Manifest des ökologischen Humanismus (eBook)
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99125-681-6 (ISBN)
Dr. med. Rupert Biedrawa, geb. 1946, arbeitete bis 2011 als Arzt für Allgemeinmedizin in Salzburg. Zeitlebens beschäftigte er sich neben den gewöhnlichen Aufgaben der Humanmedizin auch immer wieder mit der Frage, ob die Humanmedizin neben ihrem Bemühen um die Gesundheit des einzelnen Menschen nicht auch Beiträge zur Gesunderhaltung der gesamten Menschheit leisten könnte und sollte. In diesem Sinn ist dieses Buch ein Beitrag in diese Richtung.
Vorwort zur 1. Ausgabe
Bis zur Jahreswende 2019/20, als die Covid-19-Pandemie ausbrach, hatte dank Greta Thunberg und dank der Fridays-for-Future-Bewegung das allgemeine Umweltbewusstsein eine großartige Intensität erlangt, wie das seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall gewesen war. Nicht nur in der Zivilgesellschaft, sondern auch unter vielen politisch Verantwortlichen war das Bewusstsein erwacht, man müsse nun konsequenter vorgehen, um den existenzbedrohlichen Entwicklungen unserer traditionellen Weltwirtschaft und Weltpolitik entgegenzutreten. Die Lobbys der fossilen Industrien und der Waffenindustrien beherrschten zwar noch weiterhin in ihren umweltzerstörerischen und menschenfeindlichen Einflüssen die Weltpolitik, aber es gab erstmals ernste politische Ansätze und Programme, so von der EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen im geplanten „European Green Deal“, um mit größeren Reformen den Weg zu einer ökologischeren Weltwirtschaft und Weltpolitik zu ebnen. Zwar gab es politische Kräfte, die damals wie heute diese Reformen zu sabotieren versuchten, aber die unzähligen Umweltschutzbewegungen, die glücklicherweise heute immer größer werden, hatten weltweit ein wachsendes Bewusstsein dafür geschaffen, dass heute eigentlich die ganze Menschheit dazu aufgerufen ist, unsere Welt vor der weiteren Selbstzerstörung zu retten.
Dann aber kam in diesem wichtigen Augenblick der Weltgeschichte, eben zur Jahreswende 2019/20, die Corona-Pandemie. Alle politischen Debatten und Bemühungen mussten sich auf dieses neue Thema konzentrieren und man konnte sich fragen, ob dieses Thema, zumindest bis zur Herstellung eines Impfstoffs gegen den Corona-Virus, nicht noch 1 bis 2 Jahre die ökologischen und übrigen existenzbedrohlichen Probleme verdrängen würde.
Der Mensch hat nur eine begrenzte Kapazität für die Bewältigung von Problemen. Aber gerade deshalb muss er lernen, bestimmte Prioritäten zu setzen, um sich vorrangig auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren, die sein Überleben sichern und verbessern.
Doch eben das tut der Mensch nicht immer. Auf Grund gesellschaftlicher Zwänge, auf Grund der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, aber auch auf Grund falscher moralischer Entscheidungen oder falscher Zielsetzungen, für die der Einzelne selbst verantwortlich ist, erfüllen unzählige Menschen unter Umständen ihr Leben lang Aufgaben und Berufe, die mehr dem Verderben als dem Überleben der Menschheit dienen. Die Tatsache, dass sich die Menschheit heute in einer Klimakrise und in der Gefahr befindet, mehr auf die eigene Selbstzerstörung als auf das eigene Überleben zuzusteuern, ist vor allem die Folge davon, dass der Mensch in seinen politischen, moralischen und privaten Entscheidungen falsche Prioritäten gesetzt hat.
In dieser Situation unzähliger globaler Fehlentwicklungen in der Weltpolitik, beispielsweise auf Grund der Konzentration des Kapitals auf die militärische Aufrüstung anstatt auf Unterstützungen einer besseren Umweltpolitik und Entwicklungszusammenarbeit, kam es nun auch noch zur Corona-Krise. Die meisten Staaten, die davon betroffen waren, mussten mit einem Niederfahren der Wirtschaft reagieren. Trotz der Bemühungen vieler Regierungen, mit den Steuern des mühsam erarbeiteten und ersparten Staatskapitals Arbeitsplätze weitestmöglich zu erhalten, musste man aber schon von Anfang an damit rechnen, dass es in der Folge zu einer größeren Arbeitslosigkeit kommen würde.
Andrerseits bot jedoch diese Situation auch die Möglichkeit zu einer Neuaufstellung von Prioritäten, die heute von Seiten aller politisch Verantwortlichen, aber auch von Seiten der Eigenverantwortung jedes Einzelnen gesetzt werden sollten, wenn wir nach der Corona-Krise die übrigen großen Probleme der Gegenwart besser als bisher angehen wollen.
Im vorliegenden Manifest geht es in diesem Sinn vor allem darum, zunächst in einem ersten Teil möglichst alle Ursachen für die globalen Missstände unserer Zeit zu diagnostizieren, um dann in den folgenden Teilen die kausalen Strategien zur Bewältigung dieser Missstände darzustellen.
Im zweiten Teil wurde dann versucht, Ansätze zu einer neuen Philosophie und Ethik zu schaffen, weil ja viele globale Missstände, unter anderem auch die ökologischen, auf destruktiv egoistischen, einseitigen und extremistischen Wertvorstellungen beruhen, die in vielen Bereichen das Denken der politisch Verantwortlichen und auch das Denken vieler Menschen beherrschen. Obwohl es in den meisten traditionellen Wertsystemen viele wertvolle Grundsätze gibt, gibt es in diesen auch viele Vorurteile, die überwunden werden müssen, wenn wir in ökologischer und sozialer Weise unserer Umwelt und Mitwelt zukünftig gerechter werden wollen. Was aber in dieser Notwendigkeit zu Reformen für viele traditionelle Wertsysteme zutrifft, trifft ebenso zu für viele moderne Wertsysteme, in denen oft in anderer Weise ein einseitig doktrinäres und dogmatisches System vertreten wird. Kurz: Wir brauchen dringend eine neue Moralphilosophie, in der man mit dem Bemühen um mehr Ganzheitlichkeit, Wahrhaftigkeit und Wissenschaftlichkeit und vor allem mit mehr Toleranz und Liebe an das menschliche Leben herangehen müsste. Im dritten Teil dieses Manifests geht es dann vor allem um die politischen Konsequenzen dieser Philosophie.
Manches ist in dieser Schrift gewiss unvollständig und ergänzungsbedürftig, aber ich habe mich dennoch immer wieder bemüht, möglichst vollständig und aus einer möglichst ganzheitlichen Sicht sowohl die allgemeinen Probleme des Menschseins, zumindest seit der Entwicklung zu unseren Zivilisationen vor circa 10 000 Jahren, als auch die speziellen Probleme des Menschen seit der Industriellen Revolution zu behandeln. - In diesem Versuch also, aus einer größeren geschichtlichen Sicht die globalen Probleme der Gegenwart zu betrachten, habe ich die drei Teile dieses Manifests verfasst und gerade in jenem Augenblick abgeschlossen, als die Corona-Krise ausbrach. Ich will damit sagen: In Bezug auf meine Darstellung der weltweiten Probleme könnte man durch die Corona-Krise nun vielleicht noch einiges ergänzen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass solche Ergänzungen an den wesentlichen Strategien, die ich zur Bewältigung der ökologischen und übrigen globalen Missstände vorgeschlagen habe, nicht mehr sehr viel ändern würden. Im Gegenteil:
Ich wage sogar zu behaupten, dass durch die Erfahrungen der Corona- Pandemie diese Strategien notwendiger und aktueller denn je sind, bloß dass man einzelne Strategien immer wieder modifizieren wird müssen. Ich denke dabei besonders an die Öffentlichkeitsarbeit der Umweltschutzbewegungen, beispielsweise an die Freitagsdemonstrationen der Fridays-for-Future-Bewegung, die 2020 wahrscheinlich nicht mehr in derselben Form stattfinden werden wie 2019, zumindest, solang es notwendig sein wird, größere Versammlungen zu vermeiden, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Sogar Greta Thunberg, die moralisch führende Persönlichkeit dieser Bewegung, empfahl schon anfangs März 2020, zur Eindämmung des Virus bis auf Widerruf öffentliche Versammlungen zu vermeiden und bis dahin nur mehr über das Internet zu kommunizieren. Diese Empfehlung war übrigens besonders bemerkenswert und auch lobenswert, weil zu diesem Zeitpunkt die Regierung Schwedens, in dessen Land ja Greta lebt, im Gegensatz zu vielen anderen Regierungen in Europa, noch weit davon entfernt war, Verbote zu derartigen Versammlungen gesetzlich anzuordnen. Wahrscheinlich wird man aber auch unabhängig davon die Strategien der Fridays-For-Future-Bewegung in Zukunft immer wieder neu an die neuesten Veränderungen und regionalen Bedingungen in den verschiedenen Gesellschaften anpassen müssen, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.
Beispielsweise bedarf es heute in Afrika anderer Strategien zum Umweltschutz als in Europa. So erklärte zum Beispiel Makenna Muigai, eine 17-jährige Schülerin aus Kenia, die vor allem für den Schutz des Regenwalds im Kongo-Becken und gegen Plastikmüll mobilisiert, warum Schulstreiks in Afrika nicht so populär sind, und zwar deshalb, weil Bildung in Afrika so kostbar ist, dass man dort nicht so leicht vom Unterricht fernbleiben will. Aufklärung über die Klimakrise beginnt für Muigai im Klassenzimmer, nicht auf der Straße. Ähnlich sieht das wahrscheinlich auch Vanessa Nakate, jene seit Jänner 2020 berühmte 23-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin aus Uganda, die in einer Plattform für junge afrikanische Umwelt-Aktivisten, in der Bewegung „Rise Up Movement“, im Wesentlichen dieselben Ziele wie Greta Thunberg verfolgt.
Was aber Gretas Schulstreiks und die daraus entstandenen Aktivitäten der Fridays-For-Future-Bewegung betrifft, so wird kaum jemand bezweifeln, dass dieser Aktivismus notwendig war und zu einer Richtungsänderung der Klimapolitik beigetragen hat, zumindest in Europa 2019. Für umweltfreundliche Politiker/innen waren diese Demonstrationen jedenfalls eine Unterstützung ihrer Umweltpolitik. Dennoch ist sich Greta vermutlich längst bewusst, dass der strategische Effekt von Demonstrationen immer wieder neu überlegt werden muss, damit diese Aktivitäten in Bezug auf die aktuellen und regionalen Umstände auch wirklich einen optimalen Effekt für die Klimapolitik erzielen.
Wie aber schon gesagt: Im Jahr 2019 hatten diese Demonstrationen einen optimalen Effekt und entsprechend rechtfertigte Greta auch diesen Aktivismus in ihrer Rede in Davos 2019 mit folgenden Worten:
„Manche sagen, wir sollten keinen Aktivismus betreiben. Stattdessen sollten wir alles unseren Politikern überlassen und einfach bei Wahlen für einen Wandel stimmen. Aber was machen wir, wenn der politische Wille nicht da ist? Was machen wir, wenn die erforderliche Politik nirgendwo in Sicht...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte |
ISBN-10 | 3-99125-681-9 / 3991256819 |
ISBN-13 | 978-3-99125-681-6 / 9783991256816 |
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