Die Psychologie des Waldes -  Suse Schumacher

Die Psychologie des Waldes (eBook)

Selbsterkenntnis, Neuausrichtung und innerer Frieden durch Waldcoaching
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-31567-2 (ISBN)
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Der Wald als Therapeut: Wie Körper, Geist und Seele zur Ruhe kommen, gestärkt und verbunden werden.
Der Wald ist mehr als nur eine Anzahl von Bäumen - er ist Sehnsuchtsort, Ruhepol, Mythenreich, Ökosystem, eine eigene grüne Welt, die uns die Wertschätzung von Natur lehrt. Pflanzen und Tiere, Gerüche und Farben des Waldes schenken uns Ruhe, wir spüren uns intensiver und lassen inneren Ballast los. Die Psychologin und Waldcoachin Suse Schumacher nutzt den Wald als Therapieraum, Seelenspiegel und Lehrmeister, der Dankbarkeit, Resilienz, Erdung und Verbundenheit lehrt. Suse Schumacher verknüpft Naturtherapie und Positive Psychologie zu einem ganzheitlichen Heilungsansatz. In diesem Buch öffnet sie ihren therapeutischen Werkzeugkasten und verrät ihre vielfältigen und oft überraschenden Methoden: Baummeditationen, Körper-, Atem- und Achtsamkeitsübungen, Symbolarbeit, Naturrituale und Rollenspiele. Anhand zahlreicher anschaulicher Fallbeispiele zeigt sie, wie wir den Wald als Therapie-Raum, Co-Therapeuten und Kraftort für unsere persönliche Entwicklung nutzen können. Einfühlsam stellt die Autorin den Wald als Sinnbild für den Kreislauf des Lebens vor, der uns im Rhythmus der Jahreszeiten begleitet, der neue Wege und Antworten bietet und überraschende Kraftquellen eröffnet.

Suse Schumacher ist Psychologin, Podcasterin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Als Naturtherapeutin arbeitet sie mit ihren KlientInnen am liebsten im Wald. »In der Natur entdecken Menschen ihre Selbstwirksamkeit und kommen mit sich und der Welt in neuen Kontakt«, weiß Suse Schumacher. Als systemische Coachin in Positiver Psychologie hat sie sich auf das Bewältigen von Krisen spezialisiert, ob persönlich, beruflich oder in der Partnerschaft.

Nach meinem Verständnis ist Waldcoaching eine ganzheitliche, lösungsorientierte Methode. Ganz gleich, um welches Problem es sich dreht, es geht stets um die übergeordnete Frage, wie ein Mensch in eine fließende Bewegung kommt, in eine Verbindung mit sich, seinem Leben und seiner Mitwelt. Waldcoaching betrachtet den Wald als Bühne und Fundus, als Spiegel und Resonanzraum, als sicheren Raum und offenes Experimentierfeld. Zugleich dient das komplexe Ökosystem als Vorbild und Inspirationsquelle, schließlich aber auch als eigenständige Entität mit Bedürfnissen und Eigenarten.

Der Wald bietet Platz für Leben, ist aber gleichzeitig ein lebendiges Gegenüber, mit dem wir in Resonanz gehen können. Menschen erfahren, reflektieren und erkennen sich selbst. Äußere Natursymbole bringen unbewusste seelische Anteile zusammen und können innere Sinnkontexte sichtbar machen, wenn wir zum Beispiel auf einer Lichtung oder im Dickicht, allein oder in der Gruppe urplötzlich Freude, Furcht, Trauer, Hoffnung, Liebe empfinden oder tiefen Frieden verspüren.

Im ersten Teil des Buches erläutere ich die fünf Prinzipien, die meiner Arbeit zugrunde liegen: das psychologische Menschenbild, die positiven physiologischen und psychologischen Wirkungen des Waldes, die Dimensionen von Achtsamkeit, das Eintauchen in den Naturraum durch Naturbeobachtung und schließlich das menschliche Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit.

Erstes prinzip:
Stärken stärken

»Der Weg liegt nicht im Himmel. Der Weg liegt im Herzen.«

Buddha, indischer Religionsstifter

Oktober 2023 in der Abtei Münsterschwarzach. Erwartungsvoll schauen mich die acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. »Waldcoaching im Herbst – stärken, was dich stark macht« heißt der Titel meines Workshops, in dem es um die besten menschlichen Eigenschaften gehen soll, die weltweit als Stärken beschrieben werden. Dazu zählen Freundlichkeit, Authentizität und Bindungsfähigkeit, aber auch Führungsvermögen, Teamfähigkeit oder Spiritualität.

Stärken sind individuell unterschiedlich ausgeprägte Ressourcen, über die jeder Mensch verfügt. Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens ihr persönliches Stärkenprofil. Diese Stärken werden deshalb auch Charakterstärken genannt. Häufig genutzt, geben sie Energie, während nicht genutzte Stärken in den Hintergrund treten. Stärken werden nur dann genutzt, wenn Situation und Kontext dies erfordern. Ein Beispiel: Die Liebe zum Lernen zeichnet sich durch die Lust aus, sich neue Fähigkeiten und neue Wissensgebiete systematisch anzueignen. Es könnte also sein, dass du dieses Buch liest, weil du dich für Psychologie und den Wald interessierst und dein Wissen erweitern möchtest.

Aber Achtung: Es kommt auf die Balance an! Bei einer Überbeanspruchung könnte die Liebe zum Lernen dazu führen, dass andere dich für eine Besserwisserin halten, bei Unterbeanspruchung begnügst du dich mit deinem vorhandenen Wissen und wirst vielleicht als starrköpfig wahrgenommen.1 Vielleicht ist dir aber auch kaum bewusst, dass du Stärken hast. Denn wir wachsen in einer Kultur auf, die vor allem auf die Defizite schaut. Das heißt, wir sind überzeugt, dass es sinnvoll ist, die eigenen Schwächen auszumerzen, um die individuelle Leistung zu erhöhen. Hinzu kommen soziale Normen, die sich in Sätzen wie »Eigenlob stinkt« wiederfinden und verhindern, dass wir offen über unsere Stärken sprechen. Auf einzelne Stärken gehe ich im Hauptteil des Buches näher ein. Hier geht es zunächst darum, Stärken überhaupt wahrzunehmen.

Meine Workshop-Gruppe ist eine bunte Mischung, ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Da sind Greta, die aktive Rentnerin, die sich fragt, wie sie im Alter leben möchte, Sarah, die herausfinden will, ob sie noch eine neue Ausbildung anfangen soll, Georg, der viel für andere tut und sich selbst wiederfinden möchte, Pauline, die als Selbstständige eine Pause braucht, und Katja, deren Kinder zu Hause ausgezogen sind und die sich fragt, was das Leben noch so bietet. Im Wald wird die Gruppe in den nächsten Tagen auf Entdeckungsreise gehen, um eigene Stärken zu erforschen, auszuprobieren und sie zu stärken.

»Die Positive Psychologie«, schreibt die Psychologin Daniela Blickhan, »geht von der Annahme aus, dass Menschen ein erfülltes Leben führen und ihrem Leben Sinn geben wollen; dass sie daran interessiert sind, ihre guten Seiten zu entwickeln und somit sich selbst, aber auch die Gesellschaft als Ganzes voranzubringen. Damit richtet sich die Positive Psychologie ausdrücklich nicht nur an Patienten mit psychischen Störungen, sondern an alle Menschen.«2 Dieses Menschenbild stammt aus der Humanistischen Psychologie und betrachtet den Menschen grundsätzlich als lernbereites und entwicklungsfähiges Wesen.

Positive Psychologie ist nicht zu verwechseln mit positivem Denken, das aus der angloamerikanischen Kultur stammt. Danach muss ich nur positiv denken, und dann ändert sich mein Leben. Dieser Ansatz hat durchaus seine Stärken, wird aber in manchen Lebenshilfebüchern arg überstrapaziert und verfügt über keine wissenschaftliche Basis. Nur positiv zu denken, genügt nicht!

Die Positive Psychologie ist die Wissenschaft vom gelingenden und erfüllten Leben und das jüngste Forschungsfeld der akademischen Psychologie. Kern ist der lösungsorientierte Blick auf die Quellen psychischer Gesundheit. Diese Perspektive mag gerade uns Mitteleuropäern zunächst fremd erscheinen, denn wir sind es gewohnt, Probleme zuerst einmal gründlich zu analysieren, bevor wir an Lösungen denken. Sigmund Freud etwa fand Gefallen daran, jedes seelische Problem ausschließlich mit Erlebnissen in der Kindheit erklären zu wollen. Die Positive Psychologie dagegen fragt weniger nach dem Woher als vielmehr nach dem Wohin. »Flourishing«, zu Deutsch »aufblühen«, ist das große Ziel.

Von Charakterstärken und Tugenden

Ein zentrales Konzept in der Positiven Psychologie sind die 24 Charakterstärken, die für die optimale menschliche Entwicklung relevant und empirisch gut erforscht sind. »Sie beschreiben, was das Beste an den Menschen ist«, erklärt der amerikanische Psychologe Ryan M. Niemiec. »Charakterstärken sind positive Eigenschaften und Fähigkeiten, die persönlich befriedigend sind, die andere nicht herabsetzen, die kulturübergreifend allgegenwärtig und wertschätzend sind und die mit zahlreichen positiven Auswirkungen auf einen selbst und auf andere einhergehen.«3 Dem Stärkenkonzept ging eine historische Analyse über die letzten 2500 Jahre voraus, um Tugenden, die man universell im Menschen über alle Religionen, Kulturen, Nationen und Glaubenssysteme hinweg findet, zu identifizieren. Das Ergebnis war eine Klassifikation von sechs Tugenden, die unabhängig von Zeit und Kultur in allen Gesellschaften hoch geachtet wurden und werden.4 Tugenden sind Oberbegriffe, die eine Stärkenfamilie zusammenfassen. Charakterstärken sind Wege, die zu Tugenden führen.

  1. Tugend der Weisheit und des Wissens: Kreativität, Neugier, Urteilsvermögen, Liebe zum Lernen, Weisheit
  2. Tugend des Mutes: Tapferkeit, Ausdauer, Authentizität, Enthusiasmus
  3. Tugend der Menschlichkeit: Bindungsfähigkeit, Freundlichkeit, soziale Intelligenz
  4. Tugend der Gerechtigkeit: Teamwork, Fairness, Führungsvermögen
  5. Tugend der Mäßigung: Vergebungsbereitschaft, Bescheidenheit, Umsicht, Selbstregulation
  6. Tugend der Transzendenz: Sinn für das Schöne, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität

Wie wir unsere Stärken entdecken

Die Gruppe wartet an einer Wegkreuzung auf mich. Ich frage, wie sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem Führungsvermögen einschätzen. Meiner Beobachtung nach gibt es in fast jeder Gruppe die Alphas, die gern und fast wie selbstverständlich die Führung übernehmen, und andere, die froh sind, wenn sie keine Verantwortung tragen müssen. Häufig hängt dieses unterbewusste Einordnen in eine Gruppe mit der gewohnheitsmäßigen Nutzung einer Stärke zusammen. Wer wegen seines Berufs gewohnt ist zu führen, wird seine Führungsfähigkeiten auch in einer Waldgruppe hoch einschätzen. Ich wiederum bitte die drei Frauen, die ihr Führungsvermögen eher als gering einschätzen, die Gruppe in den Wald zu leiten. Zugleich müssen die Alphas sich einreihen. Ungewohnte Rollen für alle.

Die Natur fördert und verstärkt das Erleben persönlicher Stärken. Stärken erkennt man daran, dass sie energetisieren. Menschen, die im Kontakt mit ihren Stärken sind, zeigen oft eine aufrechte Körperhaltung, ausgeprägte Gestik und Mimik sowie eine fließende, klare Sprache. Sie werden von anderen als charismatisch erlebt. Gelebte Stärken wirken sich positiv auf unser Denken und Fühlen aus und begünstigen Flow-Zustände, also das Versenken und glückselige Aufgehen in einer Tätigkeit.

Wer verschüttete Stärken entdecken will, hat zunächst einen Berg aus Alltagsgeröll aus dem Weg zu schaffen. Routinen, Erwartungen, Gewohnheiten, Verletzungen oder unausgesprochene Bedürfnisse – ob im Berufs- oder im Privatleben – verengen über die Jahre den Blick auf sich selbst und die Welt. Das Gefühl, auf Schienen am Leben vorbeizugleiten, wächst in den mittleren Jahren, wenn die wilde Jugend weit in der Vergangenheit und ein entspannter Ruhestand noch in ferner Zukunft liegt. Wir haben unseren Platz in der Gesellschaft gefunden,...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2024
Zusatzinfo 4-farbige Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 2024 • Achtsamkeit • Alltagsstress • Angst- und Stressbewältigung • Ätherische Öle • Bäume • Bewusstsein • biophilia • der mutmach-podcast • eBooks • Erholung • Ganzheitliche Gesundheit • Gelassenheit • Immunsystem stärken • innere Ruhe • Nachhaltigkeit • Naturerfahrung • Naturmedizin • Naturrituale • Naturverbundenheit • Neuerscheinung • Neuorientierung • Persönlichkeitsentwicklung • Positive Psychologie • Ratgeber • Selbstheilung • Selbstwahrnehmung • Shirin Yoku • Spazieren • Stressreduktion • Umweltmedizin • Wahrnehmung • Wald baden • Waldbaden • Waldtherapie • Wandern • Wohlleben
ISBN-10 3-641-31567-0 / 3641315670
ISBN-13 978-3-641-31567-2 / 9783641315672
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