Weibliche AD(H)S (eBook)

Wie Frauen mit AD(H)S erfolgreich, selbstbewusst und stabil leben können
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-31298-5 (ISBN)

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Weibliche AD(H)S -  Astrid Neuy-Lobkowicz
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Frauen mit AD(H)S: Wissenswertes über eine übersehene Krankheit
Hier erfahren Frauen, wie sie mit AD(H)S stabil, erfolgreich und selbstbewusst leben können.

Die erfahrene Ärztin Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz erklärt, was eine weibliche AD(H)S auszeichnet und wie betroffene Frauen trotz ihrer oft späten Diagnose und häufiger Fehlbehandlungen ein gelingendes und erfülltes Beziehungs-, Familien- und Arbeitsleben führen, zur Ruhe finden und Erschöpfung vorbeugen können. Dieses Buch gibt Antworten auf die Fragen wie man mit weiblicher AD(H)S im Alltag gut leben kann, was es bedeutet, eine AD(H)S-Frau zu sein und wie man als solche zu mehr Stärke und Organisation findet.

Die Leserinnen lernen Wissenswertes über die neurologischen Besonderheiten von AD(H)S, auftretende Begleiterkrankungen, die Gefühlswelt von AD(H)S-Frauen - u.a. Selbstwertgefühl, Impulsivität, Stressbewältigung - sowie den neuesten Stand der leitliniengerechten Therapie und Medikation. Außerdem vermittelt die Autorin konkrete Tipps für den Alltag aus ihrer langjährigen Arbeit mit AD(H)S-Frauen.

Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz ist Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie und Mitglied im Vorstand des Bundesverband ADHS-Deutschland. Nach dem Studium der Humanmedizin in Mainz und Heidelberg folgte die Facharztausbildung am Zentralinstitut für seelische Gesundheit an der Uniklinik Mannheim. Sie ist Mitbegründerin des seit 2007 bestehenden ADHS-Zentrums München. Seit 1988 ist sie niedergelassene Fachärztin in eigener Praxis in Aschaffenburg und seit 2007 betreibt sie zusätzlich eine Privatpraxis in München mit Schwerpunkt auf AD(H)S bei Erwachsenen. Als Expertin mit 25-jähriger Erfahrung zum Thema AD(H)S tritt Dr. med. Neuy-Lobkowicz immer wieder in den Medien auf. Sie hat zahlreiche Artikel und Bücher veröffentlicht und ist Dozentin für Fach*ärztinnen und Psychotherpeut*innen zu diesem Thema.


NEURODIVERSITÄT IST WERTVOLL UND AD(H)S EINE BESONDERE ART ZU SEIN


Eine positive Betrachtung der AD(H)S-Eigenschaften ist sehr wichtig. Neurodiversität bedeutet eben auch Diversität. Die Menschheit hat sich in und aus ihrer Vielfalt heraus entwickelt. Eine solche Entwicklung über die Jahrtausende wäre unvorstellbar, wenn wir alle gleich ticken würden.

AD(H)S ist also erst einmal eine andere Art zu sein – nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Diversität bedeutet Vielfalt. Vielfalt gilt in jedem Ökosystem als besonders wertvoll, als unverzichtbar, sie muss aufrechterhalten werden. Die Menschheit hat sich entwickelt, weil wir vielfältig sind und keine geklonten Zombies.

Was wäre das für eine wundervolle Welt, wenn es uns öfter gelingen würde, mit unterschiedlichen »Arten zu sein« gelassener und toleranter, einfach positiver umzugehen? Die Akzeptanz und Toleranz fürs »Anderssein« würde unglaubliche Ressourcen freisetzen. Das würde vielen Menschen helfen, sich selbst besser zu akzeptieren. Dann würden sie eher einen passenden Platz in der Gesellschaft finden, also einen Platz, an dem sie der Gesellschaft nützen – und die Gesellschaft ihnen. Neurodiversität bereichert die Welt!

»Normal« ist eine gesellschaftliche Bewertung


Neurodiversität steht im Gegensatz zu neurotypisch, also zu »normal«. Aber gibt es überhaupt normale Menschen? Haben wir nicht alle unsere Macken, unsere Kanten und Schwachstellen? Was ist überhaupt die Norm und wer definiert sie? »Normal« und »nicht normal« sind Kategorien, die häufig wertend eingesetzt werden. Dabei sind sie stark von der Kultur und vom Zeitgeist abhängig. Salopp gesagt, könnte man sie ersetzen durch: »zu unseren Vorstellungen passend« oder eben »nicht passend«. Es kommt dementsprechend wesentlich darauf an, wer den Begriff einsetzt – und in welchem Zusammenhang.

Norm ist immer kulturabhängig. Vor dreißig Jahren war Homosexualität noch strafbar, sie wurde als krank und behandlungsbedürftig angesehen. Dass Homosexuelle heute Ehen schließen, ist zur gesellschaftlichen Norm geworden. Die Ablehnung der Homosexualität ist in unserer Zeit glücklicherweise zu einer nicht mehr akzeptablen Intoleranz geworden. Es ist auch nicht so lange her, dass Sex vor der Ehe ein gesellschaftliches No-go war. Heute ist es gesellschaftliche Norm und Sex vor der Ehe wird von den meisten Menschen in unserem Kulturkreis für normal und sogar für gesund gehalten.

Auch der Unterschied zwischen »krank« und »gesund« ist ohne Frage kulturabhängig. Das gilt in besonderer Weise für psychische »Störungen«. Wer nicht willens oder fähig ist, sich an die gesellschaftsspezifischen Normen der eigenen Zeit zu halten, wird schnell als gestört angesehen. Das passiert auch, wenn Betroffene mit der gesellschaftlichen Realität, die sie umgibt, nicht zurechtkommen. Gerade in der Psychiatrie unterliegt der Krankheitsbegriff in hohem Maße der kulturellen Relativität.

Die Diskussion um Neurodiversität kann fruchtbar sein. Wir sollten Menschen nicht leichtfertig in krank oder gesund einteilen. Das ganze Spektrum menschlichen Seins ist riesig. Umso wichtiger ist es, Menschen nicht in die »Schublade« einer Diagnose zu pressen und fortan als krank zu betrachten.

Wie entstehen Diagnosen?


Diagnosen in der Psychiatrie wurden seit dem vorletzten Jahrhundert von Männern gemacht. Viele davon entstammen männlicher Wahrnehmung und männlicher Wertung. Ein typisches Beispiel dafür ist die hysterische (heute histrionische) Persönlichkeit von Frauen. Temperament, Begeisterungsfähigkeit und Sensitivität wurden, wenn sie gesellschaftlich als störend betrachtet wurden, pathologisiert. Hysterisch konnten nur Frauen sein. Der Begriff kommt von »hystera« (ὑστέρα), dem griechischen Wort für »Gebärmutter«. Männer haben also lange definiert, was normal und was krank war. Man könnte mutmaßen, dass die »hysterische« Frau, zumindest früher, von einem Mann eher als krank betrachtet wurde, als diese Einschätzung von einer Frau getroffen worden wäre, für die der Umgang mit ihrer eigenen heftigen Emotionalität und der ihrer Kinder zum Alltag gehörte. Frauen als Meinungsbildnerinnen in der wissenschaftlichen Psychiatrie gibt es allerdings erst in Ansätzen. Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass es langsam mehr Ordinarien und Professorinnen für Psychiatrie gibt. Bis zur Parität ist der Weg aber noch sehr weit.

Stärken- und Schwächenprofile sind bei jedem Menschen verschieden. Jeder von uns kommt zwar unvollkommen, anderseits aber auch als einmaliges Individuum auf die Welt. Alles, was uns bei der Geburt noch fehlt, müssen wir im Laufe des Lebens dazulernen. Das ist eine der vielen Herausforderungen im Leben, die es zu bewältigen gilt. Wenn wir versuchen, Schwächen und Einschränkungen auszumerzen, werden wir auf diesem Weg unweigerlich viel zerstören. Wenn wir dagegen verstehen, wo die Stärken des Einzelnen liegen, setzen wir Ressourcen frei.

Anders-Sein dürfen wir nicht von vornherein pathologisieren. Wir sollten uns stets darüber im Klaren sein, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung immer durch soziologische Kontexte bestimmt werden. Und: Wenn ich jemanden krank nenne, kann der oder die Betroffene davon krank werden.

Stärken und Schwächen sind situationsabhängig


Stärken werden, packt man sie in einen anderen Kontext, nicht selten zu Schwächen – und umgekehrt. Der Kontext bewertet die Störung, denn die ist von gesellschaftlichen und von ethischen Normen und der Kultur abhängig. In welchem Kontext hat ein Verhalten Vor- und Nachteile?

Eine AD(H)S-Betroffene kann, bewegt sie sich in freier Wildnis, Dinge wahrnehmen, die andere gar nicht bemerken. Sie sieht Vögel und Wildtiere, die anderen verborgen bleiben, sie wittert Gefahr, wo andere sorglos weitergehen, sie hat Ideen, auf die andere nicht kommen.

Die gleiche AD(H)S-lerin wird sich auf einem Weihnachtsmarkt in einer deutschen Großstadt ganz anders fühlen. Hier wird sie sehr schnell reizüberflutet sein von all den Gerüchen, den Musikboxen, die aus verschiedenen Richtungen unterschiedliche Lieder spielen, von dem Gedränge der Menschenmenge, von den tausend blinkenden und flackernden Lichtern, dem Geschrei von Budenbesitzerinnen und -besitzern, die ihre Waren anpreisen. Hinzukommen drängelnde Menschen, die ihr auf die Pelle rücken. Hier kann eine AD(H)S-lerin schnell panisch, gereizt oder aggressiv werden, weil sie all diese Eindrücke nicht verarbeiten kann und schnell überwältigt ist.

Diversität bereichert das biologische Leben. Neurodiversität kann ebenso unser soziales Leben bereichern. »Neurodiversen« Menschen kann es im richtigen Umfeld gelingen, ihre Schwächen in Stärken zu verwandeln.

Die positiven Seiten von AD(H)S


Mir ist sehr wichtig, AD(H)S erst einmal nicht als Störung oder Erkrankung zu sehen. Statt Krankheiten zu labeln, halte ich viel mehr davon, Ressourcen zu erkennen und Besonderheiten zu entdecken. Und von AD(H)S Betroffene bringen eine ganze Menge wirklich positiver Eigenschaften mit.

So überempfindlich sie oft sind, so oft sind sie auch empathisch und empfindsam. Sie können sich nicht so gut abgrenzen. Dafür sind sie aber meistens sehr hilfsbereit. Sie zeigen häufig einen hohen Einsatz für andere. Viele Betroffene sind sehr harmoniebedürftig und erst dann zufrieden, wenn es allen gut geht. Das ist ja nicht nur ein Nachteil – besonders für die anderen. Ihr besonders ausgeprägter Gerechtigkeitssinn führt zwar zu manchem Streit, doch sie hassen es, wenn andere zurückgesetzt oder ungerecht behandelt werden. Sie können sich für eine gerechte Sache und um die Welt zu verbessern unglaublich motivieren. Wenn etwas sie interessiert, dann brennen sie dafür und können Berge versetzen. Für alles, was sie als spannend oder auch nur wichtig erleben, können sie einen enormen Einsatz bringen und viel Energie aufwenden. Mit ihrem glühenden Eifer können sie dann sehr ansteckend sein und andere motivieren. Wenn etwas schiefgegangen ist, erweisen sich manche von ihnen als wahre Meisterinnen im Chaosmanagement und in der Improvisation.

Sie sind keine Spießerinnen, sondern eher Nonkonformistinnen, die die Welt entdecken, umarmen und fröhlich sein wollen. Sie können einen umwerfenden Charme entwickeln und man kann mit ihnen unglaublich lustig und ausgelassen sein. Die verrücktesten Sachen erlebt man mit ihnen – allerdings auch die peinlichsten. Sie geben dem Leben Würze.

Hyperaktive ADHS-lerinnen haben oft eine unbändige Energie und viele originelle Ideen. Wenn sie im Hyperfokus sind, dann können sie eine Superpower entwickeln. Da ihnen schnell langweilig wird, lassen sie sich meist etwas einfallen, damit genau das nicht passiert. Ihre Offenheit und Flexibilität können beeindruckend sein und ihre Neu-Gier verschafft ihnen vielfältige Erfahrungen, manchmal nicht ganz ungefährliche. Sie können ungeheuer flexibel sein und sich sofort auf neue Situationen einstellen. In der Übersteigerung kann das als sprunghaft und unstet wahrgenommen werden. Wenn sie aus schlechten Erfahrungen auch nicht so schnell lernen, scheinen sie oft viele Schutzengel zu haben. Allerdings sollten sie sich nicht zu sehr darauf verlassen, denn manchmal haben die auch Urlaub.

Ihre Spontaneität kann mitreißend sein und ihre authentische Ausdrucksweise lässt meist keinen Zweifel über ihren aktuellen Gefühlszustand und ihre Befindlichkeit aufkommen. Besonders die hyperaktiven ADHS-lerinnen sind meist gnadenlos...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Schlagworte 2024 • adhs buch • ADHS Erwachsene • adhs erwachsene frauen • Angst • Angststörung • Aufmerksamkeitsdefizitstörung • Behandlung • Depression • eBooks • Fehldiagnose • Gehirn • Gesundheit • Hochsensibilität • hyperfokus • Kirmes im Kopf • Konzentration • Neuerscheinung • neurodivergent • Neurodivergenz • Neurodiversität • Neurologie • Prokrastination • Psychologie • Ratgeber • Selbstwertgefühl • spät diagnostiziert • Stress • Stressbewältigung • Therapie
ISBN-10 3-641-31298-1 / 3641312981
ISBN-13 978-3-641-31298-5 / 9783641312985
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