Kriege im 21. Jahrhundert -  Wilfried von Bredow

Kriege im 21. Jahrhundert (eBook)

Wie heute militärische Konflikte geführt werden
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
280 Seiten
Bebra Verlag
978-3-8393-0175-3 (ISBN)
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Kriege prägen noch immer die Welt, aber sie werden zunehmend anders ausgefochten als früher. Wilfried von Bredow zieht eine Bilanz der letzten zwei Jahrzehnte und wirft zugleich einen Blick in die Zukunft. Er macht deutlich, wie stark Ursachen und Auswirkungen militärischer Konflikte sich globalisiert haben, beleuchtet die Rolle von Warlords, privaten Söldnertruppen und Rüstungsunternehmen, und analysiert, wie Drohnen, Desinformation und andere Mittel der asymmetrischen Kriegführung das Gleichgewicht der Kräfte verändern. Das Buch bietet einen Überblick über die aktuell wichtigsten Konfliktregionen und macht die grundlegenden Mechanismen moderner Kriege in einer multipolaren Welt verständlich - von den Anschlägen internationaler Terrorgruppen bis hin zum scheinbar klassischen Territorialkrieg Russlands gegen die Ukraine.

Wilfried von Bredow, Jahrgang 1944, ist Politologe und Publizist. Während seiner Zeit als Professor für internationale Politik an der Philipps-Universität Marburg verbrachte er mehrere Jahre an ausländischen Universitäten. Zu seinen Publikationen zählen zahlreiche Bücher und Aufsätze zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik sowie Artikel für die Zeitungen FAZ, NZZ und WELT.

Wilfried von Bredow, Jahrgang 1944, ist Politologe und Publizist. Während seiner Zeit als Professor für internationale Politik an der Philipps-Universität Marburg verbrachte er mehrere Jahre an ausländischen Universitäten. Zu seinen Publikationen zählen zahlreiche Bücher und Aufsätze zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik sowie Artikel für die Zeitungen FAZ, NZZ und WELT.

Prolog:
Krieg, Krieg, Krieg


Wer es heute wagt, in die Zukunft zu blicken, sieht düstere politisch-militärische Horizonte. Soziale und politische Polarisierungen haben in den letzten Jahren fast überall in der Welt zugenommen. Manche haben sich derart verschärft, dass die Konflikte in spontane oder organisierte Gewalt und Krieg eskaliert sind. Einige Machthaber drehen bewusst an der Eskalationsschraube und nehmen die Folgen in Kauf – Folgen, die nicht nur die eigene Gesellschaft betreffen, sondern auch andere. Krieg vernichtet Menschenleben und Lebensräume. Krieg bringt Elend über ganze Gesellschaften. Deren Neuaufbau nach Kriegsende bürdet den Überlebenden über Jahre hin enorme Anstrengungen auf. In allen Ländern prägen Schmerz und Trauer die Erinnerungen an vergangene Kriege. Auch dort, wo sie mit einem militärischen Sieg beendet wurden. Krieg – das Wort und die damit verbundenen Vorstellungen haben eine dunkle Aura. Dennoch hat in der Vergangenheit kaum etwas anderes den Verlauf der Menschheitsgeschichte so nachhaltig beeinflusst wie der Krieg in unterschiedlicher Gestalt.

Daran hat sich bis heute nichts geändert und vieles spricht dafür, dass sich auch künftig nichts daran ändern wird. Das 21. Jahrhundert begann, so hat es der britische Militärwissenschaftler Colin S. Gray ausgedrückt, als another bloody century – genauso von Kriegen geprägt wie die vorigen. Allerdings werden, so viel ist sicher, Kriege heute und in Zukunft auf andere Weise, mit anderen Waffen ausgefochten als noch im vergangenen Jahrhundert. Das lehrt uns die systematische Beschäftigung mit den Kriegen der letzten 25 Jahre. Auch wenn sich daraus in aller Vorsicht einige Entwicklungen für das Kriegsgeschehen und die Kriegführung in den vor uns liegenden Jahren ableiten lassen – sehr weit reicht ein präziser und zuverlässiger Blick in die Zukunft nicht. Realistische Prognosen sind allenfalls für zehn bis fünfzehn Jahre möglich. Und selbst innerhalb dieses Zeitrahmens kann es zu unvorhergesehenen Entwicklungen kommen.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht der weite Bogen der Konflikt- und Kriegsentwicklung im 21. Jahrhundert, wie er sich bis heute darstellt. Weil die Kurve dieses Bogens bereits im 20. Jahrhundert beginnt, wird eingangs ein knapper Überblick über die wichtigsten Kriege zwischen 1914 und 2000 gegeben. In den folgenden Kapiteln kann es nicht um eine lückenlose Bestandsaufnahme aller bisherigen Kriege im 21. Jahrhundert gehen. Auch wird der Fokus nicht auf dem Militärischen liegen. Der Blick auf die Methoden der Kriegführung ist (selbstverständlich) für die Streitkräfte und ihr Führungspersonal von großer Wichtigkeit. Aber selbst sie dürfen den Zusammenhang nicht vernachlässigen, der zwischen ihren militärischen Missionen und deren politischem Bedingungsgefüge besteht.

Es ist absehbar, dass die vor uns liegenden Jahrzehnte von zahlreichen Konflikten geprägt sein werden. Viele davon haben das Potenzial, sich zu Brandherden von Kriegen zu entwickeln. So werden sich die Auseinandersetzungen um die für moderne Technologien unabdingbaren Rohstoffe verschärfen. Die lebenswichtige Ressource Wasser wird in vielen Regionen der Welt auf dramatische Weise knapper. Aus unterschiedlichen Gründen ausgelöste Migrationswellen (Krieg, Hunger, demografische Ungleichgewichte, Folgen des Klimawandels) bewirken an ihren Zielorten soziale und politische Spannungen. Ethnische und religiöse Spannungen können leicht in kollektive Gewalt eskalieren. Die Liste mit potenziell kriegsauslösenden Konflikten ist noch um einiges länger.

Vor 200 Jahren prägte Carl von Clausewitz (1780–1831) den Satz, der Krieg sei ein »wahres Chamäleon«. Clausewitz gehörte am Beginn des 19. Jahrhunderts dem Kreis der preußischen Militärreformer an. Sein Werk »Vom Kriege« gilt weltweit als Klassiker militärstrategischen Denkens. Im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts trifft seine Kennzeichnung des Krieges noch mehr zu als für die Epochen davor. Das Kriegsgeschehen der Gegenwart umfasst höchst unterschiedliche Vorgänge: von den Anschlägen internationaler Terrorgruppen bis zu dem, oberflächlich betrachtet, »klassischen« Territorialkrieg Russlands gegen die Ukraine. Das Spektrum der Mittel, die heute im Kriegsgeschehen eine Rolle spielen, hat sich enorm verbreitert. Es reicht inzwischen weit über herkömmliche militärische Aktionen hinaus. Zuweilen scheint es nur um lokale und geografisch eng begrenzte gewalttätige Auseinandersetzungen zu gehen, deren Verbindung mit größeren Konfliktherden oft erst auf den zweiten Blick zutage tritt. Bei vielen Konflikten heizt die ökonomische und mediale Globalisierung die Auseinandersetzungen an, und so werden auch Menschen, die weitab von solchen Brennpunkten leben, mit den Auswirkungen konfrontiert. Manchmal, ohne dass sie die Zusammenhänge wirklich durchschauen können.

Um diese Zusammenhänge besser sichtbar zu machen, werden hier die brisantesten Konfliktregionen und die folgenschwersten gewaltsamen Auseinandersetzungen in der globalisierten Staatenwelt beschrieben und nach ihren Ursachen befragt. Eine geografische Konzentration war dabei aus pragmatischen Gründen nicht zu vermeiden. Auch wenn die Entscheidung schwerfiel, bleiben die ost- und südostasiatischen sowie die lateinamerikanischen Konfliktlandschaften weitgehend ausgespart.

Trotz aller Entwicklungen, die mit Begriffen wie Staatsabschwächung, Staatsversagen oder Failed States umschrieben werden, ist auch im 21. Jahrhundert die Staatenwelt die entscheidende Ebene für Krieg und Frieden geblieben. Allerdings sind viele Gewaltkonflikte und kriegerische Auseinandersetzungen nicht mehr auf die Territorien der direkt beteiligten Staaten begrenzt, sondern haben sich, zumindest was ihre Auswirkungen betrifft, quasi globalisiert. Sie sind keine Weltkriege, wie es die beiden großen Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren, aber dennoch sind die wirtschaftlichen, politischen und humanitären Wirkungen lokaler Konflikte und Kriege fernab von ihrem Ausgangspunkt auf anderen Kontinenten spürbar.

Die große Variationsbreite der Kriegsformen und die Vielzahl der Optionen, sie zu kombinieren, macht es schwerer, erfolgreiche Rezepte für die Deeskalation von gewaltsamen Konflikten und ihre verlässliche Beendigung zu entwickeln und durchzusetzen. Die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts und vereinbarte Waffenstillstände werden oft nicht respektiert. Der Begriff Friedensvertrag mutet heute wie ein Artefakt aus dem Museum der Vergangenheit an. Trotzdem und gegen alle wohlbegründete Skepsis wird es gerade im 21. Jahrhundert darum gehen, nicht zuletzt angesichts der vielen anderen Bestandskrisen des Zeitalters, Kriege zu deeskalieren und Übergänge zum Frieden zu finden und zu gestalten – und damit eine für die Menschen friedliche Zukunft jenseits von Gewalt und Zerstörung zu schaffen. Das ist eine Herkulesaufgabe, auf die wir schlecht vorbereitet sind.

Ausgangs- und Zielpunkt dieses Buches sind die folgenden Leitgedanken:

Trotz der »dunklen Aura« des Kriegs – die nicht in allen Kulturen gleich stark ausgeprägt ist – hat es in der Vergangenheit nie an Anlässen und Motiven gefehlt, mit organisierter Gewalt gegen echte oder vermeintliche Feinde vorzugehen. Das wird heute und in absehbarer Zukunft nicht anders sein.

Auch im 21. Jahrhundert ist Krieg meist die Fortsetzung politischen Handelns mit anderen, gewaltsamen Mitteln. Doch hat sich als Folge der technischen und sozialen Entwicklung die Bandbreite der Mittel erheblich vergrößert. So wie sich in Konfliktsituationen die Unterscheidung von »zivil« und »militärisch« teilweise aufgelöst hat, ist auch die Grenze zwischen Krieg und Frieden aufgeweicht worden. In vielen Regionen ist der Krieg zum Dauerzustand und Frieden zur leeren Versprechung geworden.

Schon im 20. Jahrhundert haben Kriegsakteure nicht nur die Streitkräfte des Gegners, sondern zunehmend auch dessen zivile Einrichtungen ins Visier genommen und zu zerstören oder funktionsunfähig zu machen versucht. Diese Tendenz verstärkt sich weiter.

Angriffe auf zivile Einrichtungen werden heute nicht nur mit militärischen, sondern auch mit anderen Mitteln jenseits physischer Gewalt durchgeführt. Cyberattacken und eine Informationspolitik der Deep Fakes zur Lähmung der gegnerischen Infrastruktur werden Kriege im 21. Jahrhundert vorbereiten und begleiten.

Das Kriegsgeschehen der Gegenwart ist all-inclusive. Neben modernsten Waffen und Zerstörungsszenarien finden sich auch solche aus vergangenen Epochen. Je nach Lage können sie neu kombiniert und ausgebaut werden.

Lokale oder regionale Kriege haben Auswirkungen weit über das Kriegsgebiet hinaus. Selbst der absehbare teilweise Rückbau der Globalisierung wird daran kaum etwas ändern.

Die Zahl möglicher Kriegsparteien ist heute größer denn je. Ihr rechtlicher und politischer Status variiert beträchtlich. Die zeitweise propagierten Hoffnungen auf ein Verschwinden von Kriegen zwischen Staaten haben sich nicht erfüllt.

Die Regulierbarkeit von Kriegen war nie besonders groß. Auch im 21. Jahrhundert haben alle Bemühungen, Kriege durch rechtliche Vorschriften, Verträge und internationale Institutionen einzugrenzen, wenig erreicht.

Jeder Entschluss zum Angriffskrieg birgt das Risiko, diesen zu verlieren. Wie hoch dieses Risiko ist, lässt sich im Vorhinein schwer kalkulieren. Aber ein Blick in die...

Erscheint lt. Verlag 5.3.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Demokratieförderung • Globalisierung • humanitäre Interventionen • Krieg • Künstliche Intelligenz • Politik • privatarmeen • Terror • Ursachen • Weltordnung
ISBN-10 3-8393-0175-0 / 3839301750
ISBN-13 978-3-8393-0175-3 / 9783839301753
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