Talon - Drachenzeit (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16568-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Talon - Drachenzeit -  Julie Kagawa
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Drachen: gefährlich, magisch, unwiderstehlich!
Strand, Meer, Partys - einen herrlichen Sommer lang darf Ember Hill das Leben eines ganz gewöhnlichen kalifornischen Mädchens leben! Danach muss sie in die strenge Welt des Talon-Ordens zurückkehren - und kämpfen. Denn Ember verbirgt ein unglaubliches Geheimnis: Sie ist ein Drache in Menschengestalt, auserwählt, um gegen die Todfeinde der Drachen, die Krieger des Geheimordens St. Georg, zu kämpfen.

Garret ist einer jener Krieger, und er hat Ember sofort als Gefahr erkannt. Doch je näher er ihr kommt, umso mehr entflammt er für das ebenso schöne wie mutige Mädchen. Und plötzlich stellt er alles, was er je über Drachen gelernt hat, infrage ...

Schon in ihrer Kindheit galt Julie Kagawas große Leidenschaft dem Schreiben. Nach Stationen als Buchhändlerin und Hundetrainerin machte sie ihr Interesse zum Beruf. Mit ihren Fantasy-Serien »Plötzlich Fee« und »Plötzlich Prinz« wurde sie rasch zur internationalen Bestsellerautorin. In ihrer neuesten Erfolgsserie »Plötzlich Rebell« erzählt sie von einer magischen Liebe, die nicht sein darf. Julie Kagawa lebt mit ihrem Mann in Louisville, Kentucky.

 

Ember

»Ember, wann sind eure Eltern gestorben, und was hat ihren Tod verursacht?«

Mit einem unterdrückten Stöhnen riss ich mich vom Anblick des idyllischen Crescent Beach los, das hinter dem getönten Autofenster in strahlendem Sonnenschein vorbeizog. Die Luft in der schwarzen Limousine war kalt und muffig, und blöderweise hatte der Fahrer die Kindersicherung aktiviert, sodass sich das Fenster nicht öffnen ließ. Seit Stunden hockten wir nun schon im Auto, und ich konnte es kaum erwarten, dieses rollende Gefängnis zu verlassen und endlich wieder die Sonne zu spüren. Hinter der Scheibe erstreckte sich die von Palmen gesäumte Straße mit ihren hübschen Häusern. Auf dem Bürgersteig standen ausgebleichte Buden, in denen man Snacks, T-Shirts, Surfbrettwachs und vieles mehr kaufen konnte. Und direkt hinter dem Asphalt und einem breiten Streifen aus weichem weißem Sand schimmerte der Pazifische Ozean wie ein riesiges türkises Juwel, lockte mich mit seinen schaumgekrönten Wellen und zahllosen Sonnenanbetern, die munter in dem funkelnden Wasser herumplanschten.

»Ember? Hast du zugehört? Bitte beantworte die Frage.«

Seufzend ließ ich mich in den kalten Ledersitz zurück­fallen. »Joseph und Kate Hill wurden bei einem Autounfall getötet, als wir sieben Jahre alt waren«, leierte ich herunter und bemerkte, wie der Fahrer mich im Rückspiegel mit regloser Miene musterte. Neben ihm nickte Mr. Ramsey bestätigend.

»Weiter.«

Unruhig zupfte ich am Sicherheitsgurt. »Sie hatten sich ein Musical am Broadway angesehen, West Side Story«, fuhr ich fort, »und wurden auf dem Heimweg von einem betrunkenen Fahrer gerammt. Mein Bruder und ich kamen zu unseren Großeltern, bis Opa Bill irgendwann an Lungenkrebs erkrankte und sich nicht länger um uns kümmern konnte. Deshalb sind wir hierhergekommen, wo wir bei unserer Tante und unserem Onkel leben werden.« Wieder spähte ich sehnsüchtig aus dem Fenster und beobachtete neugierig zwei Menschen, die auf Surfbrettern durch die Wellen glitten. Ich war noch nie gesurft; in unserem staubigen kleinen Nest mitten in der Wüste war das auch schwierig. Doch es sah so aus, als könnte es fast so viel Spaß machen wie Fliegen. Obwohl ich stark bezweifelte, dass irgendetwas mit dem Gefühl mithalten konnte, durch die Luft zu gleiten und den Wind im Gesicht und unter den Flügeln zu spüren. Keine Ahnung, wie ich es einen ganzen Sommer lang aushalten sollte, ohne mich einmal in die Luft zu erheben. Die Menschen haben Glück, dachte ich, während das Auto weiterfuhr und die Surfer hinter uns ließ. Sie wussten wenigstens nicht, was ihnen entging.

»Gut«, murmelte Mr. Ramsey geistesabwesend. Vor meinem inneren Auge sah ich regelrecht, wie er auf das Tablet, seinen ständigen Begleiter, starrte und durch unsere Akten und Hintergrundgeschichten scrollte. »Dante, was sind die eigentlichen Ziele eures Aufenthaltes in Crescent Beach?«

Gelassen zog sich mein Zwillingsbruder die Kopfhörer aus den Ohren und drückte das Pausesymbol auf seinem iPhone. Zu seinen verblüffendsten Fähigkeiten gehörte wohl, dass er bei Musik oder Fernsehen völlig abschalten konnte und trotzdem noch merkte, was um ihn herum passierte. Mir fehlte diese Gabe. Wenn es in meiner Nähe auch nur die kleinste Ablenkung gab, mussten meine Lehrer mir schon einen Klaps auf den Kopf versetzen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. »Beobachten und anpassen«, erklärte er ungerührt. »Lernen, wie man mit Menschen umgeht, wie man ein Mensch ist. Eingliederung in ihre sozialen Strukturen, bis sie glauben, wir wären genau wie sie.«

Genervt verdrehte ich die Augen. Als er meinen Blick bemerkte, zuckte er kurz mit den Schultern. Dante und ich waren keine echten Zwillinge, zumindest nicht im engeren Sinne des Wortes. Ja, wir waren gleich alt. Ja, wir sahen uns sehr ähnlich, hatten die gleichen extrem roten Haare und grünen Augen. Und wir waren schon zusammen, solange ich denken konnte. Aber wir entstammten nicht demselbem Schoß. Eigentlich entstammten wir gar keinem Schoß. Wir waren Brutgeschwister, was immer noch höchst ungewöhnlich war, da unsere Spezies normalerweise immer nur ein Ei legte. Dadurch galten wir als Kuriosität, sogar unter unseresgleichen. Aber Dante und ich waren zeitgleich geschlüpft, waren zusammen aufgezogen worden, und für mich und den Rest der Welt war er mein Zwilling, mein Bruder und mein einziger Freund.

»Mmmm.« Anscheinend war Mr. Ramsey zufrieden damit, dass wir die erfundene Hintergrundgeschichte, die man uns derart eingeimpft hatte, dass ich sie selbst im Schlaf noch aufsagen konnte, nicht vergessen hatten. Also tippte er weiter auf seinem Tablet herum, und ich starrte wieder aus dem Fenster.

Als wir von der Hauptstraße in ein Viertel mit eindrucksvollen, in Weiß und Rosa gehaltenen Villen ­abbogen, blieb der funkelnde Ozean hinter uns zurück. Rechts und links waren ausschließlich perfekt gepflegte Rasenflächen und noch mehr Palmen zu sehen. Einige der Anwesen waren so gigantisch groß, dass ich sie fassungslos anstarrte. Derart große Häuser kannte ich nur aus dem Fernsehen und aus einem Dokumentarfilm, den unsere Lehrer uns gezeigt hatten, als wir Jahre zuvor erstmals gelernt hatten, was es mit den Menschen auf sich hatte: Wo sie lebten, wie sie sich verhielten, Umgangsformen, Familienstrukturen, Sprache – einfach alles hatte man uns beigebracht.

Und nun würden wir unter ihnen leben.

Ein nervöses Kribbeln breitete sich in mir aus und machte mich nur noch ungeduldiger. Ich wollte raus, wollte mir die Dinge hinter der Scheibe ansehen, sie anfassen, berühren, sie endlich erleben. Bis jetzt hatte sich meine Welt auf eine weit verzweigte unterirdische Einrichtung beschränkt, die ich nie von außen gesehen hatte, und auf eine Privatschule mitten im Großen Becken von Nevada, wo es in einem Umkreis von mehreren Kilometern niemanden gab außer meinem Bruder und den Lehrern. Sicher, geschützt, abgeschirmt vor neugierigen menschlichen Blicken … und wahrscheinlich der langweiligste Ort auf dem gesamten Planeten. Wieder rutschte ich unruhig auf der Rückbank herum und stieß ­dabei versehentlich gegen die Lehne des Beifahrersitzes.

»Ember.« Mr. Ramsey klang gereizt. »Sitz still.«

Mit finsterer Miene lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sitz still, beruhige dich, sei leise. Wie oft hatte ich diese drei Befehle schon gehört? Es war mir schon immer schwergefallen, längere Zeit stillzusitzen, auch wenn meine Lehrer alles versucht hatten, um mir »ein wenig Geduld« einzubläuen. Geduld, hatte der langweilige Mr. Smith mir mehr als einmal erklärt, ist eine Tugend, die besonders für unseresgleichen von Vorteil ist. Die besten Pläne entstehen nicht über Nacht. Du verfügst über Zeit im Übermaß, ein wahres Privileg: Zeit, um nachzudenken, zu planen, Einschätzungen vorzunehmen und schließlich zu sehen, wie deine Ideen Früchte tragen. Talon existiert seit Jahrhunderten und wird fortbestehen, weil man hier den Wert der Geduld erkannt hat. Wozu also diese vermaledeite Hektik, Nestling?

Bei der Erinnerung daran verdrehte ich wieder die Augen. Die »vermaledeite Hektik« kam daher, dass ich kaum Zeit für mich hatte. Sie wollten, dass ich stillsaß, zuhörte, lernte und mich ruhig verhielt, während ich rennen, schreien, springen und fliegen wollte. Mein Leben bestand nur aus Regeln: Tu dies nicht, mach das nicht, sei um eine bestimmte Zeit zurück, halte dich strikt an die Anweisungen. Je älter ich wurde, desto schlimmer war es geworden. Selbst das kleinste Detail meines Lebens war reglementiert und vorausgeplant – irgendwann war ich kurz davor, einfach zu explodieren. Nur eine einzige Sache hatte mich durchhalten lassen und dafür gesorgt, dass ich nicht völlig wahnsinnig wurde: die Aussicht auf meinen sechzehnten Geburtstag. Denn an diesem Tag würde ich meinen »Abschluss« an der Akademie im Niemandsland machen und – falls man mich für bereit hielt – in die nächste Phase meines Trainings einsteigen. Also hatte ich alles dafür getan, für bereit befunden zu werden, und es hatte sich wohl ausgezahlt, denn jetzt waren wir hier. Beobachten, assimilieren, einfügen, so lau­tete unsere offizielle Mission. Mich interessierte allerdings nur, dass ich endlich die Schule und Talon verlassen konnte. Dass ich endlich jene Welt zu Gesicht bekam, die ich mein Leben lang studiert hatte.

Irgendwann bog die Limousine in eine Sackgasse ein, in der zwar kleinere, aber dadurch nicht weniger elegante Villen standen, und blieb vor einer Auffahrt stehen, die ziemlich genau auf halber Höhe der Straße lag. Aufgeregt spähte ich nach draußen und musste unwillkürlich grinsen, als ich sah, wo wir nun auf unbestimmte Zeit zu Hause sein würden.

Ein kleiner, sorgfältig gemähter Vorgarten mit einer niedrigen Hecke und einer Palme, die von einem Ziegelmäuerchen umgeben war. Das Haus war in einem fröh­lichen Butterblumengelb gestrichen und mit dunkelroten Ziegeln gedeckt. In den großen Fenstern im Obergeschoss spiegelte sich die tief stehende Sonne, und über der Haustür spannte sich ein Rundbogen, was mich irgendwie an ein Schloss erinnerte. Aber der schönste Anblick bot sich in einer Lücke zwischen unserem und dem Nachbarhaus. Als ich das silbrig glänzende Wasser sah, machte mein Herz einen kleinen Sprung; offenbar reichte das Meer bis an unseren Garten heran.

Am liebsten hätte ich die Wagentür aufgerissen, wäre rausgesprungen und über die Dünen bis zum Ozean...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2015
Reihe/Serie Talon-Serie
Übersetzer Charlotte Lungstrass-Kapfer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Talon's Chosen - The Talon Saga Book 1 -
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 13 • ab 14 • Abenteuer • Drachen • eBooks • Erste Liebe • Fantasy • Highschool • Jugendbuch • Kalifornien • Romantik • Young Adult
ISBN-10 3-641-16568-7 / 3641165687
ISBN-13 978-3-641-16568-0 / 9783641165680
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