die Verschwörung (2020). 2021 wird die Reihe mit Die Nachtflüsterer - Das Beben fortgesetzt. Ali Sparkes wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Southampton. 

2


»O nein! Halt still, Tima. Nicht bewegen! Du hast da was auf der Schulter.«

Tima erstarrte. 19 Köpfe drehten sich zu ihr um, 19 Schauspielkolleginnen und -kollegen waren durch Rowenas schrille Warnung aufgeschreckt worden. Rowena war eine echte Drama-Queen (was sie jedoch, um genau zu sein, alle waren), und ihre laute, hohe Botschaft tönte durch den Saal. Sie war hörbar um Ruhe bemüht, aber in ihrer Stimme lag Panik.

»Es ist so ’ne Art Käfer.« Rowena schüttelte sich. »Oh, jetzt ist es in deinem Haar! Bleib ganz ruhig! Kann mal jemand einen Becher holen oder ein Stück Papier oder … woaaah …«

Fieberhaft überlegte Tima, wie sie am besten reagieren sollte. Griff sie jetzt nach dem kleinen Käfer, würde er vielleicht aus ihrem Haar fliegen und den ganzen Kurs in Panik versetzen. Gut, dass sie gerade Pause hatten und Jonathon, der Leiter des Schauspielkurses, rausgegangen war, um sich einen Kaffee zu holen. Tima kannte Jonathon erst seit fünf Tagen, war sich allerdings ziemlich sicher, dass er kein Insektenfreund war. An guten Tagen hätte man ihn als launisch bezeichnen können, und sie vermutete, dass er total ausrasten würde, wenn sie mit ihrem sechsbeinigen Besucher auch nur in seine Nähe käme. Das Beste wäre jetzt wohl, zu verhandeln — allerdings waren sie und der Käfer sich gerade erst begegnet und ihr neuer Freund daher etwas unberechenbar.

Tima drehte sich um und lief zum Bühnenrand. Dort legte sie sanft die Handflächen an die Schulter und bot dem Insekt an, daraufzukrabbeln. Der Käfer — ein Schwarzer Moderkäfer, wie sie vermutete — tat es, reagierte aber gereizt: Er hob den Hinterleib und bog seinen Körper wie ein Skorpion.

Alles in Ordnung, du musst das nicht machen, sandte sie dem Käfer zu, woraufhin er den Hinterleib sofort absenkte. Was tust du überhaupt hier oben auf der Bühne?, fuhr sie fort. Kellerräume und Badezimmer — die sind doch eher dein Ding, stimmt’s? Oder ein netter, feuchter Holzstapel.

»Hast du ihn? Ist er tot?« Rowena war ihr gefolgt.

»Alles gut. Es ist tatsächlich nur ein Käfer«, erwiderte Tima und hielt Rowena die ausgestreckte Handfläche hin. »Ein Schwarzer Moderkäfer, um genau zu sein. Die können ihren Hinterleib wie Skorpione nach oben strecken«, fügte sie hinzu, als Rowena weder aufschrie noch wegrannte — etwas, wofür Tima ihr durchaus Respekt zollte. Los, sandte sie dem Käfer zu, zeig’s ihr mal. Das Tierchen hob eifrig den Hinterleib.

»Wow«, sagte Rowena »Kann der stechen?«

»Nein«, antwortete Tima, als der Käfer den Hinterleib wieder gesenkt hatte. »Aber mit seinem Gepupse könnte er Tote aufwecken.«

Rowena schrie lachend auf und schlug die Hände vor den Mund.

Auch Tima lachte und drehte sich mit dem Käfer zu einigen anderen Kursteilnehmern um, die neugierig herangekommen waren. »Er sondert sein Sekret nur ab, wenn er Angst bekommt«, sagte sie. »Jagt ihm also besser keinen Schrecken ein, sonst spritzt er mir das stinkende Zeug auf die Hand.«

»Okay, Leute, die Pause ist vorbei. Dritte Szene!« Jonathon war zurück. Er schlenderte zu Tima und ihrer kleinen Gruppe hinüber. »Kommt schon, ihr auch. Tima — was hast du denn da?«

Alle traten einen Schritt zurück, und Tima hielt fröhlich lächelnd ihre Hand mit dem Schwarzen Moderkäfer hoch. »Ach, nur einen interessanten Kä—«

»AAAAAAH!«, schrie der ausgewachsene Mann und wich entsetzt zurück. »IIIHHH

»Ist schon gut, Jonathon, das ist doch bloß …« Doch Timas sechsbeiniger Freund fühlte sich bedroht und warf den Hinterleib in die Höhe. »Keine Sorge«, sagte sie zu dem Käfer. »Ich werde dich nach draußen bringen.« Aber als sie, das winzige Insekt zwischen den Handflächen, an Jonathon vorbeilief, entkam es durch einen Spalt zwischen ihren Fingern, eierte mithilfe seiner harten, kleinen Flügel über die Bühne und … flog direkt in den kastanienbraunen Pulloverärmel des Kursleiters hinein.

Die Schreie, die nun folgten, hätten gut zu einer Sterbeszene in der Oper gepasst. Tima biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszuprusten. Sie ging hinüber, um den Käfer einzusammeln, was sich jedoch als schwierig erwies, weil Jonathon panisch mit den Armen ruderte.

»Warte kurz … Warte — halt mal still!«, rief sie. Dann wurde alles nur noch schlimmer. Plötzlich drang ein beißender Gestank aus Jonathons Wollpullover. Beharrlich klammerte sich der Käfer fest, ja, er arbeitete sich sogar noch den grob gestrickten Ärmel hinauf.

Zu allem Überfluss stieß Jonathon jetzt einen Schmerzensschrei aus. »Das Ding hat mich gestochen!«

Rowena sah Tima anklagend an. »Du hast doch gesagt, der sticht nicht!«

»Ich weiß!«, erwiderte Tima. »Aber dass er nicht beißt, habe ich nie behauptet …«

Dann stürzte Jonathon von der Bühne. Mit einem Rumms kam er auf dem roten, mit Wirbeln gemusterten Teppich vor der ersten Zuschauerreihe auf und blieb dort benommen liegen. Alle schrien erschrocken auf und rannten zu ihm. Tima war zuerst da und klaubte den Moderkäfer aus einem Loch seines Ärmels. Sie umschloss das Tierchen sicher mit der Faust und lief zum hinteren Teil des Saals. Als sie die Tür zum Foyer aufdrückte, sah sie dort eine Reihe von Eltern sitzen, die Kaffee tranken und auf das Ende der Probe warteten, um ihre Kinder nach Hause zu fahren.

Auch Mum war da. Sie stand auf, als Tima durch den Türrahmen trat und den Blick auf die chaotische Szene bei der Bühne freigab. Kurz darauf schlug die schwere Tür wieder hinter ihr zu. »Was ist passiert?«, fragte Mum.

»Bin sofort wieder da!«, quiekte Tima und rannte hinaus in den kalten Dezembernachmittag, um den Käfer in den Pflanzkübel eines Lorbeerbaumes zu setzen, der neben den Stufen zum Theater stand. Sie hatte es nicht eilig, wieder hineinzugehen. Sie setzte sich auf die Treppe, verschränkte die Arme vor der Brust, um sich zu wärmen, und beobachtete den Käfer dabei, wie er zuerst einige Kreise zog und sich dann in die Erde wühlte. Besten Dank auch, sandte sie ihm zu. Gerade jetzt, wo ich mich eingelebt hatte. Sie vermutete, dass es Jonathon gut ging und er lediglich ein großes Drama aus dem Vorfall machte. Nun ja … schließlich war es sein Job, theaterreife Szenen zu inszenieren.

Erst als ein Rettungswagen vorfuhr und die Sanitäter ins Theater rannten, begann sie, sich wirklich schuldig zu fühlen. Sie blieb, wo sie war, auf den kalten Stufen vor dem Eingang, und vergrub das Gesicht in den Händen. Dieser Weihnachtstheaterkurs sollte doch eigentlich Spaß machen und reine Erholung für sie sein. Bisher hatte sie tatsächlich viel Freude daran gehabt. Und sie hatte auch nicht mit Insekten oder Spinnentieren abgehangen. Bis auf einen netten Plausch mit einer chilenischen Vogelspinne im Zoo von Edinburgh war sie standhaft geblieben und hatte sich auf die Menschenwelt konzentriert.

Jemand setzte sich neben sie. »Ich glaube, wir beide müssen uns mal wieder ein bisschen unterhalten«, sagte Mum.

Tima seufzte. »Er ist einfach auf mir gelandet«, erklärte sie. »Dann ist er hochgeflogen und hat sich auf Jonathon gesetzt. Und der ist total ausgeflippt und von der Bühne gefallen. Ist alles in Ordnung mit ihm?«

Mum schnaubte. »Dem geht’s gut, da bin ich sicher. Die Sanitäter wollen noch ausschließen, dass er eine Gehirnerschütterung davongetragen hat, aber jemand, der so ein Spektakel veranstaltet, kann nicht ernsthaft verletzt sein. Komm rein. Hier draußen ist es zu kalt.«

Jonathon ging es tatsächlich gut. Die Rettungssanitäter untersuchten ihn gründlich und entschieden, dass er nicht ins Krankenhaus musste. Der Kurs war für heute beendet. Die Teilnehmer verließen mit ihren Eltern das Schauspielhaus, wobei sie sich lebhaft über die Käferattacke unterhielten, die den Kursleiter fast das Leben gekostet hätte.

»Keine Sorge«, sagte Rowena und umarmte Tima theatralisch. »Es ist nicht dein Fehler gewesen. Niemand gibt dir die Schuld.«

»Danke«, murmelte Tima. Als sie zu ihrer Mutter hinaufsah, war sie sich dessen jedoch nicht so sicher.

Im Auto sagte Mum eine ganze Weile gar nichts. Dann, als sie sich einen Weg über die Straßenbahnschienen bahnten, vorbei an Unmengen von Menschen, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigten, platzte es plötzlich aus ihr heraus: »Wie hast du jetzt — mitten im Winter! — überhaupt ein Insekt finden können?«

»Na ja, Schwarze Moderkäfer halten nicht unbedingt Winterschlaf«, erwiderte Tima. »Außerdem habe ich ihn nicht...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2021
Reihe/Serie Nachtflüsterer
Nachtflüsterer
Übersetzer Manuela Knetsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Night Speakers 4: Night Terror
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte action • Adler • Alea Aquarius • Animox • Aufführung • Außerirdische • besondere Fähigkeiten • Erdbeben • Fantastische Literatur • Fantasy • Ferien • Foxcraft • Fremder Planet • Freundschaft • Fuchs • Gefahr • Gift • Gut gegen Böse • Insekten • Kinderbuch • Lesefutter • Magische Kräfte • Nacht • Reihe • Schnee • Schottland • Spannung • Sprache • Star • Tanzen • Tiere • Tier-Fantasy • Urlaub • Vampir • Vögel • Weihnachten • Wildhexe • Woodwalkers • Würmer • Zusammenhalt
ISBN-10 3-446-27031-0 / 3446270310
ISBN-13 978-3-446-27031-2 / 9783446270312
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