Song of Silver - Das verbotene Siegel (Song of Silver 1) -  Amélie Wen Zhao

Song of Silver - Das verbotene Siegel (Song of Silver 1) (eBook)

Spiegel-Bestseller
(Band 1:) Das verbotene Siegel
eBook Download: EPUB
2024
528 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-5695-7 (ISBN)
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Ein Mädchen. Eine verborgene Macht. Und ein Magier, der ihr Leben für immer verändern wird ... Lan hat alles verloren: ihren alten Namen, ihr Zuhause, ihre Mutter. Seit Besatzer ihr Volk unterdrücken, verdient sie ihr Geld als Sängerin. Als eines Tages der Mann auftaucht, der ihre Mutter getötet hat, flieht Lan und rennt dabei in die Arme von Zen. Zen ist einer der letzten Magier, die die Macht des Qì beherrschen, die von den Besatzern verboten wurde. Gemeinsam entdecken sie Lans verborgenen Kräfte, die das gesamte Königreich erschüttern könnten ... Der epische Auftakt einer packenden Romantasy-Dilogie! Band 1: Song of Silver - Das verbotene Siegel Band 2: Dark Star Burning - Das letzte Kaiserreich

Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und wuchs in Peking in einer internationalen Gemeinschaft auf. Ihre multikulturelle Erziehung hat ihr eine tiefe Liebe zu globalen Angelegenheiten und interkulturellen Perspektiven eingepflanzt. Diese Leidenschaft möchte sie in ihre Geschichten einfließen lassen, und sie entwirft Charaktere aus Königreichen, die in verschiedenen Ecken der Welt liegen. Sie besuchte die Universität in New York City, wo sie heute lebt. Amélie ist die Autorin der Blood Heir-Reihe: Blood Heir, Red Tigress, und Crimson Reign, sowie Song of Silver, Flame Like Night.

Kapitel 2


Im Leben glüht das Qì und bewegt sich wie Yáng; im Tod erkaltet es und ist still wie Yin. Ein Körper mit einem ruhelosen Qì weist auf eine ruhelose Seele hin.

Chó Yun, Kaiserlicher Geisterbeschwörer, Klassiker des Todes

Der Laden war völlig zerstört, und in der Nachtluft lag der stechende Gestank nach einem Metall-Mirakel, nach der Magie der Elantiner.

Zen stand in den Schatten der verfallenen Häuser in einer Gasse von Haak’gong und kämpfte mit dem Entsetzen über das Ausmaß der Zerstörung nur wenige Schritte vor ihm. Während der ersten Zyklen nach der Eroberung war ein solcher Anblick weder unerwartet noch ungewöhnlich gewesen, aber mit einer so deutlichen Zurschaustellung von Gewalt und Übermacht in dem sogenannten Kronjuwel des elantinischen Herrschaftsgebiets hatte er nicht gerechnet. Er nahm diese Mahnung fast persönlich: Die Elantiner statuierten zu gerne ein Exempel an Hin-Verrätern und Rebellen und schrieben ihre Botschaft, dass es keine Hoffnung gab, dass Widerstand keinen Sinn hatte, in Blut und Knochen.

Zen hatte ihnen beinahe geglaubt.

Er zögerte nur kurz, ehe er die Handschuhe abstreifte. Die Luft war kühl an seinen Fingern, Wind und Feuchtigkeit strichen über seine Haut. Er spürte auch das Feuer der Kerzen, die hier in diesem Distrikt brannten – die Menschen waren zu arm, um sich das alchemistische Licht der Elantiner leisten zu können –, und die Erde, die seinen Füßen festen Halt gab; dazu das Metall und das Holz im Gerüst der Häuser dieser Straße.

Keine andere Störung in dem Fluss der Energie – dem Qì – in seiner Nähe.

Zen straffte die Schultern und trat auf die Straße hinaus. Mit drei langen Schritten stand er vor der Ladentür, deren altes, verrottetes Holz mühelos zerschlagen worden war. Die Abendglocken waren gerade verklungen, was bedeutete, dass die Feiern zum Zwölften Zyklus gleich beginnen würden. Die ranghöchsten Beamten des südlichen Außenpostens der Elantiner würden sich in dem vornehmsten Distrikt von Haak’gong versammeln, während Soldaten die Straßen durchstreiften.

Zen hatte vor ihnen nichts zu befürchten. In seinem langen schwarzen Caban-Mantel, der Tellermütze und diesen furchtbaren Halbstiefeln aus Lackleder sah er aus wie ein Hin-Händler im Dienst der Elantiner.

Die Einzigen, denen Zen aus dem Weg gehen musste, waren die Hexer.

Er schaute sich in der Gasse um, sah und spürte nichts und betrat den kleinen Laden.

Alles war voller Blut. Er spürte es, sobald die Strömungen des Qì ihn erreichten – Wasser und Metalle waren die Bestandteile des Bluts, durchzogen von Yīn: die Seite des Qì, die Kälte, Dunkelheit, Zorn und Tod bedeutete. Der Gegensatz zu Yáng, das für Wärme, Licht, Freude und Leben stand.

Yīn und Yáng, die zwei Hälften von allem Qì, zwei Seiten einer Münze, die sich ständig veränderten, sich ständig ineinanderschoben in einem unendlichen Kreislauf der Balance. Wärme zu Kälte, Licht zu Dunkelheit … und Leben zu Tod.

Problematisch wurde es erst, wenn das Ganze aus dem Gleichgewicht geriet.

Er bahnte sich seinen Weg durch die Trümmer: Holzsplitter von umgeworfenen Regalen, zerborstene Bodendielen, die das Fundament darunter freilegten. Er entdeckte einige Gegenstände in dem Chaos: ein Pinsel aus Pferdehaar mit zerbrochenem Griff, die zwei Hälften einer Drachenfigur, ein Fächer, gebogen wie ein Flügel. Gegenstände, die für die Hin eine Bedeutung hatten, von den Elantinern zerstört, ohne mit der Wimper zu zucken.

Zen atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und wandte sich der Gestalt am Boden zu. Er betrachtete den Leichnam, dessen Glieder in seltsamen Winkeln vom Körper abstanden, der Mund vor Überraschung oder in hilflosem Flehen leicht geöffnet. Der Ladenbesitzer war ein alter Mann gewesen: Altersflecken sprenkelten seine Stirn, weißes Haar glänzte im Mondlicht. Zen spürte eine ungesunde Nässe in den Lungen des Mannes – vermutlich eine Krankheit, die von der feuchten Luft des Südens herrührte.

Zen unterdrückte die Wut, die ihn zu überrollen drohte. Er klärte seinen Geist und rief sich die Lehre seines Meisters in Erinnerung. Besänftige den Sturm deiner Gefühle. Auf einem aufgewühlten Ozean kann man nicht segeln. Er musste den Leichnam lediglich als Hinweis betrachten, als ein Puzzle, das auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt werden wollte.

Alter Wei, dachte er und betrachtete den toten Mann mit nüchterner Genauigkeit. Was ist geschehen?

Der Ladenbesitzer war ein Kontaktmann, den Zen nach monatelanger Suche aufgetrieben hatte. Er hatte erfahren, dass der Mann mit Schmuggelware handelte – mit Gegenständen, die von den Elantinern verboten worden waren, und mit Wissen, das laut Gesetz nur Auserwählten vorbehalten war.

Zen war aus einem einzigen Grund hier: wegen des Handelsbuchs, in dem die Metalleinkäufe der Regierung verzeichnet waren – der Schlüssel zum Verständnis der elantinischen Truppenbewegungen. In den vergangenen zwölf Zyklen hatten die Eroberer die Zentralebene unbeachtet gelassen – eine riesige, wilde Region des Letzten Kaiserreichs – und stattdessen ihre Stützpunkte in den wichtigsten Handelszentren an der Ost- und Südküste ausgebaut.

Seit einigen Monaten hatte sich etwas verändert: Die typischen elantinischen Metallrüstungen waren in den Bambuswäldern gesichtet worden, in die sie tiefer als je zuvor vorgedrungen waren, und Truppen wurden in den südlichen Außenposten der Elantiner verlegt. Dies war der Grund für Zens Nachforschungen.

Und jetzt war sein Kontaktmann tot.

Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Glut aus Zorn und Enttäuschung an. Eine so weite Reise, so viel kostbare Zeit – für nichts. Die Elantiner hatten nicht nur einen wertvollen Informanten beseitigt und dadurch ihn und seine Schule weit zurückgeworfen, sondern sie hatten auch – in den Augen der Hin – das schlimmste aller Verbrechen begangen: den Mord an einem Alten.

Plötzlich merkte er, dass an dem Geruch, den dieser Ort verströmte, etwas nicht stimmte. Elantinische Magie roch nach verbranntem Metall, weil die Hexer die alchemistische Macht von Metallen einsetzten, um ihre Zauber zu wirken. Aber unterschwellig nahm er noch etwas anderes wahr, ein schwaches Aroma. Etwas, das ihm beinahe vertraut war.

Zen griff in den schwarzen Seidenbeutel, den er stets an seinem Gürtel trug, und holte zwei Räucherstäbchen heraus. Er atmete tief ein, legte seinen Zeigefinger auf die Spitzen der Stäbchen und malte damit das Siegel für Hitze in die Luft. Sein Finger bewegte sich schnell, geübt und präzise, wie der Pinsel eines Kalligrafen – nur dass kein gewöhnlicher Kalligraf das Zeichen, das er malte, verstanden hätte.

In dem Moment, in dem das Ende der kreisförmigen Linie auf ihren Anfang traf, spürte er, wie sich das Qì ringsum veränderte: Konzentriertes Feuer wirbelte in das leuchtende Siegel vor seinen Augen und entzündete sich an den Spitzen der Räucherstäbchen, die kurz rot aufleuchteten, ehe grauer Rauch sich emporkräuselte.

All dies geschah in einem einzigen Augenblick.

Zen hielt die Räucherstäbchen in Richtung des Leichnams, direkt über das Herz des alten Mannes.

Erst passierte nichts. Doch dann, in dem silbern flimmernden Licht des Mondes, das durch die zerrissenen Papierfenster fiel, änderte der Rauch seine Richtung. Statt stetig nach oben zu ziehen, glitt er auf Zen zu, wich von dem Leichnam zurück, als wollte er vor ihm … fliehen.

Zen beugte sich vor und inhalierte den Rauch. Er war warm und duftete nach Sandelholz und ganz leicht nach zerstoßenem Bambus. Aber darunter, wie ein Schatten, der sich an das Licht klammerte, hing ein merkwürdiger Geruch. Er war bitter und er hatte ihn fälschlicherweise für elantinische Magie gehalten.

Aber … nein, diese Spur stammte nicht von einem königlichelantinischen Hexer.

Langsam atmete Zen aus und musterte den Leichnam mit leichter Beunruhigung. Die Hin verbrannten Räucherwerk für ihre Toten, aber die Wurzel dieses Brauchs war schon vor langer Zeit in Vergessenheit geraten, getilgt von den Seiten der Geschichtsschreibung. Lange vor Beginn des Letzten Kaiserreichs, als der Drachenkaiser die Magie nur noch innerhalb der Grenzen seines Hofs erlaubte und alles darüber hinaus auslöschte, hatten die Eingeweihten Räucherwerk benutzt, um Yīn und Yáng zu unterscheiden. Yáng, die Energie der Sonne, der Hitze, des Lichts und des Lebens, zog Rauch an. Yīn, die Energie des Mondes, der Kälte und der Dunkelheit, des Todes, stieß ihn ab.

Bei den meisten Leichen war das Qì ausgeglichen, aber in dem Körper des alten Wei herrschte der Gestank von Yīn vor.

Obgleich die abergläubische Landbevölkerung anderer Meinung war, lag in der Yīn-Energie nichts Falsches. Sie war eine Notwendigkeit, die andere Seite der Medaille, aus der Qì gemacht war.

Problematisch wurde es erst dann, wenn die Yīn-Energie...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2024
Übersetzer Alexandra Ernst
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-8458-5695-5 / 3845856955
ISBN-13 978-3-8458-5695-7 / 9783845856957
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