Florenz ca. 380.000 Einwohner
Der Reichtum an Kunst und an Kultur überwältigt - Florenz zählt zu den sehenswertesten Städten der Erde. Besonders die Zeugnisse der Renaissance-Architektur begegnen dem Betrachter auf Schritt und Tritt. Von außen eher schlicht gestaltet, zeigen sich die Gebäude innen umso prunkvoller.
Florenz liegt in einer weiten Flussniederung, die Altstadt drängt sich beiderseits dicht an das Ufer des trüben Arno. Weiter außerhalb im grünen Hügelland stehen jahrhundertealte Sommervillen. Wer die Stadt während der brütend heißen Sommertage besucht, wird Florenz weniger genießen - Kesselklima, Lärm, Abgase und, besonders seit die Kreuzfahrtschiffe aus Livorno Tagesausflügler ankarren, überall Heerscharen von Touristen. Von seiner angenehmsten Seite zeigt sich die Stadt im Frühling und Herbst, wenn von den Hügeln rundum kühle Luft durch die Straßen zieht und die Altstadt etwas weniger bevölkert ist.
Schlange stehen oder besser einen Cappuccino trinken?
Dem Besucher wird einiges geboten: Jazzkonzerte auf historischen Plätzen, Kammermusik in ehrwürdigen Palästen, am Fluss unter den Gewölben des Uffizien-Palasts warten Kunststudenten auf Kundschaft, um Porträts zu zeichnen. Ein Eldorado für Schmuckkäufer ist der Ponte Vecchio. Dicht an dicht reihen sich auf der ältesten Brücke der Stadt kleine Juweliergeschäfte zu einer einzigen Ladenzeile. Die Zentren der Geschichte und der Kunst Italiens sind Rom, Venedig und eben Florenz. Florenz ist architektonisch allerdings nüchtern, seine Paläste wirken streng und ähneln oft eher Festungen als Prunkbauten. Und doch ist hier unendlich viel Interessantes zu entdecken - nicht nur in der Altstadt rund um die Piazza della Signoria und um die Piazza del Duomo. Fast ein Jahrhundert lang war die Stadt das geistig-kulturelle Zentrum des Abendlandes: Philosophie, Literatur, Wissenschaft und die Kunst der Renaissance blühten, das Bank- und Finanzwesen florierte, der Florin war die härteste Währung Europas. Die Bankiersfamilie der Medici überspannte den Kontinent mit einem Netz von Bankfilialen und Handelsniederlassungen. Über eine Million Menschen leben heute in der Region Florenz, die Bevölkerung in der Innenstadt nimmt aber ständig ab. Zählte man 1975 noch etwa 400.000 Einwohner in Florenz-Stadt, sind es heute nur noch etwa 360.000 - und damit weniger als 1952, als die Landflucht gerade begonnen hatte. Hohe Mieten und Lärm treiben die Menschen wieder aufs Land, Wohnungen werden lieber teuer an Touristen vermietet. Industrie gibt es nur in den nordwestlichen Randgebieten, die sich bis Prato hinziehen.
Touristen: Bei jährlich rund 15 Millionen Übernachtungen versiegt der Strom der Besucher nie, auch nicht in der „toten“ Jahreszeit, womit man hier vor allem die Wintermonate meint. Nach der Pandemie stiegen die Besucherzahlen 2022 dann gleich sprunghaft erneut in die Höhe. Hauptaktionsgebiet ist das Dreieck zwischen Dom, Piazza della Signoria und Ponte Vecchio - in den Seitenstraßen daneben reißt die Besucherschlange schnell ab.
Am schwierigsten, eine Übernachtungsmöglichkeit zu ergattern, ist es um Ostern sowie ab Mai bis September. Daneben gesellen sich zu den Touristenmassen noch die Besucher wichtiger Messen, darunter „Pitti Immagine Uomo”, eine italienische Modemesse für Herrenbekleidung Mitte bis Ende Juni.
Kriminalität: Autoaufbrüche sind in den letzten Jahren seltener geworden, aber Taschendiebe oder Handtaschenräuber gibt es noch genug. Deshalb: Rund um den Bahnhof und Dom sowie bei großem Gewühle aufmerksam sein!
Stadtgeschichte
Die Stadt geht wahrscheinlich auf eine Gründung der Etrusker zurück, die unterhalb von Fiesole am Arno einen Hafen anlegten. Fiesole war seit dem 9. Jahrhundert von Etruskern bewohnt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. lehnte es sich gegen Rom auf, 90 v. Chr. ließ Lucius Porcius Cato die Stadt zerstören. Ein halbes Jahrhundert später siedelten sich unter Julius Caesar verdiente Kriegsveteranen am Flussufer des Arno unterhalb von Fiesole an. Die Siedlung erhielt den Namen Florentia, „Die Blühende“. Florentia kam bald zu Wohlstand und entwickelte sich in dieser Zeit zu einer typisch römischen Ansiedlung mit Theater, Forum, Kapitol und Thermen. Römische Reste sind im Untergeschoss des Palazzo Vecchio zu besichtigen.
In den Jahrhunderten nach dem Niedergang des Römischen Reichs wurde die Stadt mehrfach geplündert; neben Hunnen und Goten fielen auch die Langobarden ein. Erst unter Kaiser Karl dem Großen ging es mit Florenz wieder bergauf. Ab dem 11. Jh. kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der sich ein Jahrhundert später durch die Kreuzzüge noch verstärkte. Dank der günstigen Lage zwischen Europa und dem Orient gewannen die italienischen Städte zunehmend an Bedeutung. Der Warenumschlag wurde über die Häfen Genua, Venedig und Pisa abgewickelt, im Binnenland entstanden große Handelsstädte. Florenz tat sich dabei vor allem durch den Tuchhandel hervor, der die Stadt ab dem 13. Jahrhundert zu einer Handelsmacht werden ließ. Ab 1252 wurde zudem der Goldflorin geprägt.
Das 13. Jahrhundert war aber auch geprägt von den machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen kaisertreuen Ghibellinen und papsttreuen Guelfen, in die fast alle bedeutenden ober- und mittelitalienischen Städte verstrickt waren. Die Finanzelite von Florenz schlug sich zusammen mit Lucca auf die Seite der Guelfen, da man sich von der Kirche mit ihren weltweiten Handelsbeziehungen Vorteile versprach. Nach schweren Kämpfen wurden die Ghibellinen 1250 aus Florenz vertrieben, und es entstand eine der ersten nichtaristokratischen Verfassungen des Mittelalters - ein vom Finanzbürgertum getragenes politisches System, das natürlich keine Demokratie in unserem Sinne war: Unter den etwa 50.000 Stadtbewohnern gab es nur 6000 „Vollbürger“, die politischen Einfluss hatten. Nur sie durften Ämter übernehmen. Die Macht im Stadtstaat oblag ab dem 14. Jahrhundert wenigen reichen Familien. Eine bedeutende Rolle in der Verfassung von Florenz spielten darüber hinaus die neu gebildeten Zünfte.
Aber nicht nur Aufstieg und wirtschaftliche Blüte prägten die Stadt. 1348 wurde Florenz von der Pest heimgesucht, hinzu kamen Hungersnöte und Überschwemmungen - und nach einer dramatischen Bankenpleite der mächtigen Bardi und Peruzzi auch soziale Unruhen wie der Aufstand der Wollweber im Jahr 1378. Aus den politischen Wirren Ende des 14. Jahrhunderts ging eine Familie siegreich hervor, die die Geschicke der Stadt bis ins 18. Jahrhundert bestimmen sollte: die Medici. Im Laufe der Vertreibung des Adels (der ghibellinischen Kaisertreuen) war es ihnen gelungen, ein immenses Vermögen anzuhäufen, und bald zählten sie zu den Strippenziehern einer neuen Geldaristokratie. Zwischen 1400 bis 1440 war der Florentiner Staat auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Macht. 1406 wurde auch die Erzrivalin Pisa besiegt: Florenz hatte endlich einen eigenen Hafen und war nicht mehr vom Wohlwollen Genuas und Venedigs abhängig.
Alle angesehenen Berufsgruppen (z. B. Handwerker und Geschäftsleute) organisierten sich in den Zünften und hatten damit das Recht, sowohl den Beamtenapparat als auch die gesetzgebenden Körperschaften der Stadt zu wählen. Zunft- und damit politisch rechtlos waren die Tagelöhner und Arbeiter, die nur kurzfristige Arbeitsverträge hatten, so etwa der größte Teil der Wollarbeiter, im Übrigen aber auch Adel und Klerus.
Aus den sieben oberen Zünften, der neuen Aristokratie der Stadt, rekrutierten sich die wichtigsten Beamten und die gesetzgebenden Körperschaften. In die Stadtverwaltung, die sog. Signoria, wurden aus den sechs Stadtteilen alle zwei Monate (!) je zwei Priori (Vorsteher) gewählt, insgesamt also zwölf. Diese mussten während ihrer Amtszeit gemeinsam im „Rathaus“ wohnen, essen und schlafen und sich ausschließlich ihrem Amt widmen. Sie durften niemals allein unters Volk gehen, sondern immer nur in Gruppen. Mit diesen Maßnahmen wollte man eine gegenseitige Kontrolle sicherstellen und der Korruption vorbeugen.
Daneben gab es zwei Stadtkommandanten: Der Podestà musste aus einer anderen Stadt stammen und wurde für ein Jahr gewählt. Er durfte kein anderes Privathaus als sein eigenes betreten, um Einflussnahme auf seine Amtsführung durch andere Familien zu verhindern. Der Capitano, ebenfalls von den Bürgern gewählt, hatte die Aufgabe, den Podestà zu überwachen. Seine Amtszeit dauerte ein halbes Jahr. Ein wichtiger Mann im Staate war der Gonfaloniere, der Oberbefehlshaber der Bürgermiliz, die gegen die ständigen Übergriffe der entmachteten Adeligen aufgestellt worden war. Der Gonfaloniere war befugt, einen Edelmann hinrichten zu lassen, falls er des Mordes an einem Popolano (einfacher Mann) überführt worden war. Bei leichteren Vergehen wurde indes „nur“ eine Hand abgehackt.
Insgesamt scheute die sogenannte Zunft-Demokratie keinen Aufwand, um ihre Amtsinhaber zu kontrollieren und eine Konzentration von Macht sowie Amtsmissbrauch zu...