Die geheimste Erinnerung der Menschen

Roman

***** 1 Bewertung

Buch | Hardcover
448 Seiten
2022 | 2. Auflage
Hanser, Carl (Verlag)
978-3-446-27411-2 (ISBN)
27,00 inkl. MwSt
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Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt – Mohamed Mbougar Sarrs großer Roman über die Suche nach einem verschollenen Autor
Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er?

Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte.

Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.

Mohamed Mbougar Sarr, geboren 1990 in Dakar, wuchs im Senegal auf und studierte in Frankreich Literatur und Philosophie. Er hat bereits drei Romane veröffentlicht, für die er u.a. mit dem Prix Stéphane-Hessel und Grand prix du roman métis ausgezeichnet wurde. Für Die geheimste Erinnerung der Menschen (Hanser, 2022), seinem ersten Werk, das auf Deutsch erschien, erhielt er 2021 den Prix Goncourt.

Holger Fock, 1958 geboren, und Sabine Müller, 1959 geboren, übersetzen u. a. Cecile Wajsbrot, Alain Mabanckou, Antoine Volodine, Oliver Rolin und Patrick Deville. Für ihre Arbeit wurden sie 2011 mit dem Eugen-Helmle-Übersetzerpreis ausgezeichnet.

"Ein grandios inszeniertes literarisches Detektivspiel, das uns mit brandaktuellen Fragen nach Rassismus, Identitätspolitik und kultureller Aneignung konfrontiert." Denis Scheck, ARD druckfrisch, 27.02.23

"Ein fabelhaft, dicht geschriebener, fruchtbarer, in sich sehr angenehm verschachtelter, aber auch komplex konstruierter Roman." Samira El Ouassil, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23

"Ein Meisterwerk. ... Ein sprachliches Ereignis." Denis Scheck, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23

"Ein intellektuelles Vergnügen." Ijoma Mangold, SWR lesenswert Quartett, 22.02.23

"Ein gewaltiges, aufrüttelndes Buch: emotional, persönlich, zugleich absolut auf der Höhe des postkolonialen Diskurses." Dina Netz, WDR3, 11.02.23

"Ich habe Mohamed Mbougar Sarrs 'Die geheimste Erinnerung der Menschen' gelesen. Ein großartiges Buch." Bundeskanzler Olaf Scholz, taz, 14.01.23

"Was mir so gefällt ist, dass Sarr das mit so viel Engagement macht. Dass er sagt, die Literatur muss eigentlich die wichtigste Sache der Welt sein. Das ist für ihn eine existentielle Frage, ob er zu seiner literarischen Stimme findet. So viel Emphase auf die Literatur, auch auf die Wiederverzauberung, auf die Poesie." Iris Radisch, 3sat Kulturzeit, 11.01.23

"'Die geheimste Erinnerung der Menschen' ist makellos. Wie die Lösung des Krimis um Elimane trotz aller Sprünge zwischen Zeiten, Orten und Erzählsituationen chronologisch abrollt, zieht mit." Michael Wurmitzer, Der Standard, 03.01.23

"Eine atemberaubende Spurensuche ...Ein Puzzle starker Stimmen... Ein komplexer, wissenspraller und mitreißender Roman." Christoph Vormweg, Deutschlandfunk, 25.12.22

"So klug und so spannend - und diese wunderschönen Sätze! Man könnte sich in jeden einzelnen Satz des Romans verlieben, so perfekt und doch so urmenschlich sind sie." Sarah Murrenhoff, rbb Kultur, 19.12.22

"Einfach nur brillant!" Gert Scobel , 3sat Buchzeit, 11.12.22

"Ein Ereignis ist dieses Buch." Katrin Schumacher, 3sat Buchzeit, 11.12.22

"In Sarrs begnadeten Händen gerät die Literatur zu einem zutiefst menschlichen Labyrinth, das vielleicht keinen Ausgang, aber dafür auch fast keine Irrgänge kennt. Dank der herausragenden Übersetzung von Sabine Müller und Holger Fock hat man nun die einmalige Chance, sich auch auf Deutsch einen eigenen, einmaligen Weg durch dieses Labyrinth zu bahnen." Samir Sellami, ZEIT Online, 11.12.22

"Sarr ist ein literarisches Genie. Mit diesem Roman hat er sich den literarischen Kanon nicht nur zu eigen gemacht, sondern sich darin eingeschrieben." Thomas Hummitzsch, Der Freitag 09.12.22

"Ein fulminanter Wurf. ... Dieser Roman ist ein Geschenk; wer sich auf ihn einlassen mag, wird reich belohnt: mit einem Füllhorn an packenden Geschichten und einer Vielzahl an (Denk-)Welten, die sich immer wieder neu auftun bei der staunenden Lektüre." Ulrich Noller, WDR 5 Bücher, 09.12.22

"Es geht um den senegalesischen Autoren eines "perfekten Buchs" und einen zweiten, der ihm folgt. Literatur, Kolonialismus und die Folgen, erzählt als Detektivgeschichte. Das perfekte Buch? Womöglich hält man es in den Händen." Stern, 08.12.22

"In einer kraftvoll-schillernden Prosa erzählt Sarr eine kunstvoll verflochtene Geschichte von der Literatur und ihren Gefahren, von schwarzen Autoren und weissen Kritikern, von Heimat und Exil, von der Last der Vergangenheit und den Abgründen der Gegenwart. ... Berauschend ist dieser Roman, reichhaltig und tiefgründig und in seiner Vielfalt oft so rätselhaft wie Elimanes Verschwinden." Irene Binal, Neue Züricher Zeitung, 01.12.22

"Wie gut Sarr in der Literatur zuhause ist, beweist er mit diesem kunstvoll arrangierten, auf mehreren Erzählebenen wandelnden Roman, der letztendlich die Geschichte von zwei Suchen ist." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 01.12.22

"Das Buch liest sich stellenweise wie eine Karikatur auf den Literaturbetrieb ..." Barbara Beer, Kurier, 04.12.22

"Meine Freude beim Lesen des Romans war dermaßen groß, dass ich am liebsten eine Besprechung nur aus Zitaten des Buches liefern wollte. ... Das Buch, über ein ganzes Jahrhundert und drei Kontinente weit ausgreifend, verführt seine Leser mit einem sanft schwebenden Ton. ... Es macht satt und schlägt Funken aus der kulturellen Zweideutigkeit, die laut Sarr der Boden der afrikanischen Schriftsteller in Europa ist." Brigitte Neumann, Bayern 2 Diwan, 27.11.22

"Ein umwerfender Roman." Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.11.22

"Sarr changiert collagenartig zwischen Tagebucheinträgen, Zeitungsartikeln, Monologen, träumerischeren Elementen. Was kompliziert klingt, entfacht einen ungeheuren Sog. Das liegt an seinem Stil, seiner Sprache, seiner Detektivgeschichte, die Leserinnen und Leser in einen Bann zieht. Gemeinsam mit Diégane betreten sie ein Labyrinth, verlieren sich darin, finden zurück auf den Weg, und wenn sie herauskommen, werden sie nicht mehr so sein wie vorher." Enrico Ippolito, Der Spiegel, 26.11.22

"Rasant und anspielungsreich ... Sarrs vielschichtiger Roman ist eine glänzende Satire auf den französischen und frankophonen Literaturbetrieb und eine Annäherung an das, was (Welt-)Literatur im Kern ausmacht. ... Ein spannender wie ein Krimi geschriebener Roman, den man wegen seines frechen, frischen, respektlosen Tons atemlos bis zum Ende verschlingt." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 24.11.22

"Wenn man dieses Buch besinnungslos beiseitelegt, dann schläft man erschöpft ein und träumt von dem Buch schlechthin, dem vollkommenen Buch, das es doch geben müsste, aber gar nicht geben kann, und man erinnert sich vielleicht vage daran, dass man doch irgendwann einmal darin geblättert hat." Alexander Solloch, NDR, 24.11.22

"Große Literatur ... Abenteuer- und Entwicklungsroman, Detektiv- und Liebesgeschichte, poetisch, metaliterarisch, hochgeistig und trotzdem sinnlich. Es ist auch unterhaltsam und mit sprachlicher Verve erzählt, stellenweise sogar unverschämt witzig. Sie hören, ich bin begeistert, denn hier ist einem Autor tatsächlich die Quadratur des Kreises gelungen." Jerome Jaminet, mdr, 23.11.22

"Der perfekte Roman! ... Eine Feier, des Schreibens, des Lesens und der Literaturgeschichte, aber auch ein politisches Buch." Katrin Schumacher, mdr, 23.11.22

"Ein gewaltiger Roman ... Der entscheidende Verführungseffekt beruht darauf, dass seine Leserinnen und Leser die lebensverändernde Wirkung von Literatur kennen oder sie zumindest ahnen. Dieses Gefühl hält einen fest in all den Strudeln, durch die man lesend gerissen wird. Manchmal erscheint das Buch so logisch wie ein guter Krimi, manchmal brennt es wie eine große Liebesgeschichte, oft greift der Autor in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart. ... Man kann darin versinken!" Cornelia Geißler, Frankfurter Rundschau, 23.11.22

"Ein aufregender Roman, der alle Rahmen sprengt." Annabelle Hirsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.22

"Ein herausragendes Buch, sehr zeitgenössisch und sehr literarisch." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 03.11.22

"In einer kraftvoll-schillernden Prosa erzählt Sarr eine kunstvoll verflochtene Geschichte von der Literatur und ihren Gefahren, von schwarzen Autoren und weissen Kritikern, von Heimat und Exil, von der Last der Vergangenheit und den Abgründen der Gegenwart. … Berauschend ist dieser Roman, reichhaltig und tiefgründig und in seiner Vielfalt oft so rätselhaft wie Elimanes Verschwinden." Irene Binal, Neue Züricher Zeitung, 01.12.22

"Wie gut Sarr in der Literatur zuhause ist, beweist er mit diesem kunstvoll arrangierten, auf mehreren Erzählebenen wandelnden, der letztendlich die Geschichte von zwei Suchen ist." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 01.12.22

"Dass Sarrs Roman ein Leseerlebnis ist, liegt zum einen daran, wovon er erzählt … und es liegt zum anderen darin, wie Sarr erzählt: mal wie in einem Krimi, mal wie in einem Schauermärchen, mal wie in einer Recherche. ... Der Roman strahlt erzählerische und vitale Fülle aus." Niklas Bender, FAZ, 01.12.22

"Meine Freude beim Lesen des Romans war dermaßen groß, dass ich am liebsten eine Besprechung nur aus Zitaten des Buches liefern wollte. … Das Buch, über ein ganzes Jahrhundert und drei Kontinente weit ausgreifend, verführt seine Leser mit einem sanft schwebenden Ton. … Es macht satt und schlägt Funken aus der kulturellen Zweideutigkeit, die laut Sarr der Boden der afrikanischen Schriftsteller in Europa ist.“ Brigitte Neumann, Bayern 2 Diwan, 27.11.22

"Ein umwerfender Roman." Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.11.22

"Es ist ziemlich unglaublich, dass ein so junger Autor einen so inhaltlich intelligenten und sprachlich sicheren Roman geschrieben hat. … Das wirklich atemberaubende ist … die Konstruktion des Buches, dieses Erzählen in Form eines Netzes.“ Katharina Borchardt, SWR2 lesenswert, 27.11.22

"Sarr changiert collagenartig zwischen Tagebucheinträgen, Zeitungsartikeln, Monologen, träumerischeren Elementen. Was kompliziert klingt, entfacht einen ungeheuren Sog. Das liegt an seinem Stil, seiner Sprache, seiner Detektivgeschichte, die Leserinnen und Leser in einen Bann zieht. Gemeinsam mit Diégane betreten sie ein Labyrinth, verlieren sich darin, finden zurück auf den Weg, und wenn sie herauskommen, werden sie nicht mehr so sein wie vorher.“ Enrico Ippolito, Der Spiegel, 26.11.22

"Rasant und anspielungsreich … Sarrs vielschichtiger Roman ist eine glänzende Satire auf den französischen und frankophonen Literaturbetrieb und eine Annäherung an das, was (Welt-)Literatur im Kern ausmacht. … Ein spannender wie ein Krimi geschriebener Roman, den man wegen seines frechen, frischen, respektlosen Tons atemlos bis zum Ende verschlingt." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 24.11.22

"Wenn man dieses Buch besinnungslos beiseitelegt, dann schläft man erschöpft ein und träumt von dem Buch schlechthin, dem vollkommenen Buch, das es doch geben müsste, aber gar nicht geben kann, und man erinnert sich vielleicht vage daran, dass man doch irgendwann einmal darin geblättert hat." Alexander Solloch, NDR, 24.11.22

"Große Literatur … Abenteuer- und Entwicklungsroman, Detektiv- und Liebesgeschichte, poetisch, metaliterarisch, hochgeistig und trotzdem sinnlich. Es ist auch unterhaltsam und mit sprachlicher Verve erzählt, stellenweise sogar unverschämt witzig. Sie hören, ich bin begeistert, denn hier ist einem Autor tatsächlich die Quadratur des Kreises gelungen." Jerome Jaminet, mdr, 23.11.22

"Der perfekte Roman! ... Eine Feier, des Schreibens, des Lesens und der Literaturgeschichte, aber auch ein politisches Buch." Katrin Schumacher, mdr, 23.11.22

"Ein gewaltiger Roman … Der entscheidende Verführungseffekt beruht darauf, dass seine Leserinnen und Leser die lebensverändernde Wirkung von Literatur kennen oder sie zumindest ahnen. Dieses Gefühl hält einen fest in all den Strudeln, durch die man lesend gerissen wird. Manchmal erscheint das Buch so logisch wie ein guter Krimi, manchmal brennt es wie eine große Liebesgeschichte, oft greift der Autor in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart. … Man kann darin versinken!" Cornelia Geißler, Frankfurter Rundschau, 23.11.22

"Sarr ist es gelungen, mit seiner Brillanz, seiner erlesenen Bildung und seinen kostbaren eingestreuten Begriffsjuwelen (Epektasis, Koinibitentum ...) nicht nur den arroganten, Preise vergebenden Pariser Literatur-Klüngel gehörig zu beeindrucken." Sigrid Löffler, SZ online, 22.11.22

"Ein aufregender Roman, der alle Rahmen sprengt." Annabelle Hirsch, FAS, 20.11.22

"Ein herausragendes Buch, sehr zeitgenössisch und sehr literarisch." Dirk Fuhrig, Deutschlandfunk Kultur, 03.11.22

Erscheinungsdatum
Übersetzer Holger Fock, Sabine Müller
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel La plus secrète mémoire des hommes
Gewicht 628 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. Jahrhundert • 20. jahrhundert buch • 21. Jahrhundert • Afrikanische Autoren • Afrika Romane • Amsterdam • Argentinien • Buch • bücher französische autoren • Buch im Buch • Buenos Aires • Dakar • Dorf • erinnerungen träume gedanken • Ernesto Sabato • Erster Weltkrieg • Frankreich • Französisch • französische literatur bücher • französische literatur romane • Geheimnis • Geheimnisvolle Liebe • Heimat • historisches Geheimnis • Holocaust • Identität • Identität finden • identität literatur • Intertextualität • Kolonialismus • Krieg • Kultautor • Kultbuch • Labyrinth • Leopold Sedar Senghor • Liebe • Literatur • Mohammed Mbougar Sarr • Paris • Paris Romane • Plagiat • Postkolonialismus • preisgekrönte Literatur • Prix Goncourt • Reise • Roberto Bolano • Schmöker • Senegal • Serer • Spannung • Verführung • Vermächtnis • Verschwinden • Weltliteratur • weltreise buch • Witold Gombrowicz • Wolof • Yambo Ouologuem • Zweiter Weltkrieg • Zwillinge
ISBN-10 3-446-27411-1 / 3446274111
ISBN-13 978-3-446-27411-2 / 9783446274112
Zustand Neuware
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5 Das Labyrinth des Mohamed Mbougar Sarr

von , am 24.12.2022

Würde man sich eine Konzeptzeichnung zum Roman „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ von oben anschauen, sähe sie wahrscheinlich aus wie ein Labyrinth. Ein Labyrinth der Literatur, der Leser:innen, der Kritiker:innen und der Autor:innen. Mit unendlich vielen Verschachtelungen, denen man auf den ersten, schnellen Blick nicht folgen könnte. Nur eine behutsame Herangehensweise und aufmerksames Betrachten würde das Unübersichtliche sichtbar und durchschaubar machen. Für die Lektüre dieses Romans begibt man sich zu Beginn in dieses Labyrinth, ohne dass man weiß, dass es eines ist. Am Ende kommt man auch wieder nach draußen. Man tritt aus dem Labyrinth und hätte niemals erwartet, dass man an dieser Stelle rauskommt und man kaum glauben, was man in der Zwischenzeit alles gesehen hat.

Man begibt sich zunächst mit Diégane, einem jungen mittelmäßig erfolgreichen Autor aus dem Senegal, der in Paris lebt, auf die Suche nach dessen Idol, T. C. Elimane. Einen sagenumwobenen, aber auch mittlerweile vergessenen Autor aus dem Senegal, der in 1938 in Paris das einzige Buch seiner Karriere veröffentlichte, dann von der Bildfläche verschwand und sein Buch gleich mit. Allerdings bleiben wir nicht bei Diégane, denn in diesem Roman von Mohames Mbougar Sarr kommen viele Menschen zu Wort und tragen einen kleinen Teil zum Labyrinth dieser Geschichte bei.

Dabei ist dies keinesfalls ein einfacher, plotgetriebener Roman. Die Bezeichnung des Verlags, es handle sich unter anderem um eine „soghafte Kriminalgeschichte“, ist meines Erachtens irreführend. Soghaft: auf jeden Fall. Kriminalgeschichte: nein. Es ist vielmehr eine Geschichte über die Rezeption von Literatur und im Speziellen die Rezeption von Literatur aus Afrika. Die Wahrnehmung von Schriftsteller:innen aus afrikanischen Ländern, die im sogenannten „Mutterland“, dem Land, welches sie ehemals kolonialisierte, Gehör und Anerkennung finden wollen. Dabei geht Sarr durchaus stark (selbst-)ironisch mit sich und dem Literaturbetrieb um. Er legt mitunter satirisch aber auch knallhart und ehrlich den Finger in vergangene und immer noch vorhandene Wunden durch den Kolonialismus. „Die Kolonisation sät bei den Kolonisierten Verzweiflung, Tod, Chaos. Doch sie sät in ihnen auch – und das ist ihr teuflischer Erfolg – den Wunsch zu werden, was sie zerstört.“ (S.406)

Stilistisch schafft dies Sarr auf grandiose Weise. Denn Prämissen, die inhaltlich benannt werden, werden stilistisch in die sehr unterschiedlich geschriebenen Textpassagen überführt. Nach dem recht bildungssprachlich überladen, hochtrabenden Einstieg ins Buch (wovon man sich nicht abschrecken lassen sollte), wird uns dieses Stilmittel an anderer Stelle versteckt angekündigt bzw. erklärt. So wird in einer im Buch eingebauten Kritik geschrieben: „Schade, dass ein offenkundig begabter Autor es vorgezogen hat, sich in sinnlosen Stilübungen zu ergehen und hinter Bildungsbeflissenheit abzuschotten, anstatt uns etwas wiederzugeben, was uns viel mehr interessiert hätte: den Pulsschlag eines Kontinents“ (S.93). Sarr spielt hier gekonnt mit den Erwartungen seiner (europäischen) Leser:innen und hebelt damit das aus, was noch heute häufig in der Wahrnehmung und Bewertung von Literatur vom afrikanischen Kontinent falsch läuft. Diese vielen Hinweise und mitunter gut versteckte Auseinandersetzungen mit diesem Thema waren für mich das zentrale Themengebiet des Romans und haben mich vollends vom meisterhaften Können des Autors überzeugt.

Eine andere Stelle verdeutlicht die Vielstimmigkeit und Komplexität des vorliegenden Romans. So wird gesagt auf S. 130: „In einer Erzählung befinden wir uns immer – aber vielleicht, allgemeiner, auch zu jedem Zeitpunkt unserer Existenz – zwischen den Stimmen und den Orten, zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.“ Man kann bei der Lektüre durchaus mal kurzzeitig den Überblick verlieren, wer hier eigentlich wann wem was erzählt. Aber man findet sich wieder hinein in den Text und wird belohnt mit augenöffnenden Erkenntnissen, die ich nicht mehr missen möchte. Wie der Autor die inhaltlichen und sprachlichen Ebenen miteinander verwebt ist wirklich großartig. Sarr gibt nie "die eine Antwort", sondern bietet durch seine verschiedenen Protagonist:innen verschiedene Lebenswege und Möglichkeiten der Deutung an. Dabei „war der sagenumwobene Autor T. C. Elimane in dieser ganzen Geschichte immer abwesend, ungreifbar gewesen.“(S.417) Auch dies ein Zitat aus dem Text, auch hier weißt uns Sarr daraufhin, dass sein gesamter Roman durchkonzipiert ist und nichts zufällig passiert.

Abschließend ist noch diese Idee aus dem Roman für mich herauszustellen: "Es könnte sein, dass jeder Schriftsteller nur ein grundlegendes Buch in sich trägt, ein grundlegendes Werk, das er zwischen zwei Leerstellen schreiben muss." Also ich persönlich hoffe sehr, dass es nicht so ist, und dass Mohamed Mbougar Sarr mit seinen jungen 32 Jahren noch nicht "das eine grundlegende Buch" abgeliefert hat, sondern noch viele weitere, interessante Romane veröffentlichen wird. Ich bin ab jetzt eine begeisterte Leserin seiner (hoffentlich) noch kommenden, ebenso spannenden und intellektuell anregenden Werke.

5/5 Sterne
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