Brutus
Ille & Riemer (Verlag)
978-3-936308-11-2 (ISBN)
Mit reicher Erfindungsgabe setzt Joachim Wilhelm von Brawe (1738-1758) einen vielschichtigen Vater-Sohn-Konflikt in Szene, der die tragische Konstellation bis zum Letzten ausreizt. Brutus ist Brawes zweites und letztes Werk. Kurz nach dessen Vollendung starb er mit gerade einmal 20 Jahren. Diese Neuausgabe eines der ersten deutschen Blankversdramen überhaupt beinhaltet neben einer sorgfältig edierten Textfassung außerdem Joseph von Sonnenfels’ theatergeschichtlich äußerst interessanten Bericht über die Uraufführung des Stücks im Jahr 1770 in Wien.
Das ausführliche Nachwort bietet eine aktuelle Lesart, indem es die für Brawe typische Figur des genialisch-fundamentalistischen Rächers in die Nähe von Hans Magnus Enzensbergers »radikalen Verlierern« stellt, den neuzeitlichen Fundamentalisten, die sich einer Gesellschaft scheinbar anpassen, um sie dann in einem fulminanten Racheakt unter Preisgabe des eigenen Lebens zu attackieren.
Dr. Frank Fischer, geb. 1977 in Weißenfels, studierte Informatik, Germanistik und Hispanistik in Leipzig und London. Ancien Pensionnaire de l'École normale supérieure, Paris. – Projekt »Deutscher Wortschatz«, Goethe-Institut Buenos Aires, Schlussredaktion der 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie. Artikel für »Süddeutsche Zeitung«, »Jungle World«, »der Freitag«, »Die Welt« und »ZEIT Online«. Herausgeber des Online-Feuilletons »Der Umblätterer« (nominiert für den Grimme Online Award 2010). Promotion 2013 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit Herbst 2013 ist er Coordinator der Digital Humanities Research Collaboration an der Georg-August-Universität Göttingen.
Prof. Dr. Steffen Martus ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Joachim Wilhelm von Brawe (1738-1758) war ein deutscher Dramatiker. Nach Beendigung seiner Schulzeit in Schulpforta begann Brawe ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig. Dort verkehrte er im Freundeskreis um Christian Fürchtegott Gellert, Ewald Christian von Kleist, Gotthold Ephraim Lessing und Christian Felix Weiße. Von Lessing unterstützt und gefördert schrieb Brawe ein bürgerliches („Der Freygeist“) und ein historisches („Brutus“) Trauerspiel. Sein „Freygeist“ ist Lessings „Miss Sara Sampson“ und englischen Dramen nachgebildet. In seinem Drama „Brutus“ verwendete Brawe zum ersten Mal den reimlosen fünffüßigen Jambus, den er damit auf der deutschen Bühne einführte. Kurz nach seiner Ernennung zum Regierungsrat in Merseburg verstarb der 20-jährige Brawe am 7. April 1758 beim Besuch seiner Eltern in Dresden.
Interessanter als der bewunderte Held ist der Rächer, der im Nachwort mit Enzensbergers Formel der “Schreckens Männer” (2006) als “radikaler Verlierer” porträtiert wird. Als terroristischer “Schläfer” hat er sich über Jahrzehnte in die römische Gesellschaft eingeschlichen, um sie dann maximal zu schädigen. Gegen Lessings Mitleidspoetik gewinnt so eine Ästhetik der Rache an Profil.
aus der Rezension von Alexander Košenina in der FAZ vom 29.08.2008
Erscheint lt. Verlag | 8.4.2015 |
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Mitarbeit |
Anpassung von: Frank Fischer, Jörg Riemer |
Nachwort | Frank Fischer |
Vorwort | Steffen Martus |
Verlagsort | Leipzig, Weißenfels |
Sprache | deutsch |
Maße | 150 x 210 mm |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Literaturgeschichte | |
Schlagworte | HC/Belletristik/Dramatik |
ISBN-10 | 3-936308-11-X / 393630811X |
ISBN-13 | 978-3-936308-11-2 / 9783936308112 |
Zustand | Neuware |
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