Follower (eBook)
248 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-22979-0 (ISBN)
Gunnar Engel (Jg. 1987) lebt in Norddeutschland und ist Pastor der ev.-luth. Apostelkirchengemeinde in Kiel. Mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern genießen sie die Ruhe und Gelassenheit des Nordens. Zudem betreibt er einen erfolgreichen YouTube-Kanal zu Fragen des christlichen Glaubens. Es ist seine Herzensangelegenheit, Menschen auf neue und kreative Weise mit dem Evangelium zu erreichen. 2019 erhielt er dafür den Medienpreis 'Der Goldene Kompass' der christlichen Medieninitiative pro. www.gunnarengel.de
Gunnar Engel (Jg. 1987) lebt in Norddeutschland und ist Pastor der ev.-luth. Apostelkirchengemeinde in Kiel. Mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern genießen sie die Ruhe und Gelassenheit des Nordens. Zudem betreibt er einen erfolgreichen YouTube-Kanal zu Fragen des christlichen Glaubens. Es ist seine Herzensangelegenheit, Menschen auf neue und kreative Weise mit dem Evangelium zu erreichen. 2019 erhielt er dafür den Medienpreis "Der Goldene Kompass" der christlichen Medieninitiative pro. www.gunnarengel.de
ABRAHAM & DER NEUE ANFANG
Sterne
Der Mann wischte sich über die Wange. Ein letzter Rest Sand knisterte zwischen seinen Fingern. Die feinen Körner waren überall, daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Neben ihm brach ein Scheit im Feuer. Er zog den Mantel fester um seine Schultern. Die Nächte wurden immer kälter.
So viele Jahre war er schon unterwegs. Von einer Steppe zur nächsten. Von einem Brunnen zum anderen. Es war ein unstetes Leben. Trotzdem liebte er es. Hätte es gegen nichts in der Welt eingetauscht. Selbst wenn seine Knochen langsam anfingen, zu knacken.
Sara schlief schon seit einigen Stunden im Zelt. Sie hatte alles für ihn und den gemeinsamen Weg aufgegeben. Die ganzen Jahre war sie immer an seiner Seite geblieben. Er hätte sich nichts Besseres wünschen können.
Doch er merkte, dass die langen Reisen ihr mehr und mehr zusetzten. Sie wurde älter.
»Wie lange noch?«, seufzte er in die kühle Abendluft. »Wie lange noch?«
Er strich sich über seine eigene, faltige Haut. Nicht nur seine Frau wurde älter.
In letzter Zeit hatte er oft an die Tage ihrer Jugend gedacht. Bevor sie ein Leben auf Wanderschaft begonnen hatten, immer mit seiner Sara an seiner Seite und ihrem Hab und Gut im Schlepptau.
So viele Träume hatten sie gehabt. Und vor allem diesen einen Traum, größer als alle anderen. Einen Nachkommen. Seine Familie hatte immer wieder gefragt. Er wusste, dass sie darauf warteten. Ihm selbst ging es ja nicht anders. Er schloss die Augen und sog die kalte Nachtluft tief in seine Lunge. Die Tränen liefen inzwischen unkontrolliert. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so geweint hatte. Er fuhr sich über das Gesicht. Atmete langsam ein und aus.
Und mit einem Mal traf es ihn. Da war sie wieder! Eine Stimme, fein wie ein Lufthauch. Ein Schauer überfuhr ihn. Er war dieser einmaligen Stimme bis hierher gefolgt. In vollstem Vertrauen und ohne einen Blick zurück. Schritt um Schritt. Kilometer um Kilometer. Jahr um Jahr. Hoffnung um Hoffnung. Mit knackenden Knien erhob er sich. Er griff nach seinem Stab und folgte der Stimme. Wie mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Auf einer Anhöhe blieb er stehen. Über ihm tat sich der Himmel auf. Die Wolken zogen sich zurück. Von einem kleinen Windhauch getrieben, verschwanden sie aus seinem Blickfeld. Abermillionen kleine Lichter leuchteten über ihm am Wüstenhimmel. Die Tränen in seinen Augen ließen sie funkeln und über den Himmel tanzen. Dann hörte er wieder die Stimme. Langsam und ganz deutlich sprach sie. Abraham sog jedes Wort in sich auf. Jetzt wusste er, warum er den weiten Weg zurückgelegt hatte.
Wenn die Stimme ruft
Musstest du jemals jemanden oder etwas aufgeben, das dir wirklich wichtig war? Oder vielleicht wurde dir dieses liebe Ding genommen? Die meisten von uns, die diese Reise mit dem Namen Leben antreten, begegnen dieser tief empfundenen Herausforderung. Es gibt einen Mann in der Bibel, der die Kosten des Opfers und die Belohnung für die Nähe zu Gott besser kannte als viele andere. Sein Name ist Abraham.
Die Bibel erzählt immer wieder von Menschen, die sich auf eine Reise ins Land des Glaubens eingelassen und so Gott erfahren haben. Das Wunderbare ist: Jede dieser Reisen sieht anders aus. Sie haben alle unterschiedliche Startpunkte. Sie beginnen zu unterschiedlichen Zeiten. Die Story, die Gott mit deinem Leben schreiben will, ist anders als seine Geschichte mit mir. Das muss auch so sein, denn Gott hat für jeden von uns den Weg, der notwendig und passend ist. Bei Gott gibt es keine Pauschalreisen aus dem Katalog. Sein Weg mit dir ist ein individuell zusammengestellter Roadtrip mit spontanen Momenten, immer wieder neuen Höhepunkten und einer perfekt auf dich abgestimmten Route.
Abraham hat sich auf diesen Weg gemacht. Er hat alles Bekannte hinter sich gelassen. Er hat alles riskiert und ist mit Mut und Gottvertrauen den ersten Schritt gegangen. Man könnte ihn als den Urvater des Glaubens bezeichnen, denn er war einer der Ersten, der dies tat.
Dabei lassen die ersten Worte über ihn im Buch Genesis kaum auf ein großes Abenteuer schließen. Man vermutet eher, dass seine Geschichte nun bald zu Ende ist. Abraham ist 75 Jahre alt, Viehzüchter und hat ein Leben ohne große Höhepunkte hinter sich. Zumindest wissen wir nichts aus den 75 Jahren, bevor Gott zu ihm spricht.
75 Jahre, sein Leben war gelaufen. Was sollte noch Neues kommen? Der eine Wunsch, der ihn sein Leben lang begleitet hatte, war nicht in Erfüllung gegangen. Mehr als alles andere wollte Abraham einen Sohn, dem er sein Erbe vermachen konnte. Selbst wenn wir hier einen Text aus einer längst vergangenen Zeit lesen: Auch damals war es nicht normal, mit 75 noch ein Kind zu bekommen, zumal Sara, Abrahams Frau, in einem ähnlichen Alter war.
Viele Menschen haben heute schon in jüngeren Jahren ähnliche Gefühle. Das Leben hat den Glanz verloren, besteht nur noch aus Wiederholungen, ist im Grunde gelaufen. Was soll da noch kommen? Wie bei Abraham hat sich das Leben längst aus dem Leben zurückgezogen. Jeder Tag sieht gleich aus. Alles ist in zwar gesicherten, aber auch eintönigen Bahnen gefangen.
Doch da passiert das Unerwartete: Gott mutet diesem Mann am Ende des Lebens einen Aufbruch zu! Er ruft ihn auf eine Reise. Dieser Ruf Gottes ist der sensible Moment der Nachfolge. Was machst du, wenn Gott dich ruft? Wie antwortest du, wenn Gott dir nicht die Antwort auf deine Bitten und Wünsche gibt, sondern dich zu einem neuen Leben herausfordert? Wenn es nicht um ein simples Geschenk geht, sondern um den mutigen Schritt in ein neues Leben?
Abraham geht diesen ersten Schritt und dann tritt das Versprochene ein: Abraham und seine Frau Sara werden Eltern eines Kindes. Gott segnet sie mit dem Geschenk neuen Lebens.
Vielleicht fragst du dich: Was hat Abraham aufbrechen lassen? War es die Zusage, dass er und seine Frau trotz ihres hohen Alters noch Kinder bekommen sollten? Es war sicher mehr als diese doch reichlich unrealistische Ankündigung einer Nachkommenschaft. Ich denke, was Abraham zu dieser Abenteuerreise in das Land des Glaubens aufbrechen ließ, war eine Ahnung, eine Vermutung, dass mit diesem Aufbruch wieder Leben in sein Leben einziehen würde.
Abraham spürte hier zum ersten Mal etwas von der Welt, die Gott für ihn bereithielt. Zum ersten Mal erlebte er, was Leben bedeutet. Nicht, weil er es sich selbst geschaffen hatte oder weil er selbst die richtigen Bahnen gefunden hatte. Er fand das Leben, weil Gott es ihm zeigte. Weil Gott ihn rief.
Wie steht es um dein Leben? Kannst du es guten Gewissens Leben nennen? Oder ist es eher eine Abfolge von Momenten, die ihren Glanz schon lange verloren haben? Es ist nicht zu spät! Abraham war 75 Jahre alt, als es losging. Ich war bereits Pastor einer Gemeinde, als Gott sich entschied, durch den Schmerz hindurch nach mir zu greifen. Auch bei dir kann es jetzt so weit sein. Nötig ist nur der Mut zum Neuanfang!
Was uns Angst macht
Wovor hast du Angst? Ich glaube, es ist ganz gut, dass wir hier diese Frage stellen. Immerhin ist Angst der größte Faktor, der Veränderungen in unserem Leben blockiert.
Wenn ich von mir ausgehe, bin ich sicher, wir könnten eine Doppelseite mit Gründen für Angst füllen.
Ich hatte schon als Kind immer viel mit Angst zu kämpfen und meine Eltern hätten mich wahrscheinlich als ängstlich beschrieben. Ich blieb ungern alleine, fand mich nur schwer in neuen Umgebungen zurecht und eine Situation wie im Film »Kevin allein zu Haus« wäre mein Ende gewesen. Da hätte es nicht einmal die Einbrecher gebraucht.
In meiner Kindheit gab es eine Zeit, da konnte ich kaum in meinem Zimmer schlafen, das zur Straße hin lag. Hin und wieder fiel das Licht eines Autos durch meine Fenster. Es war kurz nach meinem Geburtstag und an der Deckenlampe hingen noch Luftballons. In einer stürmischen Nacht schlug der Baum vor meinem Fenster mit seinen Ästen gegen die Scheibe. Dazu fiel immer wieder Licht herein und traf auf die Luftballons an der Lampe. Ich lege noch heute meine Hand dafür ins Feuer, dass die Schatten an der Wand wie riesig große Dinosaurier aussahen. Dass ich kurz zuvor zum ersten Mal Jurassic Park geguckt hatte, war nicht wirklich hilfreich.
Die größte Angst hatte ich aber bei meinem Umzug in die neue Gemeinde. Nicht nur, dass es ein neuer Wohnort, ein neues Haus und neue Menschen waren. Alles um mich herum war neu und ich war allein. Ich kannte natürlich auch alle Geschichten, die man sich im Predigerseminar so erzählte. Dorfbewohner spionieren in die Fenster. Menschen stehen unangekündigt im Haus. Jeder Schritt ist sofort allen bekannt. Außerdem war es eine neue Verantwortung. Ich sollte der neue Pastor sein. Wie war die Geschichte der Gemeinde? Wie war die Verkündigung bisher? Wer sollte die Gemeinde mit mir leiten? Was würde ich tun, wenn sich in einem Jahr herausstellte, dass ich überhaupt nicht in der Lage war, meine Aufgaben zu erfüllen? Was sollte ich tun, wenn der Druck zu groß würde? Wie so oft waren die Ängste größer als die Realität.
Denn genau darin ist die Angst die Königin: Sie verbiegt die Realität, bis nichts mehr zusammenpasst. Wie oft erwische ich mich dabei, dass ich so viel mehr auf die Stimme um mich herum höre und nicht auf Gott. Höre ich auf die Stimme der Angst, lege ich mein Vertrauen in das Unbekannte und die Unsicherheit – und das sind beides Bereiche, die mir keine Sicherheit geben können. Allein die Stimme Gottes ist dazu in der Lage. Daher stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, im Unbekannten auf die vertraute Stimme zu hören, denn es ist Gottes Stimme, die den Weg weist.
Ein Neuanfang mit Gott bedeutet, sich von dieser Angst nicht...
Erscheint lt. Verlag | 2.9.2020 |
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Verlagsort | Witten |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | Abraham • Bibel • Entscheidung • Erlebnisse • Gebet • Goldener Kompass • Gottes Handeln • Gottes Reich • Gottes Ruf • Gottes Rufen • Große Freiheit • Hier bin ich • Hingabe • Humor • influencer • Jesus • Kirche • Landeskirche • Lutherisch • Mose • Nachfolge • Pastor • Pastor Engel • Persönlichkeiten • Samuel • sende mich • Vertrauen • Wüste • youtube • Youtube-Pastor • YouTuber |
ISBN-10 | 3-417-22979-0 / 3417229790 |
ISBN-13 | 978-3-417-22979-0 / 9783417229790 |
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