Auf dem Weg zum disjunktiven Denken
Vardan Verlag
978-3-941060-16-6 (ISBN)
Friedrich Kümmel sieht Parmenides und Heraklit nicht, wie sonst üblich, in Opposition zueinander. Seiner Auffassung nach bedienen sie sich der gleichen Logik. Nur der Bezugspol ist bei ihnen verschieden: Parmenides macht die Einheit an einem zeit-überhobenen Bleibenden fest, während Heraklit das Ganze und seine Einheit unter dem Aspekt der Zeit thematisiert und sie in das Absolulte selbst hineinnimmt: als ein in der Aktualität vor sich gehendes Werden.
Der von Protagoras aufgestellte Homo-mensura-Satz bringt hinsichtlich des menschlichen Erkenntnisvermögens die von Parmenides aufgestellte Disjunktion von Sein und Nichts in Anschlag, und zwar so, daß sie sich bezüglich der Unterscheidung von Wahrheit (aletheia) und Schein (doxa) nicht mehr relativieren läßt. Der Homo-mensura-Satz zielt so auf ein absolutes Maß der Unterscheidung und wehrt die von Platon vorgelegte und seitdem kanonisch gewordene relativistische Deutung des Satzes gerade ab. Friedrich Kümmel zeigt, daß der Satz mit seiner Zentrierung auf die Unterscheidung des Wirklichen vom Unwirklichen in den Umkreis einer Logik der Disjunktion gehört, die, von Parmenides entwickelt, sich der von Aristoteles etablierten Logik der Alternativen entzieht.
Friedrich Kümmel, geb. 1933, habilitierte sich 1967 in Philosophie an der Universität Tübingen mit einer Arbeit über „Platon und Hegel zur ontologischen Begründung des Zirkels in der Erkenntnis“. Von 1967 bis 1971 war er Professor für Historische und Systematische Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen, von 1971 bis 1986 ebd. Professor für Philosophie und von 1986 bis zu seiner Emeritierung 1998 Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Von 1967 bis 2015 übte er seine Lehrbefugnis für Philosophie an der Universität Tübingen aus. Seine Studien zum Begriff der Zeit, zur Hermeneutik als Methode, zum Verhältnis von Logik und Hermeneutik, zum Wissenschaftscharakter der Pädagogik, zu Schleiermachers Dialektik, zum philosophischen Verständnis der Natur sowie zur Logik der Disjunktion sind im Vardan Verlag erschienen. Friedrich Kümmels philosophisches Denken wird von einer doppelten Einsicht angetrieben: zum einen davon, daß drei voneinander unabhängige und auch in ihrem Phänotyp ganz unterschiedliche philosophische Formationen zu einer grundlegenden gemeinsamen Erkenntnis gelangt sind; zum anderen davon, daß diese Erkenntnis ein tragfähiges Fundament für eine Neuorientierung und Vertiefung unseres Philosophierens abgibt. Bei dieser Erkenntnis handelt es sich um das dem üblichen Denken in Alternativen überlegene disjunktive Denken („Logik der Disjunktion“) und bei jenen Formationen um das moderne japanische, sich dem Zenbuddhismus verdankende Denken Nishidas und seiner Schule, um die antike griechische Philosophie vor Platon und um die Philosophie Nietzsches sowie die Lebensphilosophie.
Erscheinungsdatum | 01.04.2020 |
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Verlagsort | Hechingen |
Sprache | deutsch |
Maße | 175 x 247 mm |
Gewicht | 864 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie Altertum / Antike |
Schlagworte | disjunktive Logik • Heraklit • Logik der Alternativen • Logik der Disjunktion • Maß des Menschen • Parmenides • Platon • Protagoras • Relativismus • Schein und Sein • Subjektivität • Zeit und Absolutes |
ISBN-10 | 3-941060-16-3 / 3941060163 |
ISBN-13 | 978-3-941060-16-6 / 9783941060166 |
Zustand | Neuware |
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