Man kann nie wissen -  Tom Selleck,  Ellis Henican

Man kann nie wissen (eBook)

Tom Selleck - Die Autobiografie. Magnum, Ein Colt für alle Fälle, Friends und Blue Bloods: Filme und Leben des Hollywood-Schauspielers & Kultstars. Mit vielen Privatfotos
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Hannibal (Verlag)
978-3-85445-776-3 (ISBN)
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Magnum - Der Kult-Schnäuzer der 80er! Charmant, weltgewandt und warmherzig Albert Einstein, Friedrich Nietzsche oder Richard Strauss - sie alle trugen ihn, doch niemand erreichte mit seinem Oberlippenbart einen solchen Kultstatus wie Tom Selleck in seiner Rolle als Privatdetektiv Thomas Magnum. Die Frauenwelt erkor den Mann mit dem schrillen Hawaiihemd in den Achtzigern mit euphorischer Begeisterung zum »Sexiest Man Alive«, und ganze Familien fieberten den Ausstrahlungen der humorvollen Krimiserie mit Tiefgang entgegen. In seinen spannenden und hintergründigen Memoiren beschreibt Tom Selleck den langen Weg bis zur letzten Magnum-Folge, wobei er wegen des Erfolgs der Serie sogar Steven Spielbergs Angebot der Hauptrolle im ersten Indiana Jones-Film ablehnen musste. Nach beschwerlichen Anfängen - unter anderem einer Deodorant-Werbung mit Drei Engel für Charlie-Star Farrah Fawcett - und zahlreichen Nebenrollen räumte er mit den 162 Episoden von Magnum einen Emmy und einen Golden Globe ab. Danach folgten weitere Highlights mit Rollen in Friends, Jesse Stone und Blue Bloods. Selleck lässt in seiner Autobiografie eine Ära der Unbeschwertheit wiederauferstehen und vermittelt ein positives Lebensgefühl, was nur jemand kann, der alle Höhen und Tiefen der Glamourwelt durchlebt und überstanden hat.

Tom Selleck wurde am 29. Januar 1945 in Detroit geboren. Sein später Ruhm in der Rolle des Magnum machte ihn zu einem weltweiten Idol, was ihm schon 1986 einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame einbrachte. Weitere Serien wie Friends, Jesse Stone oder Blue Bloods und Kultfilme wie Quigley, der Australier untermauerten seinen Status. Selleck lebt aktuell in Kalifornien.

MULHOLLAND DRIVE

In einer weiten Kurve kam eines der Räder von der Fahrbahn auf den unbefestigten Seitenstreifen. Der Wagen, der einen Heckantrieb hatte, verlor sofort die Bodenhaftung, geriet ungebremst ins Schleudern und stürzte über die Böschung. Alles Weitere schien langsamer abzulaufen. Ich saß auf dem Beifahrersitz, während sich das Auto, in der Luft schwebend, um sich selbst drehte. Wir waren bowlen gewesen, und die beiden Bowlingkugeln flogen nun durch den Innenraum und trafen oft genug ihr Ziel. Die Nacht war dunkel, weshalb ich nicht sah, wohin wir stürzten. Dann spürte ich ein durchdringendes, schmerzhaftes Knirschen, als das Auto auf dem Dach aufschlug.

Gott sei Dank war es vorbei.

Doch plötzlich waren wir wieder in der Luft. Wir drehten uns in einem fort und fielen weiter. Dann noch ein erschütterndes Knirschen, als wir auf der Beifahrerseite landeten.

Die Tür war weg, und ich spürte den Boden unter meinem rechten Arm, der irgendwie heil blieb, während das Auto weiterrollte. Dann ging’s wieder hoch in die dunkle Leere, wir überschlugen uns und landeten dann richtig herum.

Ich stützte meine linke Hand an der eingedellten Decke ab, um mich auf das vorzubereiten, was sicher als Nächstes kommen würde, doch es kam nicht. Der rote Corvair Monza meiner Mom war auf einer flachen Stelle des steilen Abhangs gelandet und liegen geblieben. Während er zur Ruhe kam, herrschte eine unheimliche Stille.

Ich dachte, ich sei klar bei Verstand, aber das war ich nicht. Im Radio lief „Rock’n’Roll Will Stand“ von den Showmen. Ich schaltete es aus. Ich löschte auch die Scheinwerfer, die nicht mehr da waren. Und ich stellte den Motor ab, der nicht mehr lief.

Was ist mit Vicki?!

Meine Freundin Vicki Wheeler lag kopfüber auf der Rückbank. 1962 gab es noch keine Sicherheitsgurte. Sie kam gerade zu sich. Während ich ihr half, sich wieder aufrecht hinzusetzen, sah ich, dass ihr blondes Haar blutgetränkt war.

„Bist du okay, Vic?“

„Ja. Glaub schon.“

Dann schien es uns beiden gleichzeitig einzufallen: „Wo ist Steve?“, fragte sie.

Ich hatte meinen Freund Steve Lowe das Auto meiner Mom fahren lassen … aber er war nicht mehr da! Ich sprang raus und begann, „Steve! Steve!“ zu rufen. Schließlich hörte ich von einer höheren Stelle an dem dunklen Hang her: „Ich bin hier oben.“

„Steve, bist du okay?“

„Ich denke schon, aber wenn ich mich bewege, tut’s weh.“

Ich erkannte ein Haus nicht weit unterhalb der Stelle, wo wir gelandet waren. Hätten wir uns ein weiteres Mal überschlagen, wären wir auf seinem Dach gelandet … oder hineingekracht.

Dann beschleunigte sich alles. Ein Paar, das in dem Haus wohnte, kam angelaufen.

„Sind Sie okay?“ Schon komisch, was einem so alles einfällt. Sagt das jeder?

„Ich schon, aber mein Freund oben am Hang braucht Hilfe.“

Während ich ins San Fernando Valley hinunterschaute, hörte ich in der Ferne eine Sirene. Ich sah einen Krankenwagen auf der Straße, der sich Beverly Glen hoch zum Mulholland Drive schlängelte.

Von der Fahrt im Krankenwagen weiß ich nichts mehr, außer dass ich darüber nachdachte, welchen Mist ich gebaut hatte. Meine Eltern waren nicht versichert für den Fall, dass jemand anders fuhr, und erst recht nicht bei einem Teenager. Danach erinnere ich mich nur noch daran, dass ich in der Notaufnahme saß und meine linke Gesichtshälfte ironischerweise dick wie eine Bowlingkugel angeschwollen war. Und dass Mom und Dad hereingerannt kamen.

Einen Ausdruck wie den in ihren Gesichtern hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Sie hatten in der Nacht den Anruf erhalten, den alle Eltern fürchten. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie schlimm es ohne weiteres hätte ausgehen können.

„Mir geht’s gut“, sagte ich. Ich glaube, ich habe geweint und immer wieder „Es tut mir leid, es tut mir leid“ gesagt.

Meine Mom nahm meine Hand, und mein Vater unterbrach mich: „Mach dir keine Sorgen. Konzentrier dich einfach darauf, wieder auf die Beine zu kommen.“

Vicki und Steve landeten schließlich auch im Valley Doctors Hospital in Studio City. Vic wurde behandelt und anschließend entlassen, doch Steve hatte einen Beckenbruch erlitten, und wir kamen zusammen auf ein Zimmer. Am nächsten Morgen las ich Steve einen Artikel auf Seite 4 der Valley News and Green Sheet vor, die ich als Zeitungszusteller austrug. Die Schlagzeile lautete: „Drei Verletzte bei Fahrzeugabsturz“.

Meine und Steves Eltern besuchten uns jeden Tag. Vicki kam mit einigen Freundinnen aus der Schule. Ich weiß noch, dass sich Steve vor den Mädchen schämte, weil er einen Streckverband trug und einen Katheter mit Urinbeutel am Bett hängen hatte. Teenagerprobleme.

Das war im späten Frühling 1962, und wir wollten beide rechtzeitig zum Abschluss an der Grant High School rauskommen. Ich wurde zuerst entlassen, aber sie steckten mir noch gezwungenermaßen eine Nadel in die linke Wange, um Blut abzunehmen, weil die Schwellung einfach nicht nachließ. Steve musste noch eine ganze Weile bleiben, kam aber am Ende humpelnd zur Abschlussfeier.

Das alles hat einen Sinn. Ich hatte gründlich versagt. Und ich wusste, dass meine Eltern einen großen finanziellen Schaden davontragen würden. Aber selbst, nachdem ich mich erholt hatte, gab es keine Schuldzuweisungen – kein „Du hast ein Jahr Hausarrest“, nichts dergleichen. Sie wussten, dass sie mir keine Konsequenzen aufzuzwingen mussten, weil ich selbst welche ziehen würde. Ihnen war zu dem Zeitpunkt klar, dass sie es geschafft hatten, mir die Gabe der Selbstreflexion und eines Gewissens zu vermitteln.

Das ist irgendwie schwer zu erklären, doch ich weiß zumindest: Die schwerwiegendste Konsequenz, wenn ich Fehler machte, was ein 17-Jähriger ziemlich häufig tut, war die Einsicht, dass ich meine Mom und meinen Dad enttäuscht hatte.

Ich weiß nicht, wie mir meine Eltern das beibrachten, aber sie haben es getan.

Es ist nicht so, dass ich nie bestraft worden wäre. Ich habe durchaus Prügel bezogen, als ich klein war, und sie auch immer verdient.

Aber während ich älter wurde, änderten sich auch die Bestrafungen meiner Eltern. Dad nahm mich und meinen großen Bruder Bob mit zur Van Nuys City Hall, um uns das dortige Polizeirevier zu zeigen. Da war ich ungefähr sieben, glaube ich. Bob ist 19 Monate älter als ich. Wir trafen einige sehr nette Polizisten und beantworteten alle ihre Fragen mit „Ja, Officer … Nein, Officer“. Dann bekamen wir eine Führung durchs Revier. Sie nahmen uns auch mit ins Untergeschoss zu den Gefängniszellen.

„Dürfen sie reingehen und sich umschauen?“, fragte Dad.

Der eine Polizist erwiderte leicht lächelnd: „Natürlich, Mister Selleck.“

Bob und ich betraten die Zelle zögerlich und sahen uns um.

„Gut, sperren Sie sie ein“, sagte Dad.

Wortlos schlug der Beamte die Tür zu, sperrte ab und verschwand mit meinem Vater die Treppe hinauf.

Zwischen Bob und mir entwickelte sich ein bisschen falscher Heldenmut, ein überhebliches „Okay, sehr witzig!“

Nach etwa 10 Minuten war es aber schon weniger witzig, nach 20 überhaupt nicht mehr. Kurz darauf hörten wir Schritte auf der Treppe. Allerdings lachte niemand. Der Beamte schloss die Zellentür auf, und mein Dad sagte: „Ich glaube nicht, dass ich etwas sagen muss.“

In unserer überschaubaren Nachbarschaft in der Peachgrove Street durften wir nicht auf der Straße Baseball spielen. Nicht weitersagen, aber die Kinder aus der Gegend haben es trotzdem alle getan. Leider bekam ich auch einen Ball in die Finger und warf damit ein Fenster unseres Nachbarn gegenüber ein. Wir alle rannten zu unseren jeweiligen Elternhäusern zurück.

Ich erzählte es meiner Mom und fragte: „Wirst du es Dad sagen?“ Sie antwortete: „Nein, ich werde es deinem Dad nicht sagen. Du tust es … und kein Fernsehen, bis er nach Hause kommt!“

Tja, als er nach Hause kam, sagte ich es ihm rundheraus. Er überlegte kurz. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes kommen würde. Dann entgegnete er: „Danke, dass du mir das erzählt hast. Wir reden morgen früh weiter.“

Am nächsten Morgen trat er früh mit seinem üblichen „Aufstehen!“ in unser Kinderzimmer. Er ging mit mir zum Nachbarhaus und klopfte an. Als Mr. Rockwell aufmachte, sagte Dad zu mir: „Erzähl’s ihm.“

„Mr. Rockwell, ich bin derjenige, der Ihr Fenster eingeworfen hat.“

Dad zeigte mir anschließend, wie man eine zerbrochene Fensterscheibe ausmisst. Dann fuhren wir zum Baumarkt, wo wir ein Stück Glas zuschneiden ließen und alles besorgten, was wir für die Reparatur brauchten. So lernte ich, Fenster zu erneuern und nicht auf der Straße Baseball zu spielen.

Ich habe diese Erinnerungen immer noch ganz klar vor Augen. Und ich denke, das ist die Lehre aus alledem.

Genauso deutlich erinnere ich mich auch an den Sturz vom Mulholland Drive. Dass...

Erscheint lt. Verlag 13.5.2024
Übersetzer Andreas Schiffmann
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-85445-776-6 / 3854457766
ISBN-13 978-3-85445-776-3 / 9783854457763
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