Paradigma der Medizin im 21. Jahrhundert (eBook)

Felix Unger (Herausgeber)

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2007 | 2007
XIV, 146 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-39016-9 (ISBN)

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Paradigma der Medizin im 21. Jahrhundert -
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Medizin für das 21. Jahrhundert. Sie stützt sich auf drei Säulen: Zuwendung, Ultramedizin, Gesunderhaltung. Dieses Paradigma ist Grundlage der modernen Ausbildung junger Ärzte: Zuwendung zum Patienten motiviert ihn dazu, mit gesunder Ernährung und Sport selbst einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit(serhaltung) zu leisten. Ultramedizin steht für immer speziellere und minimal invasive Methoden, die bei Diagnostik und Therapie helfen.



Felix Unger, Prof. Dr.Dr.h.c., Vorstand der Universitätsklinik für Herzchirurgie der PMU Salzburg, Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste

Felix Unger, Prof. Dr.Dr.h.c., Vorstand der Universitätsklinik für Herzchirurgie der PMU Salzburg, Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste

Vorwort 7
Verzeichnis der Autoren 9
Inhalt 11
Einführung 15
Kern der Medizin 17
Der Patient und sein Arzt 17
Arzt-Patient-Nukleus 18
Arztberuf im Wandel 20
Das Wesen Mensch 22
Der Körper (Soma) 23
Seele (Psyche) 26
Seele und Gehirn 27
Geist (Spiritus) 30
Reflexionen zum Wesen des Menschen 31
Das Wesen der Medizin 33
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Naturwissenschaft 33
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Geisteswissenschaft 34
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Kulturwissenschaft 34
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Sozialwissenschaft 34
Der Mensch und die Heilkunde innerhalb der Technik- und Biowissenschaften 35
Menschenbilder in der Medizin 35
Gesundheit 39
Krankheit 40
Forschung in der Medizin 43
Erkennen der Krankheitsursache (Diagnose) 45
Aufklärung oder Motivation des Patienten 48
Die Behandlung kranker Menschen 50
Persönlicher Bereich: Zuwendung und Pflege 52
Medikamentöser Bereich: die internistische, Zuwendung und Pflege 53
Interventioneller Bereich: interventionelle Therapie 53
Chirurgischer Bereich: operative Medizin 54
Tod, Ende des Lebens 56
Natürlicher Tod 56
„Künstlicher Tod – neue Ethik?“ 57
Die aktive Sterbehilfe und der Tod auf Verlangen 58
Euthanasiegesetze in der Vergangenheit 60
Ethik und Ästhetik in der Medizin 61
Ethik 61
Ästhetik 66
Menschenwürde 67
Schutz der Integrität des Menschen 67
Würde bei Abhängigkeit und Gebrechlichkeit 69
Würde und Person 69
Medizin, eingebettet in die Wissenschaften 71
Wissenschaften aus der Beziehung des Menschen zur Natur: Natur-, Technische und Umweltwissenschaften 71
Wissenschaften aus dem Zusammenleben der Menschen: Gesellschaftswissenschaften 73
Beziehung des Menschen zum Geistigen: Wissenschaften vom Geistigen 75
Medikogonie 76
Medizin und Gesellschaft 77
Medizinausbildung – Ausbildung zum Arzt 77
Health is Wealth – ein modernes europäisches Gesundheitssystem 79
Paradigmen im Laufe der Menschheitsgeschichte 81
Grundbedingungen 83
Archaisches Paradigma der Medizin 84
Antikes Paradigma 85
Mittelalterliches Paradigma 87
Naturwissenschaftliches oder mechanisches Paradigma (Maschinenparadigma) 89
„Was ist passiert?“ 92
Paradigma im 21.Jahrhundert 95
Das neue Paradigma 99
1. Zuwendung – Patient als Subjekt 99
2. Ultramedizin 99
3. Gesundheitserhaltung 100
Auswirkungen des neuen Paradigmas 100
Rezeptionen in interdisziplinärer Sicht 101
Rezeption aus der Sicht des Medizinhistorikers 102
Das medizinische Paradigma – aktuelle und historische Aspekte 102
Rezeption aus der Sicht eines Theologen 106
Rezeption aus der Sicht eines Philosophen 107
Rezeption aus der Sicht des Psychiaters 109
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Geisteswissenschaft 110
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Naturwissenschaft 110
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Kulturwissenschaft 111
Der Mensch und die Heilkunde in der Sichtweise der Sozialwissenschaft 111
Rezeption aus der Sicht eines Hirnforschers 113
Neurobiologische Argumente für eine integrative Medizin 113
Rezeption aus der Sicht eines Juristen 115
Die Aufgabe des Arztes 115
Ärztliches Handeln als Kultur des Maßes 116
Die Mitte der Medizin: der Mensch in seiner Würde 116
Ganzheitliche Medizin ist stets universitär und akademisch 118
Das Recht auf medizinische Behandlung und die Knappheit der Ressourcen 119
Die Differenzierung des ärztlichen Auftrags 120
Gesundheit als medizinisch herstellbarer Erfolg und als Teil einer schicksalhaften Entwicklung 122
Rezeption aus der Sicht eines Bioethikers 122
Die Medizin – eine besondere Wissenschaft 122
Verwerfungen und Herausforderungen 122
Ein Modell – ein Versuch einer Antwort 125
Rezeption aus der Sicht der bildenden Kunst 125
Zur möglichen Parallelität von Kunst und Medizin 125
Gebrauchsanleitung zum Umgang mit zeitgenössischer Kunst 127
Rezeption aus Sicht der Industrie 129
Vom Massenprodukt zur Individualtherapie 129
Rezeption aus der Sicht eines Politikers 131
Einleitung 131
Effizienzkapital nutzen 132
Die Konsequenzen 140
Epilog 145
Literatur 146
Allgemein 146
Literatur zu Menschenbild in der Medizin Literatur zu Euthanasie und Psychiatrie 147
Literatur zur Medizingeschichte 148
Literatur zu Alter und Menschenwürde 148
Literatur zur Psychiatrie 148
Literatur zur Bioethik 149
Sachregister 150

Tod, Ende des Lebens (S. 45-46)

Natürlicher Tod

Leben und Tod sind zentrale Fragen des menschlichen Lebens und selbstverständlich auch in der Medizin, die am Beginn des Lebens und beim Tod ständig zum Tragen kommen. Diese tief menschlichen Eckpunkte sind im Prinzip sehr schlichte Vorgänge.

Der Tod ist ein zentraler Bestandteil des Lebens und spielt daher auch in der Medizin eine wichtige Rolle. Definitionsgemäß beginnt er mit dem Erlöschen der Hirnfunktionen. Der hiervon abgeleitete Begriff des Hirntods hat in der Bevölkerung allerdings wiederholt für Unbehagen gesorgt. Er stammt von der im Jahr 1959 von MOLLARET und GOULLON geprägten Bezeichnung des „Coma dépassé", dem irreversiblen Funktionsausfall von Groß- und Stammhirn. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff „coma dépassé" als Hirntod übersetzt, im englischsprachigen entsprechend als „brain death". Schon BICHAT bemerkte, dass der Tod eines Menschen beim Gehirn beginnt und dann auf die anderen Körperteile übergreift. Dieser Prozess kann Stunden bis Tage dauern und entspricht der Beschreibung von SCHOPENHAUER (zitiert bei HAMPERL), wonach ein Mensch nicht stirbt, sondern aufhört zu leben. Diese Beobachtungen wurden freilich in einer Zeit gemacht, in der die Medizin noch sehr viel weniger leistungsfähig war und die Menschen größtenteils im häuslichen Umfeld starben. In unserer Zeit spielen sich der Anfang und das Ende des Lebens demgegenüber häufiger im Krankenhaus ab.

Der Tod wird hier aber oft zum Störenfried, passt er doch nicht in unsere Vorstellung einer optimalen Therapie. Eine mit allen Mitteln der modernen Medizin erzielte Lebensverlängerung kann den Prozess des Sterbens unnötig hinauszögern, ja in eine unerträgliche Qual verwandeln. Das Gebot der Menschlichkeit gebietet es indes, die Grenzen des medizinisch Machbaren zu erkennen und den Patienten in Frieden sterben zu lassen. Die Verlagerung des Todes aus dem familiären Kreis in das eher unpersönliche Umfeld der Krankenhäuser mag auch einer der Gründe sein, weshalb die Definition des Hirntods als endgültiger Tod des Menschen auf so viel Skepsis stößt. Denn mit Hilfe der modernen Medizin lassen sich die Kreislauffunktionen hirntoter Menschen vielfach noch lange Zeit aufrechterhalten. Dies erlaubt es, die für eine Transplantation vorgesehenen Organe am Leben zu halten. Außenstehende gewinnen dabei allerdings mitunter den Eindruck, der Patient sei noch gar nicht verstorben und werde daher bei lebendigem Leib „ausgeschlachtet". In den letzten Jahren haben die Vorbehalte in der Bevölkerung, was die Verpflanzung der Organe hirntoter Menschen angeht, daher spürbar zugenommen.

Diese ernstzunehmenden Bedenken lassen es dringlich erscheinen, den Begriff des Hirntods zu verlassen und durch einen anderen, weniger belasteten zu ersetzen. In Frage kommt dabei der Ausdruck Coma egressum, ein dem ärztlichen Handeln sehr viel näher stehender Begriff. Dieser bezeichnet das endgültige, über das Leben hinausreichende Koma, das den körperlichen Tod des Menschen bedingt und aus dem der Mensch nicht mehr erwacht. Dabei kommt es zu einem irreversiblen Ausfall aller Hirnfunktionen, der sich in einer Instabilität des Kreislaufs, einem Diabetes insipidus und einer Hypothermie äußert. Hervorgerufen wird das Coma egressum unter anderem durch schwere Blutungen, Verletzungen, ausgedehnte Tumore des Gehirns, Sauerstoffmangel des Hirngewebes, eine Hirnschwellung und Vergiftungen. Das bei solchen Schädigungen auftretende Hirnödem hat zur Folge, dass die Hirndurchblutung zum Erliegen kommt und das Hirngewebe abstirbt.

Der das „Coma egressum" kennzeichnende Funktionsausfall des Gehirns entspricht jenem des so genannten Hirntods und lässt sich ebenso zweifelsfrei feststellen. Wie bei der Diagnose eines Hirntods kommt es dabei darauf an, den Ursprung der Hirnläsion zu kennen, reversible Ausfälle der Hirnfunktion auszuschließen und zudem nachweisen zu können, dass die Hirnstammreflexe fehlen, das EEG keine elektrische Aktivität mehr aufweist und das Hirn nicht mehr durchblutet ist. Bei Erwachsenen sollte die Beobachtungszeit dabei zwölf Stunden betragen, bei Säuglingen 72 Stunden.

Die Feststellung des Coma egressum ist von entscheidender Bedeutung:

. Für die Intensivtherapie bedeutet das Coma egressum, dass die Maximaltherapie beendet und das Sterben eingeleitet werden sollte.
. Für die Angehörigen bedeutet das Coma egressum das endgültige Abschiednehmen.
. Für die Organspende ist die Feststellung des Coma egressum unabdingbar und mit den heutigen Methoden und Wissen einwandfrei belegbar.

Erscheint lt. Verlag 6.3.2007
Zusatzinfo XIV, 146 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Aufklärung • Diagnose • Ethik • Gesundheit • Krankheit • Menschenwürde • Tod
ISBN-10 3-540-39016-2 / 3540390162
ISBN-13 978-3-540-39016-9 / 9783540390169
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