MERIAN Reiseführer Kreta (eBook)
224 Seiten
Merian / Holiday, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8342-3136-9 (ISBN)
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Impressum
Leserhinweis
Anleitung zur eBook-Nutzung
Die Themen der Insel
Zeichenerklärung
Regionen
Unser Kreta
Der erste Blick auf Kreta
Unterwegs auf Kreta
Wanderungen und Ausflüge
Wissenswertes
Kreta en detail
Osmanisches Réthimno
Karten
PRÄFEKTUR IRÁKLIO
In Iráklio betreten die meisten Besucher kretischen Boden – glücklich, wer morgens mit dem Schiff aus Piräus anreist und im Dunst die Silhouette der Stadt mit ihren venezianischen Mauern erblickt. Die Schiffssirene ertönt, und am Hafen beginnt ein munteres Treiben.
In der Mitte Kretas lebt fast die Hälfte der Inselbewohner – und östlich der Inselhauptstadt Iráklio konzentriert sich der (Massen-)Tourismus. Das ist gut so, denn man kann ihm leicht aus dem Weg gehen: Ein paar Kilometer jenseits des Küsten-Highways liegt liebliches, einsames Hügelland, das Rebstöcke und Olivenhaine prägen. Seit Jahrtausenden ist die große Ebene Messará Kornlieferant der Insel.
IRÁKLIO (HERÁKLION)
131.000 Einwohner
Brutale Betonbauten, neoklassizistische Ruinen, wuchtige Renaissance-Bastionen, feine Villen und viel Gesichtsloses: Die Einwohner von Iráklio haben es nicht leicht, Besucher von der Schönheit ihrer Stadt zu überzeugen. Ungeordnet, zerrissen, beliebig scheint das Häusermeer aus Flachbauten, verschandelt von Werbeflächen. Und so wollen die meisten die viertgrößte griechische Stadt möglichst schnell wieder verlassen. Zu Unrecht! Denn die Geschichte von Iráklio reicht weit zurück: Die »Stadt des Herakles« war der minoische Hafen von Knossós. Die Römer nannten sie Kastron, die Araber »Rabd al-Khandaq«, die Burg mit dem Graben. Daraus machten die Byzantiner Chandax und die Venezianer Candia. 460 Jahre blieb es der wichtigste Handelsposten Venedigs und besaß wie die Mutterstadt einen Markusplatz mit Markuskirche, Loggia und Dogenpalast. In der Klosterschule der Heiligen Katharina vom Berg Sinai unterrichteten berühmte Gelehrte u.a. den jungen Doménikos Theotokópoulos in der Ikonenmalerei. 21 Jahre verteidigte sich Candia, bis es sich schließlich doch 1669 den Osmanen ergeben musste und Kreta zur Provinz des Sultanats von Konstantinopel verkümmerte.
So ist die Geschichte Iráklios auch die Geschichte einer verheerenden Zerstörung kulturellen Erbes und menschlichen Leids: Fast die gesamte Stadt wurde 1856 durch ein Erdbeben zerstört. 1923, knapp 70 Jahre später musste sie innerhalb nur weniger Tage 20.000 Flüchtlinge aus Kleinasien aufnehmen, der Stadtteil Néa Halikarnassós erinnert daran. Von den Verlusten durch die deutsche Bombardierung hat sich das alte Iráklio bis heute nicht erholt. In den Nachkriegsjahren setzte eine fatale Betonbauwut in der Wirtschaftsmetropole und dem mit Flughafen und Hafen wichtigen Drehkreuz ein.
Erst in den letzten Jahren hat ein Umdenken eingesetzt: Eine herrliche Meerespromenade lädt zum Flanieren und Joggen ein, viele Straßen wurden in gepflasterte Fußgängerzonen verwandelt, alte Fassaden renoviert. Iráklio ist keine »Beauty Queen« geworden, hat aber erheblich an Lebensqualität gewonnen – und besitzt die sehenswertesten Museen Kretas.
Sehenswertes
1 NATURHISTORISCHES MUSEUM
Hauptattraktion des modernen, in einem ausrangierten Elektrizitätswerk eingerichteten Museums nicht nur zur Naturgeschichte Kretas, sondern ganz Griechenlands ist ein Erdbeben-Simulator im Kellergeschoss. Da sitzt man sicher auf alten Schulbänken und kann jede halbe Stunde am eigenen Leib erfahren, wie sich für die Betroffenen einige der weltweit schwersten Erdbeben anfühlten. Nicht nur Kinder werden ihre Freude an riesigen Dioramen mit ausgestopften Tieren und Terrarien mit lebenden Reptilien haben. Das Museum wird von der Universität Kreta betrieben und ist als solches auch ein wichtiges Forschungsinstitut.
Sofoklí Venizélou | www.nhmc.uoc.gr | Mo–Fr 9–15, Sa/So 10–18 Uhr | Eintritt 7,50 €, erm. 4,50 €
2 HISTORISCHES MUSEUM
Das Museum erzählt anhand von sorgfältig ausgewählten Karten und Funden die Stadtgeschichte von den ersten christlichen Jahrhunderten bis in die Moderne. Liebhaber der Literatur wird das Arbeitszimmer und die Bibliothek des berühmten Sohns der Stadt Níkos Kazantzákis begeistern. Der größte Schatz des Museums sind zwei kleine Gemälde von El Greco, die »Taufe Christi« und »Blick auf den Berg Sinai mit dem Katharinenkloster«. Es handelt sich um die einzigen auf Kreta befindlichen Werke des kretischen Malers überhaupt, gemalt kurz nach seiner Ankunft in Venedig Ende der 1560er-Jahre! Besonders interessant ist Raum 1 im Erdgeschoss. Unter den drei venezianischen Brustpanzern in der Raummitte erfährt der waffentechnische Laie ganz Erstaunliches: Zu sehen sind venezianische Handgranaten aus Glas und Ton sowie Kupfer. Dominiert wird der Raum von einem riesigen Modell der venezianischen Stadt um 1645 im Maßstab 1:500.
S. Venizélou 27 | www.historical-museum.gr | Mo–Sa 9–17, So ab 10.30, Nov.–März 9–15.30 Uhr, Di u. an Feiertagen geschl. | Eintritt 5 €, erm. 3 €
3 ÁGIOS PÉTROS
70 Jahre lang war die mittelalterliche Kirche im westlichen Teil der Altstadt nahe dem Meer erst Ruine und dann Baustelle. Deutsche Bomben hatten die ehemalige Dominikanerkirche San Pietro aus dem 14. Jh. zerstört. Seit 2013 ist sie wieder vollständig aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich. Das tut dem Stadtbild gut. Innen ist die einschiffige gotische Hallenkirche aber bis auf winzige, kaum noch erkennbare Freskenreste völlig schmucklos. Außen sind im Boden rund um den Chor minimale Mauerreste aus hellenistisch-römischer, frühbyzantinischer und arabischer Zeit sichtbar. Die Kirche wird heute gelegentlich für Ausstellungen und Konzerte genutzt, Gottesdienste finden hier nicht mehr statt.
Leof. Sof. Venizélou | variable Öffnungszeiten
© Huber Images: Reinhard Schmid
Das Kastell Koúles (>) im Hafen von Iráklio diente als mächtiges Bollwerk gegen die Feinde der Serenissima.
4 HAFENKASTELL KOÚLES/ROCCA A MARE
Zum Schutze von Hafen und Stadt erbauten die Venezianer von 1523 bis 1540 ein zweistöckiges Kastell. Die hier beginnende Hafenmole ist nur gen Westen mit dem Festland verbunden und bietet einen schönen Blick auf die Stadt. Das sorgfältig restaurierte Innere des Kastells lädt zur Entdeckungsreise ein – wichtige historische Epochen wie die 21-jährige Verteidigung Iráklios gegen die Osmanen werden beleuchtet. Besonders spannend sind die Funde von römischen, byzantinischen und venezianischen Schiffswracks. Einige davon barg der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau vor der Kreta vorgelagerten Insel Día. Cousteau suchte in den 1970er-Jahren das legendäre Atlantis zwischen Santorin und Kreta und entdeckte vor Día Überreste eines minoischen Hafens und mehrere versunkene Schiffe. Das Kastell trägt noch immer seinen türkischen Namen Kule (Turm). Aus osmanischer Zeit stammen auch die dekorativen Zinnen der Burg.
Venezianischer Hafen | im Sommer tgl. 8–20, im Winter 8–15 Uhr oder länger | Eintritt 2 €, erm. 1 €
© Huber Images: Reinhard Schmid
Wenn Steine erzählen könnten … Die Kirche Ágios Títos hat im Laufe der Jahrhunderte viele Eroberer kommen und gehen sehen.
5 ÁGIOS TÍTOS
Byzantiner, Venezianer, Osmanen – und immer wieder Erdbeben: Die Baugeschichte des Gotteshauses spiegelt die wechselhafte Geschichte der Insel. Als orthodoxe Metropolitenkirche ersetzte sie in byzantinischer Zeit das religiöse Zentrum des von den Arabern zerstörten Górtis und beherbergte die hoch verehrte Schädelreliquie des Heiligen Titus, des vom Apostel Paulus eingesetzten ersten Bischofs der Insel. Diese wurde 1667 von den Venezianern in die Markuskirche nach Venedig abtransportiert und erst 300 Jahre später zurückgegeben. Die vergoldete, viel geküsste Reliquie ist in der Seitenkapelle der Vorhalle ausgestellt. Der heutige Bau stammt aus osmanischer Zeit und ist als ursprüngliche Moschee nach Mekka ausgerichtet. Erst als die letzten Türken nach dem Lausanner Vertrag die Insel verlassen hatten, wurde der Zentralbau 1925 wieder als christliche Kirche mit drei Apsiden geweiht.
Plateía Agíou Títou | tgl. geöffnet
© Shutterstock.com: Aphotog
Nach dem Zweiten Weltkrieg aufwendig restauriert, ist die venezianische Loggia heute ein touristisches Muss, nicht nur für Architekturfans.
6 VENEZIANISCHE LOGGIA (RATHAUS)
Der nur noch in Teilen original erhaltene Arkadenbau aus dem Jahr 1628 diente dem venezianischen Adel als mondäner Ort der Begegnung und des geistigen Austauschs, als Handelskammer und Club der Entscheidungsträger. Dahinter schloss sich das Waffenlager, die »Armeria von Candia«, an. Heute befindet sich hier das Rathaus von Iráklio. Der Blick vom halbrunden Innenhof des Renaissance-Palastes in den meist tiefblauen Himmel ist ein beliebtes Fotomotiv.
25 Avgoústou
7 ÁGIOS MÁRKOS
Um nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Genuesen die venezianische Herrschaft zu manifestieren, wurde in Candia eine...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2020 |
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Reihe/Serie | MERIAN Reiseführer | MERIAN Reiseführer |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reiseführer ► Europa ► Griechenland |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
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ISBN-10 | 3-8342-3136-3 / 3834231363 |
ISBN-13 | 978-3-8342-3136-9 / 9783834231369 |
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