Bretonische Geheimnisse (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kommissar Dupins siebter Fall
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31884-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bretonische Geheimnisse -  Jean-Luc Bannalec
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Bretonischer Spätsommer im sagenumwobenen Artus-Wald - im siebten Fall der Erfolgsserie von Jean-Luc Bannalec ermitteln Commissaire Dupin und seine Inspektoren im Herzen der Bretagne. Der Wald von Brocéliande mit seinen malerischen Seen und Schlössern ist das letzte verbliebene Feenreich - glaubt man den Bretonen. Unzählige Legenden aus mehreren Jahrtausenden sind hier verortet. Auch die von König Artus und seiner Tafelrunde. Welche Gegend wäre geeigneter für den längst überfälligen Betriebsausflug von Kommissar Dupin und seinem Team in diesen bretonischen Spätsommertagen? Doch ein ermordeter Artus-Forscher macht dem Kommissar einen Strich durch die Rechnung. Gegen seinen Willen wird Dupin kurzerhand zum Sonderermittler ernannt in einem brutalen Fall, der schon bald weitere Opfer fordert. Was wissen die versammelten Wissenschaftler über die jüngsten Ausgrabungen in der Gegend? Wie stehen sie zu dem Vorhaben, Teile des Waldes in einen Vergnügungspark umzuwandeln? Und warum rückt keiner von ihnen mit der Sprache raus? Schon bald ist selbst Nolwenn, Dupins sonst so unerschütterliche Assistentin, in Sorge - und das will wirklich etwas heißen.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Der zweite Tag


Es war eine Minute vor sieben, als das Telefon auf Dupins Zimmer erbarmungslos losschrillte. So laut, wie auf dieser Welt noch nie ein Telefon geklingelt hatte, davon war der Kommissar überzeugt.

Er war vor einer knappen halben Stunde ins Bett gekommen. Genauer: aufs Bett gefallen wie ein Stein, um in eine Art tiefe Bewusstlosigkeit zu stürzen. Das Entrecôte war exzellent gewesen. Der rote Bordeaux, den sie für die Nerven getrunken hatten, ebenso. Es hatte gutgetan. Sie hatten zuletzt ein wenig Schwierigkeiten gehabt, dem adrenalingeladenen Erzählen von Riwal und Kadeg ein Ende zu setzen.

»Ja?«, brummte Dupin in den Hörer.

»Salut Georges. – Na, ausgeschlafen? Wie war die Nacht?«

Jean Odinot strotzte vor Energie – und guter Laune; so war er immer schon gewesen, selbst frühmorgens war er zu Scherzen aufgelegt.

»Welche Nacht?«

Dupin tat sich schwer, in die Realität zu finden. Nicht nur, weil er fast gar nicht geschlafen hatte – die halbe Stunde, aus der er gerade unsanft zurückgeholt worden war, hatte sich eher wie eine Betäubung angefühlt –, sondern auch wegen des bohrenden Kopfschmerzes, den er verspürte. So gut der Alkohol therapeutisch auch gewirkt hatte – körperlich wie seelisch –, vernünftig war es nicht gewesen; eigentlich war ja schon Morgen gewesen. Ein neuer Tag. An dem er all seine Kräfte brauchen würde. Der Hauptgrund für die Schwierigkeit mit der Realität aber war, dass sich der gesamte Fall selbst völlig unwirklich anfühlte.

»Alle noch am Leben von unseren Wissenschaftlerfreunden?«

Dupin setzte sich auf.

»Da waren’s nur noch fünf. – Vor drei Monaten noch acht, bemerkenswert, wie ein Artus-Vorstand derart rasch an Mitgliedern verliert.«

»Du hast schon von allem gehört, nehme ich an, auch von der großen Rettungsaktion?«

»Ich habe eben mit einer prächtig aufgelegten Nolwenn telefoniert. – Ein Phänomen, diese Frau. Langsam verstehe ich, warum man sie die bretonische Tigerin nennt.«

Unfasslich. Hatte Nolwenn sich gar nicht erst hingelegt?

»Wir haben hier übrigens mit Laurents Computer das gleiche Problem wie eure Spezialisten. Alle Daten außer den Programmen liegen in einer Cloud, doppelt und dreifach gesichert und hochprofessionell verschlüsselt.«

Dupin schaute sich nach der Kaffeemaschine um, die er in der Nacht bereits in seinem Zimmer entdeckt hatte.

»Das scheint typisch zu sein. Wir haben uns bei ein paar Leuten von der Uni hier umgehört. – Alle haben panische Angst vor einem Datenverlust. Vor einem Verlust und auch vor Diebstahl. – Es geht wohl hart zu in dieser Welt.«

Jean hatte es ausnahmsweise nicht als Witz gemeint.

»Selbst für das Löschen von Daten besaß Laurent ein spezielles Programm, nicht mal unsere Experten kommen da ran. Sie können zwar Löschvorgänge sehen, aber nicht die Inhalte selbst. – Er ist übrigens schon seit einer halben Stunde aus der Erde raus.«

»Bitte?«

Dupin fühlte sich immer noch benommen.

»Laurent liegt schon im Labor. – Sind Sonderermittlungen nicht fantastisch? Endlich geht alles so schnell, wie man es sich immer wünscht.«

»Kann man nach so langer Zeit unter der Erde überhaupt noch etwas feststellen?« Die Frage war Dupin gestern – wie Dutzende andere Punkte – irgendwann durch den Kopf gegangen, ohne dass er eine Gelegenheit gefunden hätte, sie anzubringen.

»Im Gewebe durchaus. Nicht mehr im Blut. – Wir haben uns alles aushändigen lassen, was Madame Laurent aus England geschickt worden ist. Von der wissenschaftlichen Exkursion. Alles, was ihr Mann während seines Aufenthaltes dabeihatte. Auch, was sie schon mitgebracht hatte, als sie direkt nach der schrecklichen Benachrichtigung rübergeflogen ist. – Und sind seine Telefonverbindungen durchgegangen. Auch alles andere, Bankdaten et cetera.«

»Und?«

Dupin hatte das Bett verlassen. Schnell füllte er Wasser in die Kaffeemaschine, die Kapseln lagen griffbereit, zwei Tässchen standen daneben.

»Unauffällig, alles. Auch keinerlei verdächtige Kontobewegungen.« Eines der ermittlerischen Steckenpferde von Jean Odinot, er war der festen Überzeugung, dass sich ein Verbrechen fast immer in irgendeiner Weise auf irgendeinem Konto abbildete. Und häufig hatte er damit recht. Aber sein Können ging weit darüber hinaus. Jean konnte aufgrund von Kontobewegungen – einschließlich Kreditkartenabrechnungen – das gesamte Leben eines Menschen auslesen. Selbst wenn er nur ein paar Eckdaten besaß – Einkäufe, Daueraufträge –, verband er diese derart kunstfertig, dass Strich für Strich eine ganze Person entstand, nicht bloß ihre Kontur. Vor allem auch mit all ihren Schwächen. Dupin und er hatten schon in jungen Jahren zur »alten Schule« gehört, mit ihren »altmodischen Ideen und Methoden«. Wie Spürhunde nahmen sie Fährten auf, mit der Absicht, sich in ihre Gegner hineinzuversetzen, den ganzen Menschen zu verstehen, seine Eigenarten, Motive, Ängste. Was irgendwann als überholt oder gar antiquiert gegolten hatte. Dennoch: Bedeutungen zu finden und zu erkennen war die schärfste Waffe, die sie besaßen, so Dupins tiefe Überzeugung.

»Die letzten Wochen seines Lebens …«

Ein Lärm, ein tiefes Brummen, störte Odinots Satz. Dupin hatte die Kaffeemaschine eingeschaltet.

»Ich brauche nur schnell einen café, sprich weiter!«

»Die letzten Wochen seines Lebens verliefen anscheinend völlig normal. Auch bei seinem Aufenthalt in Cadbury. Er hat in South Cadbury im The Camelot gewohnt, ist fast jeden Abend in dasselbe Restaurant gegangen und ein paarmal mit dem Zug unterwegs gewesen, mehrere Male nach Aberystwyth, keine Ahnung, warum, das ist das Einzige, das wir nicht einordnen können. Vielleicht kennt er dort jemanden, einen Kollegen oder eine Kollegin. Ach ja, er hat sich in South Cadbury ein neues, teures Fernglas gekauft. Wir …«

Wieder das tiefe Brummen. In das Tässchen passte noch mehr. Dupin hatte eine zweite Kapsel eingesetzt.

»Anrufe, was ist mit Anrufen?«

»Die schon bekannten Telefonate mit Fabien Cadiou. Sonst nichts Bemerkenswertes, keine Gespräche in den letzten Monaten mit anderen Mitgliedern des Artus-Vorstandes. Wenn, dann haben sie per Mail kommuniziert.«

Das erste Tässchen war im Begriff überzulaufen. Dupin tauschte es gegen das zweite aus und drückte – nach Einlegen einer weiteren Kapsel – ein drittes Mal den Knopf.

»Ein Dreifacher?«

Statt einer Antwort ging die Maschine ein viertes Mal los. Auch in die zweite Tasse passten zwei Füllungen.

Dupin hatte die erste Tasse mit dem doppelten Espresso bereits am Mund. Schon der allererste Schluck tat unendlich gut.

»Gut«, sagte Jean fröhlich, »dann halt ein Vierfacher. Was immer du brauchst, es ist ja eine Sonderermittlung. – Von meiner Seite aus war es das auch schon für den Moment. Hast du noch …«

Abermals wurden sie abrupt unterbrochen, dieses Mal nicht von der Kaffeemaschine, sondern von einem heftigen Klopfen an der Tür. Und Riwals aufgeregter Stimme:

»Chef! Chef!«

»Ich telefoniere, Riwal. Was ist los?«

Dupin hatte die Tasse abgestellt und war zur Tür gegangen.

»Professor Terrier, der Wissenschaftler, Chef – tot.«

Im nächsten Moment hatte Dupin die Tür aufgerissen.

»Was?«

»Bastien Terrier. Erstochen.«

Riwal stand bedenklich aufgelöst vor ihm. Wahrscheinlich war er von dem Anruf aus dem Schlaf geholt worden.

Die Tür des Nachbarzimmers wurde hektisch geöffnet. Kadeg stürmte heraus, mit konfuser Miene.

»Was ist los?«

Riwal setzte ein drittes Mal an, Dupin war froh, dass er nunmehr in ganzen Sätzen formulierte:

»Bastien Terrier war heute Morgen joggen, im Wald hinter dem Hotel. Das tut er wohl regelmäßig. Dabei ist er erstochen worden. Ein anderer Jogger hat ihn gefunden. – Krankenwagen und Polizei sind schon vor Ort.«

Dupin war schlagartig hellwach.

»Er war joggen? Seine Frau ist gestern Nacht um ein Haar ermordet worden!«

»Vielleicht«, Riwal schien es nicht für allzu seltsam zu halten, »hat er sich damit ablenken wollen. Oder beruhigen. – Sport baut Stress nachgewiesenermaßen effektiv ab. Oder es ist ein Ritual. Rituale bauen auch Stress ab.«

Dupin verstummte. Er versuchte, sich zu sammeln. Riwal und Kadeg warteten.

Er hielt das Telefon zurück ans Ohr: »Jean, hast du alles gehört?«

»Ja, ich fasse es nicht!«

»Ich melde mich wieder.« Dupin drückte die Aus-Taste. Dann drehte er sich um und stürmte zurück in sein Zimmer.

»In drei Minuten unten«, rief er noch über die Schulter.

Die Tür schlug krachend zu.

Um genau eineinhalb Minuten später wieder aufzuschlagen.

Noch einmal fünfzehn Sekunden, und Dupin erreichte das Restaurant.

Er sah Nolwenn, die wach und frisch wirkte, ganz so, als befände sie sich in den Ferien. Sie beendete gerade ein Telefongespräch: »Sehr gut, ja. – Sie werden in einer Viertelstunde am Tatort eintreffen.«

Sie legte das Telefon zur Seite. »Aballain. Er ist auch schon unterwegs.«

Nolwenn war also bereits auf dem Laufenden – eine überflüssige Feststellung, denn das war sie immer, auf natürliche und, wenn es sein musste, so Dupins Verdacht, auch auf übernatürliche Weise.

»Na, der neue Tag fängt ja gut an. Wieder geht alles drunter und drüber.« Es lag echter Ingrimm...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2018
Reihe/Serie Kommissar Dupin ermittelt
Kommissar Dupin ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 7. Fall • Artus-Sage • Artus-Wald • Bannalec 7. Fall • Bong Krimi • Bretagne • Bretagne Krimi • Bretonische Verhältnisse • Brocéliande • Commissaire Dupin • Dupin Band 7 • frankreich-krimi • Frankreich Krimi • Frankreich Urlaub • Heiliger Gral • Kommissar Dupin • Krimi für Urlaub Frankreich • Krimi-Neuerscheinungen • Sophie Bonnet • tv-krimi • Urlaub • Wald von Brocéliande
ISBN-10 3-462-31884-5 / 3462318845
ISBN-13 978-3-462-31884-5 / 9783462318845
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