Körperpsychotherapie bei chronischen Schmerzen (eBook)

Integrative Leib- und Bewegungstherapie (IBT)
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-12033-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Körperpsychotherapie bei chronischen Schmerzen -  Martin J. Waibel
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Schmerzen bio-psycho-sozial-ökologisch behandeln Praxisanregend: Das Buch motiviert, Körperpsychotherapie am eigenen Leib zu erfahren und zu erlernen Kreativ vielfältiger Zugang: Der Lebensraum wird als ökologische Perspektive mitgedacht Online: Videomaterial, Übungsanleitungen und Bilder Um SchmerzpatientInnen in ihrem Leid zu helfen, geht dieses Buch von einem Zusammenspiel von biologischen, seelischen, sozialen und ökologischen Verursachungfaktoren in deren Erlebens- und Leidensgeschichte aus. In einem modernen Schmerzverständnis ist die phänomenologische Vorgehensweise von der Befunderhebung über die Diagnostik bis zur therapeutischen Intervention handlungsleitend. Waibel beschreibt für die Integrative Leib- und Bewegungstherapie, wie das gelingt.   Der akute Schmerz trifft vorrangig den physiologischen Körper. Der chronische Schmerz ist hingegen ein Angriff auf die Person des Menschen. Das bedeutet, dass der Mensch als Leibsubjekt im Mittelpunkt der Körperpsychotherapie steht. Nur Sprechen allein genügt nicht. Was sagt der Körper? Die Körperpsychotherapie erfasst den Menschen in seinen impliziten Beziehungsmustern und seiner gesamten leiblichen Existenz.

M.Sc. Psychotherapie, Dipl. Soz.Arb., Dipl. Supervisor, IBT Lehrtherapeut (DGIB/EAG), 41-jährige Tätigkeit in einer Fachklinik für Psychosomatische/Psychotherapeutische Medizin/Rehabilitation. Derzeit tätig in freier Praxis als IBT-(Lehr-)Therapeut, Supervisor und Referent an Hoch- und Fachschulen.

M.Sc. Psychotherapie, Dipl. Soz.Arb., Dipl. Supervisor, IBT Lehrtherapeut (DGIB/EAG), 41-jährige Tätigkeit in einer Fachklinik für Psychosomatische/Psychotherapeutische Medizin/Rehabilitation. Derzeit tätig in freier Praxis als IBT-(Lehr-)Therapeut, Supervisor und Referent an Hoch- und Fachschulen.

1 Einführung


Die Ausführungen in diesem Buch sind die Ergebnisse meiner Arbeiten und Erkenntnisse zu Schmerzen, die ich zunächst im somatischen Bereich in der Arbeit bei Wirbelsäulenerkrankungen mit Kindern und Adoleszenten (Skoliose, Kyphose etc.) in den späten 1970er-Jahren in der Arbeit mit Massage und Krankengymnastik sowie Psychomotorik kennengelernt habe, z. B. der Skoliosetherapie nach Lehnert-Schroth. Sehr hilfreich waren in dieser Zeit für mich therapeutische Begleiterinnen wie die Krankengymnastin, Psychologin und Integrative Bewegungstherapeutin Gabi Rütschi-List (1988) und Hildegund Heinl (1980/1991), die als Fachärztin für Orthopädie und Psychosomatikerin mein Denken in der orthopädischen Psychosomatik und damit bezogen auf verschiedenste Schmerzerkrankungen maßgeblich beeinflusst hat. Die frühen 1990er-Jahre waren geprägt von einer lebendigen Entwicklung der »psychosomatischen Orthopädie«, die leider mit dem Kliniksterben im Reha-Bereich, ausgelöst durch die »Kurkrise« Ende der 1990er-Jahre, ein jähes Ende fand. Bei meinem Lehrer Prof. Petzold bedanke ich mich ganz besonders, denn die Ausbildungen in Leibtherapie und das Studium der Supervision waren für mich entscheidend auf meinem Weg zu einer modernen Humantherapie.

Erste Publikationen zur seelischen Bedeutung bei Wirbelsäulenerkrankungen erfolgten von meiner Seite ab 1993 in Fachzeitschriften wie »Praxis der Psychosomatik und Psychotherapie«, die inzwischen umbenannt wurde in »Psychotherapeut«, und in der »pt – Zeitschrift für Physiotherapeuten« (1995). Parallel erschienen zwei Ratgeberbücher für Betroffene (Waibel 1994), hier mehr aus einer populärwissenschaftlichen Perspektive. 

In meiner Tätigkeit als Bewegungstherapeut, als Körperpsychotherapeut und Leiter von spezialtherapeutischen Fachbereichen lernte ich das Symptom Schmerz in seiner vielfältigsten Form in der klinisch-stationären Arbeit in der Psychosomatik in 41 Jahren intensiv kennen: auf den unterschiedlichsten Stationen wie auf den Allgemeinstationen (Depression, Angst u. a.), bei älteren Menschen und bei jungen Erwachsenen. Im gastroenterologisch-psychosomatischen Bereich, bei Essstörungen als auch auf der psychoonkologischen Station ging es ebenso immer wieder um die vielfältigen Formen chronischer Schmerzen. Die Begegnungen mit anderen Kolleginnen, psychosomatischen Fachärzten, systemisch-orientierten Psychologinnen, Analytikern, Verhaltenstherapeuten und Supervisoren wie Prof. Kächele waren für mich äußerst unterstützend und bereichernd auf dem Weg des Verstehens von chronischem Schmerz. Damals war es nicht immer ganz einfach, die vielfältigen chronischen Schmerzen einem entsprechenden Krankheitsbild differentialdiagnostisch genau zuzuordnen. Die Literatur hierzu war breit mit z. T. sehr konträren Auffassungen, zumeist biologistisch geprägt, und daher wenig differentiell. Für mich war daher das erste Modell von Egle (2003) sehr hilfreich, um in einem interdisziplinären Diagnostikverständnis ein Wissen davon zu bekommen, wie die jeweilige Schmerzsymptomatik bei den einzelnen Patienten vorläufig einzuschätzen sei. Dieses bio-psycho-soziale Modell war auch sehr hilfreich in Lehre und Praxis für die unterschiedlichen Berufsgruppen (Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Krankenschwestern, Sozialarbeiter u. a.), die ich als Dozent in der Lehre an Fachschulen und Hochschulen unterrichtet habe. In der Publikation 2009 zur Integrativen Leib- und Bewegungstherapie (Jakob-Krieger/Waibel 2009) diente es in drei Artikeln als grundlegendes Verständnismodell bei chronischen psychosomatischen Schmerzen.

Nach der Jahrtausendwende hatte ich die Möglichkeit, an der Psychosomatischen Fachklinik, an der ich arbeitete, sowohl im Reha- als auch im Akutbereich beim Aufbau einer störungsspezifischen Station für chronische-psychosomatische Schmerzerkrankungen mitzuwirken. Die körperpsychotherapeutische Gruppen- und Einzeltherapie (IBT) war neben der verbalen Psychotherapie ein wesentlicher Grundpfeiler der stationären Versorgung. Wir haben hier im Team miteinander in den folgenden Jahren nochmals viel Neues hinzugelernt. 

Meine klinisch-stationäre Arbeit endete schließlich 2019, wo ich die Möglichkeit hatte, zusammen mit einem sehr professionellen Team die letzten Jahre meiner bewegungstherapeutisch-körperpsychotherapeutischen Arbeit auf einer Schmerzstation zu verbringen. Heutzutage arbeite ich sowohl in Einzelpraxis als Therapeut als auch als Supervisor und Lehrtherapeut in einem ganz anderen Setting. Auch diese Erfahrungen mit ambulanten Patienten, die unter unterschiedlichsten Schmerzsyndromen leiden, sind in dieses Buch eingeflossen.

Aus der Fülle der Erfahrungsschätze in diesen 41 Jahren klinischer Therapie habe ich versucht, die »Essenz der Erkenntnisse« zu systematisieren und zusammenzustellen, um vielleicht dadurch jüngeren Bewegungs- und Körpertherapeuten manche Klippen zu ersparen, die wir als Pioniere in diesem Arbeitsbereich überwinden mussten. All den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Berufsgruppen und Spezialtherapien, Dr. Rahm als Chefarzt der Schmerzstation, Dr. Matzek als Supervisor, Dr. Hölzer als Chefarzt der Klinik und Geschäftsführer sowie Dr. Kovanetz als Ärztin und Psychotherapeutin kann ich nur danken für die ko-kreativen Austauschprozesse, die eine liebevolle und lebendige Arbeit mit unseren Patientinnen ermöglichte. Wenn Sie auch mit Schmerzpatientinnen arbeiten sollten, dann verlieren Sie nie die Freude und Lust, täglich mit dem »Unbekannten« und an dem »Unmöglichen« zu arbeiten. All meinen Patientinnen danke ich für ihre Offenheit und Bereitschaft, sich auf eine intensive Therapie einzulassen, für ihre bewegenden und berührenden Schilderungen ihrer Lebenserfahrungen. Das hat mir wesentliche Erkenntnisse im Bereich der psychosomatischen Schmerztherapie vermittelt, die ohne sie nie möglich gewesen wären.

Die Komplexität der Erkrankung bei chronischen Schmerzerkrankungen ist sowohl in der Anamnese, Diagnostik, beim Krankheitsverständnis und schließlich auch bei den Interventionen sehr hoch. Ich habe versucht, hier viel zu reduzieren. Letztendlich aber würden gewisse komplexe Zusammenhänge in ihrer Aussagekraft einiges verlieren, wenn man noch weitere Vereinfachungen vorgenommen hätte. So ist es hoffentlich gelungen, ein »einfaches, praxisnahes Buch« für viele Berufsgruppen zu schreiben über das, was wir hier in der Körperpsychotherapie und Integrativen Leib- und Bewegungstherapie bei chronischen Schmerzerkrankungen machen. Viele meiner Kolleginnen beklagen, dass es ihnen so schwer möglich sei, ihre eigene Arbeit, die von vielen Patienten als sehr hilfreich erlebt wird, den anderen Fachkolleginnen differenziert zu erläutern. Das ist, so meine Erkenntnis, auch nur schwer vermittelbar, weil letztendlich leibliches Erleben nicht nur kognitiv verstanden werden kann, sondern erfahrungsbereit »am eigenen Leib« erlebt werden muss. Meinen Patienten, die manchmal eine Einführung zur IBT nicht ganz verstanden haben, gebe ich folgenden Vergleich: Sie gehen in ein gutes Restaurant und studieren intensiv die Speisekarte. Nachdem Sie mehrere Minuten gelesen haben, sind Sie einerseits begeistert, haben jedoch auch Zweifel, ob es wirklich so gut schmeckt. Um das herauszufinden, müssen Sie eines tun: essen.

Dabei kann Ihnen dieses Buch etwas helfen. Sie können natürlich die Übungen ausprobieren. Noch besser ist es, ein Körperpsychotherapieseminar bei den zahlreichen Kolleginnen zu besuchen. Das Erleben am eigenen Leib ist durch kein kognitives Wissen zu ersetzen!

Das zentrale Anliegen dieses Buches möchte ich mit einem persönlichen Erlebnis veranschaulichen. Mein Enkel, knapp zwei Jahre alt, wollte an einem schönen Frühlingstag mit mir spazieren gehen. Also setzte ich ihn auf die Treppe, zog ihm die Schuhe an und holte seine Jacke. Er »hampelte« dann sitzend ein wenig hin und her und da passierte es: Er schlug sich den Kopf am Treppengeländer an. Auf sein Schreien hin rannte ich zu ihm, nahm ihn in den Arm und spürte deutlich, wie er sich an mich kuschelte. Bis wir beim Wasserhahn waren, hatte er sich schon etwas beruhigt. Ich nahm einen kalten Tupfer, um damit seine Schläfe und Kopfseite zu kühlen. Er hatte nun aufgehört zu weinen, konnte mir aber nicht sagen, wo er sich genau angeschlagen hatte. So kühlte ich weiter seine Schläfe, bis er meine Hand wegschob. Es war gut! Mein nächstes Sedativum »Heile, heile Gänsle, heile heile Mausespeck …« interessierte ihn gar nicht mehr. Ich setzte ihn an den Frühstückstisch und gab ihm etwas zu essen. In diesem Moment kam meine Frau von der Arbeit. Er freute sich, sagte aber sofort »Aua, bum bum« und zeigte an seinen Kopf. Hierbei wurde er wieder weinerlicher....

Erscheint lt. Verlag 20.5.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Behandlung von chronischen Schmerzen • Bewegungsaktivierung • Bewegungstherapie • bio-psycho-sozial-ökologisch • Chronischer Schmerz • Entspannung • Fibromyalgie • Integrative Bewegungstherapie • Integrative Leib- und Bewegungstherapie • Körperpsychotherapie • mit Schmerzen leben • Physiotherapie • Psychoedukation Schmerz • Rückenschmerzen • Schmerzpatienten • Therapie Schmerzpatienten • Thymopraktik
ISBN-10 3-608-12033-5 / 3608120335
ISBN-13 978-3-608-12033-2 / 9783608120332
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