Cum verbis ut Italici solent ornatissimis (eBook)
191 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-123-8 (ISBN)
Prof. Dr. Florian Hartmann studierte in Berlin und Bonn. Nach der Promotion 2005 und Tätigkeiten am Deutschen Historischen Institut in Rom, Italien, 2007-2010, und Bonn folgte 2012 die Habilitation. Danach lehrte er an den Universitäten Bonn, Chemnitz, Aachen und Erlangen. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wissensdiskurse des Mittelalters an der RWTH Aachen.
Prof. Dr. Florian Hartmann studierte in Berlin und Bonn. Nach der Promotion 2005 und Tätigkeiten am Deutschen Historischen Institut in Rom, Italien, 2007–2010, und Bonn folgte 2012 die Habilitation. Danach lehrte er an den Universitäten Bonn, Chemnitz, Aachen und Erlangen. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Wissensdiskurse des Mittelalters an der RWTH Aachen.
Inhalt 5
Vorwort 7
Funktionen der Beredsamkeit im kommunalen Italien. Befunde und Probleme 9
Mündliche Rhetorik in den Kommunen. Retorica orale nei comuni italiani 25
Zwischen demonstrativem Konsens und kanalisiertem Konflikt. Ein Essay über öffentliche Kommunikation in der italienischen Stadtkommune 27
Die Beredsamkeit des philosophus celestis. Predigt und Rhetorik bei den Mendikanten des 13. Jahrhunderts 41
Der performative Charakter brieflicher Kommunikation im kommunalen Italien 67
Formen schriftlicher Rhetorik in den Kommunen. Forme di retorica scritta nei comuni italiani 87
Lettere politiche nella storiografia comunale 89
Multas quoque preces feret vobis inclitus ordo virorum. Funktionen der ars dictaminis im kommunalen Italien 111
Formen der Rhetorik in außerkommunalen Machtzentren. Forme di retorica nei centri di potere extracomunali 133
Sprechen vor dem Kaiser. Gesandte aus italienischen Kommunen am Hof Friedrich Barbarossas 135
Rusticano stilo? Papst und Rhetorik im 11. und 12. Jahrhundert 153
Abstracts und Schlussbemerkungen 177
Ortsregister 185
Personenregister 187
Sprechen vor dem Kaiser. Gesandte aus italienischen Kommunen am Hof Friedrich Barbarossas (S. 135-136)
Knut Görich
In der Regierungspraxis der oberitalienischen Kommunen kam dem gesprochenen Wort besondere Bedeutung zu, und zumal für jene, die leitende Funktionen übernahmen, war die Fähigkeit, vor einer öffentlichen Versammlung zu sprechen, eine zunehmend unerläßliche Voraussetzung erfolgreicher Amtsausübung. Die politischen Repräsentanten der Kommunen verfügten damit über eine Fähigkeit, die Auswärtigen als besonders charakteristisch auffiel.
Der deutsche Bischof Otto von Freising bezeichnete es bekanntlich als mos italicus, sehr wortreich und sehr lange in vielfach gegliederten Perioden vor dem Kaiser über Rechte des Staates und des Reiches zu sprechen2. Auch der Freisinger Kleriker Rahewin registrierte einen im Vergleich zu Hoftagen im deutschen Reichsteil auffallend anderen Umgang mit dem Wort, als er 1158 in Roncaglia sah und hörte,wie die versammelten Repräsentanten aus dem regnum Italiae auf eine Ansprache Friedrich Barbarossas reagierten. Er berichtet:
Einer nach dem anderen erhob sich, wie es bei diesem Volk Sitte ist, entweder um dem Kaiser seine Zuneigung und besondere Ehrerbietung zu bezeugen oder um seine eigene Redekunst, mit der sie zu prahlen pflegen, zu beweisen, zuerst die Bischöfe, dann die Großen des Landes und danach die Konsuln und Gesandten der einzelnen Städte; so verbrachten sie diesen ganzen Tag bis in die Nacht hinein mit höchst kunstvollen Reden.3 Glaubt man Salimbene von Parma, so spottete Kaiser Friedrich II. über eine Eigenheit, die ihm an den Gesandten Cremonas auffiel – nämlich über ihre Angewohnheit, sich wechselseitig erst mit vielen Lobreden zu rühmen, »wie dieser und jener ein nobler, weiser, reicher und mächtiger Herr« sei, und erst nach diesem wechselseitigen Lob ihr Anliegen vorzutragen.
In Scherz- und Spottreden soll er die Redeweise der Cremonesen vor seinen Vertrauten nachgeahmt haben4. Allerdings hing das Ausmaß der Ehrerbietung, mit der eine Gesandtschaft am Hof rechnen konnte, nicht zuletzt auch vom Ansehen ihrer Teilnehmer ab5, so daß die von Salimbene berichtete Praxis im Gesandtschaftswesen durchaus ihren guten Sinn hatte. Auch die Verhandlungspartner am Kaiserhof wurden gelobt: Die genuesischen Konsuln bezeichneten Barbarossas Kanzler Rainald von Dassel als einen Mann, dem in allen Stücken »die Geistesschärfe und Beredsamkeit eines Cicero« innewohne.
Solche übertriebene Schmeichelei scheint durchaus gängige Praxis gewesen zu sein. Der englische Papst Hadrian IV. kannte sie jedenfalls von lombardischen Gesandtschaften. Johannes von Salisbury hörtewährend seiner Aufenthalte an der Kurie, wie sie der Papst mit recht blumigen metaphorischenWendungen beschrieb: die Lombarden würden vor ihren Verhandlungspartnern stets den Hut ziehen, indem sie zu Beginn ihrer Rede Wohlwollen erheischten und dann die Köpfe ihrer Verhandlungspartner mit dem Öl allerlei einnehmender Verbindlichkeit salbten. Der Vergleich des Grafen von Dassel mit dem berühmtesten Redner des antiken Rom ist ein schönes Beispiel für solche Schmeicheleien – auch wenn sie in diesem Fall von Genuesen und nicht von Lombarden ausging.
Erscheint lt. Verlag | 9.3.2011 |
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Reihe/Serie | Super alta perennis |
Super alta perennis. | Super alta perennis. |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Uwe Baumann, Marc Laureys, Winfried Schmitz |
Verlagsort | Göttingen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Kulturgeschichte | |
Schlagworte | 12. /Allg. Geschichte • 13. /Allg. Geschichte • Italien /Geschichte • Jahrhundert • Jahrhundert, 12. /Allg. Geschichte • Jahrhundert, 13. /Allg. Geschichte • Mittelalter • Rhetorik |
ISBN-10 | 3-86234-123-2 / 3862341232 |
ISBN-13 | 978-3-86234-123-8 / 9783862341238 |
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