Treibholz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Sylt-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60387-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Treibholz -  Gisa Pauly
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Das Meer schwemmt jede Menge Fragen an Vor fünf Jahren wurde Sandra Lührsen des Mordes an ihrer Schwiegermutter schuldig gesprochen. Nun stellt sich heraus, dass eine Falschaussage zu dem Urteil führte. Was für ein Skandal! Die vermeintliche Mörderin muss freigesprochen werden und kehrt nach Sylt zurück. Wie zu erwarten, überschlagen sich die Spekulationen der Sylter - Mamma Carlotta jedenfalls steht auf Sandras Seite, welch schreckliches Schicksal die Arme durchleiden musste! Doch wer ist der wahre Mörder ihrer Schwiegermutter? Genau das soll Kommissar Erik Wolf jetzt herausfinden; kein leichtes Unterfangen nach so langer Zeit. Er ahnt natürlich nicht, dass es tatsächlich jemanden auf der Insel gibt, der mehr weiß und gute Gründe hat, zu schweigen ... Die Kult-Ermittlerin Mamma Carlotta ist auch in ihrem neuesten Fall wieder auf geheimer Verbrecherjagd und erlebt so manches Abenteuer.  Mamma Carlottas 17. Fall auf Sylt! Diese Bände der Reihe sind bereits erschienen: - Band 1: Die Tote am Watt - Band 2: Gestrandet - Band 3: Tod im Dünengras - Band 4: Flammen im Sand - Band 5: Inselzirkus - Band 6: Küstennebel - Band 7: Kurschatten - Band 8: Strandläufer - Band 9: Sonnendeck - Band 10: Gegenwind - Band 11: Vogelkoje - Band 12: Wellenbrecher - Band 13: Sturmflut - Band 14: Zugvögel - Band 15: Lachmöwe - Band 16: Schwarze Schafe - Band 17: Treibholz

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's - eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.

2


»Ich muss Sören anrufen«, sagte Erik. »Ich hab’s versprochen.«

Tilla drückte seine Hand. »Ich warte auf dich.«

Erik zog sein Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans und ging vom Gerichtssaal auf den Flur. Dort hatte er es endlich geschafft, das Smartphone in der Hand zu halten. Die Jeans war einfach zu eng. Hatte er etwa zugenommen? Oder sich von einer Verkäuferin beschwatzen lassen, die nicht eingesehen hatte, dass für ihn eine Jeans nicht nur gut sitzend, sondern vor allem bequem sein musste? Eine Fensterscheibe auf der anderen Seite des Flurs warf sein Spiegelbild zurück. Erschrocken zog er den Bauch ein. Scheinbar war er tatsächlich dicker geworden. Erik seufzte. Er musste endlich Sport treiben! Wie lange nahm er sich das schon vor?

Als er durch die offene Tür zurückblickte, sah er, dass die Staatsanwältin auf den Richtertisch zutrat und den Vorsitzenden begrüßte. Er war ein Studienfreund von ihr, die beiden hatten schon viele Prozesse gemeinsam hinter sich gebracht, Tilla als Vertreterin der Anklage, er als derjenige, der das Urteil fällte. Erik ließ sich vom Strom der Zuschauer mitreißen, die noch aufgeregt über den Verlauf der Gerichtsverhandlung diskutierten, und ging bis zum Ende des Ganges, wo die Treppe hinabführte bis zu einem Fenster, durch das er auf die Straße blicken konnte. Er holte Sörens Nummer aus dem Speicher und starrte einem Auto hinterher, während er darauf wartete, dass sich sein Mitarbeiter meldete.

Es dauerte nicht lange. »Ist die Verhandlung vorbei, Chef?«

»Ja.«

»Das Urteil wurde aufgehoben?«

»Ja. Sandra Lührsen ist frei.«

Sören seufzte. »Dann geht also alles wieder von vorne los. Fünf Jahre nach der Tat einen Mörder fangen … das wird nicht leicht.«

Erik blickte auf die Uhr. »Ich werde in etwa zwei Stunden zu Hause sein. Die Staatsanwältin wird mit mir kommen. Treffen wir uns im Süder Wung? Meine Schwiegermutter hat sicherlich gekocht.«

»Okay, Chef.«

Erik blieb noch eine Weile am Fenster stehen, das Smartphone in der rechten Hand, als plante er ein weiteres Telefongespräch. Mit der Linken strich er sich seinen Schnauzer glatt, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. Er hatte wieder Sandra Lührsens Gesicht vor Augen. Fünf Jahre ihres Lebens waren ihr gestohlen worden, weil ihr Mann auf Rache aus gewesen war! Trotzdem hatte er keinen Hass in ihren Augen gesehen, nur Erleichterung.

Erik zog den Bauch ein, schob den Bund seiner Hose etwas tiefer, wo er weniger drückte, und nahm sich vor, zu Hause sofort in seine bequemste Cordhose zu steigen, eine, die schon so ausgeleiert war, dass sie ihn nirgendwo kniff und sogar einen Gürtel brauchte, damit sie ihm nicht auf die Füße fiel. Er ging auf die Tür des Gerichtssaals zu, die sich, noch bevor er sie erreichte, öffnete. Tilla trat auf den Flur. Das Lächeln, das über ihr Gesicht ging, als sie ihn sah, wärmte ihm das Herz. Dr. Eva-Mathilda Speck, die Staatsanwältin, der er früher die Fähigkeit zu jedweder Gefühlsregung glatt abgesprochen hatte, freute sich, wenn sie ihn sah. Dass sich diese energische Person auf ihren hohen Stilettos, deren Klack-klack in der ganzen Flensburger Staatsanwaltschaft gefürchtet war, diese attraktive Frau mit dem runden Gesicht und den hochgesteckten blonden Locken, dem knappen dunklen Kostüm mit dem kurzen Rock und der Bluse, die gerade so weit geöffnet war, dass man eine Ahnung von ihrem Dekolleté bekam, ausgerechnet in ihn, den langweiligen Hauptkommissar von Sylt, verguckt hatte, konnte er noch immer nicht glauben. Aber es gab keinen Zweifel. Sie kam zu ihm, hob sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. »Es ist Freitag. Ich könnte das Wochenende auf Sylt verbringen.«

Erik freute sich, obwohl ihm schlagartig klar wurde, dass dann wohl aus der ausgeleierten Cordhose nichts wurde. Er griff nach ihrer Hand, während sie auf die Treppe zugingen, die ins Erdgeschoss führte, und lächelte über den vielsagenden Blick einer Gerichtsangestellten, die vermutlich wusste, dass die Staatsanwältin mal ein rotes Tuch für Kriminalhauptkommissar Wolf aus Westerland gewesen war.

»Wir können das Wochenende auch bei dir verbringen«, sagte Erik. »Dann sage ich Sören ab und …«

Er wurde durch eine Stimme unterbrochen, die ihm so vertraut war, dass Tränen in seine Augen schossen, als wäre ihm jemand mit Pfennigabsätzen auf die Zehen getreten.

»Hey, Papa.«

Erik fuhr herum und starrte seine Tochter an. »Carolin!« Er wollte einen Schritt auf sie zu machen, hatte dann plötzlich Angst, dass sie zurückweichen würde, traute sich mit dem Vorbeugen seines Oberkörpers, ihr entgegenzukommen, und streckte am Ende nur die Arme aus. Als sie an seine Brust flog, als er sie fest an sich drücken und sein Gesicht in ihren Haaren verstecken konnte, rollte ihm tatsächlich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Carolin.« Hastig wischte er sich über das Gesicht.

Fast zwei Monate war es her, dass sie auf Sylt von einem Augenblick auf den anderen ihre Zelte abgebrochen, zwei Koffer gepackt, ihren Ausbildungsplatz gekündigt hatte und ausgezogen war. Nach Hamburg. Mit einem Mann, der Erik ganz und gar nicht gefiel. Einmal hatte er sie in der winzigen Wohnung besucht, in der sie mit Maximilian lebte. Er war erschrocken gewesen, mit wie wenig sie sich zufriedengab, hatte seine Sorge nicht verbergen können, als er hörte, dass sie ihr Geld als Kellnerin verdiente, bis in die tiefe Nacht in einer Kneipe arbeitete und anschließend mit Maximilians Fahrrad nach Hause fuhr, damit sie schneller war als die Betrunkenen, von denen sie belästigt werden konnte. Sein Versuch, sie wieder nach Sylt zu holen, sein Angebot, bei ihrem Ausbilder, dem Hotelier, vorzusprechen und ein gutes Wort für sie einzulegen, hatte nicht gefruchtet. Nicht einmal sein Angebot, sie finanziell zu unterstützen, hatte sie angenommen. Und als er es nicht geschafft hatte, seine Antipathie gegen Maximilian Witt zu verbergen, als er dem jungen Mann sogar vorgeworfen hatte, die Zukunft seiner Tochter aufs Spiel zu setzen, hatte sie ihn gebeten zu gehen. Sie hatte ihn zum Abschied nicht umarmt, ihm nicht einmal die Hand gereicht, ihn nur gebeten, sie künftig in Ruhe zu lassen und mit guten Ratschlägen zu verschonen.

Und nun stand sie mit einem Mal vor ihm, sehr erwachsen, sehr selbstbewusst, und er durfte sie in die Arme nehmen. Sein Glück kannte keine Grenzen. Erst als er den jungen Mann bemerkte, der noch in der Tür des Gerichtssaals stand, hatte es mit seiner Euphorie schlagartig ein Ende. Er ließ Carolin los und sah ihr lange ins Gesicht, ehe er bereit war, Maximilian Witt zur Kenntnis zu nehmen, der nun zu ihnen trat.

»Guten Tag.«

Erik riss sich zusammen und zwang sich, Maximilian Witt die Hand zu reichen. »Guten Tag.«

Einen Augenblick sah es so aus, als wollte der junge Mann seine Hand ausschlagen, aber dann erwiderte er doch Eriks Händedruck. Als er Tilla begrüßte, deutete er sogar eine kleine Verbeugung an. Dann sagte er zu Eriks großer Erleichterung zu Carolin: »Wir sehen uns«, und lief die Treppe hinab.

Carolin, die als fremde junge Frau auf ihren Vater zugekommen war, wurde in Sekundenschnelle wieder Eriks kleines Mädchen. Sie war schlanker geworden, ihr Gesicht schmaler, sie sah blass aus, als bekäme sie wenig Schlaf. Aber Erik hütete sich, dazu etwas zu sagen, und nickte eifrig, als Tilla seiner Tochter ein Kompliment machte: »Du bist in den beiden Monaten ja richtig erwachsen geworden!«

Carolin hatte Maximilian nicht nachgeblickt. »Ich dachte mir, dass ich dich hier treffen würde. Deswegen habe ich keine Zugfahrkarte gekauft.«

Erik brauchte einen Moment, bis er begriff, was sie sagen wollte. »Du kommst mit nach Sylt?«

Sie nickte lächelnd. »Die Nonna ist auch da, das trifft sich gut.«

»Das weißt du?«

Ihr Lächeln vertiefte sich. »Sie ruft mich natürlich ständig an und will wissen, ob ich genug esse, ausreichend Schlaf bekomme und Freunde gefunden habe. Und natürlich, ob Maximilian nett zu mir ist und ob ich genug Geld habe.«

All das hätte Erik auch gerne gewusst, aber im Gegensatz zu seiner Schwiegermutter hatte er nie den Mut gehabt, Carolin anzurufen und ihr solche Fragen zu stellen. Jetzt hatte er auch nicht den Mut, sie zu fragen, warum sie mit nach Sylt fahren wollte. Ging es ihr um...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Reihe/Serie Mamma Carlotta
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dora Heldt • Gisela Pauli • humorvoller Krimi • Klaus-Peter Wolf • Kulinarische Krimis • kultermittlerin • Küstenkrimi • Mamma Carlotta • Nordsee-Krimi • Nordsee Roman • Regionalkrimi • Spiegel-Bestsellerautorin • Strandlektüre • Sylt • Urlaubslektüre • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-492-60387-4 / 3492603874
ISBN-13 978-3-492-60387-4 / 9783492603874
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