Ursula von der Leyen (eBook)

Die Biografie
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2019 | 1. Auflage
256 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99611-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ursula von der Leyen -  Ulrike Demmer,  Daniel Goffart
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Ulrike Demmer und Daniel Goffart haben sich auf die Spur der Ausnahmepolitikerin Ursula von der Leyen gesetzt und ein kritisches Porträt der prominenten Christdemokratin verfasst. Die beiden Autoren zeichnen den Lebensweg der streitbaren Tochter des langjährigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht nach und erzählen, wie aus dem braven »Röschen« eine Ärztin, siebenfache Mutter und weltläufige Ministerin wurde. Jetzt muss sich die frühere Verteidigungsministerin als erste Frau an der Spitze der EU-Kommission behaupten.

Ulrike Demmer arbeitete nach Stationen beim RBB und beim ZDF sieben Jahre für den SPIEGEL, wo sie sich als Spezialistin für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik einen Namen machte. Für ihre politischen Reportagen wurde Demmer 2011 mit dem Henri-Nannen-Preis und dem Deutschen Reporter-Preis ausgezeichnet. Seit Juni 2016 ist sie stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung.

Ulrike Demmer arbeitete nach Stationen beim RBB und beim ZDF sieben Jahre für den SPIEGEL, wo sie sich als Spezialistin für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik einen Namen machte. Für ihre politischen Reportagen wurde Demmer 2011 mit dem Henri-Nannen-Preis und dem Deutschen Reporter-Preis ausgezeichnet. Seit Juni 2016 ist sie stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Daniel Goffart begann als Rechtsanwalt und arbeitete im Management eines deutschen Konzerns. Goffart leitete später beim Handelsblatt das Ressort "Wirtschaft & Politik" und ist heute Chefkorrespondent beim Nachrichtenmagazin FOCUS in Berlin. Er hat den Aufstieg von Ursula von der Leyen über Jahre verfolgt und viele Gespräche mit der CDU-Politikerin geführt. Im Piper Verlag erschien sein Buch "Das Ende der Mittelschicht" (2019).

Prolog


Die Heimkehr nach Brüssel


Ursula von der Leyen atmet sichtbar aus. Dann legt sie erst die rechte Hand flach auf den Brustkorb, wenig später auch die linke. Vor den Augen Europas, vor den Augen aller Welt fällt ihr ein Stein vom Herzen. Die Parlamentarier der Europäischen Union haben die deutsche Verteidigungsministerin soeben zur neuen Präsidentin der Kommission gewählt. 374 Stimmen von den 747 EU-Abgeordneten waren nötig, 383 Stimmen hat sie erhalten. Nur neun Stimmen mehr, das ist nicht viel. Ein überwältigender Vertrauensbeweis sieht anders aus. Dennoch gilt auch im Europäischen Parlament in Straßburg der alte Spruch von Konrad Adenauer: »Mehrheit ist Mehrheit«. Und angesichts der schwierigen Verhandlungen zwischen den Staatsund Regierungschefs im Vorfeld ihrer Nominierung ist das Ergebnis in den Augen mancher Beobachter sogar eine Überraschung – viele hatten den Daumen gesenkt.

Ursula von der Leyen hat gewonnen. In ihren sonst beherrschten Gesichtszügen ist echtes Glück zu lesen. Ihre blauen Augen strahlen. Nach Wochen der Ungewissheit lösen sich alle Anspannungen. Sie ist angekommen.

Um 19:34 Uhr an diesem 16. Juli 2019 twittert sie ihren Dank und ihre Erleichterung in den wichtigsten Sprachen der Gemeinschaft an die Europäer und Europäerinnen. » спасибо! Hvala! Děkuji! Tak! Bedankt! Thank you! Aitäh! Kiitos! Merci! Danke! ευχαριστώ! Köszönöm! Go raibh maith agat! Grazie! Paldies! Ačiū! Grazzi! Dziękuję! Obrigada! mulțumire! Ďakujem! ¡Gracias! Tack!« Sie ist die erste Frau und nach mehr als einem halben Jahrhundert auch die erste Deutsche an der Spitze der Kommission.

Ursula von der Leyen ist eine streitbare Politikerin. Sie wird entweder verehrt oder abgelehnt. Dazwischen gibt es wenig. Das gilt für die breite Öffentlichkeit ebenso wie für ihre Partei. In der CDU drückt sich das bei Wahlen auf Parteitagen stets in sehr mäßigem Zuspruch aus. Von der Leyen ist im Haus ihres Vaters zwar mit der CDU aufgewachsen, aber erst sehr spät selbst in die Partei eingetreten. Ihr fehlen trotz ihrer Abstammung der »Stallgeruch« und die Vertrautheit. Ein politischer Kumpeltyp ist von der Leyen nie gewesen. Dennoch ist sie in den vergangenen Jahren oft für höchste Ämter gehandelt worden.

Sie galt viele Jahre lang als Kanzlerin der Reserve. Kurz schien auch das Amt der Bundespräsidentin möglich. Von der Leyen ist die dienstälteste Ministerin im Kabinett von Angela Merkel. Als Familienministerin führte sie das Elterngeld ein und profilierte sich. Dadurch empfahl sie sich für höhere Aufgaben. In der schwarzgelben Bundesregierung wechselte sie in das Bundesarbeitsministerium, das zu den größten und finanzstärksten Ressorts zählt. Seit Beginn der schwarzroten Koalition ist sie Bundesverteidigungsministerin. Derzeit hat sie mit einer Berateraffäre zu kämpfen. Trotzdem hielt sie sich bis heute in dem als »Drachenburg« gefürchteten Ministerium.

Jetzt wird sie zur mächtigsten Europäerin. Die Personalie ist kein deutscher Sieg, kein genialer Feldzug von Kanzlerin Angela Merkel. Im Gegenteil. Die Kanzlerin hat sich bei der Abstimmung im Europäischen Rat sogar enthalten müssen. Die Nominierung von der Leyens ist für die Welt eine Überraschung. Er komme sich wie in einer amerikanischen Fernsehserie vor, sagt FDP-Chef Christian Lindner in die Fernsehkameras, plötzlich werde »Ursula von der Leyen wie das Kaninchen aus dem Zylinder gezogen«. Ursula von der Leyen ist die Lösung in der letzten Sekunde.

Der Weg zur Nominierung


Das Kammerspiel über Macht und Demokratie hat seine Bühne an einem runden Konferenztisch im 11. Stock des Europa-Gebäudes. Die Protagonisten, die Staatsund Regierungschefs der Europäischen Union. Manche von ihnen, darunter Macron und Merkel, sind gerade erst vom G-20-Gipfel in Osaka zurückgekehrt. Die Politiker sind lange Sitzungen gewöhnt. Aber diese hier sprengt den Rahmen. Seit Sonntagmittag sitzen sie zusammen. Jetzt ist es Montagnachmittag. Ratspräsident Donald Tusk hat sich unter vier Augen mit Europas Führungspersonal getroffen, um auszuloten, wo eine Lösung liegen könnte. Doch trotz dieses sogenannten Beichtstuhlverfahrens stecken die Gespräche fest. Die Stimmung ist gereizt. Der deutsche CSU-Politiker Manfred Weber, Spitzenkandidat der in der Europäischen Volkspartei EVP zusammengeschlossenen Christdemokraten und Konservativen, ist zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Rennen. Auch der Niederländer Frans Timmermans ist gescheitert. Timmermans war Spitzenkandidat der Sozialdemokraten. Rein theoretisch hätte er im Europaparlament eine Mehrheit erringen können. So die Einschätzung der deutschen Kanzlerin, die sich am Rande des G-20-Gipfels in Osaka die Unterstützung des Spaniers Pedro Sánchez und des Niederländers Mark Rutte sicherte. Auch Emmanuel Macron war einverstanden. Doch der Plan ging nicht auf. Ungarn, Polen, Tschechien, die Slowakei und Italien lehnen Timmermans rundweg ab. Der Grund: Der Niederländer war die Osteuropäer wegen ihrer Rechtsstaatsdefizite und ihrer oft anti-europäischen Haltung in wichtigen Fragen in aller Öffentlichkeit hart angegangen.

Plötzlich herrscht Chaos in der Runde. Ohne Sinn und Verstand werden Namen in den Raum geworfen, alle Absprachen sind gegenstandslos. Die Nerven liegen blank. Es ist Macron, der ganz unvermittelt fragt, warum nicht Ursula von der Leyen die EU-Kommission anführen solle. Die Verteidigungsministerin war zwar in den Stunden zuvor als mögliche Außenbeauftragte der EU genannt worden. Aber gleich Präsidentin der Kommission? Der Funke zündet noch nicht. Und so wird der Gipfel am Montagnachmittag ergebnislos abgebrochen. Über Nacht fängt die Idee an zu leuchten.

Aber wie war es zu dieser spektakulären Wende zugunsten von Ursula von der Leyen gekommen?

Es gibt sie, diese bedeutenden Momente im Leben, in denen sich Entscheidungen anbahnen, ohne dass man die Tragweite des flüchtigen Augenblicks gleich erkennt. Für Ursula von der Leyen spielte sich dieser Moment am 17. Juni ab. An diesem Tag besuchte sie in ihrer Eigenschaft als Bundesverteidigungsministerin die internationale Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris und ahnte nicht, dass sie damit den Grundstein für den Höhepunkt ihrer politischen Karriere legte. In dem kleinen Ort nordöstlich von Paris war nämlich auch der französische Staatspräsident zugegen und von der Leyen, in Brüssel geboren und aufgewachsen, nutzte die Gelegenheit. Charmant und sachkundig unterhielt sie sich mit Macron – natürlich in fließendem Französisch. In diesem Gespräch ging es nicht nur um die Präsentation des deutsch-französischen Kampfflugzeugsystems FCAS bei der Luftfahrtmesse, sondern auch um die Probleme der NATO. Die Bundesverteidigungsministerin habe Macron mit ihrem sicherheitspolitischen Fachwissen beeindruckt, hieß es später im Umfeld des Elysée. Dem Präsidenten habe auch gefallen, dass die Deutsche mit dem weltläufigen Auftreten sich der französischen Idee einer europäischen Verteidigungsunion gegenüber sehr offen gezeigt habe.

Die Botschaft der spin doctors aus Paris war klar: Macron habe nichts gegen deutsche Bewerber um EU-Top-Positionen, aber der Gegensatz zwischen einer erfahrenen und weltgewandten Spitzenpolitikerin wie von der Leyen und dem biederen EU-Parlamentarier Manfred Weber sei dann doch zu groß gewesen.

Offenbar war dem französischen Staatspräsidenten seine Begegnung mit von der Leyen nachhaltig im Gedächtnis geblieben, denn zwei Wochen später beim EU-Gipfel präsentiert er die Deutsche als Lösung.

»Macron hat das Licht wieder angemacht«, wird ein EU-Diplomat später über diese Wendung erzählen. Als die 28 Regierungschefs am Dienstag erneut in Brüssel eintreffen, hat der Franzose schon wichtige Vorarbeit geleistet. Eigentlich hatte die Nacht von Montag auf Dienstag den Beteiligten die Gelegenheit geben sollen, ein wenig Schlaf nachzuholen. Doch Merkel und Macron verbringen die Nacht und den darauffolgenden Morgen mit Telefonaten, SMS und WhatsApp-Nachrichten. Die Kanzlerin klopft den Vorschlag in der Heimat auf Zustimmung ab, konsultiert CSU-Chef Markus Söder und die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer.

Macron skizziert noch in derselben Nacht auf einem großen Bogen Papier ein Personaltableau, wie man es um seine Wunschkandidatin Ursula von der Leyen herumbauen könnte. Der Portugiese António Costa und der Spanier Pedro Sánchez, beide verhandeln für die Sozialdemokraten, sind angetan. Eine Frau und Christdemokratin, das finden viele interessant.

Am Dienstag wird die offizielle Fortsetzung des Gipfels wieder und wieder verschoben. Der Luxemburger Xavier Bettel läuft durch den Pressesaal und erzählt, dass »ernsthaft« an einem Vonder-Leyen-Szenario gearbeitet werde. Von der Leyen? Im Büro des Ratspräsidenten Donald Tusk wird sondiert. Noch ist die Zeit nicht reif.

Erst um 16:20 Uhr geht es offiziell weiter. Es gibt ein spätes Mittagessen. Huhn mit Chorizo-Crumble. Aber die Achse Deutschland–Frankreich steht. Jetzt sind zwei Frauen im Rennen. Von der Leyen als Kommissionspräsidentin und die Französin Christine Lagarde als Chefin der Europäischen Zentralbank. Ein geschickter Schachzug von Macron, der die frühere französische Finanzministerin und langjährige Direktorin des Internationalen Währungsfonds IWF so auf den zweitwichtigsten Posten hieven kann, der in Europa zu vergeben ist.

Aber auch die politischen Gegner werden überzeugt: Die europäischen Sozialdemokraten und Sozialisten dürfen drei Vizepräsidenten an der Spitze der EU-Kommission stellen: den slowakischen Europa-Politiker Maroš Šefčovič, den...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Staat / Verwaltung
Schlagworte Arbeitsministerin • Auseinandersetzung • Biografie • Buch • Bücher • Bücher Krise • Bundeswehr • CDU • Dänemark • Demenz • Ernst Albrecht • EU-Kommission • EU Krise • EU-Präsidentin • Familie • Familienministerin • Familienpolitik • Finanzen EU • Frauenquote • Gleichstellung • Handeln in der Krise • hilfspaket • Hilfspaket EU • Kanzlerkandidatin • Kommissionspräsidentin • Korruption • Krippenplätze • Merkel • Pflege • Politikerin • Rezession • Röschen • Sozialpolitik • Verteidigung • Verteidigungsministerin • von der Leyen
ISBN-10 3-492-99611-6 / 3492996116
ISBN-13 978-3-492-99611-2 / 9783492996112
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