Bretonischer Stolz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kommissar Dupins vierter Fall
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30969-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bretonischer Stolz -  Jean-Luc Bannalec
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Bretonische Austern, Druiden und ein aufreibender Fall zwischen Schein und Sein: ein kurioser vierter Band der Krimi-Reihe von Jean-Luc Bannalec Am malerischen Fluss Belon, dort, wo die weltberühmten Austern gezüchtet werden, zwischen Klippen, Zauberwäldern und dem Atlantik, entdeckt eine eigensinnige alte Filmdiva kurz vor Ostern die Leiche eines Mannes. Nur wenig später erreicht Kommissar Dupin ein Anruf aus den sagenumwobenen Hügeln der Monts d'Arrée, um die sich Legenden von Feen und dem Teufel ranken. Auch dort wurde ein Toter gefunden. Doch niemand kennt seine Identität. Als sich herausstellt, dass die Spuren zu keltischen Brudervölkern, einer Sandraub-Mafia und rätselhaften Druiden-Kulten führen, ahnt der Kommissar: Dies wird sein aberwitzigster Fall. »Beim Lesen ist man sofort in allerschönster Ferienstimmung.« Christine Westermann, WDR5, über »Bretonisches Gold«

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Der zweite Tag


»Ja, definitiv – wir haben einen Toten, Monsieur le Commissaire. Eine Leiche. – Sie ist ganz ohne Zweifel da, warum fragen Sie?«

»Ist jemand bei ihr?« Dupin stand wie vom Donner gerührt, das Telefon fest ans Ohr gepresst.

»Ich. – Ich meine, ich bin bei ihr.«

»Haben Sie sie die ganze Zeit im Auge?«

»Ich stehe hier ein paar Meter von der Leiche entfernt, ich kann sie die ganze Zeit sehen«, dem Polizisten war Stress anzuhören. Stress und Ratlosigkeit.

»Ich möchte, dass die Leiche keine Sekunde unbeaufsichtigt bleibt. – Und wo, sagen Sie – wo liegt der Tote?«

»In den Monts d’Arrée. Fast unterhalb vom Roc’h Trévézel. Sie kennen sicher die D 785, die Höhenstraße, die an den Kämmen der Monts d’Arrée entlangführt – auf der anderen Seite, da, wo …«

»Das kann doch nicht wahr sein!«

Er kannte die Höhenstraße über die »Berge«, aber das war hundert Kilometer von Port Belon entfernt, ein Stück oberhalb von Quimper, tiefstes Inland. Eine vollkommen abgeschiedene Gegend, wo sich Fuchs und Hase – Tausende Füchse und Hasen – Gute Nacht sagten.

»Trägt er eine dunkelgrüne Jacke? Einen dunkelgrünen Mantel?«

»Eine dunkelgrüne Jacke?«, die Verzweiflung im Ausdruck des Polizisten – ein Gendarm aus Sizun – steigerte sich. »Nein, er trägt eine beige Jacke, die voller Blut ist. Und zerrissen. Eine Jeans. Braune Lederschuhe oder Sneakers.«

»Kurze, dunkelbraune Haare? Verletzungen am Oberkörper?«

»Er hat – er hat überall Verletzungen, Monsieur le Commissaire. Der Tote ist schrecklich entstellt. Er liegt genau unter einer der steilen Kuppen. Er wird da runtergestürzt sein. – Aber da ist noch etwas«, der Polizist machte eine Pause.

»Was?«

»An seinem Hals sind schlimme Hämatome zu sehen. Der Arzt meint, er könnte erwürgt worden sein. Vor dem Sturz. Er ist sich auf alle Fälle sicher, dass die Hämatome nicht von dem Sturz stammen. – Es sieht nicht nach einem Unfall aus.«

»Erwürgt?«

Es war alles nicht zu fassen. Dupin wartete keine Antwort ab.

»Was ist das für ein Arzt, von dem Sie da sprechen?«

»Unser Hausarzt aus Sizun. Er ist direkt mit uns gekommen. Vorsichtshalber. Der Mann hätte ja auch noch leben können. Ein sehr guter Arzt, achtzig, aber topfit.«

»Und er ist sich sicher mit den Hämatomen? Jetzt schon?«

Von Gerichtsmedizinern war immer bloß zu hören, dass es vor dem Abschluss der Obduktion keinerlei Aussagen geben würde.

»Ja, vollkommen. Wollen Sie ihn selbst sprechen?«

»Nein, nein. – Und die kurzen, dunkelbraunen Haare?«

»Sie – sie sind nicht lang, würde ich sagen – was meinen Sie mit kurz? So richtig geschoren?«

»Normal kurz.«

»Könnte sein. – Und blond oder rot sind die Haare jedenfalls nicht. Es ist schwer zu sehen, weil sie voller Blut sind und der Kopf überhaupt schwer …«

»Und es gibt nichts, das ihn identifiziert?«

In den Hosen- und Jackentaschen ist nichts. Es sieht so aus, als hätte jemand dafür gesorgt, dass nichts mehr zu finden ist.«

»Auf welches Alter schätzen Sie ihn?«

»Oh – auch das ist schwer zu sagen. Mitte sechzig vielleicht. Wie gesagt: Die Leiche ist in einem schlimmen Zustand.«

»Woher kommt der offizielle Gerichtsmediziner?«

»Eine Gerichtsmedizinerin. Aus Brest. Sie müsste bald da sein.«

Dupin war fast bei seinem Citroën angekommen. Der Anruf hatte ihn auf dem Weg von seinem Appartement ins Amiral erreicht. Stante pede war er zu seinem Wagen marschiert, der wie immer auf dem großen Platz direkt am Hafenbecken stand – alle offiziellen Vorschriften ignorierend, die für die Polizei das verbindliche Parken auf den exklusiven Flächen des Kommissariats vorsahen.

»Ich muss so schnell, wie es irgend geht, den Todeszeitpunkt wissen. Ob er gestern um sechzehn, siebzehn Uhr gestorben ist. Und ob sich an seiner Kleidung oder an seinen Haaren irgendetwas befindet, das nicht von dem Ort stammt, wo er liegt. Erde, Gras, was auch immer.«

Konnte es tatsächlich mit einem Mal um zwei Leichen gehen? Um zwei – höchstwahrscheinlich – ermordete Männer? Wenn Madame Bandols Aussage stimmte, Dupin ging zwar auch heute Morgen immer noch davon aus – aber natürlich konnte es bisher keinesfalls als vollkommen sicher gelten, trotzdem, wenn es stimmte, dann wäre es absurd: zwei Kapitalverbrechen, zwei Morde innerhalb von nur zwölf Stunden im südlichen Finistère? Hier fehlte eine männliche Leiche, dort wurde plötzlich eine gefunden, wenn auch hundert Kilometer entfernt. Selbstverständlich lag die Überlegung nahe, dass die Leiche in den Monts d’Arrée die verschwundene Leiche aus Port Belon war.

Die Monts d’Arrée waren eine extrem einsame Gegend, ein guter Ort also, um einen Toten verschwinden zu lassen. Auf der anderen Seite: Es gab auch extrem einsame Orte in der Umgebung von Port Belon, nähere Orte – vor allem den einen, noch viel sichereren: den Atlantik. Aber vielleicht gab es Gründe für den Ort, die sie einfach noch nicht kannten. Oder es handelte sich wirklich um eine zweite Leiche.

»Ich werde der Gerichtsmedizinerin alles ausrichten, sobald sie da ist.«

»So ein Scheiß«, Dupin war noch in Gedanken gewesen.

Der Polizist schien – verständlicherweise – nicht zu wissen, was er erwidern sollte. Dupin nahm den Faden wieder auf.

»Wer hat den Mann gefunden? Und warum so früh?«

Es war gerade Viertel nach acht.

»Eine Gruppe von Wanderern. Eine organisierte Tour, mit einem Guide. Zwölf Leute. Sie sind schon um sieben Uhr in Sizun aufgebrochen. Sie wollten auf den Gipfel. Und dann weiter zum Lac Saint-Michel. Die Wandersaison beginnt hier gerade.«

Dupin wusste, wie hoch der Roc’h Trévézel war: dreihundertvierundachtzig Meter, die höchste Erhebung der Bretagne, er musste immer schmunzeln, wenn von einem »Gipfel« gesprochen wurde, selbst wenn der Hügel Richtung Westen, Richtung Atlantik, steil abfiel. Vor allem, weil Dupin echte Gipfel kannte. Echte Berge. Der Heimatort seines Vaters lag auf siebenhundert Metern, am Rande der Alpen, in weniger als einer halben Stunde war man dort auf zweitausend Metern, noch ein wenig weiter dann auf alpinen dreitausend Metern und höher.

»Und er lag mitten auf einem Wanderweg?«

»Nein. Auf einem Felsen abseits des Weges. Und es ist ohnehin nur ein schmaler, wenig ausgetretener Pfad. Einer aus der Gruppe wollte fotografieren und ist vom Weg ab, er hat die Leiche entdeckt. Wie schon gesagt, genau unterhalb einer Steilwand. Das sind sicher hundertfünfzig Meter, die es da runtergeht. Er wird gestürzt sein beziehungsweise heruntergeworfen worden sein. – Immerhin war er da ja wahrscheinlich schon tot.«

»Ein Einheimischer hätte gewusst, dass dort ein Weg verläuft?«

»Ja.«

»Steht irgendwo ein Auto in der Nähe?«

»Nein.«

»Kein dunkles? Oder rotes?«

»Nein.«

»Wie ist der Mann dahingekommen?«

»Das können wir noch nicht sagen. – Mein Kollege ist oben auf dem Kamm. Er sucht nach Spuren. Vielleicht erfahren wir so mehr. Er ist sehr gut im Spurensuchen.«

Dupin hatte seinen Citroën erreicht.

»Ich werde«, er blickte auf die Uhr, »um kurz nach neun da sein, denke ich. Sobald die Gerichtsmedizinerin irgendetwas sagen kann, soll sie mich anrufen. – Und«, das war ihm gerade noch eingefallen, »machen Sie ein Foto von der Leiche mit Ihrem Handy, seitlich von oben, und schicken Sie es meiner Assistentin. Umgehend.«

Sie würden es Madame Bandol zeigen. Ihr Gedächtnis verhielt sich zuweilen äußerst willkürlich, plötzlich und punktuell, aber deswegen war es auch jederzeit für eine Überraschung gut. Auch wenn es eine schwache Hoffnung war: Sie mussten alles versuchen.

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Dupin auf.

Es war abstrus. Eine Reihe von abstrusen Ereignissen, die gestern im Océanopolis bei den Pinguinen begonnen hatte. Und nicht abriss. Dupin glaubte fest an das Prinzip der »Ballungen«. Immer schon. Wenn außerordentliche Ereignisse auftraten, egal ob gute, schlimme, lustige oder eben abstruse, dann geschahen mehrere hintereinander, sie blieben ungern alleine.

Ein bisschen abstrus war auch Claires so überraschende wie geheimnisvolle Mitteilung gewesen, die sie ihm heute Morgen am Telefon gemacht hatte, als sie ihn um sieben Uhr geweckt hatte. Dupin solle sie heute am frühen Abend in Quimper treffen. »So ungefähr um achtzehn Uhr«. Sie würde sich noch melden, um zu sagen wo. Er hatte zuerst gedacht, sie mache einen Witz. Es war auch deswegen rätselhaft, weil »ungefähr um achtzehn Uhr« gar kein Zug aus Paris ankam. Der TGV traf um 16 Uhr 45 oder 18 Uhr 45 ein. Dupin hoffte, dass er die Verabredung einhalten konnte. Jetzt, da es definitiv eine Leiche gab.

 

 

 

 

Es war eine unwirkliche Landschaft, schroff, bizarr, wild, wie in einem düsteren Märchen. Der perfekte Ort für fantastische Imaginationen, Erzählungen und Legenden, und tatsächlich gab es sie hier in übergroßer Zahl. Die ideale Wohnstätte für Druiden, Zauberer, Feen, Zwerge und andere Wunderwesen. Unheimlich, ganz und gar ungastlich für arme Menschenkinder. Ein Setting für überwältigende Fantasyfilme, Szenen um Frodo, Gandalf und die Gefährten hätten hier gedreht werden können.

Die Monts...

Erscheint lt. Verlag 17.6.2015
Reihe/Serie Kommissar Dupin ermittelt
Kommissar Dupin ermittelt
Zusatzinfo 2 farbige Karten
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 4. Fall • Austern • Bannalec • Bannalec 4. Band • Belon-Austern • Bestseller • Bretagne • Bretagne Krimi • Bretonische Austern • Bretonische Brandung • Bretonisches Gold • Bretonische Verhältnisse • Druiden • Druiden-Kult • Dupin • Dupin vierter Fall • Ermittler • Ferienstimmung • Fluss Belon • Frankreich-Bretagne • Frankreich Krimi • Jean-Luc Bannalec • Kelten • Kommissar • Kommissar Dupin • Krimi • Krimi für den Urlaub in Frankreich • Krimi-Reihe • Männer-Leichen • Monts d’Arrée • Reihe • Sandraub-Mafia • Urlaubslektüre Frankreich • Verfilmung
ISBN-10 3-462-30969-2 / 3462309692
ISBN-13 978-3-462-30969-0 / 9783462309690
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