Depression - wissen, was hilft (eBook)

Neueste Erkenntnisse und wirksame Therapien, um die Krankheit zu überwinden | Ein wissenschaftlich fundierter Ratgeber für Betroffene und Angehörige
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60675-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Depression - wissen, was hilft -  Andreas Menke
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Wege aus der Depression In einem Zeitalter grassierender Depression, mit großem Leidensdruck und oft weitreichenden persönlichen und sozialen Folgen, wird es immer wichtiger, dem etwas entgegenzusetzen. In seinem großen Depressionsbuch klärt Prof. Dr. med. Andreas Menke wissenschaftlich fundiert und verständlich darüber auf, wie Depressionen entstehen, was man selbst dagegen tun kann und wie man die passende Therapiemethode findet. Von den ersten Symptomen bis zur Therapieplatzsuche ist dieses Buch ein verlässlicher Begleiter und gibt Werkzeuge an die Hand, um die Depression begreifen und überwinden zu können.

Prof. Dr. med. Andreas Menke ist ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medical Park Chiemseeblick, in Bernau am Chiemsee sowie Professor an der LMU München. Er gilt als Experte in der Behandlung von Depressionen, bipolarer Störung, ADHS und stressassoziierten psychischen Erkrankungen und hat das Chiemseer Bündnis gegen Depression e.V. gegründet.

Prof. Dr. med. Andreas Menke ist ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medical Park Chiemseeblick, in Bernau am Chiemsee sowie Professor an der LMU München. Er gilt als Experte in der Behandlung von Depressionen, bipolarer Störung und stressassoziierten psychischen Erkrankungen und hat das Chimseer Bündnis gegen Depression e.V. gegründet.

1568 erschien Timothy Brights damaliges Standardwerk Eine Abhandlung über Melancholie.

Die Anatomie der Melancholie, 1621 vom Theologen Robert Burton veröffentlicht, ist eines der berühmtesten Bücher der Psychiatriegeschichte. Auf dem Titelblatt sieht man neben dem Porträt des Autors die verschiedenen Erkrankungen Manie, Hypochrondrie und Liebeskrankheit, dazu passend Bilder für die Einsamkeit, Eifersucht und das Übersinnliche sowie die Heilpflanzen Borretsch und Christrose.

Im 16.  Jahrhundert entstanden aus aufgegebenen Klöstern Krankeneinrichtungen, um psychisch auffällige Menschen, die nicht mehr in den Familien betreut werden konnten, aufzufangen. Als Beispiel sei hier das Juliusspital in Würzburg genannt, das 1579 für die Aufnahme von Armen, Kranken und Menschen mit Behinderung gegründet wurde [135]. Bis 1629 wurden über 4600 Betroffene behandelt, etwa die Hälfte litt unter einer Melancholie. Gefährliche oder suizidale Betreute wurden gegebenenfalls gefesselt oder isoliert [135]. Ansonsten wurden als Behandlung der Melancholie weiterhin Abführmaßnahmen oder Aderlässe durchgeführt, um die krank machenden Substanzen wie die schwarze Galle auszuleiten, oder es wurden Pflanzen wie Digitalis, Helleborus, Kamper oder Opium verabreicht [135]. Diese Maßnahmen waren bis ins 19.  Jahrhundert fest etabliert. Die ersten chemischen Beruhigungsmittel kamen dann mit den Bromiden ab 1850, mit Chloralhydrat ab 1870 und den Barbituraten ab 1903 zum Einsatz.

Über mehr als 2000 Jahre wurde der Begriff »Melancholie« für das Erscheinungsbild der heutigen Depression verwendet. Der Begriff »Depression« kam dagegen erst recht spät auf, um 1800, der schottische Arzt William Cullen (1710–1790) soll ihn geprägt haben [134].

Im 19.  Jahrhundert wurde dann immer häufiger von Depression und immer weniger von Melancholie gesprochen. Eine weitere diagnostische Einordnung erfolgte durch den gebürtigen Neustrelitzer Emil Kraepelin (1856–1926), der sicherlich einer der bedeutendsten Psychiater des 20.  Jahrhunderts war. Kraepelin nahm eine Unterteilung der großen psychiatrischen Erkrankungen vor, er stellte die »Dementia praecox«, heute als Schizophrenie bezeichnet, einer chronischen Erkrankung mit schlechter Prognose, dem »manisch-depressiven Irresein«, gegenüber, einer episodisch verlaufenden Erkrankung mit besserer Prognose. Kraepelin wurde Lehrstuhlinhaber der Psychiatrie in München und gründete 1917 die außeruniversitäre »Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie«, das heutige Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, wo ich fast zehn Jahre Patientinnen und Patienten behandelt und am Stress-Hormon-System geforscht habe.

Erst Jahrzehnte nach Kraeplin wurde das Konzept des manisch-depressiven Formenkreises 1966 angepasst. Der Schweizer Psychiater Jules Angst (geb. 1926) und der italienisch-schwedische Psychiater Carlo Perris (1928–2000) beschrieben, dass es neben einer unipolar verlaufenden Depression auch eine bipolar verlaufende Erkrankung mit manischen und depressiven Episoden gibt [134]. Auch Sigmund Freud (1856–1939) beschäftigte sich neben seinen Arbeiten zur Psychoanalyse, Traumdeutung und »Hysterie« mit der Depression. Er hielt die Melancholie für eine narzisstische Psychoneurose [134], eine Hemmung letztlich jeder Leistung und die Herabsetzung des Selbstgefühls mit Selbstvorwürfen dominierten in seinen Beschreibungen [134]. Gerade diese Hemmung stand nach Freuds Ansicht einer psychoanalytischen Aufarbeitung im Wege [134].

Die erste wirksame Behandlung der Depression wurde unerwartet 1938 entdeckt. Der Italiener Ugo Cerletti (1877–1936), ein Professor für Psychiatrie, führte die Elektrokrampftherapie (EKT) ein, um schizophrene Patienten zu behandeln [138]. Es zeigte sich aber, dass diese Behandlungsform bei depressiven Patienten besonders gut wirksam war – und bis heute geblieben ist. Allerdings wird die EKT auch immer noch kontrovers diskutiert. Die antipsychiatrische Bewegung der sechziger und siebziger Jahre lehnte sie aus Prinzip ab, so auch Ärzte und Psychotherapeuten, die allein auf Psychotherapie setzten und andere Behandlungsformen rigoros ausschlossen [138]. Dabei markierte die EKT eine substanzielle Wende bei einer Erkrankung, für die es vorher keine wirksamen Therapien gegeben hatte.

In den zwanziger und dreißiger Jahren etablierte sich die Insulin-Koma-Therapie. Der polnische Psychiater Manfred Sakel (1900–1957) arbeitete mit dieser Therapie zuerst in Berlin, später in Wien. Schizophrenen, teilweise auch depressiven Patienten wurde Insulin verabreicht, bis sie ins Koma fielen [138]. Nach einer gewissen Zeit, z.  B. 20 Minuten, erhielten sie eine Zuckerinfusion und wachten wieder auf. Diese Behandlung besserte tatsächlich eine psychotische, teilweise auch eine depressive Symptomatik, ging aber auch mit einer hohen Sterblichkeit einher.

Der Budapester Psychiater Ladislas von Meduna (1896–1964) beobachtete, dass Patienten mit einer Epilepsie, die an einer Schizophrenie erkrankten, weniger epileptische Anfälle erlitten [138]. Dabei fragte er sich, ob schizophrene Patienten, die Anfälle bekamen, auch weniger psychotische Symptome zeigten. Dafür verabreichte er schizophrenen Patienten Kampfer, von dem bekannt war, dass er Krampfanfälle auslösen konnte. Tatsächlich besserten sich die psychotischen Symptome deutlich, nur waren die Krampfanfälle nicht steuerbar, sondern traten irgendwann nach Verabreichen des Kampfers auf. Meduna probierte dann Injektionen mit Cardiazol aus, einem Medikament zur Stimulation des Herz-Kreislauf-Systems, das auch Krampfanfälle verursachen konnte [138]. Allerdings waren die Anfälle damit genauso wenig steuerbar und verursachten bei den Patienten Angstattacken.

Auch Cerletti in Rom forschte an verschiedenen Formen, Krampfanfälle auszulösen, und konnte mit seinem Assistenten Lucio Bini (1908–1964) ein sicheres, vorhersagbares Verfahren durch Stimulation mit einem kurzen Stromimpuls etablieren. Es zeigte sich, dass die psychotischen Symptome von schizophrenen Patienten sich deutlich besserten [138]. Allerdings kam es durch die Krampfanfälle immer wieder zu Wirbelkörperbrüchen. Daher verabreichte man den Patienten zunächst Curare, dann Succinylcholin, um die Muskeln zu entspannen, damit kein Krampfanfall mehr auftrat. Zusätzlich erhielten die Patienten eine kurze Narkose und verschliefen die ganze Prozedur. Mit diesen Optimierungsschritten erhielten auch depressive Patienten die EKT, und es kam zu dramatischen Verbesserungen der Beschwerden. So wurde die EKT bis 1959 zur Therapie der Wahl bei Depression [138].

Von den sechziger bis in die achtziger Jahre allerdings erhielt sie erheblichen Gegenwind. Zum einen zeigten die Antidepressiva sehr gute Ergebnisse mit einfacheren Mitteln, was die Notwendigkeit der EKT reduzierte, zum anderen bildeten sich Menschenrechtsgruppen, die eine EKT-Behandlung für unmenschlich hielten. Der Film Einer flog über das Kuckucksnest von Milos Forman aus dem Jahr 1975 mit Jack Nicholson in der Hauptrolle zeigte den Alltag in einer Psychiatrie, in der die EKT als Bestrafung für inadäquates Verhalten der Patienten eingesetzt wurde. In den USA mobilisierte die Scientology-Sekte auch offizielle Stellen gegen die Elektrokrampftherapie [138]. Erst in den achtziger Jahren wurde die EKT wieder rehabilitiert, keine andere Behandlungsform war ihr bei der schweren Depression überlegen.

Anfang der fünfziger Jahre forschten pharmazeutische Unternehmen mit Antihistaminika. Um seine Narkosen zu verbessern, experimentierte Henri Laborit (1914–1995), ein Chirurg beim französischen Militär, mit einer Substanz des pharmazeutischen Unternehmens Rhône-Poulenc, die später Chlorpromazin genannt wurde [138]. Laborit bemerkte bei den Patienten ein starkes Desinteresse an der Umwelt und sah daraufhin eine Einsatzmöglichkeit bei psychischen Erkrankungen [139]. Die...

Erscheint lt. Verlag 24.10.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Adele • ADHS • Bipolar • Bipolare Störung • Bücher Therapie • Kurt Krömer • Psychiater • Psychische Erkrankung • Psychische Gesundheit • Psychische Probleme • Psychologie • Psychoterapeut • Psychotherapie • Resilienz • Selbstmord • Suizid • suizidal
ISBN-10 3-492-60675-X / 349260675X
ISBN-13 978-3-492-60675-2 / 9783492606752
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