Die Brüder Löwenherz (eBook)

Vielfach preisgekrönter fantastischer Abenteuer-Klassiker für Kinder ab 9 Jahren
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2019 | 1. Auflage
240 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-96052-127-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Brüder Löwenherz -  Astrid Lindgren
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Jeden Abend erzählt Jonathan seinem kleinen Bruder Krümel vom Land Nangijala - dem Land der Sagen und der Märchen. Nangijala ist das Land, in das die Menschen nach dem Tode kommen. Und bald ist es soweit - Jonathan und Krümel treffen sich in dem geheimnisvollen Paradies, in dem alle Menschen friedlich zusammen leben. Doch das Leben in Nangijala wird von einem grausamen Tyrannen bedroht - und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer für die Brüder Löwenherz ... Astrid Lindgrens fantastischer Abenteuerroman für Kinder wurde vielfach ausgezeichnet und u. a. für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Astrid Lindgren (1907?-?2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die 'wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten' (DIE ZEIT) wurde u.?a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ilon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden 'Astrid Lindgren-Gedächtnispreis' nominiert.

Astrid Lindgren (1907 – 2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die "wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten" (DIE ZEIT) wurde u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ilon Wikland, 1930 in Estland geboren, studierte Kunst in Stockholm und London und arbeitet als freie Illustratorin. 1954 begann ihre Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren, aus der mehr als dreißig Bücher hervorgegangen sind. Sie prägte über Generationen das Bild von Astrid Lindgrens Kindern aus Bullerbü, Karlsson vom Dach oder Ronja Räubertochter. Ilon Wikland wurde für ihr Gesamtwerk mit dem Elsa-Beskow-Preis ausgezeichnet und bereits mehrfach für den international bedeutenden "Astrid Lindgren-Gedächtnispreis" nominiert.

3


Dann geschah es. Etwas Seltsameres habe ich nie erlebt. Ganz plötzlich stand ich einfach vor der Gartenpforte und las auf dem grünen Schild: Die Brüder Löwenherz.

Wie kam ich dorthin? Wann flog ich? Wie konnte ich den Weg finden, ohne jemanden danach zu fragen? Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich plötzlich dort stand und das Namensschild an der Gartenpforte sah.

Ich rief nach Jonathan. Mehrmals rief ich ihn, doch er antwortete nicht. Und da fiel es mir ein. Er saß natürlich unten am Fluss und angelte.

Ich lief los. Den schmalen Pfad hinunter zum Fluss. Ich lief und lief – und dort unten auf der Brücke saß Jonathan. Mein Bruder, er saß dort, sein Haar leuchtete im Sonnenschein, und auch wenn ich es hier zu erzählen versuche, so lässt sich doch nicht beschreiben, welch ein Gefühl es war, ihn wiederzusehen.

Er hörte mich nicht kommen. Ich versuchte »Jonathan« zu rufen, weinte aber wohl, denn ich brachte nur einen leisen, komischen Laut hervor. Jonathan hörte mich trotzdem. Er blickte hoch. Zunächst schien es, als erkenne er mich nicht wieder. Doch dann schrie er auf, warf die Angel ins Gras, stürzte auf mich zu und packte mich, als wolle er sich vergewissern, dass ich wirklich gekommen war. Und da weinte ich nur noch ein bisschen. Warum sollte ich denn noch weinen? Ich hatte mich ja nur so sehr nach ihm gesehnt.

Doch Jonathan lachte, und wir standen dort auf der Uferböschung und hielten uns umschlungen und freuten uns darüber, dass wir wieder zusammen waren, mehr, als ich sagen kann.

Und dann sagte Jonathan: »Na also, Krümel Löwenherz, jetzt bist du endlich da!«

Krümel Löwenherz, das klang wirklich komisch, wir kicherten beide darüber. Und dann lachten wir und lachten immer mehr, als wäre es das Lustigste, das wir je gehört hatten. Dabei war es wohl nur so, dass wir etwas zum Lachen brauchten, weil es vor Freude in uns blubberte. Und während wir noch lachten, fingen wir an, miteinander zu rangeln, hörten dabei aber nicht auf zu lachen. Nein, wir lachten so, dass wir ins Gras fielen und uns kugelten und immer noch mehr lachten, und schließlich rollten wir vor Lachen in den Fluss und lachten im Wasser weiter, bis ich dachte, wir ertrinken.

Stattdessen aber fingen wir an zu schwimmen. Ich habe nie schwimmen können, obwohl ich mir immer gewünscht hatte, es zu lernen. Jetzt konnte ich es plötzlich.

Ich schwamm richtig gut.

»Jonathan, ich kann schwimmen!«, schrie ich.

»Klar kannst du schwimmen!«, rief Jonathan. Und da fiel mir etwas auf.

»Jonathan, hast du was gemerkt?«, fragte ich. »Ich huste nicht mehr.«

»Klar hustest du nicht mehr«, sagte Jonathan. »Du bist ja jetzt in Nangijala.«

Ich schwamm eine ganze Weile umher, und dann kletterte ich auf die Brücke und stand dort pudelnass, das Wasser floss nur so aus meinem Zeug. Und weil die Hose an meinen Beinen klebte, konnte ich deutlich sehen, was geschehen war. Glaubt es oder nicht: Meine Beine waren jetzt kerzengerade, genau wie Jonathans.

Und da kam mir der Gedanke, ob ich wohl auch ebenso schön geworden war? Ich fragte Jonathan danach. Fragte ihn, ob ich vielleicht auch hübscher geworden sei.

»Schau doch in den Spiegel«, sagte er und meinte den Fluss damit. Denn das Wasser war so klar und still, dass man sich darin spiegeln konnte. Ich legte mich bäuchlings auf die Brücke und guckte über den Rand und sah mich im Wasser, konnte aber keine besondere Schönheit an mir entdecken. Jonathan legte sich neben mich, und wir lagen lange da und guckten uns, die Brüder Löwenherz, dort unten im Wasser an: Jonathan mit seinem Goldhaar und seinen Augen und seinem hübschen Gesicht und ich mit meinem strähnigen Haar und meiner Knubbelnase.

»Nein, dass ich schöner geworden bin, kann ich nicht finden«, sagte ich.

Doch Jonathan meinte, es sei ein großer Unterschied gegen früher.

»Und außerdem siehst du ganz gesund aus«, sagte er.

Und erst jetzt fühlte ich es. Erst jetzt auf der Brücke spürte ich, dass ich durch und durch gesund und froh war, und wozu brauchte ich dann auch noch schön zu sein? Mein ganzer Körper war ohnehin so glücklich, dass es darin irgendwie lachte. Wir lagen dort eine Weile und ließen uns von der Sonne wärmen und sahen den Fischen zu, die unter der Brücke hin und her schwammen. Aber dann wollte Jonathan heimgehen, und das wollte ich auch, denn ich war neugierig auf diesen Reiterhof, wo ich jetzt wohnen sollte.

Jonathan ging vor mir her den Pfad zum Haus hinauf, und ich trabte auf meinen feinen geraden Beinen hinterher. Die ganze Zeit über starrte ich nur auf meine Beine und freute mich, wie gut es sich damit gehen ließ. Erst als wir den Hang schon ein Stück hinaufgekommen waren, drehte ich plötzlich den Kopf.

Und da – da erblickte ich endlich das Kirschtal. Es war weiß von Kirschblüten weithin! Weiß und grün, von Kirschblüten und grünem, grünem Gras. Und durch all das Grün und Weiß wand sich der Fluss wie ein Silberband. Weshalb hatte ich das alles nicht früher bemerkt, hatte ich nur Jonathan gesehen? Doch jetzt blieb ich auf dem Pfad stehen und sah, wie schön es war, und ich sagte zu Jonathan: »Dies Tal ist wohl das schönste auf Erden, nicht?«

»Ja, aber nicht auf Erden«, antwortete Jonathan, und da fiel mir wieder ein, dass ich in Nangijala war.

Rund um das Kirschtal lagen hohe Berge, auch das war schön. Und die Hänge hinab strömten Bäche und Wasserfälle ins Tal, dass es nur so rauschte, denn es war ja Frühling.

Auch die Luft hatte etwas Besonderes. Am liebsten hätte man sie getrunken, so rein und frisch war sie.

»Von dieser Luft könnte man in unserer Stadt schon ein paar Liter brauchen«, sagte ich, denn mir fiel ein, wie sehr ich mich immer nach Luft gesehnt hatte, als ich auf meiner Küchenbank gelegen und das Gefühl gehabt hatte, es gebe gar keine Luft mehr.

Hier aber gab es sie, und ich sog davon so viel ein, wie ich nur konnte. Ja, ich konnte gar nicht genug davon bekommen.

Jonathan lachte mich aus und sagte: »Ein bisschen kannst du mir auch übrig lassen.«

Der Pfad, auf dem wir gingen, war weiß von herabgeschneiten Kirschblüten, von oben rieselten zarte weiße Blütenblätter auf uns herab, und sie blieben im Haar und überall hängen, aber ich mag schmale grüne Pfade voller weißer Kirschblütenblätter, ja, ich mag sie wirklich.

Und am Ende des Pfades lag der Reiterhof mit dem grünen Schild an der Gartenpforte.

»Die Brüder Löwenherz«, las ich Jonathan vor. »Stell dir vor, dass wir hier wohnen!«

»Ja, stell dir vor, Krümel«, sagte Jonathan. »Ist das nicht herrlich?«

Und das war es! Jonathan hatte recht. Ich jedenfalls kann mir keinen Ort vorstellen, wo ich lieber wohnen möchte. Ein weißes altes Haus war es, keineswegs groß, mit grünen Eckpfosten und einer grünen Tür und grünem Rasen ringsum, wo Schlüsselblumen und Gänseblümchen wuchsen. Fliederbüsche und Kirschbäume gab es dort auch, die üppig blühten, und alles war von einer Steinmauer umrahmt, einer niedrigen grauen Mauer voller rosa Blumen. Man hätte ohne Weiteres hinüberspringen können, aber war man durch die Pforte gegangen, hatte man das Gefühl, die Mauer schütze einen vor allem von draußen. Sie gab einem das Gefühl, daheim und ganz für sich allein zu sein.

Übrigens waren es zwei Häuser, nicht nur eines, obwohl das zweite eher wie ein Stall aussah. Sie lagen im rechten Winkel zueinander, und dort, wo sie aufeinanderstießen, stand eine alte Bank, die aussah, als stamme sie ungefähr aus der Steinzeit. Jedenfalls war es eine gemütliche Bank und eine gemütliche Ecke. Man bekam fast Lust, sich dort hinzusetzen und ein bisschen zu träumen oder zu reden und den Vögeln zuzusehen und Saft zu trinken.

»Hier gefällt’s mir«, sagte ich zu Jonathan. »Ist es im Haus ebenso gemütlich?«

»Guck’s dir doch an«, sagte er. Er stand schon vor der Tür und wollte gerade hineingehen, als ein Wiehern zu hören war. Ja, es war tatsächlich ein Pferd, das da wieherte, und Jonathan sagte: »Ich finde, wir gehen erst in den Stall.«

Er ging in das andere Haus, und ich lief hinterher, und wie ich hinterherlief!

Es war wahrhaftig ein Pferdestall, genau wie ich es mir gedacht hatte, und dort standen zwei Pferde, zwei schöne braune Pferde, die uns die Köpfe zuwandten und wieherten.

»Das sind Grim und Fjalar«, sagte Jonathan. »Rat mal, welches von beiden dir gehört!«

»Nein, mich führst du nicht an«, sagte ich. »Versuch nicht, mir einzureden, dass ich ein Pferd habe. Denn das glaube ich doch nicht.«

Aber Jonathan erklärte mir, dass man in Nangijala ohne Pferd nicht auskommen könne.

»Ohne Pferd kommt man nicht weit«, sagte er. »Und hier muss man manchmal weite Strecken zurücklegen, verstehst du, Krümel.«

Etwas Besseres konnte ich mir gar nicht vorstellen! Dass man in Nangijala ein Pferd brauchte, war wunderbar, denn Pferde habe ich sehr gern. Wie weich ihre Mäuler sind, es ist nicht zu fassen, dass es so etwas Weiches gibt. Ungewöhnlich schöne Pferde waren es, diese beiden dort im Stall. Fjalar hatte eine Blesse an der Stirn, sonst waren sie völlig gleich.

»Dann gehört mir vielleicht Grim«, sagte ich, weil Jonathan mich raten ließ.

»Da bist du auf dem Holzweg«, antwortete er, »Fjalar gehört dir.«

Ich ließ Fjalar an mir schnuppern, streichelte ihn und hatte nicht die Spur Angst, obwohl ich eigentlich noch nie ein Pferd angefasst hatte. Ich mochte ihn von Anfang an, und Fjalar mochte mich wohl auch, das glaube ich wenigstens.

»Wir haben auch Kaninchen«, sagte Jonathan. »In einem Käfig hinter dem Stall. Aber die kannst du dir ja...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2019
Illustrationen Ilon Wikland
Übersetzer Anna-Liese Kornitzky
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Astrid Lindgren • Drachen • Geschwister • Held • Jonathan und Krümel • Kinderliteratur • Kirschtal • Klassiker • krank sein • Liebe • Lindwurm • Nangijala • Sterben • Tapferkeit • Tod • Traumwelt • Trost • Tyrann
ISBN-10 3-96052-127-8 / 3960521278
ISBN-13 978-3-96052-127-3 / 9783960521273
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