Menschenwürde
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Kant unser heutiges Verständnis von Menschenwürde nachhaltig geprägt hat. Nur ist dieser Begriff bisher ausschließlich in seiner praktischen Dimension erfasst worden, und man hat vor allem Kants Widerstand gegen die Anthropologie der Aufklärung hervorgehoben. In diesem Buch werden die gängigen Perspektiven nun umgekehrt. Der leitende Gedanke ist, dass Kants Begriff von Menschenwürde durchaus eine anthropologische Dimension im weiteren Sinne besitzt, insofern er sich auf eine Bestimmung, eine Perfektibilität und einen Titel aller Menschen und vernünftigen Weltbürger bezieht. Seinen anthropologischen Begriff von Würde entwickelt Kant in einer intensiven Debatte mit seinen aufklärerischen Zeitgenossen Mendelssohn, Herder, Garve, Schiller, Blumenbach und Forster. Er liegt sowohl seiner praktischen als auch seiner kritischen Philosophie allgemein zugrunde, die Kant in einer berühmten Reflexion als eine »transzendentale Anthropologie« bezeichnet.
Der hier versuchte anthropologische Zugriff auf Kant erfordert zwar eine radikale Umdeutung, eröffnet aber auch ganz neue Einsichten. Er erlaubt es, Kants Thesen in ihrer Genese und in ihrem Kontext zu lesen und sie philosophiehistorisch einzuordnen.
CoverU1
Inhaltsverzeichnis7
Einleitung11
Menschenwürde heute. Zentralität und Mehrdeutigkeit unserer Begriffe13
Zurück zu deren aufklärerischen Wurzeln15
Kants rätselhafte Anthropologia transcendentalis. Über die notwendige Umkehrung unserer Perspektiven19
Facetten des Würdebegriffs23
Seine aufklärerische Deutung27
Gliederung und kurze Zusammenfassung31
TEIL I: Vor Kant37
Kapitel 139
Homoiosis theo: Mendelssohn, Platon und die Bestimmung des Menschen39
Spalding: Erhebung, Progression, Gottverähnlichung41
Abbts Zweifel: Adel und Ehre des Weltbürgers47
Mendelssohn im Dialog mit Spalding und Abbt52
Die Veredlung der Menschheit61
Schutz der Würde64
Würde und Toleranz67
Verlust der Menschenwürde, Verbrechen und Strafe 68
Schluss 70
Kapitel 272
Herders Humanität: der Mensch in der Kette der Wesen72
Progression, Seelenwanderung, Reminiszenz. Herder vs. Mendelssohn74
Humanität am Leitfaden der Naturgeschichte: die Kette der Wesen77
Mischwesen und Metamorphosen83
Schwellen und Übergänge87
Herders pragmatische Geschichte der Menschheit 89
Schluss91
Kapitel 393
Garves Cicero. Selbstschätzung und »Teilnehmung«93
Garves Rezension von Mendelssohns Phaedon94
Garves Cicerokommentar97
Selbstschätzung als Grund der Freiheit100
Die Naturgeschichte der Stoa102
Gott als Oberherr ? 104
Würde, Wert und Preis106
Menschenehre und »Teilnehmung«. Garves Bildungsprogramm 113
Schluss115
Kapitel 4116
Philoktet oder: über die Humanität der Literatur116
Philoktet am Rande der Menschheit118
Der ästhetische Unwert des Philoktet. Smith über Anstand und Schmerz121
Sein Griechentum. Winckelmann über edle Einfalt und stille Größe 125
Seine Erhabenheit. Mendelssohns Bewunderung 128
Seine Schönheit. Lessing mit und gegen Smith131
Seine Humanität. Herder über Einfühlung, Ästhetik und Anthropologie137
Sein »Interesse«. Garve über ästhetische »Teilnehmung«143
Schluss147
TEIL II: Kant über Würde, Welten und Weltbürger149
Kapitel 5151
Kants »Unzufriedenheit« mit seinen Zeitgenossen151
Kant und der Platonismus Mendelssohns152
Kant über Herders »analogische Sagazität«163
Kants »Anti-Garve«168
Schluss178
Kapitel 6180
Erdbewohner und Erdbürger. Kants Kosmopolitismus180
Antike und moderne Vorlagen. Wolffs teleologisches Weltbürgertum182
Weltgebäude, Ruinen und Erdbeben: der frühe Kant191
Kants Korrekturen: die Welt als Spiegel Gottes ?197
Kants Kritik an Wolffs Dogmatik203
Der κόσμος als πόλις207
Schluss209
Kapitel 7210
Rassen und Menschenwürde. Die Kontroverse zwischen Kant und Forster210
Forsters Weltbürgertum 214
Das Prinzip Angemessenheit218
Forsters Kritik221
Kants Korrekturen229
Schluss231
Kapitel 8233
Humanität und Humaniora in der Kritik der Urteilskraft233
Der Mensch als Haushälter. Kant und Blumenbach über Stufenleitern234
Zweierlei Zweckmäßigkeiten243
Das Erhabene und schlechthin Große als Maß menschlicher Würde245
Kants Humaniora 248
Schluss und Zwischenbilanz: Die allmähliche Transformation von Kants früher Anthropologia transcendentalis252
TEIL III: Würde, Ehre, Humanität259
Kapitel 9261
Die Menschheit selbst ist eine Würde ! 261
Einführung. Kants Verhältnis zu Cicero261
Jeder Bürger sein eigener Herr ? Ehrbarkeit in der Ständegesellschaft 266
Geschichte und Naturrecht274
Kants Bruch mit Ciceros Tugendethik und Eudämonismus281
Kants Demontage des Würdebegriffs283
Schluss286
Kapitel 10287
Kants Kasuistik der Menschenwürde287
Nichtswürdigkeit 293
Selbstmord, Autonomie und Heiligkeit des Lebens294
Lüge und Ehrlosigkeit296
Verbrechen, Mord und Bestialität298
Fehler im Recht302
Würde und Humanität304
Schluss306
Kapitel 11307
Schillers Humanität: Anmut und Würde, Liebe und Achtung307
Kant: »das herrliche Bild der Menschheit«311
Schiller über Kants rechtliche persona: »falsche Dignität« !314
Die ästhetische persona. Der Mensch als Schauspieler316
Schillers alternativer Humanismus318
Selbstbestimmung320
Würde im Leiden321
Schiller über die Polarität der Geschlechter324
Schluss 328
Schluss329
Dank333
Literaturverzeichnis335
Primärquellen335
Sekundärliteratur344
Erscheinungsdatum | 12.12.2023 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Maße | 154 x 229 mm |
Gewicht | 1 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Ethik |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie der Neuzeit | |
Schlagworte | Deutscher Idealismus • Ethik und Moralphilosophie • Herder, Johann Gottfried • Kant, Immanuel • Kritik der Urteilskraft • Mendelssohn, Moses • Menschenwürde • Rassismus • Schiller, Friedrich |
ISBN-10 | 3-7873-4342-3 / 3787343423 |
ISBN-13 | 978-3-7873-4342-3 / 9783787343423 |
Zustand | Neuware |
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