Die Rosenholzvilla -  Tabea Bach

Die Rosenholzvilla (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman. Saga um eine Instrumentenbauerfamilie im Tessin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
317 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4199-6 (ISBN)
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Elisa reist ins Tessin, um ihren erkrankten Großvater zu unterstützen. Der kauzige und eigensinnige Niklas macht es seiner Enkelin jedoch nicht leicht. Aber der Zauber der Gegend erleichtert ihr das Einleben. An den tiefblauen, palmengesäumten Seen am Fuße der Alpen kann sie endlich entspannen. Dabei stößt sie auf eine kleine, aber feine Instrumentenmanufaktur, die in ihr die Sehnsucht weckt nach ihrem früheren Jugendtraum, Musikerin zu werden. Die Manufaktur wird geführt von zwei ungleichen Brüdern, die die lange Tradition des Instrumentenbaus ihrer Familie fortsetzen. Doch ihre unterschiedlichen Ansichten erschweren dies - ebenso die Tatsache, dass beide Männer Gefühle für Elisa entwickeln ...
Auftakt einer mitreißenden Reihe um Lebensträume, Liebe und eine Instrumentenbauerfamilie im Tessin



Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wuchs in Süddeutschland und Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Ihre KAMELIEN-INSEL-Romane gelangten alle auf die Bestsellerliste - ebenso wie die SEIDENVILLA-Saga, die in Venetien spielt, und die Salzgarten-Reihe, welche die Kanarischen Inseln als Schauplatz hat.

Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wuchs in Süddeutschland und Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Ihre KAMELIEN-INSEL-Romane gelangten alle auf die Bestsellerliste - ebenso wie die SEIDENVILLA-Saga, die in Venetien spielt, und die Salzgarten-Reihe, welche die Kanarischen Inseln als Schauplatz hat.

2

Die Villa


Sie hätte doch in ein Hotel gehen sollen. Am besten in eines der internationalen Ketten, die überall auf der Welt gleich aussahen, diskret und neutral, frei von allen persönlichen Erinnerungen. Stattdessen stand sie nun vor diesem Bett mit dem zart roséfarbenen Überwurf und dem weißen Teddybären darauf, den ihr jüngeres Ich überallhin mitgeschleppt hatte. Doch ihr Maskottchen hatte versagt und war von ihr zurückgelassen worden, so wie alle anderen Dinge, die damals ihr Leben ausgemacht hatten. Zum Beispiel das Poster mit ihrem großen Idol Jacqueline du Pré, jener Cellistin, die viel zu jung gestorben war und mit der man sie häufig verglichen hatte, vielleicht auch wegen ihrer äußeren Ähnlichkeit mit der großen Künstlerin, dem langen blonden Haar und dem strahlenden Lächeln.

Elisa drehte sich langsam einmal um sich selbst. Fast alles war noch genau wie damals, nur das Cello stand nicht mehr an seinem Platz, natürlich nicht, es wäre Unsinn, ein so wertvolles Instrument sechzehn Jahre lang unbenutzt zu lassen. Wer heute wohl darauf spielte?

Elisa gab sich einen Ruck, nahm den Koffer und verließ den Raum. Sie würde nicht in ihrem ehemaligen Kinderzimmer schlafen, in dem sie all ihre Schulferien verlebt hatte, bis sie im Alter von vierzehn Jahren zu ihrem Großvater gezogen war, um sich in seiner Obhut ganz dem Cellospiel zu widmen. Stattdessen ging sie nach nebenan, wo früher ihre Mutter übernachtet hatte, wenn sie, was selten genug vorkam, zu Besuch gekommen war, denn Anna war nicht wirklich einverstanden damit gewesen, und es hatte viele Kämpfe gekostet, bis sie es erlaubt hatte. In der Zwischenzeit war der Raum in ein geschmackvolles Gästezimmer umgestaltet worden – Elisa erkannte ihn kaum wieder, und genau das gab ihr Luft zum Atmen.

Es lohnte nicht, ihre Sachen in den Schrank zu räumen, sie war es gewöhnt aus dem Koffer zu leben. Und lange würde sie definitiv nicht bleiben.

»Ich habe eine Mission«, sagte sie sich selbst. »Und dann verschwinde ich wieder.« Mit diesem beruhigenden Mantra ging sie ins Schlafzimmer ihres Großvaters, um die Sachen herauszusuchen, die er in der Klinik brauchte.

Es war seltsam, seinen Kleiderschrank zu öffnen. Sie mochte sich nicht vorstellen, was er sagen würde, könnte er sehen, wie sie seine Unterwäsche durchging und ein paar Teile herausnahm, um sie in die Reisetasche zu packen, die sie in einem anderen Fach gefunden hatte. Niklas Eschbach hatte immer streng auf seine Privatsphäre geachtet, hatte wenige Menschen nah an sich herangelassen. Elisa war eine von ihnen gewesen, ja, sie hatte sich eingebildet, seinem Herzen am nächsten zu stehen, doch das war ein Irrtum.

»Dein Großvater hat sein Herz gegen einen Taktstock eingetauscht«, hatte ihre Mutter einmal gesagt. Elisa hatte das nicht glauben wollen, aber wie immer hatte Anna am Ende recht behalten. Er hatte nicht nach ihr gesehen, nachdem sie auf so unerklärliche Art und Weise versagt hatte. Hatte sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Mit Versagern gab Niklas Eschbach sich nicht ab.

Elisa riss sich zusammen. Zwei Pyjamas zum Wechseln, ein Morgenmantel, Wollsocken, Slipper und für alle Fälle die weiche Kaschmirjacke – alles verstaute sie sorgfältig in der Tasche.

Dann ging sie ins Badezimmer. Rasierzeug, Zahnputzsachen, Kamm und eine Creme, Elisa konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Tiegel zu öffnen und an ihr zu schnuppern. Es war der herbe Duft ihrer Kindertage, und sie beeilte sich, das Döschen wieder zu verschließen.

Als sie das Zimmer verließ, prallte sie mit einem Körper zusammen, schrie vor Schreck auf und erschrak noch mehr, als die andere Person einen noch viel lauteren Schrei ausstieß. Es war eine junge Frau Mitte zwanzig mit schwarzem, zu einem Dutt aufgesteckten Kraushaar, aus dem sich ein paar widerspenstige Locken gelöst hatten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Elisa an.

»Dio mio«, keuchte sie und packte mit beiden Händen den Stiel eines Wischmopps wie eine Waffe. »Wer zum Teufel sind Sie? Und was tun Sie hier?« Und als sie die Reisetasche in Elisas Hand entdeckte, fügte sie eine Spur schriller hinzu: »Gleich rufe ich die Polizei!«

»Ich bin Niklas Eschbachs Enkelin«, erklärte Elisa, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. »Und wer sind Sie?«

»Enkelin?« Die junge Frau musterte sie skeptisch. Direkt unter ihrem linken Auge befand sich ein kleines, rundes Muttermal, was ihr den Ausdruck eines Harlekins verlieh. »Er hat keine Enkelin. Sonst hätte er mir längst von ihr erzählt. Ich mach ihm jetzt schon seit vier Jahren den Haushalt und …«

»Mein Großvater liegt im Krankenhaus«, fiel Elisa ihr ins Wort. »Und ich muss ihm ein paar Sachen bringen.«

Die Haushälterin wurde bleich. »Im Krankenhaus? Was ist denn passiert?«

»Lass sie in Ruhe, Serafina«, erklang von unten eine volltönende weibliche Stimme. »Sie hat jetzt anderes zu tun, als mit dir zu streiten. Signor Niklas hatte einen Schlaganfall.«

Unten im Foyer stand eine Frau und blickte zu ihnen herauf. Elisa schätzte sie auf um die sechzig. Geistesgegenwärtig ergriff sie die Gelegenheit, um sich an Niklas’ Haushälterin vorbeizuschlängeln und die Treppe hinunterzugehen.

»Ich bin Mariella«, empfing sie die Ältere und musterte sie eingehend aus haselnussbraunen Augen. Ihr modisch kurz geschnittenes Haar war fast ergraut, und eine senkrechte Falte zwischen ihren Augenbrauen verlieh ihr eine gewisse Strenge, was ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. »Fabios Mutter.«

»Freut mich«, antwortete Elisa und kam sich nun tatsächlich wie ein Eindringling vor. All diese Menschen hatten Schlüssel zur Rosenholzvilla und gingen hier ein und aus. So war es schon immer gewesen, ihr Großvater hatte Personal, das dafür sorgte, dass die Betten gemacht waren und kein Körnchen Staub auf dem blank polierten Flügel lag. »Ich bin Elisa.«

Mariella nickte. Natürlich hatte Fabio ihr das bereits erzählt. »Fährst du zu Niklas?«, fragte sie. »Nimmst du mich mit? Ich wollte auch nach ihm sehen.«

Sie sprachen wenig während der Fahrt. Elisa war viel zu aufgewühlt, um die üblichen höflichen Fragen zu stellen, und Mariella hielt offenbar nicht viel von Smalltalk. Sie wirkte angespannt und besorgt, was Elisa den Eindruck gab, dass Niklas mehr für sie und ihre Familie war als ein Nachbar.

»Sie kennen meinen Großvater schon lange?«, fragte sie schließlich, als sie bereits auf den Parkplatz der Privatklinik abbog. Dass Mariella sie so selbstverständlich duzte, fand sie mehr als befremdlich.

»Ja«, antwortete Mariella. »Sehr lange.« Danach verstummte sie wieder.

Im Krankenhausflur ließ sie Elisa den Vortritt. »Geh du ruhig zuerst zu ihm«, schlug sie vor. »Und ruf mich, wenn ihr so weit seid.«

Was meinen Sie mit »so weit sein«, wollte Elisa fragen, ließ es aber. Sie kannte diese Frau nicht und hielt es für klüger, die höfliche Distanz zu wahren, mit der sie auch einen Fluggast behandelt hätte.

Ihr Großvater wandte den Kopf in ihre Richtung, als sie eintrat.

»Hallo Niklas«, sagte sie, so wie sie ihn immer genannt hatte, beim Vornamen, alles andere hatte er weit von sich gewiesen. »Wie fühlst du dich?« Die hellblauen Augen schienen ihr Gesicht zu studieren, wanderten dann an ihrer Gestalt auf und ab, und Elisa fragte sich wie beim ersten Mal, ob er sie erkannte. Schließlich richtete er seinen Blick auf die Tasche. »Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht«, fuhr sie fort und gab sich alle Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.

Sie stellte die Tasche auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster ab und trat zögernd ans Bett. Sie hatte ihren Großvater als imponierenden, kraftstrotzenden Mann in Erinnerung. Ihn nun so hilflos zu erleben schnürte ihr die Kehle zu.

»Was … willst du hier?«, kam es mühsam aus Niklas’ Mund. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich zu artikulieren, seine Worte klangen undeutlich und verwaschen. Der Blick aus seinen hellblauen Augen war jedoch klar und unerbittlich.

»Nach dir sehen«, antwortete sie und fühlte sich hilflos.

»Wo … ist Anna?«

Elisa holte tief Luft. Die Frage nach ihrer Mutter hatte sie nicht erwartet. Früher hatte er sich kaum nach Anna erkundigt, und sie war ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen. Was nicht einfach für Elisa gewesen war.

»Hat sie … dich vorgeschickt?«

»Sie hat mich gebeten …«

Seine Mundwinkel verzogen sich leicht, dann wandte er den Blick ab. »Ist … Mariella … da?«

»Ja«, antwortete Elisa. »Sie wartet draußen.«

»Hol sie rein.« Trotz seiner Hinfälligkeit konnte er also immer noch Befehle erteilen. Elisa beschloss, dies als ein gutes Zeichen zu nehmen, und rief die Nachbarin ins Zimmer.

»Lass … uns allein«, stieß er mühsam in Elisas Richtung hervor, als sie zu zweit an seinem Bett standen.

»Niklas«, mahnte Mariella streng. »Sie ist deine Enkelin.«

»Na und?«, kam es undeutlich vom Bett. »Das … weiß sie ja … selbst nicht mehr.« Eine Ader schwoll an seiner Schläfe an, Elisa kannte dieses Vorzeichen eines Wutanfalls nur zu gut. »Ich brauche keine … Enkelin, die nur … aus Pflichtgefühl hier ist.«

»So kannst du nicht mit ihr reden«, wandte Mariella ein. »Immerhin …«

»Ist schon in Ordnung«, fiel ihr Elisa sanft ins Wort. »Er darf sich auf keinen Fall aufregen.«

»Bleib hier«, befahl Mariella energisch. »Wer weiß, ob dieser Sturkopf das alles überlebt. Willst du...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Rosenholzvilla-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-4199-2 / 3751741992
ISBN-13 978-3-7517-4199-6 / 9783751741996
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