Allgemeine Arbeitspsychologie (eBook)

Psychische Regulation von Tätigkeiten
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2014 | 3. Auflage
584 Seiten
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
978-3-8409-2540-5 (ISBN)

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Allgemeine Arbeitspsychologie -
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Vollständigkeit der Aufgabe, Handlungsspielraum, Abwechslungsreichtum der Anforderungen und andere Konzepte der psychischen Handlungsregulation sind seit 2012 Inhalte der „Leitlinie Beratung und Überwachung bei psychischen Belastungen am Arbeitsplatz“ der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Auch neuere internationale und nationale Standards empfehlen handlungstheoretische Analyse- und Gestaltungskonzepte.
Dieser Band soll zu einem belastbaren Umgang mit diesen und weiteren komplizierten Konzepten befähigen. Das dargestellte Wissen ist unerlässlich für Personen, die professionell das Bewältigen psychisch regulierter Tätigkeiten analysieren, bewerten und gestalten wollen.
Die 3., vollständig überarbeitete Auflage des eingeführten Lehr- und Nachschlagebuchs berücksichtigt die Veränderungen in der Arbeitswelt und in der Ausbildungsstruktur und kombiniert eine Straffung im Detail mit dem Einarbeiten relevanter neuer Ergebnisse. Sie ist gedacht für Bachelor- und Master-Studierende, Fachleute der Psychologie sowie der Arbeitswissenschaft, der Arbeitsmedizin, der Ingenieurwissenschaften und der Berufs-/Arbeitspädagogik.
Das Buch beschreibt die psychische (routine-, wissens-, denk-, gefühlsgestützte) Regulation von Tätigkeiten der Erwerbs- und Eigenarbeit als Grundlage ihrer Analyse, Bewertung und Gestaltung. Es schließt die Lücke zwischen dem grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnisstand zur psychischen Tätigkeitsregulation und seinem Einsatz in der Praxis durch Disziplinen wie die Psychologie, die Arbeitswissenschaft und die arbeits- und nutzerorientierten Ingenieurwissenschaften und zeigt vielfältige Gestaltungs- und Verbesserungsmöglichkeiten psychischer Arbeitsanforderungen auf.

Inhalt/Vorwort 9
Teil I: Tätigkeiten – psychisch reguliert 19
Kapitel 1: Gegenstand und Aufgabenbereiche der Allgemeinen Arbeitspsychologie: Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten 21
Kapitel 2: Arbeitstätigkeit und Arbeitshandlung als psychologische Sachverhalte 33
Kapitel 3: Arbeitsbedingungen aus psychologischer Sicht: Vermittlung der Wirkung von Arbeitsbedingungen durch die psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten 53
Teil II: Sozio-ökonomische und technologische Einflu¨sse auf die psychische Regulationvon (Erwerbs-)Tätigkeiten 71
Kapitel 4: Rahmenbedingungen der psychischen Struktur und Regulation von Arbeitstätigkeiten als Einschränkungen und Angebote – Ein Überblick 73
Kapitel 5: Einfluss des Organisationskonzepts auf die psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten: Arbeitsteilung vs. Arbeitskombination – Kooperation 91
Kapitel 6: Einfluss der Mensch-Maschine-Funktionsteilung auf die psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten 110
Teil III: Struktur und Wirkungsweise der psychischen Regulation 119
Kapitel 7: Komponenten der psychischen Regulation von Arbeitstätigkeiten 121
Kapitel 8: Wirkungsweise der psychischen Regulation von Arbeitstätigkeiten – Struktur und Regulation 144
Kapitel 9: „Ebenen“ der individuellen Regulation von Arbeitstätigkeiten 167
Kapitel 10: Vollständige (ganzheitliche) vs. partialisierte Auftrags- / Tätigkeitsformen 176
Kapitel 11: Funktion der Sprache in der psychischen Regulation von Arbeitstätigkeiten 184
Teil IV: Antriebsregulation: Zielsetzung und Motivierung von Arbeitstätigkeiten 209
Kapitel 12: Antriebsregulation: Die Zielgerichtetheit und Motivierung in der Regulation von Arbeitstätigkeiten 211
Teil V: Ausfu¨hrungsregulation: Wissens-, denk-, fertigkeitsbasiert 255
Kapitel 13: Wissensbasierte Regulation von (Arbeits-)Tätigkeiten 257
Kapitel 14: Intellektuelle Regulation von Arbeitstätigkeiten 296
Kapitel 15: Sensumotorische Regulation von Arbeitstätigkeiten 377
Teil VI: Fehlregulation 421
Kapitel 16: Fehlhandlungen und Handlungsfehler: Defizite der psychischen Handlungsregulation 423
Kapitel 17: Arbeitsprozesse als Lernprozesse: Erlernen psychischer Regulationsgrundlagen 467
Kapitel 18: Psychische Anforderungen von Arbeitsprozessen und Personmerkmale: Wechselseitige Determination 498
Kapitel 19: Psychologische Arbeitsgestaltung: Effizienzsteigernd, lernförderlich, gesundheitsstabilisierend – damit alters- und alternsgerecht 516
Anhang 531
Literatur 531
Glossar 568
Sachregister 577

1 GegenstandundAufgabenbereiche der Allgemeinen Arbeitspsychologie: Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten

„Auch in einer globalen Wirtschaft sind Produktion und Service ohne Menschen nicht möglich. Neue Produktivitätsfaktoren wie Kreativität und Wissen sind hinzugekommen. Aber das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Kapital ist geblieben ... Den Menschen zeigt sich die hässliche Fratze eines unsittlichen und auch ökonomisch falschen Kapitalismus, wenn der Börsenwert und die Managergehälter – an den Aktienkurs gekoppelt – um so höher steigen, je mehr Menschen wegrationalisiert werden“ (Geissler, 2004, S. 26).

„Die Arbeit und die Arbeitsgesellschaft sind nicht deshalb in der Krise, weil es nicht genügend zu tun gäbe, sondern weil die Arbeit in einem sehr spezifischen Sinne knapp geworden ist, und das, was zu tun ist, nur zu einem immer geringeren Teil noch zu dieser Arbeit gehört ... “ (Gorz, 1994, S. 217).

„Ich nenne Eigenarbeit diese Produktion von Gebrauchswert, bei der wir gleichzeitig die Hersteller und die einzigen Nutznießer sind“ (ebd., S. 218).

„Meine Eigenarbeit (travail pour soi) findet ... ihre Verlängerung in unserer gemeinschaftlichen Eigenarbeit (travail pour nous ...).“ „Die solidarische Kooperation innerhalb freiwilliger Gemeinschaften ... ist Grundlage der sozialen Integration“ (ebd., S. 228).

Die Allgemeine Arbeitspsychologie behandelt die psychische Regulation und psychische Struktur der verschiedenen Formen von zielgerichteten, ergebnisorientierten, nach Effektivitätsaspekten organisierten Tätigkeiten, der Arbeitstätigkeiten.

Sie nutzt die psychologische Tätigkeitstheorie mit ihren vielfältigen Wurzeln (u. a. Leontjew, 1979; Lewin, 1926; Miller, Galanter & Pribram, 1960; Rubinstein, 1958) und schlägt dabei Brücken zwischen psychologischen Grundlagenund Anwendungsdisziplinen.

1.1 Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten – Kern von Erwerbs-, Gemeinschafts-, Versorgungsund Eigenarbeitsprozessen

Zielgerichtet auf das rationelle Erreichen definierter Ergebnisse gerichtete Arbeitsprozesse gibt es nicht nur in der traditionellen Erwerbsarbeit. Im Sinne des erweiterten Arbeitsbegriffs existieren folgende Arten von Arbeitsprozessen (Biesecker, 2000; Nitsche & Richter, 2003):
• Die unterschiedlichen Formen von Erwerbsarbeit, nämlich Erwerbsarbeit im klassischen Normalarbeitsverhältnis, in „atypischen Arbeitsverträgen“ als Teilzeitarbeit, Leiharbeit, Erwerbsarbeit in befristeten Verträgen oder auf Abruf, in Selbstständigenarbeit, einschließlich der sogenannten Arbeitskraft-Unternehmer. Im Erwerbsarbeitsbereich ist ein größerer Teil der Beschäftigten (etwa 75%) im Dienstleistungssektor mit „dialogischer“ Arbeit mit Klienten beschäftigt als im Fertigungssektor von Erzeugnissen (mit „monologischer Arbeit“).
• Gemeinschaftsarbeit insbesondere als Ehrenamtsarbeit oder Arbeit in der Bürgerbeteiligung beim Schaffen nützlicher Leistungen, gegebenenfalls auch als gemeinnützige Arbeit Langzeitarbeitsloser (Nitsche & Richter, 2003; Mühlpfordt, Mohr & Richter, 2011).
• Versorgungsarbeit als Haushalt/ Familienarbeit (Resch, 1999).
• Eigenarbeit als selbstbestimmte ergebnisorientierte Arbeit bei der Selbstversorgung mit Leistungen (z.B. Reparaturen) und Gütern, sowie als erwerbs arbeitsbezogene Ausund Weiterbildung.

Arbeitsprozesse werden gekennzeichnet durch ihre Bestandteile, nämlich
1. Arbeitende (Individuen, Dyaden, Gruppen) als Träger oder Subjekte der Tä tigkeiten;
2. Arbeitstätigkeiten an Arbeitsgegenständen als der Kernbestandteil der Ar beitsprozesse;
3. im Arbeitsauftrag geforderte Ergebnisse der Arbeitstätigkeiten, die als Ziele antizipiert werden;
4. Arbeitsmittel, d.h. Werkzeuge, Maschinen, Automaten mit ihrer Hardund Software und Arbeitshilfsmittel;
5. Ausführungsbedingungen (Arbeitsbedingungen) politisch-wirtschaftlicher, sozialer und technologischer einschließlich organisatorischer Art, sowie häu fig auch
6. vom arbeitenden Menschen weitgehend unabhängige, automatisierte Ab schnitte des technologischen Prozesses.

Die Anforderungen der Arbeitstätigkeiten an den arbeitenden Menschen werden als Arbeitsinhalt (job content), die Ausführungsbedingungen einschließlich der eventuellen Existenz automatisierter Abschnitte als Arbeitsbedingungen (job context) bezeichnet. Technologie ist ein Oberbegriff für vielfältige Verfahren zum Erreichen von Ergebnissen (beispielsweise Fertigungs-, Entwurfsoder Lehrtechnologien).

Die ausschlaggebende Rolle in den Bestandteilen des Arbeitsprozesses hat der Arbeitsauftrag. Er kann durch Vorgesetzte oder durch Klienten übertragen oder auch selbstgesetzt sein. Der Auftrag bestimmt, was wie womit bis wann unter Einhaltung welcher Bedingungen zu tun ist. Der Auftrag legt des Weiteren die Arbeitsgegenstände fest: Er bestimmt, ob Tätigkeiten an Objekten („monologische Tätigkeiten“) oder an bzw. mit Subjekten (Klienten, Schülern, Patienten, etc.; „dialogische Tätigkeiten“) auszuführen sind. Mit unterschiedlichen Arbeitsgegenständen erhalten Arbeitstätigkeiten unterschiedliche Merkmale. Das gilt beispielsweise für das Emotionsmanagement, d. h. das Unterdrücken konventionell oder nach Unternehmensvorschriften unerwünschter Gefühle und das Produzieren des gewünschten Gefühlsausdrucks. Emotionsmanagement ist ein Merkmal der psychischen Regulation nur von Tätigkeiten mit und an Menschen.

Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Arbeits- und Organisationspsychologie
Schlagworte Anforderungen • Arbeitsgestaltung • Arbeitspsychologie • Arbeitswissenschaft • Beanspruchung • Fehlhandlungen • Handlungsregulation • Ingenieurpsychologie • Mensch-Maschine-System • Produktivität
ISBN-10 3-8409-2540-1 / 3840925401
ISBN-13 978-3-8409-2540-5 / 9783840925405
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