Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreißen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.
Emma Cline, geboren 1989, wuchs mit ihren fünf Geschwistern im nordkalifornischen Sonoma auf. Nach einem Master of Fine Arts an der Columbia University zog sie nach Brooklyn. Sie schreibt u. a. für den New Yorker und Oprah Winfreys Magazin O., 2014 hat sie den Plimpton Prize for Fiction der Paris Review erhalten.
"'The Girls' ist ein brillanter und zutiefst überwältigender Roman. Ein beeindruckendes Werk, nicht nur für eine Autorin ihres Alters, sondern für jeden Autor und jede Zeit." Richard Ford
"Eine schonungslose Antwort auf die oftmals weltfremden Vorstellungen vor allem junger Mädchen, aber eigentlich vieler Amerikaner, die eine makellose Fassade aufbauen, hinter der alles Schmutzige und Verbotene unterdrückt und verleugnet vor sich hin gärt." Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung, 20.01.17
"Ein unglaubliches Debüt. ... Großartig geschrieben und auch wunderbar übersetzt." Daniela Strigl, ORF1 "Kulturjournal", 20.12.16
"Emma Cline macht in ihrem Debütroman "The Girls" Abhängigkeitsmuster auf meisterhafte Art und Weise sichtbar. Und so gehört 'The Girls' zu den besten Büchern, die 2016 erschienen sind." Johanna Grillmayer, Günter Hack u.a., ORF.at, 15.12.16
"Der ideale Roman für die Smartphone-Selfie-Instagram-Snapchat-Generation." Gerrit Bartels, Der Tagesspiegel, 11.12.16
"'The Girls' ist tatsächlich ungewöhnlich gut. (...) Es geht um die brutalen Sensibilitäten des Erwachsenwerdens, kalifornische Sehnsucht auf sonnenbleiche Highways, das Ankämpfen gegen einengende Erwartungen – und darum, wie eine ältere Frau sich mit der versöhnt, die sie als jüngere zu werden hoffte." Mara Delius, Die Welt, 03.12.16
"Ein Roman über die Sehnsucht der Jugend nach Anerkennung und nach Grenzüberschreitung. Mein persönliches Highlight des Herbstes." Thomas Schindler, ARD "Morgenmagazin", 18.10.16
"Ein großartiger Roman. (...) Er erzählt von der menschlichen Verführbarkeit, davon, wie leicht es sein kann, abzudriften, manipulierbar zu werden." Monika Unkelbach, 3sat "Kulturpalast", 15.10.16
"Ein zeitloses Buch über die Anziehungskraft von Ideologien. Die literarische Stärke Emma Clines liegt in der psychologischen Innenschau ihrer jugendlichen Heldinnen." Sabine Schuster, ORF ZiB, 21.09.16
"'The Girls' ist kein Charles-Manson-Roman. Emma Cline zeigt auf – und das schafft eine verblüffende Aktualität –, wie Verführung zu greifen beginnt und wie schnell sich der Wille zur Gewalt einstellt. (...) Selbst wer den Namen Charles Manson nie gehört hat, wird von der Lektüre profitieren. ... Ein vielversprechender Debütroman." Rainer Moritz, Deutschlandradio Kultur, 17.09.16
"Jetzt kann man’s laut sagen: Emma Clines Roman ,The Girls' ist deshalb eine Überraschung, weil er so verdammt gut ist." Peter Pisa, Kurier, 29.08.16
"Wenn du jung bist, wer wird dich als Erstes sehen? Wer wird als Erster eine Weile den Weg mit dir gehen? Das ist der schöne Kern dieses Buches. Und so entstehen wahnsinnig schöne Szenen (...)" Maxim Biller, ZDF - Das Literarische Quartett, 26.08.16
"Cline zeigt einen ganz ungewöhnlichen Stil. Ich habe das in der amerikanischen Gegenwart so noch nicht gelesen. Ihre Sprache hat eine ganz besondere poetische knappe Schärfe." Mara Delius, ZDF - Das Literarische Quartett, 26.08.16
"Ich finde es großartig, wie die Nöte einer 14-Jährigen beschrieben werden." Christine Westermann, ZDF - Das Literarische Quartett, 26.08.16
"Evies Weg in die sektenähnliche Gruppe um den Guru Russell ist erschreckend nachvollziehbar. (...) Diese ungestillte, ziellose Teenager-Sehnsucht, die dringend nach einer Bestimmung sucht, zeichnet Emma Cline sehr fein nach. Auch die drogengeschwängert fiebrige Stimmung der Zeit fängt sie atmosphärisch sicher ein, in der das Entstehen einer Parallelwelt neben der spießig-doppelgesichtigen Normalgesellschaft beinahe zwangsläufig erscheint." Katharina Granzin, Frankfurter Rundschau, 23.08.16
"Eine große Leseüberraschung: Einerseits ein Buch, das einen bis auf die Knochen auskühlt, andererseits habe ich mich immer wieder gefreut auf den Sprachraum, den das Buch entfaltet. (...) Eine große Kunst, die zu tun hat mit der poetischen Genauigkeit der Autorin und ihrer Sprachkunst. (...) Die knallharte Version einer Coming-of-Age-Geschichte." Bernadette Conrad, SRF Kultur, 21.08.16
"(...) ein Buch über archaische Triebe und erwachendes Begehren, über den revolutionären Moment in dem ein Teenagerhirn plötzlich die Verheißungen der Freiheit entdeckt, über den Reiz der Regelverletzung. (…) Emma Cline (…) ist eine ziemlich abgebrühte Autorin. Und sie ist beeindruckend virtuos darin, Worte für das Sehnen und den Herzschmerz einer 14-Jährigen zu finden, ihre Verlorenheit, ihre kindische Sucht nach Anerkennung, ihre Lust an der Gefahr." Wolfgang Höbel, LiteraturSPIEGEL August 2016
"Mit viel Augenmaß und poetischer Präzision hat Cline ihr Debüt als psychologisches Drama komponiert. ... Clines Roman wird von einem Saganschen 'Bonjour-Tristesse'-Gefühl durchzogen, einer trägen, weltabgewandten Haltung. Konsequent erklären kann ‚Girls‘ die Gewalttaten der Mädchen nicht. Aber sie dienen ohnehin nur als Schablone, um eine zeitlosere Geschichte zu erzählen über die Bodenlosigkeit der Pubertät, die Abgründe des Begehrens, die Grenze zwischen unerträglicher Normalität und untragbarem Wahnsinn." Carolin Haentjes, Der Tagesspiegel, 07.08.16
"Woher hat Emma Cline die Gabe, so in die Haut der Figuren zu schlüpfen, dass es einem selbst derart unter die Haut geht? (...) Während man Evie beim schmerzhaften Erwachsenwerden zuschaut, nimmt die Katastrophe mit verstörender Unaufhaltsamkeit ihren Lauf." Silvia Feist, emotion, August 2016
"Dieses Debüt ist ein wirklich facettenreiches Glanzstück, das packt und bis zum Schluss nicht loslässt." Juliane Bergmann, NDR Kultur, 29.07.16
"Ein bemerkenswerter Coming-of-Age-Roman." Sven Ahnert, Neue Zürcher Zeitung, 29.07.16
"Emma Clines Roman (...) ist so bemerkenswert, weil er eigentlich alles hat: Spannung, Tiefe, psychologisch differenzierte Figuren und starke Bilder. (…) Der Autorin gelingt es, immer wieder poetische Bilder zu finden, die jedoch die Glaubwürdigkeit der Erzählerperspektive nicht infrage stellen." Franziska Wolffheim, Süddeutsche Zeitung, 25.07.16
"(…) so erweist sich „The Girls“ auch nicht als ornamental ausstaffiertes Sittenbild der späten sechziger Jahre, sondern als Studie über die Macht der Verführung und die seelischen Dispositionen, die ein Mädchen dazu bringen, allein in den dunklen Wald zu gehen – ohne Krumen auszustreuen, damit sie den Weg zurückfindet." Sandra Kegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.16
"In Emma Clines Roman schlagen "The Girls" mit der vierzehnjährigen Evie sofort auch den Leser in ihren finsteren Bann. (...) ein zutiefst beunruhigender, dunkelleuchtender, großartiger Roman. Er lässt uns vor uns selbst erschrecken." Richard Kämmerlings, Die Welt, 23.07.16
"Emma Cline (...) hat tatsächlich einen verdammt guten Roman geschrieben. Inhaltlich wie stilistisch ein bemerkenswertes Debüt." Brigitte woman, 09/2016
"'The Girls' steckt voller überraschender und doch stimmiger Beobachtungen und zeigt, wie beiläufig sich das Böse in junge Seelen schleichen kann." Brigitte, 17/2016
Erscheinungsdatum | 19.07.2016 |
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Übersetzer | Nikolaus Stingl |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Girls |
Maße | 151 x 221 mm |
Gewicht | 530 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 60er Jahre; Romane/Erzählungen • 60er Jahre; Romane/Erzählungen • 60er Jahre / Sechziger Jahre; Romane/Erzählungen • Coming of Age / Erwachsenwerden; Romane/Erzählungen • Coming of Age; Romane/Erzählungen • Coming of Age; Romane/Erzählungen • Gewalt • Gewalt; Romane/Erzählungen • Gewalt; Romane/Erzählungen • Jugend • Kalifornien; Romane/Erzählungen • Kalifornien; Romane/Erzählungen • Sexualität • Sexualität • USA |
ISBN-10 | 3-446-25268-1 / 3446252681 |
ISBN-13 | 978-3-446-25268-4 / 9783446252684 |
Zustand | Neuware |
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3 the girls
von bblubber (Bamberg), am 03.10.2016
Was mir gefallen hat?
Die Idee, die das Thema um die Charles-Manson-Gruppe aufgreift, fand ich sehr interessant. Ich wusste – und weiß – davon vor allem die Schlagzeilen, die mir bis heute im Kopf geblieben sind. Inclusive der Morde und dem Mädchen Tate. Ich hatte also schon eine ungefähr Vorstellung von diesem Buch und hoffte auf Neues, auf Näheres, auf Erklärungen der Vorkommnisse von damals sogar. Dafür war das Buch dann aber doch nicht nah genug dran an den Tatsachen und auch etwas zu dünn, um dieses Thema gründlich zu bearbeiten. ich denke, das war auch nicht unbedingt die Intension der Autorin. Die beschäftigte sich vor allem mit dem Innenleben der Girls. Ihren Beweggründen, ihren Fragen und ihrer jugendlichen Suche. Dafür verwendet sie einen anspruchsvollen schönen Erzählstil.
Was mir nicht gefallen hat?
Die Charaktere waren mir alle unsympathisch und nicht immer altersgerecht entwickelt. Mir fehlte oft das Kindliche und Naive, welches ich 14-Jährigen schon noch unterstellen würde. Über weite Strecke habe ich mich auch gefragt, was mir die Geschichte eigentlich sagen will wenn sie doch mit der Wirklichkeit nicht konkurrieren will, was dann? Am Ende fand ich alles etwas bemüht aber unausgegoren. Die Handlungen waren gewollt und gekünstelt. Ich hatte nicht das Gefühl hier von realen Menschen zu lesen.
4 Langatmig und dennoch fesselnd
von manu63 (Oberhausen), am 13.09.2016
Die Geschichte wird aus der Sicht von Evie geschildert und springt vom Jahr 1969 immer wieder zur Gegenwart. Emma Cline nutzt dabei eine ausschweifende Sprache die dennoch fesselt. Evies Gedankengänge zur Gruppe zeigen deutlich das ihr klar ist, wie sie manipuliert wird, sie kann sich dennoch nicht aus der Faszination der Gruppe lösen und steuert dabei mit ihnen auf einen Abgrund zu.
The Girls ist kein leicht und nebenbei zu lesendes Buch und und an einigen Stellen hätte ich mir eine straffere Erzählweise gewünscht. So driftet die Geschichte oft nur langsam dahin, entwickelt dabei jedoch einen sehr eigenen Charme. Der Leser dringt tief in die Gedankenwelt von Evie ein und entwickelt ein Verständnis dafür, warum sie sich der Gruppe nur schwer entziehen kann. Ein Roman den man als Leser sicherlich nicht so leicht vergisst.
5 Beunruhigend verführerisch
von Selda, am 30.08.2016
„Diese langhaarigen Mädchen schienen über allem zu schweben, was um sie herum geschah, tragisch und abgehoben. Wie Fürstinnen im Exil.“
Die Freiheit und Wildheit, die von ihnen ausgeht zieht Evie in ihren Bann und ehe sie sich versieht, befindet sie sich mitten in einem Kult.
Angelehnt an die Manson Family und ihre Sekte erzählt Emma Cline diese Geschichte einer Verführung.
Dieses Buch hat mich ausnahmslos für sich eingenommen. Es ist nicht nur sprachlich ein Diamant, sondern auch noch unglaublich schlau und psychologisch beeindruckend.
Zuallererst ist mir das tolle Cover aufgefallen, der Blick fällt sofort auf dieses wunderschöne Auge und zoomt sich fest.
Die Schönheit in den kleinen Dingen ist es auch, die Evie einfängt. Sie scheint so überwältigt von dieser neuen Welt zu sein, dass sie das große Ganze nicht durchschaut. Mir hat sich beim lesen die Kehle zugeschnürt, als sich die Dinge zuspitzten.
Emma Cline ist für mich eine große Entdeckung.
Unbedingte Leseempfehlung!
3 nicht mein Fall
von brauchnix (Herrsching), am 18.08.2016
Evie Boyd ist 14 und wie alle Teenager in diesem Alter auf der Suche nach sich selbst. Zuhause findet sie nicht den nötigen Halt, da ihre Eltern sich getrennt haben und weder Vater noch Mutter Zeit für ihre Tochter haben sondern mit eigenen Problemen beschäftigt sind. Evie hat auch keine guten Freundinnen mit denen sie sich austauschen könnte und findet deshalb von Anfang an Suzanne sofaszinierend. Als diese auf einer Farm eine Art Sekte besucht lässt sie sich darauf ein die neue Freundin zu begleiten. Da Susanne schon etwas älter als sie ist, nimmt sie sie als eine Art Vorbild und Maßstab. Dort lebt eine Art Sekte in deren Bann die zwei Mädchen geraten.
Ich hatte echt Schwierigkeiten mit dem Buch. Evie Boyd ist ein ziemlich naiver und willfähriger Mensch, der sich sehr stark an Äußerlichkeiten mißt und der seine Umwelt und die Menschen relativ wenig reflektiert. Sie ließ sich ohne große Zweifel auf die Sekte und eine Mixtur auf Sex, Drogen und Abhängigkeit ein und war deshalb ein gefundenes Opfer.
Das Thema an sich war interessant aber ich habe die meiste Zeit nicht wirklich verstanden, warum Evie das alles so toll fand auf der Farm und warum sie da bei fast Allem mitmachte. Die Autorin brachte es nicht zustande, dass ich große Empathie für das Mädchen empfand und ich musste mich wirklich etwas durch das Buch quälen. Auch die Sektenmitglieder waren mir zu wenig charismatisch und ich konnte mir nicht erklären, wie das alles so reibungslos funktionieren konnte ohne das die Frauen aufbegehrten oder z.B. die Angehörigen der Mädchen es gemerkt hätten.
Das Buch war nicht mein ganz Fall.
3 Coming of age
von Klaraelisa, am 12.08.2016
Die Autorin erzählt die Geschichte im Rückblick aus der Perspektive der erwachsenen Evie, die durch zwei junge Leute im Haus eines alten Freundes mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Die Szenen in der Erzählgegenwart zeigen, dass Evie ihr Leben nie wieder in den Griff bekommen hat, dass sie unter diffusen Ängsten und Panikattacken leidet. Das Porträt der jungen Evie und der Frau in mittleren Jahren ist der Autorin gut gelungen.
Allerdings gibt es auch einiges, was mir nicht gefallen hat. Die langen Rückblenden sind nicht spannend zu lesen, vor allem deshalb nicht, weil durch allerlei deutliche Hinweise und explizite Vorausdeutungen schon frühzeitig klar ist, worauf alles hinausläuft. Eine chronologische Erzählung eignet sich wesentlich besser zum Spannungsaufbau. Hinzukommt, dass mir Evie nicht besonders sympathisch ist. Keine Figur dieses Romans bietet Identifikationsmöglichkeiten oder eignet sich als Sympathieträger. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob wohl jugendliche Leser hier die intendierte Zielgruppe sind. Insgesamt bin ich eher enttäuscht, weil ich mehr und anderes erwartet habe.
4 Geschichte einer Verführung
von Cosmea, am 10.08.2016
Die Ereignisse werden in der Rückschau von der erwachsenen Evie, einer Frau in mittleren Jahren, auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Autorin hat sich von den Ereignissen um Charles Manson und seine Sekte – The Family – inspirieren lassen, ohne sich detailgetreu an die Fakten zu halten. Ihr Buch ist ein fiktionaler Text, kein Sachbuch. Bei ihr steht nicht der Sektenführer im Mittelpunkt, auch nicht die grässlichen Morde, die er in Auftrag gibt. Emma Cline konzentriert sich auf ihre Protagonistin Evie und zeigt, was dieser Sommer mit ihr macht. Evie ist nie über diese Erfahrung hinweggekommen. Sie hat weder ein eigenes Heim noch einen richtigen Beruf. Sie verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie pflegebedürftige Personen oder Häuser in Abwesenheit der Besitzer betreut. Immer hat sie Angst, auch in den alltäglichsten Situationen, dass ihre Vergangenheit sie einholt. War ihr sogenanntes normales Leben ohne Schuld und Sühne wirklich ein Geschenk? So empfindet Evie es nicht. Im Unterschied zu der verurteilten Mörderin Suzanne, die nach Verbüßung ihrer Strafe ein neues Leben anfangen kann, hat sie nie einen Schlussstrich ziehen können. Die Ereignisse des Sommers 1969 haben ihr Leben zerstört, sie für immer gezeichnet.
Emma Clines Debütroman hat Furore gemacht – zu Recht. Mich hat der auch sprachlich hervorragende Roman gefesselt und in jeder Hinsicht überzeugt.
4 The Girls
von Dora, am 09.08.2016
Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreißen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.
Meine Meinung:
Dieses Buch und die Geschichte um Evie musste ich erst mal sacken lassen um es objektiv zu bewerten. Während des Lesens wusste ich nicht so wirklich wie ich die Geschichte bewerten und finden soll. Nach dem Ende jedoch wurde mir die volle Wucht des Geschehens bewusst und welche Auswirkungen eine kurze Begegnung für ein junges Mädchen haben kann, das mit sich und seiner Welt unzufrieden ist. Welcher Teenager hat denn nicht manchmal das Gefühl missverstanden zu werden und aus der heilen Welt ausbrechen zu wollen?
Emma Cline hat sich sicherlich am Beispiel Charles Manson orientiert um uns Leser in die Welt einer Sekte einzuführen. 1969, Hippie Zeit und ein Guru namens Russell, der junge Mädchen dazu bringt alles zu tun was er von ihnen verlangt. Evie gerät rasch in die Fänge von Drogen und Sex. Sie fühlt sich missverstanden und ist somit leichte Beute der „Girls“.
Der anspruchsvolle Schreibstil von Emma Cline lässt den Leser sicher nicht durch das Buch fliegen wie in einer leichten Sommerlektüre, doch ich wollte unbedingt wissen was es mit dieser Sekte auf sich hat und wieweit Evie bereit ist zu gehen, um den anderen zu gefallen, sodass ich das Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen habe.
Das Buch ist keine leichte Kost, trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben und empfehle es sehr gern weiter.
4 Sex and drugs
von Harakiri (Ostalb), am 08.08.2016
Ich kam recht schwer hinein in dieses Buch. Die Handlung ist in zwei Erzählebenen, einmal das Jahr 1969, das Evies Leben für immer veränderte, und einmal die Gegenwart. Nur vermischt sich dies auf den ersten Seiten noch recht kryptisch und so fand ich mich erst einmal etwas verloren. Als dann Evie im Jahr 1969 von ihrem Leben erzählt, war ich aber gefangen. Die Schreibweise ist etwas anstrengend, stellenweise poetisch und man muss sich erst einlesen. Evie, die naive 14 Jährige, die sich in die ältere Suzanne verliebt und in einer Sekte landet. Deren Eltern geschieden sind und die sich nicht so um Evie kümmern, wie sie sollten.
Starke Charaktere, vor allem die Protagonistin, prägen das Buch und lassen die Hippiejahre lebendig werden. Man spürt, dass es genau so gewesen sein könnte wie Emma Cline das im Buch beschreibt. Der Geldmangel, die harte Arbeit ohne Maschinen, Beschaffungskriminalität und Sex im Drogenrausch – alles mehr als gut vorstellbar.
Am Ende hätte ich mir aber einen etwas glücklicheren Ausgang für Evie gewünscht. Sie ist zwar erwachsener, aber nicht merklich hoffnungsvoller geworden.
Fazit: hohes sprachliches Niveau und gut recherchierte Handlung zeichnen diesen Roman aus.
5 Begeisternder Roman über die Anziehungskraft einer Sekte
von anushka (Berlin), am 08.08.2016
"The Girls" ist ein beeindruckendes Debüt, das in poetischer Sprache die Welt und Anfälligkeit eines jungen Mädchens darlegt, das durch sein unerfülltes Befürfnis nach Liebe in die Fänge einer Kommune gerät, in der sich alles um Sex, Drogen und Grenzüberschreitung dreht. Sie lässt sich in Dinge mit hineinziehen, die sich nicht tun möchte, aber ihre Ergebenheit Suzanne gegenüber lässt sie ihre Skrupel beiseitewischen und auch in der Kommune lernt sie, dass Regeln für die Gruppe nicht gelten würden. Als Russells erhoffter Durchbruch als Musiker nach einer katastrophalen Demo-Session scheitert, eskaliert die Situation. Spätestens hier dürften die Parallelen zur Manson Family klar sein. In diesem fiktiven Bericht zeichnet die Autorin nach, welche Dynamik in einer abgeschotteten Gruppe entstehen kann, die sie jegliche Regeln und Moral vergessen lässt. Evie selbst ist nicht an den Taten beteiligt, sondern schildert die Geschichte eher aus einer Zuschauer-Perspektive, in der die Erleichterung greifbar ist, nicht im Rampenlicht gelandet zu sein. Und gleichzeitig stellt sie sich die Frage: "hätte ich es verhindert oder mitgemacht? Hätte ich das auch getan, wenn ich dabei gewesen wäre?". Durch die Geschichte wird deutlich, dass es darauf keine klare, moralisch wünschenswerte Antwort für Evie gibt, denn auch sie war der Gruppe verfallen. Wenn man an der Handlung der Protagonistin zweifelt, muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass sie erst 14 ist. Dadurch bleibt bis zum Ende die Frage offen, ob Evie wirklich von ihrer Mutter vernachlässigt wurde oder ob sie, in der Hochphase der Pubertät, nicht auch die Situation übermäßig dramatisch wahrgenommen hat.
Jahrzehnte später sieht sich die erwachsene Evie gespiegelt in der jungen Sasha, die wenige Tage in dem Strandhaus verbringt, das Evie zum Wohnen von einem Freund überlassen wurde. Sie erkennt sich wieder in Sashas Bedürfnis, zu ihrem Freund zu gehören und ihm zu gefallen. Neben den direkten Fragen nach ihrer Vergangenheit, die ihr Name bei den jungen Leuten auslöst, wirft auch Sashas offensichtlich Selbstaufgabe Evie zurück in die Zeit bei der Kommune. Deutlich wird, wie sehr sie dieser eine Sommer im Jahr 1969 noch immer belastet.
Aufgrund des Hypes um dieses Buch bin ich vorsichtig herangegangen und habe versucht, mich uneingenommen in die Geschichte zu begeben, was jedoch kaum geht, da es auf allen Kanälen besprochen und mit den Manson-Morden in Verbindung gebracht wird. Dadurch hatte ich bereits Hintergrundwissen zum wahren Ereignis, das dieses Buch inspiriert hatte und fand die Parallelen durchweg deutlich zu erkennen. Eindringlich und einfühlsam zeichnet die Autorin nach, wie es passieren konnte, dass junge Mädchen im Auftrag eines einzelnen Mannes zu Mörderinnen werden. Dabei entschuldigt sie nichts und lässt die Mädchen auch nicht als unschuldige Opfer dastehen, sondern sie schildert ihren Werdegang in ihr eigenes und das Verderben anderer. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann geschlagen und mich durchweg gefesselt. Dabei war es gleichzeitig anspruchsvoll und poetisch. Ich gehöre eindeutig zur begeisterten Fraktion der Leser.
4 schockierend und düster
von MarTina, am 01.08.2016
Meine Meinung:
Die Geschichte wird von Evie erzählt. Sie traf 1969 auf Suzanne. Heute ist sie allein und versucht, die Vergangenheit zu verstehen. Es wird also abwechselnd aus Evies heutigem Leben und aus dem Jahr 1969 erzählt.
1969 ist Evie ein Teenager. Sie hat das Gefühl, dass ihr Leben langweilig ist und möchte aus diesem Trott ausbrechen. Außerdem will sie endlich wirklich beachtet werden. Ihre Eltern und auch ihre Freundin Connie können ihr dieses Gefühl nicht geben. Auch die Jungs nehmen sie ihrer Meinung nach nicht genug wahr. Daher ist sie auch so von Suzanne fasziniert, die sich um nichts schert, beispielsweise auch nicht vor Diebstahl zurückschreckt. Suzanne wird Evies Vorbild. Evie hält zu ihr, egal wie weit diese Grenzen überschreitet. Durch Suzanne verändert sich Evies Leben sehr: Sie nimmt Drogen, hat Sex und verliert auch ihr Gefühl für Recht und Unrecht.
Grundsätzlich fand ich die Gefühle von Evie gut dargestellt. Zumindest ihre Gefühle vor dem Treffen auf Suzanne konnte ich nachvollziehen. Doch dann verliert sie den Blick für Gut und Böse total. Sie lässt sich von Russell und Suzanne zu allem verleiten. Nie meldet sich ein Zweifel, sondern sie glaubt immer, dass die beiden im Recht sind. Erst als ein Mord geschieht, fängt sie an zu denken. Vielleicht ist es wirklich möglich, dass man Menschen so manipulieren kann, mich machte es zumindest fassungslos.
Der Erzählstil ist flüssig, aber distanziert. Das liegt wohl auch daran, dass Evie die Geschichte erzählt. Evie blieb mir einfach fern. Sie sieht auf die Menschen herab, die "normal" leben und ist hier auch zeitweise einfach kalt. Trotzdem hat die Geschichte eine Sogwirkung, da man wissen will, wie es zu solch einem schrecklichen Ereignis kommen konnte.
Fazit:
Am Ende bleibt die Fassungslosigkeit, wie ein Einzelner andere Menschen so manipulieren kann, dass diese vor nichts zurückschrecken. Eine schockierende und düstere Geschichte.
4 Beklemmend, erschreckend, fesselnd
von januar12 (Hessen), am 29.07.2016
Ich habe eine Weile gebraucht um in dieses Buch, in diese Geschichte hineinzufinden. Mir klar zu werden, was für ein Mädchen Evie ist, was in ihrem Leben schief läuft, oder warum sie das Gefühl hat. Ihre Art zu verstehen.
Wir blicken durch die Augen der jungen 14jährigen Evie, die verzweifelt Liebe und Halt sucht und überall abgewiesen, zurückgewiesen oder einfach nicht genug beachtet wird. Die ein leichtes Opfer sein wird.
Doch irgendwann fängt es an, dass es Andeutungen gibt, Vorahnungen, leichte Blicke in die Zukunft - vor allem dadurch, dass die Autorin in zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt - 1969 und in der heutigen Zeit, von einer älteren Evie, die immer noch nicht glücklich ist. Immer noch eine Frau, die sich nicht zur Wehr setzen kann und sich vor Angst verkriecht. Die mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen kann.
Es ist einerseits faszinierend, anderseits aber auch sehr erschreckend, wie leicht Evie und vor allem die anderen in die falschen Fänge geraten, wie leicht es einem einzelnen gelingt, andere um sich zu scharren, sie zu beeinflussen, sie mit Drogen und Worten, mit Abhängigkeit langsam zu brechen und willenlos die eigenen (dunklen) Plänen am Ende ausführen zu lassen.
Ein Buch, das mich ab einem bestimmten Punkt an nicht mehr losgelassen hat, dass durch seine Parallelen zu der Manson Family nicht nur ausgedacht, nicht nur fiktiv erscheint, sondern leider realistisch klingt.
Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat er mich auch gefesselt. Es hat eine Weile gebraucht um damit warm zu werden, mit den Andeutungen, mit den Verschachtelungen, mit den Nachsätzen. Die Autorin, Jahrgang 1989, hat m.E. aber eine sehr große Reife, um sich so ausdrücken zu können.
Den Sog - den Evie durch diese Gruppe spürt, hat die Autorin so umgesetzt, dass er beim Lesen spürbar ist.
Beklemmend, erschreckend, fesselnd.
2 Gute Idee, mangelhafte Umsetzung
von Leserin, am 25.07.2016
Kalifornien im Sommer 1969: Die 14-jährige Evie Boyd findet bei ihrer Familie und ihrer einzigen Freundin wenig Beachtung, dabei will sie doch einfach nur gesehen werden. Da tauchen plötzlich 'The Girls' auf. Evie ist von Anfang an vor allem von Suzanne fasziniert, die sie zur Ranch von Russell führt. Ihre Art und ihr Lebensstil fesseln Evie. Sie gerät immer mehr in deren Bann und bemerkt so die Anzeichen vom sich ankündigenden Unheil nicht. Wird ihr Leben dadurch für immer verändert?
„Ein Gefühl, dass uns alle etwas einte, der kalte Hauch andere Welten auf unserer Haut und in unserem Haar. Aber ich dachte kein einziges Mal, dass die andere Welt der Tod sein könnte.“
Ich konnte es kaum erwarten, dieses Buch zu lesen. Einmal angefangen, verebbte die Begeisterung relativ schnell wieder. Es las sich zäh, es kam kaum Begeisterung auf und ich brauchte relativ lange für diese doch recht wenigen Seiten. Ich war schon kurz davor abzubrechen, hoffte dann aber doch auf eine Wendung, die meine Begeisterung wecken könnte. Im Nachhinein hätte ich das Buch wohl besser weglegen sollen. Es gibt weitaus bessere Bücher dieser Art.
Die Geschichte zog sich und man erfuhr weit mehr über Evie's Leben mit ihren Eltern als über das Leben der 'Girls' und mit ihnen. Gewalt, Sex und Drogen sollten das Ganze wohl aufwerten und spannend-schockierend gestalten. Mir war alles viel zu inszeniert. Dinge wurden angeschnitten, die nie zu Ende geführt wurden, obwohl es durchaus Potenzial dafür gab.
Einzig die Übersetzung durch Nikolaus Stingl konnte mich begeistern. Ich denke, dass er den Originalton sehr gut aufgegriffen und transferiert hat.
Den 'Hype' und all die positiven Rezensionen und Lobeshymnen kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen. Insgesamt ein Roman, der mit vielen Worten nichts Richtiges sagt.
Schade!
4 Die vernebelte Wahrnehmung einer erhofften Zugehörigkeit
von Jenny Vogler (Oberschöna), am 24.07.2016
Inhalt
Im Alter von 14 Jahren begegnet Evie Boyd einer Gruppe schillernder Mädchen, die trotz ihrer mageren Körper und losen, abgetragenen Kleider eine magische Anziehungskraft auf sie ausüben. „The Girls“ strahlen Unabhängigkeit und Extravaganz aus, eine faszinierende Mischung zwischen Furcht und der Hoffnung ein Teil dieser Verbindung zu werden stellt sich bei der Jugendlichen ein. Tatsächlich gelingt sie über Suzanne in die Mitte des Kreises und wird in die Kommune, in der die Mädchen mit ihrem Anführer und Guru Russell leben, aufgenommen. Beseelt von dem Gefühl, endlich Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der ihr wahres Ich erkannt und beachtet wird, verstrickt sich Evie in die Machenschaften der Gruppe. Plötzlich werden täglicher Drogenkonsum, wilde Sexorgien und Diebstahl zu den Pfeilern ihres Lebens und sie rutscht in ein soziales Umfeld voller Konflikte. Doch Evie, die weniger Gefallen an Russell sondern eher an Suzanne findet, steckt bald schon sehr tief in der Geschichte drin und ihr objektives Urteilsvermögen schaltet sich ab. Als „The Girls“ den ganz großen Coup planen, kommt ihr der Zufall zu Hilfe, doch ihr Leben wird nie wieder das sein, was es einmal war.
Meinung
Tatsächlich verfolge ich neben der Lektüre des Buches seit seinem Erscheinen auch gespannt die Rezensionen der anderen Leser und konnte feststellen, dass sich hier die Meinungen sehr breit gefächert darstellen. Die einen lieben das Buch, die anderen empfinden es als mittelmäßig mit zahlreichen Schwächen. Umso gespannter war ich auf meinen persönlichen Leseeindruck dieses anscheinend kontroversen Romans.
Emma Cline entwirft hier eine umfassende Entwicklungsstudie eines jugendlichen Mädchens, die wie so viele andere auch auf der Suche ist. Auf der Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung, nach Liebe und wahrer Freundschaft, ohne Kompromisse und so rein und absolut, wie das Leben nur in sehr jungen Jahren erscheint. Diese Sequenz hat die Autorin ganz wunderbar herausgearbeitet, denn die Hintergründe, die Evie letztlich dazu bewogen haben, sich der Kommune anzuschließen sind absolut nachvollziehbar. Doch was mich zunehmend gestört hat, war Evies Einsicht in die innere Struktur der Gruppe, deren Handlungen sie durchaus als „falsch“ einstuft und sie dennoch in keiner Weise hinterfragt. Ganz im Gegenteil, ihre bewusste Entscheidung macht es mir schwer, an ihren gesunden Menschenverstand zu glauben. Auch das „Anderssein“ als Lebensmaxime ist nicht das Erstrebenswerte für Evie, sondern einzig und allein die unerschütterliche Zuneigung zu einer Frau, die mit Leib und Seele dem dunklen Kreis um Russell angehört.
Die Autorin schreibt in zwei Erzählebenen – einmal in denen des Jahres 1969, als die junge Evie Teil der Kommune wurde und dann in der reflektierenden Gegenwart, in denen die Ich-Erzählerin über ihre Handlungen und Unterlassung philosophiert. Die Sprache des Buches ist literarisch auf hohem Niveau, liest sich aber auch sehr leicht, fast jeder Satz enthält einen Nebensatz und damit eine weitere Nuance, ein Gefühl oder eine Erklärung. Trotzdem blieben mir alle Protagonisten des Buches seltsam fremd, keine habe ich voll verstanden oder konnte sie in ihren Gedanken begleiten. Diese fortwährende Distanz zu den handelnden Personen hat mir das Lesevergnügen stellenweise etwas vergällt, weil ich mir mehr Objektivität, mehr äußere Anteilnahme erwünscht hätte.
Fazit
Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen intensiven, kontroversen Roman, der mir literarisch top erscheint, ein interessantes teils aufrüttelndes Thema fokussiert und den Leser in die Hippie-Zeit auf ihrem Höhepunkt entführt. Dennoch lässt mich das Buch etwas enttäuscht zurück, vor allem weil das Ende mehr Hoffnungslosigkeit als alles andere aufkommen lässt. Für mich nur schwer nachvollziehbar, wie die Entwicklungen während der Pubertät, ein ganzes Leben so nachhaltig prägen und überschatten können, ohne tatsächlich etwas bewirkt zu haben.
3 Konnte leider nicht ganz überzeugen
von SteffiKa, am 21.07.2016
Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und sehnt sich verzweifelt danach, „gesehen zu werden“ – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den Girls.
Junge Frauen, die nicht von dieser Welt scheinen. Ihr lautes, freies Lachen. Das Haar lang und ungekämmt, die ausgefransten Kleider. Evie gerät in den Bann der älteren Suzanne und folgt ihr auf die Ranch tief in den Hügeln, fernab von ihrer eigenen Welt, in den Kreis um Russell – ein Typ wie Charles Manson. Weihrauch und Gitarrenklänge, Gerüchte von Sex und wilden Partys, einzelne, die von zu Hause ausgerissen sind. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben für immer zerstören könnte.
Charaktere
„Vor Suzanne hatte mich nie jemand angesehen, jedenfalls nicht richtig, also war sie zu meiner Definition geworden.“ (S. 341)
Dieser eine Satz beschreibt ziemlich gut, wie ich Evie wahrgenommen habe: Als ein Mädchen, das keinerlei Selbstbewusstsein besitzt, sich über alles und jeden den Kopf zerbricht und zwischen Rebellion und depressiven Gedanken schwankt. Auch als erwachsene Frau hat sich nicht viel verändert: Ich konnte keinerlei Unterschied/Entwicklung von Evie feststellen, ja teilweise war sie mir als Erwachsene schon zu resigniert und in Selbstmitleid verfallen.
Ich muss sagen, dass ich meine Schwierigkeiten hatte, mir vorzustellen, dass es Ende der 60-iger Jahre 14-Jährige gab, die solche Gedanken hatten – vielleicht lag es aber auch am Schreibstil der Autorin, dass mir diese viel zu oft zu erwachsen waren.
Schade fand ich, dass wir nicht erfahren haben, was Evie so unsicher und zweifelnd gemacht hat.
Suzanne ist der augenscheinliche Gegenpol zu Evie: Selbstsicher, positiv gestimmt und voller Lebensenergie. Leider konnte ich mich für Suzanne gar nicht erwärmen. Sie blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel: Hat sie so gehandelt, weil sie nicht anders konnte und von Russel abhängig war, oder war sie wirklich von der Lebensart auf der Ranch überzeugt und genauso kalt und berechnend wie Russel?
Und insgeheim war sie für mich der eigentlich schwache Charakter in der Geschichte.
Insgesamt waren es Charaktere zum Nachdenken, zum Mitfühlen. Aber leider konnte mich keiner richtig überzeugen.
Schreibstil
Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Zeitfenstern erzählt. Zuerst befinden wir uns in der Gegenwart und kehren dann immer wieder zurück zu 1969. Emma Cline hat eine wunderschöne Sprache gefunden, die mich leider nur teilweise überzeugen konnte. Anfangs habe ich es genossen, endlich wieder ein anspruchsvolleres Buch zu lesen und hab mich in den geflügelten Worten verloren. Und genau das war es, was mich gegen Ende des Buches fast schon „genervt“ hat. Es gab keine Abwechslung und viele Sätze waren zu verschachtelt, die Vergleiche („Ich fühle mich wie….“) zu rhetorisch.
Mir ist insgesamt zu wenig passiert ist, die Gedanken und Handlungen sind zu sehr abgeschweift und haben sich in Details verloren, die nicht relevant für die Geschichte waren.
Auch musste ich viel Geduld aufbringen – im Laufe des Buches wird man in der Gegenwart immer wieder mit kleinen Hinweisen aufmerksam gemacht, was vielleicht passiert sein könnte. Aber die Frage, was genau und vor allem Warum wird erst sehr spät aufgelöst.
Fazit
Ein anspruchsvolles Buch, das ich teilweise genial fand, das mich aber auch zum anderen Teil nicht ganz überzeugen konnte aufgrund der Länge, die zum Schluss aufgekommen ist und der eigentlich wunderschönen Sprache, die mir auch gegen Ende „zuviel“ war.
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