Bindung, Angst und Aggression (eBook)

Theorie, Therapie und Prävention
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2015 | 2. Auflage
296 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-20295-3 (ISBN)
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Aggressionen und Ängste entstehen oft früh im Laufe der kindlichen Entwicklung und können sich zu schwerwiegenden emotionalen und sozialen Störungen bis hin zur Kriminalität weiterentwickeln. International renommierte Experten zeigen, was in Prävention, Beratung und Psychotherapie getan werden kann. Es wird immer wichtiger, das Entstehen von feindseligen Vorurteilen und von aggressivem Verhalten bei jungen Menschen zu verstehen. Nur so ist es möglich, Aggressionen und die oft dahinterstehenden Ängste frühzeitig zu erkennen oder durch geeignete Präventionsmaßnahmen sogar zu verhindern. Die Beiträge setzen sich mit den Fragen zur Entstehung von Angst und Aggressivität ausein ander. Sie zeigen auf, wie durch geeignete präventive Maßnahmen, durch Beratung und Psychotherapie solche Entwicklungen verhindert und ihre Erscheinungsformen behandelt werden können. Die Beiträge widmen sich beispielsweise den Fragen: - Gewalt in Medien und ihre Wirkungen auf Jugendliche und Gesellschaft, - Mobbing, Bullying unter Schülern, - Auswirkung von Gewaltdarstellung in Film und Fernsehen auf die Gehirnentwicklung, - Unruhig-aggressive Jungen, - Kinderpornographie im Internet und ritueller Missbrauch. Mit Beiträgen von: Lutz-Ulrich Besser, Henri Parens, Stephen Suomi, Frank Dammasch, Franco Bettels, Jo Groebel, Thomas Salzberger, Michaela Huber, Nicolas B. Allen, Annette Streeck-Fischer, Horst-Eberhard Richter, George Downing, Inge Seiffge-Krenke, Ulrich T. Egle, Karl Heinz Brisch, Theodor Hellbrügge und Royston Maldoom.

Karl Heinz Brisch, Univ.-Prof., Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er war bis 2020 Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg. Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. Brisch leitete über viele Jahre die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und entwickelte dort das MOSES®-Therapiemodell zur erfolgreichen Intensiv-Psychotherapie von früh traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Er entwickelte die Präventionsprogramme »SAFE® - Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® - Babywatching«, die inzwischen in vielen Ländern Europas, aber etwa auch in Australien, Neuseeland und Russland Verbreitung gefunden haben.  Brisch ist Gründungsmitglied der »Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit« (GAIMH e. V. - German-Speaking Association for Infant Mental Health) und war dort viele Jahre lang im Vorstand. Die GAIMH ist eine Tochtergesellschaft der WAIMH - World Association for Infant Mental Health. Bis 2022 organisierte er die jährlich stattfindende renommierte Internationale Bindungskonferenz (www.bindungskonferenz.de) so wie von 2018 bis 2021 die Internationale Early Life Care Konferenz in Salzburg (www.earlylifecare.at). Brisch verbreitet die Inhalte und Ergebnisse der Bindungs- und Traumaforschung und -psychotherapie auch durch viele Publikationen, Vorträge und die Teilnahme an zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (www.khbrisch.de). Theodor Hellbrügge (1919-2014), Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult., em. Professor für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und ein bedeutender Kinderarzt.

Karl Heinz Brisch, Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er war Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg. Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. Brisch leitete über viele Jahre die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und entwickelte dort das MOSES®-Therapiemodell zur erfolgreichen Intensiv-Psychotherapie von früh traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Brisch entwickelte die Präventionsprogramme »SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® – Babywatching«, die inzwischen in vielen Ländern Europas, aber etwa auch in Australien, Neuseeland und Russland Verbreitung gefunden haben. Er ist Gründungsmitglied der »Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit« (GAIMH e. V. – German-Speaking Association for Infant Mental Health) und war dort viele Jahre lang im Vorstand. Die GAIMH ist eine Tochtergesellschaft der WAIMH – World Association for Infant Mental Health. Seit 2000 organisiert er die jährlich stattfindende renommierte Internationale Bindungskonferenz (www.bindungskonferenz.de) so wie seit 2018 die Internationale Early Life Care Konferenz in Salzburg (www.earlylifecare.at). Brisch verbreitet die Inhalte und Ergebnisse der Bindungs- und Traumaforschung und -psychotherapie auch durch viele Publikationen, Vorträge und die Teilnahme an zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (https://www.khbrisch.de). Vom 16. bis zum 18. September 2022 fand die 21. Internationale Bindungskonferenz zum Thema »Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten – Ursachen, Prävention, Beratung und Therapie« statt. Die Konferenzleitung obliegt Karl Heinz Brisch. Zur Website der Bindungskonferenz: www.bindungskonferenz.de Theodor Hellbrügge (1919-2014), Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult., em. Professor für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und ein bedeutender Kinderarzt.

Bindung, Angst und Aggression 1
Inhalt 6
Vorwort 8
Einleitung 10
Bindung, Aggression und die Prävention bösartiger Vorurteile 13
Die positive Korrelation zwischen Bindungsqualität und Aggressionsprofil 13
Vom Zusammenhang zwischen Bindung und Aggression zur Beschäftigung mit dem Vorurteil 17
Psychogenetische Faktoren in ihrem Einfluss auf die Prädisposition für bösartige Vorurteile 18
Ambivalenz – das große Dilemma des Kindes 22
Die Rolle des Traumas in der Prädisposition für bösartige Vorurteile 24
Erziehung und die Identifikation mit der Gruppe 26
Wie können wir intervenieren, um bösartige Vorurteile abzumildern oder sogar von vornherein zu verhindern? 27
Das Kernstück des bösartigen Vorurteils: hochgradige feindselige Destruktivität 29
Was können wir tun, um der Entstehung und Anhäufung hochgradiger feindseliger Destruktivität im Individuum entgegenzutreten? 29
Der Anteil traumatischer Erfahrungen an der Entstehung bösartiger Vorurteile 31
Was können wir tun, um solche Traumatisierungen zu verhindern oder abzuschwächen? 31
Gesellschaftliches Trauma 32
Großgruppentraumata als Schlüsselfaktoren der Entstehung bösartiger Vorurteile 33
Gruppenprozesse, die das bösartige Vorurteil begünstigen 34
Erziehung, die das bösartige Vorurteil begünstigt 35
Militanter und bösartiger Extremismus 36
Militant-religiöser Fundamentalismus 37
Was kann die Gesellschaft zur Reduzierung des malignen Extremismus in allen seinen Formen tun? 38
Aufgaben, denen wir uns stellen müssen 41
Anmerkungen 43
Literatur 44
Bindung, Angst und Aggression bei Rhesusaffen 48
Einführung 48
Wie lernen Rhesusaffen, Angst- und Aggressionsäußerungen zu steuern? 50
Individuelle Unterschiede in der Regulation von Angst und Aggression 53
Auswirkungen der frühen Aufzucht in der Peer-Gemeinschaft auf die Regulation von Angst und Aggression 58
Gen-Umwelt-Interaktionen 61
Implikationen für unser Verständnis der sozio-emotionalen Regulation beim Menschen 65
Literatur 66
Ritter ohne Schwert – unruhig-aggressive Jungen und ihre inneren Beziehungsmuster 73
Einleitung 73
Die Entwicklung von Jungen zwischen Körpererleben und Beziehungserfahrungen 76
Gender-Triangulierung und die Bedeutung des Vaters als Spiegel von Männlichkeit 79
Zusammenfassende psychodynamische Thesen 82
Literatur 83
Bindungssehnsucht und der Einfluss der Medien 85
Einleitung 85
Rettet unsere Kinder 88
Grundlagen der Hirnentwicklung – Neuroplastizität 91
»Brainwash« – Gehirnentwicklung im Sog der Medien 98
Bindungssehnsucht und die Macht der Medien 102
Suchtgefahr durch Computerspiele und Internetnutzung 102
Mediale Sexualisierung der Gesellschaft durch Internetpornographie 104
Zusammenfassung 107
Anmerkungen 108
Literatur 109
Mediengewalt, reale Gewalt: Ergebnisse der UNESCO-Globalstudie 112
Belohnte Gewalt 112
Medienwirkungen 112
Wirkungsgeschichte 113
Wirkungstheorien 113
Nutzungsmotive 115
Der Einfluss der kulturellen Umgebung 116
Digitale Medien und Gewalt 120
Anmerkung 122
Literatur 122
Kinderpornografie im Internet 124
Einleitung 124
Das Internet 125
Pädophilie 125
Kinderpornografie 126
Entstehung von KIPOS 127
Motivationen von KIPOS-Konsumenten 129
Der »Wert« von KIPOS 130
Rezeption in der Öffentlichkeit 131
Internationale Gesetzgebung 132
Deutsche Größenordnungen 132
Digitale Forensik im Kontext 133
Gutachtenerstellung bei »fast-detect« 133
Auswertungsstatistik: Negative Fälle und Kosten 134
Auswertungsstatistik: Straftatbestände und Kommunikationswege 135
Auswertungsstatistik: Qualität der KIPOS 135
Schutz vor KIPOS 136
Maßnahmen gegen KIPOS 136
Anmerkungen 137
Literatur 138
Gequält, verkauft und im Netz angeboten 139
Politische Bemühungen und die Realität der Verbreitung 139
Sprachregelung 140
Wie entdecken wir die Opfer? 141
Erinnerungen 143
Folgen von extremem Sadismus 144
Was können wir tun? 145
Was sollten wir tun? 148
Literatur 148
Das Wechselspiel zwischen einer aggressiven Familienumgebung und der Gehirnentwicklung in der Adoleszenz und sein Einfluss auf das Depressionsrisiko 149
Potentielle Ursachen des Auftretens von Depression in der Adoleszenz 150
Veränderungen in der Familienumgebung 150
Biologische Veränderungen in der frühen Adoleszenz 151
Wie können entwicklungsbedingte Veränderungen in der Familienumgebung im Verein mit der individuellen biologischen Entwicklung das Depressionsrisiko erhöhen? 154
Hirnstruktur und Affektverhalten 156
Familienprozess, Hirnstruktur und depressive Symptomatik 156
Fazit 157
Literatur 158
Traumatisierte Bindung – Chancen und Gefahren in der Psychotherapie von Jugendlichen mit selbst- und fremddestruktivem Verhalten 163
Einleitung 163
Das Bindungstrauma oder die Vergangenheit in der Gegenwart 164
Papageiendialoge oder eine Welt auf tönernen Füßen 167
Sprachlosigkeit und Handeln 169
Bindung und Trauma – zur Neurobiologie der Wiederholungsinszenierung 170
Therapie des Bindungstraumas? 172
Zusammenfassung 175
Anmerkungen 175
Literatur 175
Über Elterlichkeit, die Sorge um das andere und das künftige Leben 178
Eltern-Kind-Beziehungen und die Schädigung von Kindern 179
Soziale Bewegungen und die Reformen der 70er Jahre 180
Der humanisierende Fortschritt der Kultur und »Elterlichkeit« 182
Die Gefahren der wissenschaftlich-technischen Revolution erkennen 183
Die »seelische Krankheit Friedlosigkeit« 184
Literatur 187
Videointervention bei gestörten Eltern-Kind-Beziehungen 189
Einleitung 189
Die Anfertigung des Videos 191
Die Vorbereitung der Intervention: Das »Lesen« des Videos 195
Die Intervention 201
Schwerpunktbereiche 204
Reflexionsfähigkeit oder Mentalisierung 204
Die persönliche Geschichte der Eltern 210
Das Verhalten selbst 214
Emotionen 218
Körperliche Mikropraktiken 221
Fazit 225
Anmerkungen 226
Literatur 227
Verschiedene Formen der Aggression unter Schülern als Quelle von Schulstress und die Rolle der Elternbindung 233
Einleitung 233
Häufige schulbezogene Stressoren: Leistungsdruck, Prüfungsangst, Rivalitäten und Aggression unter Schülern 234
Verschiedene Formen von Gewalt und Aggression in der Schule 235
Das Aushandeln von Regeln und Respekt: Rangeleien im Schulalltag 235
Relationale Aggression: Ausgrenzen und entwerten 236
Quälen von Mitschülern: Bullying 238
Schulspezifische Stressoren im Kulturvergleich: Sind deutsche Jugendliche besonders stressbelastet? 239
Was macht Schulstress »stressig«? Der Bezug zum familiären Kontext 240
Falldarstellung: Die eigene (unbewusste) Beteiligung am Mobbing 242
Vorstellungsgrund und probatorische Sitzungen 242
Biographie und Familiengeschichte 243
Der Behandlungsverlauf 244
Die begleitenden Elterngespräche 247
Das Behandlungsende 248
Abschließende Bemerkungen 248
Fazit 250
Literatur 250
Körperschmerz und Seelenschmerz 253
Einleitung 253
Neurobiologische Zusammenhänge von Schmerz- und Stressverarbeitung 254
Schmerz und Bindung 255
Frühkindliche Belastungsfaktoren und spätere Stressvulnerabilität 257
Frühkindliche Belastungsfaktoren bei der somatoformen Schmerzstörung 258
Differentialdiagnose der somatoformen Störung mit dem Leitsymptom Schmerz 259
Konsequenzen für die Therapie 260
Schlussfolgerungen 263
Literatur 264
Tanz als physische, emotionale und soziale Aktivität: Arbeit am positiven Potential von Menschen 267
Der Tanz als Sprache 267
Das heilende und lebensbereichernde Potential des Tanzes 268
Eine soziale Perspektive des Tanzes: Kreativität und Verständnis statt Konkurrenzdenken 269
Die pädagogische Bedeutung des Tanzes 270
Selbstschutz durch ein schlechtes Selbstbild 272
Die Arbeit am Potential der Kinder 273
Literatur 273
Prävention von aggressiven Störungen in der kindlichen Entwicklung 274
Einleitung 274
Überlebenswichtige Systeme zur Prävention von Aggression 274
Die motivationalen Systeme 275
Physiologische Grundbedürfnisse 275
Bindung 276
Exploration 276
Sensorische Stimulation 276
Vermeidung von negativen Stimuli 277
Selbstwirksamkeit 277
Intersubjektivität und Ziele einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung 278
Sichere Bindungsentwicklung von Kindern und die Persönlichkeit von Bindungspersonen 279
Ursachen von aggressiven Störungen 280
Biologische Vulnerabilität 280
Traumatische Erfahrungen der Bindungspersonen und der Kinder 282
Feinfühligkeit und Angst, das Kind zu verwöhnen 283
Ursachen und Folgen extrem unfeinfühligen Verhaltens der Bindungspersonen 286
Vernachlässigung als Form der extremen Traumatisierung des kindlichen Gehirns 287
Gesellschaftliche Ursachen von Aggressivität 289
Möglichkeiten zur Prävention gegenüber aggressiven Störungen 289
Interventionen auf der Ebene der Bindungspersonen 289
Interventionen auf der Ebene des Kindes 291
Interventionen auf der Ebene der Gesellschaft 292
Zusammenfassung und Ausblick 293
Literatur 293
Adressen der Autorinnen und Autoren 297
Informationen zu den Herausgebern 299

Vorwort Es ist für die individuelle Entwicklung von Kindern, die Eltern-Kind-Beziehung sowie für jede soziale Gruppe von großer Bedeutung, die Entstehung von Ängsten, bösartigen Vorurteilen und feindseliger Aggressivität zu verstehen, sie frühzeitig zu erkennen und durch Präventionsmaßnahmen zu verhindern. Aus Längsschnittstudien wissen wir, dass aggressive Störungen im Laufe der kindlichen Entwicklung oftmals nicht einfach wieder verschwinden, sondern, besonders im Jugendalter, zu schwerwiegenden emotionalen und sozialen Störungen bis hin zur Dissozialität und Kriminalität führen können. In den Beiträgen international renommierter Forscher und Kliniker werden die Zusammenhänge zwischen Bindungsentwicklung, Angst und Aggressivität dargestellt. Auch Formen von Gewalt in Medien werden in ihren Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft betrachtet. Es wird aufgezeigt, wie diese Entwicklungen etwa durch Tanz, aber auch durch eine Psychotherapie behandelt oder durch Präventionsprogramme verhindert werden können. Durch seine bahnbrechenden und einmaligen Längsschnittstudien zur Aggressionsentwicklung von Kindern konnte Professor Henri Parens aus Philadelphia/ USA genau diejenigen Ursachen in den frühen Eltern-Kind-Beziehungen entdecken, die schon bei Säuglingen aggressiv-feindselige Verhaltensweisen entstehen lassen. Es ist sein großes Verdienst, dass er seine Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung konsequent in Präventionsprogramme zur Förderung von Empathie bei Kindern umgesetzt hat und nachweisen konnte, dass es in allen Altersstufen möglich ist, die Entwicklung von aggressiven Verhaltensstörungen und bösartigen Vorurteilen bei Kindern zu verhindern. Zu Ehren von Herrn Professor Henri Parens wurde von der Internationalen Akademie für Entwicklungsrehabilitation und der Theodor-Hellbrügge-Stiftung am 29. und 30.November 2008 an der Kinderklinik und Poliklinik am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Internationaler Kongress mit dem Titel Bindung, Angst und Aggression. Theorie, Therapie und Prävention ( Attachment , Anxiety and Aggression. Theory , Therapy and Prevention ) durchgeführt. Im Rahmen dieses Kongresses wurde Herr Prof. Henri Parens als Zeichen der Würdigung seines außergewöhnlichen wissenschaftlichen Lebenswerkes und als Anerkennung seiner bahnbrechenden Forschungsergebnisse mit dem »Arnold-Lucius-Gesell-Preis« der Theodor-Hellbrügge-Stiftung ausgezeichnet. Die überwältigende Resonanz der Konferenz ermutigte die Veranstalter, die Beiträge mit der Herausgabe dieses Buches einer größeren Leserschaft zugänglich zu machen. Wir danken allen Autoren und Autorinnen, dass sie ihre Beiträge für die Publikation zur Verfügung gestellt haben. Unser besonderer Dank gilt Frau Ulrike Stopfel , die mit großem Engagement und Zuverlässigkeit die englischsprachigen Beiträge übersetzt hat. Dank der ausgezeichneten Arbeit von Herrn Thomas Reichert konnten die einzelnen Manuskripte rasch editiert werden. Wir danken Herrn Dr. Heinz Beyer sowie Frau Christel Beck vom Verlag Klett-Cotta, dass sie sich mit großem Engagement für die Herausgabe dieses Buches und die rasche Herstellung beim Verlag eingesetzt haben. Ein ganz herzlicher Dank gilt der Theodor- Hellbrügge-Stiftung München, die mit großzügiger finanzieller Unterstützung sowohl die Konferenz als auch die Herstellung dieses Buches ermöglicht hat. Wir hoffen, dass dieses Buch allen, die Eltern mit ihren Kindern in Therapie und Prävention von aggressiven und ängstlichen Verhaltensproblemen und Störungen begleiten - wie etwa Geburtshelfer, Hebammen, Kinderärzte, Krankenschwestern, Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, Heilpädagogen, Krankengymnasten, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeuten, Richter und Politiker -, zahlreiche Anregungen gibt, die sie in ihrer täglichen Arbeit fruchtbar umsetzen können. Karl Heinz Brisch und Theodor Hellbrügge Einleitung Das vorliegende Buch fasst verschiedene Beiträge aus den Breichen Forschung, Klinik und Prävention zusammen, die das Thema Bindung, Angst und Aggression mit unterschiedlichen Schwerpunkten behandeln. Es werden zum einen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung dargestellt wie auch zum andern anhand von Beispielen Erfahrungen aus der klinischen Arbeit mit aggressiven Kindern sowie Präventionsprogramme veranschaulicht. Henri Parens gibt zu Beginn einen umfassenden Überblick aus seiner Forschung über die Zusammenhänge zwischen Bindung, Angst und Aggression und die Entstehung von bösartigen, feindseligen Vorurteilen. Er berichtet auch von seinen Präventionsprogrammen, die er erfolgreich in Kindergärten und Schulen mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen durchführen und evaluieren konnte. In seinen Labor- und Feldstudien konnte Stephen Suomi nachweisen, wie aggressive Verhaltensstörungen bei Rhesus-Affen entstehen und welche Bedeutung sie für das Bindungs- und Sozialverhalten der Tiere in der Gruppe haben. Frank Dammasch berichtet als Kinderpsychotherapeut und Psychoanalytiker über seine psychodynamischen Erkenntnisse, die er aus Kindertherapien mit Jungen gewonnen hat. Er lässt uns teilhaben an seiner therapeutischen Arbeit mit aggressiven Jungen und ihrer Fantasiewelt. Wie die modernen Medien Internet und Computerspiele die Gehirne von Kindern und Jugendlichen in der Entwicklung ihres Fühlens und Denkens sowie der Affektregulation und des Sozialverhaltens beeinflussen können und an der Entstehung von aggressiven Verhaltensstörungen beteiligt sind, wird anschaulich von Lutz-Ulrich Besser beschrieben. Jo Groebel untersuchte in seiner umfassenden UNESCO-Studie, in welcher Weise Gewaltdarstellungen im Fernsehen zur Aggressionsentwicklung beitragen können. Hierbei zeigten sich transkulturelle Unterschiede sowie die Bedeutung des familiären Umfelds, in dem die Kinder aufwachsen, sowie die Zusammenhänge von in TV-Filmen gesehener Gewalt und realer Gewalt. Internet-Pornographie ist ein weltweit wachsender Bereich, in dem Kinder sexueller Folter ausgesetzt sind. Als Sachverständiger für digitale Forensik erklärt Thomas Salzberger anhand von Fakten und Einschätzungen die Möglichkeiten der Ermittlung im Bereich der Internet-Pornographie. Michaela Huber beschreibt eindrücklich die Folgen für die kindlichen Opfer und die langfristigen Auswirkungen auf ihre körperliche und psychische Entwicklung. Nicholas B. Allen konnte in einer Grundlagenstudie nachweisen, wie aggressive Erfahrungen von Kindern in ihrer Familie mit der Gehirnentwicklung im Jugendalter und depressiven Erkrankungen zusammenhängen. Solche Kinder, die schon sehr früh Bindungstraumatisierungen in Folge von Gewalterfahrungen durch ihre Bindungspersonen entwickelt haben, fallen oft durch selbst- und fremddestruktives Verhalten auf. Sie stellen eine große Herausforderung für die Psychotherapie dar, was eindrücklich anhand von Beispielen von Annette Streeck-Fischer beschrieben wird. Horst-Eberhard Richter verdeutlicht, wie sich die Erfahrungen und psychischen Probleme der Elterngeneration auf die Erziehung der Kinder auswirken können. Er fordert eine neue »Elterlichkeit«, sowohl für die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern als auch im Hinblick auf ein neues Engagement und eine neue Haltung der Fürsorge gegenüber Mitmenschen. Video-Bilder können sehr gut für die Diagnostik und Therapie von gestörten - etwa aggressiven - Eltern-Kind-Beziehungen genutzt werden. George Downing beschreibt die Grundlagen der Video-Intervention und verdeutlicht an Behandlungsbeispiele die therapeutischen Möglichkeiten. Gerade in Schulen wird eine Zunahme von aggressiven Verhaltensstörungen beklagt, die auch Bullying und Mobbing umfassen. Inge Seiffge-Krenke berichtet aus ihren Studien über verschiedene Formen der Aggression unter Schülern, über die Auswirkungen auf das Stresserleben der Schüler und die Bedeutung der Eltern- Kind-Bindung. Frühe aggressive Erfahrungen von Gewalt und Vernachlässigung prägen nach verschiedensten Längsschnittstudien die Stressregulation, die Körperwahrnehmung und das Schmerzerleben von Kindern. Ulrich Tiber Egle erklärt in seinem Beitrag die Grundlagen dieser Zusammenhänge und zeigt an einem klinischen Modell, wie erwachsene Patienten, die als Folge frühkindlicher Traumatisierungen an Körperschmerzen leiden, erfolgreich stationär psychotherapeutisch behandelt werden können. Wenn die Körperwahrnehmung und das Körpererleben schon früh durch Gewalterfahrungen geprägt wurden, kann Tanz eine Ausdrucksmöglichkeit des Körpers werden, die keiner Worte bedarf, wie Royston Maldoom in seinem Beitrag aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verdeutlicht. Karl Heinz Brisch zeigt auf, wie aggressive Verhaltensstörungen entstehen, wenn grundlegende motivationale Bedürfnisse von Säuglingen nicht beachtet werden. Auf diesem Hintergrund werden verschiedene Präventionsprogramme beschrieben, die schon sehr früh - teilweise in der Schwangerschaft - ansetzen, um den werdenden Eltern zu helfen, dass sie eigene traumatische Erfahrungen aus ihrer Kindheit erst gar nicht mit ihren Kindern wiederholen, sondern ihre Kinder auf dem Weg einer sichern Bindungsentwicklung begleiten. Alle Beiträge zusammen ergeben einen umfassenden Überblick darüber, welche Ursachen und Risiken sowohl familiäre Bedingungen, frühe Gewalterfahrungen als auch gesellschaftliche Prozesse - wie etwa durch die neuen Medien -, die auch durch politische und kulturelle Gegebenheiten beeinflusst werden, auf die Entwicklung von aggressiven Verhaltensstörungen und psychischen Symptomen bei Kindern haben können und wie sich diese über die frühe Beeinflussung der Gehirnentwicklung bis ins Erwachsenenalter auswirken können. Auf dem Boden der Grundlagenforschung und der verschiedenen Längsschnittstudien werden psychotherapeutische Hilfestellungen sowie Wege zur Psychotherapie und Prävention eindrücklich aufgezeigt.

Erscheint lt. Verlag 9.6.2015
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Angst / Depression / Zwang
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Adoleszenz • Aggression • Angst • Bindung • Bindungsforschung • Bullying • Entwicklungspsychologie • Gewalt • Kinderpsychiatrie • Kinderpsychotherapie • Kleinkind • Kleinkindforschung • Mobbing • Pädiatrie • Prävention • Psychologie • Psychologische Beratung • Psychotherapie • Säuglingsforschung
ISBN-10 3-608-20295-1 / 3608202951
ISBN-13 978-3-608-20295-3 / 9783608202953
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