Die kleine Ameise und der Teppich (eBook)
72 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-2684-3 (ISBN)
Christina de Groot wurde in Hamburg geboren. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien beschloss sie, fortan als Schriftstellerin zu leben. Ihre Geschichten sind stets mit großer Phantasie und einer besonderen Liebe zum Wort geschrieben. Es sind Geschichten, die aus dem tiefsten Herzen kommen und zutiefst im Herzen berühren. Christina de Groot ist Autorin der Bestseller Der sehr hohe Zaun, Die Zaubertinte sowie Die Pilzbibliothek. Außerdem sind von ihr erschienen: Die kleine Pfütze, Die kleine Spinne, die noch übte und Willi Hummel.
„Nee, nee, nee!“ rief die kleine Raupe. Die drei roten Haare auf ihrem Kopf standen jetzt fast senkrecht.
„Und wieso?“ Die kleine Ameise stemmte zwei ihrer Arme in eine ihrer Taillen.
„Darum!“ antwortete die kleine Raupe. „Und damit basta!“ sprach’s, wandte sich ab und kroch davon.
„Du bist echt blöd, weißt Du das?“ rief ihr die kleine Ameise hinterher. „Richtig blöd! Spinnenkackepupseblöd! Nur damit Du das weißt!“ Sie strecke ihre Zunge raus, obwohl die kleine Raupe sie gar nicht mehr beachtete oder zumindest so tat. Aber der kleinen Ameise tat es gut.
„Blöder Wurm!“ fügte sie halblaut hinzu. Sie runzelte verärgert die Stirn und schaute der wegkriechenden Raupe hinterher.
„Manno!“ rief sie und trat gegen einen Kirschkern, der in hohem Bogen davon flog.
„Aua!“ flüsterte sie gleich darauf und hielt sich den Fuß, mit dem sie den Kirschkern weggekickt hatte. Er war doch ziemlich groß gewesen. „Aber ich habe es geschafft!“ sagte sie laut, stolz darauf, wie weit der Kirschkern geflogen war.
Sie ließ ihren Fuß los. „Und jetzt?“
„Alles klar, Kumpel?“ Aus den Grashalmen neben ihr war eine etwas größere Ameise gesprungen. Sie trug ein rot-weiß gemustertes Stirnband und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. „Uaaa-já! Zack! Zong! Bus!“ rief sie, während sie einen Grashalm nach dem anderen mit ihren Händen halbierte.
„Warum so verärgert?“
„Blöde Raupe!“ antwortete die kleine Ameise und zeigte in die Richtung, in die die kleine Raupe verschwunden war.
„Wieso?“ Die Ameise mit dem rot-weißen Stirnband halbierte drei weitere Grashalme.
Die kleine Ameise antwortete nicht.
„Wozu brauchst Du sie denn? Die Raupe, meine ich.“ Die eine Hand schnellte zur Seite und halbierte einen weiteren Grashalm.
„He? Was willst Du von ihr?“
„Ich…“ Die kleine Ameise schaute sie wortlos an.
„Mensch, Kumpel! Was auch immer es ist - das kannst Du doch auch ohne sie! Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber hast Du vergessen, was ich Dir immer sage: Du kannst alles, was Du willst! Du musst nur an Dich glauben und ob Deine Träume wahr werden, nicht davon abhängig machen, was die Anderen sagen oder tun!“ Sie schaute die kleine Ameise durchdringend an. „Die, die Dir wirklich helfen können, die richtigen Anderen, die werden auftauchen! Glaub’ mir! Mach’, was Du tun willst und lass Dich nicht von Denen davon abhalten, die Deinen Traum nicht teilen! Es ist Dein Traum, Kumpel! Und an den solltest Du glauben, an den und an Dich!“ Sie hielt kurz inne. „Es geht doch um Deinen Traum, oder?“
„Ach, Biskuit!“ Die kleine Ameise seufzte tief.
„Was „Ach, Biskuit!“? Worum geht es? Und warum ist Dir die Raupe so wichtig? Die, die, nebenbei gesagt, Dir gerade den Hintern zugedreht hat, soviel konnte ich noch erkennen.“
„Weil sie mal meine Freundin war. Und außerdem hat sie so viele Hände und Füße, das wäre ideal!“
„So, jetzt aber Butter bei die Fische, wie unsere Kumpel in Hamburg sagen. Ich bin Dein bester Freund! Mir kannst Du es doch erzählen: Worum genau geht es? Und was hat es mit der Raupe und Dir auf sich? Kumpel, ich will alles ganz genau wissen! Eins nach dem Anderen, und schön deutlich, bitte!“ Biskuit schaute die kleine Ameise auffordernd an. „Ich höre!“
Die kleine Ameise seufzte erneut. „Wo fange ich am besten an?“ sagte sie halblaut.
„Am besten vorne.“ antwortete Biskuit. „Dann hab ich die größte Chance, alles zu verstehen!“
„Also…es war so:“ Und dann erzählte die kleine Ameise, dass sie eines Nachts aufgewacht war, einfach so, mitten in der Nacht, und da hatte sie diesen Teppich vor sich in der Luft gesehen, den schönsten Teppich, den sie jemals zuvor gesehen hatte! Er war aus den allerschönsten Farben gewebt, die man sich nur vorstellen konnte und hatte geleuchtet und gestrahlt, so dass es ganz hell gewesen war um sie herum, und es war doch eigentlich Nacht gewesen. Und die kleine Ameise hatte nur Eins gewollt: hingehen und sich darauf setzen und für immer darauf sitzen bleiben, ihr ganzes Leben wollte sie auf diesem wunderschönen Teppich verbringen!
Da hatte der Teppich auf einmal angefangen zu sprechen: „Sieh mich genau an!“ hatte er gesagt. „Merk Dir jede Farbe und jedes noch so kleine Muster! Denn Du bist Diejenige, die mich weben wird!“
„Weben? Ich?“ hatte die kleine Ameise gedacht.
Sie hatte gerade aufstehen und den Teppich berühren wollen, vielleicht sogar ein bisschen darauf herumkrabbeln. Da hatte es leise „Zzzzisch!“ gemacht - und der Teppich war verschwunden.
„Wie jetzt?“ hatte sie gedacht. „Und nun???“
Sie war trotzdem aufgestanden und dorthin gegangen, wo sie den Teppich gesehen hatte. Aber da war nichts mehr gewesen. Nur Luft und darunter Erdboden und Gras und ein paar Tannennadeln, so wie immer. „Komischer Traum!“ hatte sie geflüstert und gegähnt.
Zu ihrer Verwunderung hatte sie plötzlich dieses starke Kribbeln gespürt, im ganzen Körper, so, als würde sie auf einer Stromleitung stehen. Und sie hatte nur noch einen Wunsch gehabt: Den Teppich zum Leben zu erwecken!
Sie hatte ihn genauso weben wollen, wie er ausgesehen hatte und sie hatte jede noch so kleine Kleinigkeit gewusst, ohne lange darüber nachzudenken. Es war, als hätten ihre Augen den Teppich fotografiert und das Photo in ihrem Kopf deutlich sichtbar aufgehängt.
„Wie ist das möglich?“ hatte sie geflüstert.
Dann hatte sie sich umgeschaut. Hatte ihr vielleicht Jemand einen Streich gespielt? Aber da war weit und breit nichts und niemand zu sehen gewesen und auch nichts zu hören.
„Sonderbar!“ hatte sie gedacht. „Und jetzt?“
Sie hatte das Gefühl gehabt, als wäre sie hellwach. Im nächsten Moment jedoch hatte sie herzhaft gegähnt. „Vielleicht sollte ich noch ein wenig schlafen.“ hatte sie zu sich selber gesagt und hatte erneut gegähnt. „Vielleicht habe ich diesen Teppich morgen früh auch schon wieder vergessen. Schließlich war es ja nur ein Traum!“ Sie war zurück unter ihr Schlafblatt gekrochen, hatte wieder gegähnt und war im nächsten Moment eingeschlafen.
Sie hatte von dem Teppich geträumt, wie sie die Fäden dafür herstellte, die Farben verrührte und jeden einzelnen der Fäden einfärbte, sah sich im Traum Stück für Stück den Teppich weben, und war glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben! Alles ging leicht und wie von selbst! Selig lächelnd hatte sie im Traum den ganzen Teppich gewebt.
Irgendwann hatte sie ein Sonnenstrahl an der Nase gekitzelt.
„Sonne? Mitten in der Nacht?“ hatte sie gedacht. „Und wie kommt ein Sonnenstrahl unter mein Schlafblatt?“ Sie hatte die Augen geöffnet - und mitten in das Gesicht ihrer Cousine gesehen, Ann-Lou, über deren Kopf hinweg die Sonne auf sie geschienen hatte.
„Na, Du Langschläfer?“ hatte diese grinsend gesagt. Sie hatte ihr Schlafblatt in der Hand gehalten und sie fragend angesehen.
„Alles o.k.? Du schläfst doch sonst nicht so lange?“
Die kleine Ameise hatte gegähnt, einmal, zweimal, dreimal.
„Na, das muss ja eine anstrengende Nacht gewesen sein!“ hatte ihre Cousine lachend gesagt. „Hast Du trotzdem Lust auf einen Spaziergang?“
Die kleine Ameise hatte genickt, sich gereckt und gestreckt und war aufgestanden. …
„Und dann hast Du alles Deiner Cousine erzählt!“ Biskuit war ganz aufgeregt.
„Das war ja das Komische!“ antwortete die kleine Ameise. „Es war, als konnte ich kein Wort darüber sprechen. Ganz eigenartig war das. Zuerst dachte ich, ich bin vielleicht doch noch sauer, weil sie mir das Schlafblatt weggezogen hat. Das kann ich nämlich gar nicht leiden! Aber damit hatte es nichts zu tun!“
„Hast Du Dich nicht getraut?“
„Nein! Es war mehr so, wie soll ich es sagen, als sollte ich noch nicht darüber sprechen. Macht das Sinn?“
„Geht so. Und die Raupe? Was hat die Raupe damit zu tun? Ihr scheinst Du es ja erzählt zu haben.“
„Na ja…also…“
„Wie jetzt? Hast Du oder hast Du nicht?“
„Ein bisschen. Aber die Raupe hat mich nicht verstanden, sondern mich nur ganz komisch angesehen. Sie war vollkommen unbeeindruckt. Das war ein schreckliches Gefühl! Da habe ich schnell wieder aufgehört, zu erzählen. Ich hab mich ziemlich schlecht gefühlt, dass ich ihr überhaupt Etwas erzählt habe!“
„Und wieso hast Du ihr von dem Teppich erzählt?“
„Weil…ich dachte, sie könnte mir helfen mit ihren vielen Händen und Füßen. Da...
Erscheint lt. Verlag | 4.5.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-7519-2684-4 / 3751926844 |
ISBN-13 | 978-3-7519-2684-3 / 9783751926843 |
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