Fünf-Kugeln-Eis-Tage mit Oma und Opa (eBook)
176 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0393-9 (ISBN)
Dagmar Chidolue, 1944 in Sensburg, Ostpreußen, geboren, zählt zu den namhaftesten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands und wurde bereits mehrfach, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet.
Dagmar Chidolue, 1944 in Sensburg, Ostpreußen, geboren, zählt zu den namhaftesten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands und wurde bereits mehrfach, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet. Susanne Göhlich, geboren 1972 in Jena, lebt in Leipzig. Neben dem Studium der Kunstgeschichte in Leipzig begann sie zu zeichnen, und dabei ist sie dann auch geblieben. Inzwischen ist sie freie Illustratorin für Plakate, Kinder- und Schulbücher.
Das beste Spiel der Welt
Es sieht aus, als würde heute Besuch kommen. Im Wohnzimmer schmückt ein bunter Blumenstrauß den gedeckten Kaffeetisch. Papa räumt in der Küche die Spülmaschine aus.
»Denk dran, dass du nachher die beiden abholen musst«, mahnt ihn Mama. Sie hat noch ihre Gammelklamotten an … Schlabberhose und bekleckertes T-Shirt.
»Öhhh …«, stößt Papa aus. »Wen soll ich abholen?«
Hat er etwa Löcher im Kopf? Das kann er doch wohl nicht vergessen haben!
»Meinen Opa!«, sagt Felix, und schon plappert seine kleine Schwester dazwischen. »Und meine Oma!«, ruft sie.
Papa meint, Oma und Opa gehören beiden Kindern … unsere Oma und unser Opa.
Okay!
Aber Opa gehört noch ein bisschen mehr zu Felix. Sie sind ja beide Männer! Und Oma ist ein wenig mehr mit Feline verwandt. Weil sie Frauen sind! Eine groß und die andere klein. Oder … eine alt und eine jung, sehr, sehr jung … Feline ist erst fünf Jahre alt. Und alt … das will Oma gar nicht hören. Sie möchte immer eine schicke Dame sein. Mit Kette!
Weil Oma und Opa zu Besuch kommen, backt Mama einen Kuchen. Leider ist es nur ein Möhrenkuchen und kein Schokokuchen.
Felix darf helfen. Er schlägt die Eier auf. Das macht er gern. Er kann das auch ganz prima! Ja! Weil er schon lange zur Schule geht. Er ist bereits in der zweiten Klasse! Und Zweitklässler sind Meister im Eieraufschlagen! Jawohl!
Feline traut sich das nicht. Sie ist ein Kindergartenkind! Anfängerin!
Beim Eieraufschlagen guckt Felix immer genau hin. Ob ein Küken drin ist! Das möchte er mal erleben!
Peng! Peng! Peng!
»Drei Eier sind genug«, meint Mama.
Vier Eier sind besser. Peng!
Ein Küken ist leider nicht drin.
Der Kuchen ist schnell gebacken. Aber Oma und Opa sind noch nicht da. Ach so … obwohl sie nicht weit weg wohnen, will Papa sie heute zusammen mit Felix und Feline abholen. Mit dem Auto!
Papa wartet schon. »Wo bleibt ihr denn?«
Gleich, Papa, gleich! Felix kramt in der Kommode nach seinem Fernglas. Er guckt, ob die beiden vielleicht doch schon zu Fuß auf dem Weg hierher sind.
Nichts ist zu sehen.
Mama hilft Feline, die rosa Glitzerkette um den Hals zu legen.
Pfff.
»Felix!«, ruft Papa. »Feline! Habt ihr keine Ohren?«
Och …, wenn jemand nach ihnen ruft, geht das bei Felix und Feline meistens … da rein, da raus. Rein in ein Ohr und raus aus dem anderen!
Felix legt sein Fernglas auf den Küchentisch. Er rennt los, mit Feline im Schlepptau. Papa wartet ein wenig ungeduldig.
Trotzdem fragt Felix: »Machen wir noch eine kleine Spritztour?«
»Nein, mein Freund«, sagt Papa. »Wir holen nur deine Großeltern ab.«
»Meine auch!«, verbessert ihn Feline. »Jaha.«
Eine kleine Spritztour wäre aber auch nicht schlecht. Felix hält jedoch lieber den Mund.
»Schnallt euch an«, sagt Papa.
Ja, ja, ja.
Schon braust er los. Felix pult erst mal mit den Händen in den Ritzen vom Sitzpolster. Papas Auto ist nämlich eine Goldgrube!
Da! Schon hat Felix etwas gefunden. Es ist hart und rund und fühlt sich an wie ein Geldstück. Eine Münze! Silber. Oder Gold. Boah!
»Darf ich behalten, was ich gefunden habe?«, fragt Felix.
»Hmhm«, murmelt Papa. Er hört gar nicht zu. Bei ihm geht es auch oft … da rein, da raus. Papa achtet nämlich nur auf den Straßenverkehr.
Feline ist neidisch, weil Felix einen Schatz gefunden hat. »Papa!«, ruft sie. »Ich will auch was finden!«
»Mach du nur«, sagt Papa. Er weiß gar nicht, wovon Feline redet, und Felix grinst. Er steckt seine Finger auch noch in die Seitenablage der Autotür. Schon wieder eine Münze! Eine rotgoldene. Mannomannomann!
»Darf ich behalten, was ich gefunden habe?«, fragt er.
»Nein!«, brüllt Feline.
Papa knurrt nur vor sich hin. Er will beim Autofahren nicht gestört werden. Wenn er knurrt, heißt das wohl … okay, okay. Jetzt könnte Felix schon ziemlich reich sein. Aber er will mal nicht so sein und gibt Feline die Hälfte von seinem Schatz ab. Dafür muss sie aber nachher tun, was er sagt!
Papa hält vor dem Haus der Großeltern. Er braucht gar nicht an der Haustür zu klingeln … Oma steht bereits auf dem Bürgersteig und wartet.
Und wo bleibt Opa?
Papa steigt aus und begrüßt Oma mit einem Küsschen. Aber er küsst nur die Luft. Dann muss Felix aussteigen, damit Oma auf die Rückbank klettern kann. Sie sitzt nämlich immer in der Mitte zwischen ihm und Feline.
Oma hält Felix ihre Wange hin. Er soll ihr ein Küsschen geben. Aber er küsst auch nur die Luft.
Dann ist Feline an der Reihe. Sie knallt Oma einen Kuss auf die Backe. Oma freut sich.
Und wo bleibt Opa?
»Schwer beschäftigt«, sagt Oma. »Er wollte unbedingt noch den Wasserhahn reparieren, und das kann dauern. Was er angefangen hat, muss er immer zu Ende bringen. Keine zehn Pferde würden ihn davon abhalten.«
Papa steht noch auf dem Bürgersteig und zögert. »Steig ein!«, fordert Oma ihn auf. »Das kann jetzt Stunden dauern.«
»Wir haben einen Kuchen gebacken«, wirft Feline ein. »Jaha.«
Oma tätschelt ihr die Hand. »Opa kann zu Fuß laufen. Ist ja nicht weit bis zu euch. Oder er nimmt den Bus.«
Papa seufzt und steigt ins Auto. Er blickt noch einmal zur Haustür. Opa ist nicht zu sehen. Schwer beschäftigt!
Oma schnallt sich an. Dabei rasselt die Kette, die sie heute über ihrer blau-weißen Bluse trägt. Es ist eine lange, lange, lange weiße Perlenkette mit zwei Reihen! Beide Stränge hat Oma zu einem Knoten geschlungen. Der baumelt genau über ihrem Busen.
Jetzt greift Oma nach Felix’ Hand und macht ein geheimnisvolles Gesicht. Felix weiß, was das bedeutet.
Richtig. Oma drückt ihm was in die Hand. Das macht sie immer. Und sie drückt auch Feline was in die Hand. Sie freut sich, wenn sie ihren Enkelkindern was in die Hand drücken kann.
Es ist Geld! Münzen! Oma ist auch eine Goldgrube.
Während der kurzen Fahrt nach Hause versucht Felix rauszubekommen, wie viel Geld seine kleine Schwester bekommen hat. Es müsste eigentlich weniger sein als seine zwei Euro. Weil sie viel jünger ist als er! Viel jünger!
Aber Feline öffnet nicht ihre Hand.
Mama hat inzwischen ein hübsches Kleid angezogen. Schick sein für Oma und Opa?
Warum nicht.
Der Kuchen riecht nach Karotten. Wonach denn sonst? Und wo ist Felix’ Fernglas geblieben?
»Immer muss ich hinter dir aufräumen«, beklagt sich Mama.
Aha … dann ist sein Fernglas wieder in der Kommode gelandet.
Mama ist sehr ordentlich. Felix nicht.
Wo hat er denn sein vieles Geld gelassen? Ach so. In der Hosentasche. Er klimpert mit den Münzen. Dann schnappt er sich das Fernglas und sieht sich mal alle Leutchen von nahem an. Mama in ihrem Mohnblumenkleid, Papas Bartstoppeln und Oma mit der blau-weißen Bluse. Ganz genau betrachtet er den fetten Knoten der Perlenkette über ihrem Omabusen.
Feline umklammert mit einer Hand ihren Goldschatz und hopst und springt wie eine kleine Ziege. Ihre Glitzerkette am Hals hüpft bei jeder Bewegung mit. Pfff. Mädchen! Feline ist wirklich ein bisschen mehr mit Oma verwandt als mit Opa. Felix hat’s gewusst.
Und wo bleibt Opa?
Das wird er sein! Es hat nämlich an der Tür geklingelt.
»Opaaa!« Feline ist bereits aufgesprungen. Sie darf schon die Tür aufmachen, obwohl sie erst ein kleines Kindergartenkind ist.
Ach … geschenkt!
Felix kann aber ziemlich gut mit Feline spielen. Nachher vielleicht … Piratenkapitän und gefangene Prinzessin? Das ist das beste Spiel der Welt!
Hmhmhmhmhm … leider, leider muss er mit Feline vorher bestimmt noch Vater-Mutter-Kind spielen. Eigentlich nur … Vater-Mutter. Kinder möchte Felix gar nicht haben. Kinder machen nur Ärger. Vater-Mutter-ohne Kind … das ist das zweitbeste Spiel der Welt. Piratenspiele sind an erster Stelle!
Bevor es mit dem besten und dem zweitbesten Spiel der Welt losgeht, müssen sie leider brav am gedeckten Tisch sitzen. Felix hört deshalb auf, die Leutchen durchs Fernglas anzustarren.
Opa lobt den Möhrenkuchen. Oma sagt nichts. Mama redet die ganze Zeit. Papa hört zu. Oder auch nicht.
»Wie schmeckt es dir, Schatz?«, will Mama nun von Papa wissen.
»Öh«, murmelt er, »öh … gut, Schatz.«
Bei Felix und Feline geht die Quatscherei der Großen … da rein, da raus.
»Wie schmeckt es euch?«, fragt Mama.
Felix schaut Feline an, und Feline schaut Felix an. Sie sind sich einig. Der Kuchen schmeckt nicht besonders gut. Nur nach Möhren!
»Ist aber gesund«, sagt Mama. »Und?«
Langsam hebt Felix eine Hand. Die zeigt mit dem Daumen nach unten. Und schließlich nimmt er noch die andere Hand dazu. Daumen runter.
Mama guckt Feline an. Felix’ Schwester sagt nichts. Aber sie macht es Felix nach. Daumen runter.
»Oh«, sagt Mama. »Dann kriegt ihr nachher auch kein Eis zu essen.«
Hmhmhmhmhm. Langsam dreht Felix die Hände. Jetzt liegen beide Daumen schon waagerecht.
Feline zögert noch. Sie blickt auf ihren Teller. Und auf den Möhrenkuchen. Dann sieht sie wieder Felix an. Nun sind ihre Daumen auch waagerecht.
»Erst der Möhrenkuchen und dann das Eis«, sagt Mama.
Langsam, ganz langsam bewegt Felix wieder seine Hände. Nun zeigen die Daumen nach oben.
Feline guckt Felix still an. Aber schließlich sind ihre beiden Daumen ebenfalls aufgerichtet.
Mama atmet...
Erscheint lt. Verlag | 28.4.2021 |
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Illustrationen | Susanne Göhlich |
Zusatzinfo | 40 farbige Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Vorlesebücher / Märchen |
Schlagworte | Alltag • Als Oma und Opa Kinder waren • Ausflug • Ausflüge mit Oma und Opa • Besuch von Oma und Opa • Eiessen • Eisessen • Eisessen mit Oma und Opa • Familien • Großeltern • Großelternsein • Mit Oma und Opa im Theater • Mit Oma und Opa im Zoo • Mit Oma und Opa verreisen • Oma • Oma und Opa als Babysitter • Opa • Spielen mit Oma und Opa • Theater • zoo |
ISBN-10 | 3-7336-0393-1 / 3733603931 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0393-9 / 9783733603939 |
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