The Hate U Give (eBook)

Fachbuch-Bestseller
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
512 Seiten
cbt (Verlag)
978-3-641-20014-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Hate U Give - Angie Thomas
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»Umwerfend und brillant, ein Klassiker!« Bestsellerautor John Green
Die 16-jährige Starr lebt in zwei Welten: in dem verarmten Viertel, in dem sie wohnt, und in der Privatschule, an der sie fast die einzige Schwarze ist. Als Starrs bester Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen wird, rückt sie ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Khalil war unbewaffnet. Bald wird landesweit über seinen Tod berichtet; viele stempeln Khalil als Gangmitglied ab, andere gehen in seinem Namen auf die Straße. Die Polizei und ein Drogenboss setzen Starr und ihre Familie unter Druck. Was geschah an jenem Abend wirklich? Die Einzige, die das beantworten kann, ist Starr. Doch ihre Antwort würde ihr Leben in Gefahr bringen...

Angie Thomas bei cbj & cbt:
The Hate U Give
On The Come Up
Concrete Rose
Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

Angie Thomas ist in Jackson, Mississippi, aufgewachsen und lebt auch heute noch dort. Als Teenager tat sie sich als Rapperin hervor. Thomas hat einen Bachelor-Abschluss im Fach Kreatives Schreiben an der Belhaven Universität. Ihr preisgekröntes Debüt »The Hate U Give« erntete ein überschwängliches Presse- und Leserecho und schaffte es auf Anhieb auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste, ebenso wie ihre Folgeromane »On the Come Up« und »Concrete Rose«. »The Hate U Give« wurde 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und mit der »Hunger-Games«-Darstellerin Amandla Stenberg in der Hauptrolle verfilmt.

Kapitel 1

Ich hätte nicht auf diese Party gehen sollen.

Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich da überhaupt hingehöre. Es hat nichts damit zu tun, dass ich mich für was Besseres halte. Es gibt nur einfach ein paar Orte, wo es nicht reicht, ich selbst zu sein. Wo keine Version von mir reicht. Die Spring-Break-Party von Big D ist einer davon.

Ich quetsche mich zwischen schwitzenden Körpern durch und folge Kenya mit ihren wippenden Locken. Der Raum liegt wie im Nebel, es riecht nach Gras und die Musik bringt den Fußboden zum Vibrieren. Irgendein Rapper fordert jeden auf, Na-Naa zu singen, darauf folgen ein paar »Heys«, weil die Leute sich ihre eigene Version ausdenken. Kenya hält ihren Becher hoch und tänzelt durch die Menge. Bei dem Kopfweh von der scheißlauten Musik und der Übelkeit von dem Grasgestank würde es mich wundern, wenn ich es durch den Raum schaffe, ohne meinen Drink zu verschütten.

Wir lösen uns aus der Masse. Big Ds Haus ist knallvoll. Ich wusste schon, dass – nun ja, außer mir – echt alles, was laufen kann, zu seinen Spring-Break-Partys kommt, aber, verdammt, ich habe nicht gedacht, dass es so viele sind. Die Mädchen tragen ihre Haare getönt, gelockt, gelegt und geglättet. Deshalb fühle ich mich mit meinem Pferdeschwanz auch total basic. Jungs in ihren saubersten Sneakers und Saggy Pants raspeln so eng an den Mädchen entlang, dass sie fast ein Kondom bräuchten. Meine Nana pflegt zu sagen, der Frühling bringt die Liebe. In Garden Heights bringt er zwar nicht immer Liebe, dafür verspricht er aber Babys im Winter. Sollte mich nicht wundern, wenn eine Menge davon in der Nacht von Big Ds Party gezeugt würden. Er veranstaltet sie immer am Freitag der Ferien, weil man den Samstag zum Erholen braucht und den Sonntag fürs Bereuen.

»Hör auf, mir nachzulaufen, und geh tanzen, Starr«, sagt Kenya. »Die Leute sagen sowieso schon, du denkst wohl, du wärst was Besseres.«

»Wusste gar nicht, dass in Garden Heights so viele Gedankenleser wohnen.« Oder dass man mich als was anderes wahrnimmt als »Big Mavs Tochter, die im Laden aushilft«. Ich nippe an meinem Drink und spucke ihn wieder zurück in den Becher. Mir war schon klar, dass da mehr als Hawaii-Punsch drin ist, aber dieses Zeug ist viel stärker, als ich es gewohnt bin. So was sollte man überhaupt nicht Punsch nennen. Das ist schlicht harter Sprit. Während ich den Becher auf den Couchtisch stelle, sage ich zu ihr: »Leute, die meinen, sie wüssten, was ich denke, gehen mir auf den Zeiger.«

»Hey, ich sag’s dir ja nur. Du benimmst dich, als würdest du keinen kennen, bloß weil du auf diese Schule gehst.«

Das höre ich jetzt schon sechs Jahre. Seit meine Eltern mich in die Williamson Prep schicken. »Egal«, murmle ich.

»Und es würde dich auch nicht umbringen, wenn du dich nicht …«, sie rümpft die Nase und mustert mich von den Sneakern bis zu meinem Oversize-Hoodie, »… so anziehen würdest. Ist das nicht der Hoodie von meinem Bruder?«

Von unserem Bruder. Kenya und ich haben einen gemeinsamen älteren Bruder, Seven. Aber sie und ich, wir sind nicht verwandt. Ihre Momma ist auch Sevens Momma, und mein Dad ist auch Sevens Dad. Verrückt, ich weiß. »Ja, der gehört ihm.«

»Klar. Und weißt du, was die Leute noch sagen? Du hast es echt schon so weit gebracht, dass man dich für mein Girlfriend hält.«

»Seh ich so aus, als würde es mich kümmern, was die Leute denken?«

»Nein. Und genau das ist das Problem!«

»Mir egal.« Hätte ich gewusst, dass Mitgehen auf die Party so was bedeutet wie eine Folge von Extreme Makeover – Das Umstyling von Starr Carter, dann wäre ich gleich zu Hause geblieben und hätte mir im Fernsehen Wiederholungen von Der Prinz von Bel-Air angeschaut. Meine Jordans sind bequem und verdammt noch mal neu. Das ist immerhin etwas. Der Hoodie ist zwar viel zu groß, aber ich mag das. Außerdem rieche ich das Gras nicht so, wenn ich ihn mir über die Nase ziehe.

»Na schön, ich werde jedenfalls nicht den ganzen Abend deinen Babysitter spielen, also überleg dir gefälligst was«, sagt Kenya und lässt ihren Blick durch den Raum schweifen. Kenya könnte ein Model sein, und das meine ich total ernst. Sie hat makellose dunkelbraune Haut – ich glaube, sie kriegt nie auch nur einen einzigen Pickel –, braune Mandelaugen und lange Wimpern, die nicht gekauft sind. Sie hätte auch die perfekte Größe zum Modeln, ist aber ein bisschen dicker als diese Zahnstocher auf den Catwalks. Nie trägt sie ein Outfit zweimal. Dafür sorgt ihr Daddy King.

Kenya ist ungefähr der einzige Mensch aus Garden Heights, mit dem ich abhänge. Ist ja auch nicht so einfach, Freunde zu finden, wenn du in eine Schule gehst, die fünfundvierzig Minuten entfernt ist, und du ein Schlüsselkind bist, das man nur im Laden seiner Familie antrifft. Mit Kenya was auszumachen, ist wegen unserer gemeinsamen Verbindung zu Seven einfach. Trotzdem ist sie manchmal höllisch schwierig. Immer streitet sie mit irgendwem und sagt schnell mal, ihr Daddy würde jemandem den Arsch versohlen. Das stimmt zwar, aber ich wünschte mir trotzdem, sie würde aufhören, immer Streit zu suchen, nur damit sie ihre Trumpfkarte zücken kann. Verdammt, ich könnte das ja auch. Jeder weiß, dass man sich mit meinem Dad, Big Mav, besser nicht anlegt, und definitiv nicht mit seinen Kids. Trotzdem gehe ich nicht rum und mache solchen Bullshit.

Zum Beispiel schaut sie auf Big Ds Party Denasia Allen an, als wäre die Abschaum. Ich weiß nicht mehr viel über Denasia, ich erinnere mich nur noch, dass sie und Kenya sich praktisch seit der vierten Klasse nicht ausstehen können. Heute Abend tanzt Denasia mit irgendeinem Typen auf der anderen Seite des Raums und achtet überhaupt nicht auf Kenya. Aber egal, wo wir hingehen, sobald Kenya Denasia erspäht, starrt sie sie wütend an. Und das Blöde an dieser Glotzerei ist ja, dass du es irgendwann spürst. Das ist dann sozusagen die Einladung, jemandem einen Arschtritt zu verpassen oder selber einen zu kassieren.

»Aah! Ich halt die nicht aus«, zischt Kenya. »Letztens standen wir in der Schulcafeteria in der Schlange, ja? Und sie hinter mir, verrenkt sich den Hals und tuschelt. Sie hat meinen Namen nicht genannt, aber ich wusste, dass sie mich meinte. Jedenfalls hat sie behauptet, ich hätte versucht, was mit DeVante anzufangen.«

»Echt jetzt?«, sage ich, weil mir sonst nichts einfällt.

»Mhm. Aber ich will ihn gar nicht.«

»Klar.« Ganz ehrlich? Ich weiß nicht mal, wer DeVante ist. »Also, was hast du gemacht?«

»Was glaubst du denn? Ich hab mich umgedreht und sie gefragt, ob sie ein Problem mit mir hat. Alter Trick, dann zu kommen mit ›Ich hab gar nicht von dir gesprochen‹. Dabei wusste ich, dass sie genau das gemacht hat! Du hast so ein Glück, dass du auf diese Weißen-Schule gehst und dich mit solchen Schlampen nicht abgeben musst.«

Ist das nicht total bescheuert? Vor nicht mal fünf Minuten wurde ich noch für eingebildet gehalten, weil ich auf die Williamson gehe. Und jetzt ist das mein Glück? »Glaub mir, an der Schule gibt’s auch Schlampen. Die hast du einfach überall.«

»Pass mal auf, heute Abend erledigen wir sie.« Kenyas Killerblick wird noch tödlicher. Denasia spürt ihn und schaut Kenya direkt an. »Aha«, bestätigt Kenya, als könne Denasia sie auf die Entfernung hören. »Jetzt pass auf.«

»Moment mal. Wir? Hast du mich deshalb angebettelt, auf diese Party zu kommen? Damit du noch jemand in deiner Mannschaft zum Auswechseln hast?«

Sie traut sich tatsächlich, ein beleidigtes Gesicht zu ziehen. »Als ob du was Besseres zu tun gehabt hättest! Oder irgendwen anderen zum Abhängen. Ich tu dir doch bloß einen Gefallen damit.«

»Ach ja, Kenya? Du weißt aber schon, dass ich Freunde habe, oder?«

Sie verdreht die Augen. Aber wie. So, dass ein paar Sekunden lang nur das Weiße zu sehen ist. »Diese kleinen Spießermädchen von deiner Schule zählen nicht.«

»Das sind keine Spießermädchen und sie zählen wohl.« Glaube ich. Zwischen Maya und mir läuft es cool. Wie es zwischen mir und Hailey steht, da bin ich mir gerade nicht so sicher. »Und ganz ehrlich? Wenn du mir zu mehr Anschluss verhelfen willst, indem du mich in einen Streit reinziehst, dann danke nein. Mein Gott, du musst immer so ein Drama veranstalten.«

»Ach bitte, Starr!« Sie zieht das »bitte« extra in die Länge. Zu sehr. »Das hab ich mir überlegt: Wir warten, bis sie sich von DeVante entfernt, ja? Und dann können wir …«

Mein Handy vibriert an meinem Oberschenkel und ich werfe einen Blick aufs Display. Seit ich seine Anrufe ignoriere, schickt Chris mir stattdessen Nachrichten.

Können wir reden?

Ich wollte nicht, dass es so läuft.

Klar, dass nicht. Gestern dachte er nämlich, es würde total anders laufen. Genau das ist ja das Problem. Ich schiebe das Handy zurück in die Tasche. Was ich antworten werde, weiß ich noch nicht, aber auf jeden Fall kümmere ich mich erst später darum.

»Kenya!«, schreit jemand.

Das große hellhäutige Mädchen mit Haaren, die wie gebügelt aussehen, schiebt sich durch die Menge auf uns zu. Ein großer Typ mit schwarz-blondem Afro-Irokesen folgt ihr. Beide umarmen Kenya und versichern ihr, wie süß sie aussieht. Ich existiere nicht mal.

»Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du herkommst?«, sagt das Mädchen und schiebt sich ihren Daumen in den Mund. Davon hat sie schon einen Überbiss. »Du hättest doch bei uns mitfahren können.«

»Nee. Ich musste...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2017
Übersetzer Henriette Zeltner-Shane
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Hate U Give
Maße 140 x 140 mm
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • ab 14 Jahre • Amandla Stenberg • Black History Month • Black lives matter • Bücher • bücher bestsellerliste • Buecher • CNN zehn einflussreichste Bücher des Jahrzehnts • Deutscher Jugendliteraturpreis • Deutscher Jugendliteraturpreis 2018 • Diversity • eBooks • exit racism • Ferguson • Geschenk • Geschenke • Jugendbuch • Jugendbücher • Jugendbücher ab 14 • Jugendbücher Bestseller • Junge Erwachsene Romane • Mädchen Geschenke • New York Times Bestseller • ostergeschenke junge • poc • Polizei • Polizeigewalt • Rassismus • Schullektüre • Soziale Ungerechtigkeit • Teenager Mädchen Bücher • The Hate You Give • Tupac • Unterrichtsmaterialien • Young Adult
ISBN-10 3-641-20014-8 / 3641200148
ISBN-13 978-3-641-20014-5 / 9783641200145
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