Tessa Jones (Band 1) - Wie zum Hades beschützt man eine Göttin? (eBook)

Jugendbuch mit griechischen Göttern und einer starken weiblichen Hauptfigur ab 12

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Karibu (Verlag)
978-3-96129-414-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tessa Jones (Band 1) - Wie zum Hades beschützt man eine Göttin? -  Lovis Meyer
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Irgendwie schafft es Tessa Jones nie, im richtigen Moment den Mund zu halten. Muss sie deshalb im Olympos hinten in der Küche stehen? Sie traut ihren Augen nicht, als sie dort beobachtet, wie die schöne Helena einfach in einem Kühlschrank verschwindet. Tessa folgt ihr und findet sich inmitten einem Haufen alter Tempel wieder: im antiken Olymp. Als ihre Mutter endlich mit einem gut gehüteten Familiengeheimnis herausrückt, kann es Tessa kaum fassen. Sie erfährt, dass es nicht nur um ihr eigenes Schicksal geht, sondern gleich das der ganzen mythologischen Götter. Was in aller Unterwelt soll sie jetzt tun?

Lovis Meyer lebt mit ihren Tieren auf einem alten Hof und schreibt schon immer Geschichten. Neben dem Schreiben läuft Lovis einige Marathons im Jahr und kocht in ihrer Freizeit Instagram-Rezepte nach. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Heiko Wolz, geboren 1977, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Unterfranken auf dem Land. Er hat über 30 Romane für Kinder und Jugendliche veröffentlicht, erhielt u.a. das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und war für den Oldenburger Jugendbuchpreis nominiert. Mehrere Wochen im Jahr ist er unterwegs, um Kinder in Schulen und Bibliotheken für das Lesen zu begeistern. Lovis Meyer lebt mit ihren Tieren auf einem alten Hof und schreibt schon immer Geschichten. Neben dem Schreiben läuft Lovis einige Marathons im Jahr und kocht in ihrer Freizeit Instagram-Rezepte nach. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Kapitel 1


Tod und Verwesung, Thunfisch und Ei


Ich bin tot, so was von tot.

»He, pass doch auf!«, ruft ein Typ im Anzug mir nach, als ich an ihm vorbei die Stufen der Broadway Station hinabspringe. Bestimmt ein Anwalt auf dem Weg zu einem Termin. Dass er genervt ist, überrascht mich nicht. Der herbstliche Oktoberhimmel spannt sich nach einem Regenschauer am Morgen so blau über die Stadt, als wolle er dem Sommer etwas beweisen. Außerdem ist heute Sonntag. Da haben sogar in New York Anwälte Besseres zu tun, als in ihren Büros zu hocken.

Der Mann wirft mir Unfreundlichkeiten hinterher, obwohl ich ihn nicht einmal berührt habe. Geschweige denn angerempelt, wie er lautstark behauptet.

Zumindest nicht, dass ich davon wüsste. Was, ehrlich gesagt, nicht viel bedeutet. Ich bekomme meistens erst mit, dass ich gegen etwas gestoßen bin, wenn es zu Bruch geht. Gut möglich also, dass ich den Brüllaffen aus Versehen gestreift habe.

Tja, willkommen in meinem Leben. Tessa Jones, Königin der Katastrophen, sagt Mom gerne.

Wobei sich das mit dem Leben schnell erledigt hat, wenn ich noch länger hier herumtrödele. Dann fährt meine Seele direkt in die Unterwelt. Das ist die Hölle der alten Griechen, wenn man der Mythologie glaubt.

Ewige Verdammnis ist genau das, was Mom Anwälten wie dem gerade an den Hals wünscht, wenn sie Verbrecher mit juristischen Tricks aus dem Gefängnis holen, obwohl die Cops sie mit den Fingern im Tresor erwischt haben.

Ich verzichte ausnahmsweise auf einen Kommentar, greife nach dem Handlauf und schwinge mich um hundertachtzig Grad herum. Nicht zum Broadway am Times Square in Manhattan, sondern zur namensgleichen Straße in Astoria, dem Viertel von Queens, in dem ich seit meiner Geburt wohne.

Ich ernte schräge Blicke und weiß, was die Leute denken: eine Vierzehnjährige in Tanktop, kurzer Jeans und Stiefeln, die rennt, als wäre der Teufel hinter ihr her? Sie muss etwas ausgefressen haben!

Zum Glück kümmert es keinen, ob die gerechte Strafe mich einholt oder nicht. Die schwebt mit jeder weiteren Sekunde wie ein am Seil baumelnder Amboss über mir. Kracht der herunter, bin ich Brei. Ich sollte mich sputen, um nicht noch mehr gottgleichen Zorn auf mich zu ziehen, als mir ohnehin schon droht.

Warum mussten sich die Türen der U-Bahn auch vor meiner Nase schließen! Zehn Minuten hat es mich gekostet, auf den nächsten Zug zu warten.

Im Laufen werfe ich einen Blick auf mein Smartphone. Viertel nach zwölf. Wie gesagt: Ich bin tot, so was von …

»Achtung!«, stoße ich aus.

Eine Frau, die aus einem Waschsalon tritt, springt zurück wie von der Tarantel gestochen. Ich stoße mit der Schulter gegen ihren Korb, rieche die sommerliche Frische ihrer Wäsche, dann hebt das Ding ab wie ein Urlaubsflieger vom La Guardia Airport. Einen Meter über uns erinnert sich der Korb an die Sache mit der Schwerkraft. Er fällt enttäuscht auf den Bürgersteig zurück. Die Landung kriegt er halbwegs hin, nur ein Shirt und zwei Unterhosen verlassen ihre Plätze frühzeitig, bevor ihr Transportmittel auf dem provisorischen Rollfeld vor dem Schnapsladen nebenan ausschlittert.

Normalerweise würde ich beim Aufheben helfen. Heute geht es nicht. Im Sprint rufe ich ein »Tut mir leid!« über die Schulter. Hoffentlich glaubt die Frau mir, dass ich es ernst meine.

In der Ferne zeichnet sich die Robert F. Kennedy Bridge über dem East River ab. Ich laufe darauf zu, bis ich den Verkehr höre, biege aber in eine Gasse ab, bevor ich das Wasser sehe. Ich halte mich eng an der Ziegelsteinmauer eines dreistöckigen Mietshauses, drücke mich unter den Feuerleitern an müffelnden Müllcontainern vorbei und werfe einen weiteren Blick auf mein Smartphone. Zwanzig Minuten zu spät! Mit der freien Hand greife ich nach dem Regenrohr am Ende der Gasse, um mich erneut aus vollem Tempo um die Ecke zu schwingen und … RUMS!

Von hundert auf null in einem Moment. Als wäre ich gegen eine Betonwand gelaufen.

Die Wand stellt sich als ein Mann heraus. Im Gegensatz zu ihm falle ich zu Boden. Er ragt über mir auf wie ein Riese. Ehrlich, der Typ ist gewaltig! Wenn der Kerl an der Broadway ein Anwalt war, habe ich jetzt einen Berufskiller vor mir. Der erdrückt seine Opfer, indem er zu ihnen in den Fahrstuhl steigt.

Nur das übergroße Footballshirt der Giants passt nicht ins Bild. Dazu die schräg sitzende Basecap und die Schlackerhose. Der Mann ist mit dicken Ketten behangen, als trüge er den Goldschmuck seiner Oma spazieren.

»Yo, kannst du nicht aufpassen! Was rennst du wie eine Irre durch die Gegend? Und schön aufs Handy glotzen, das hab ich gern. Scheiße, Mann, wo habt ihr eure Augen?«

Mit »ihr« meint er Leute in meinem Alter. Bei näherer Betrachtung würde ich ihn auch nicht als steinalt bezeichnen. Mitte zwanzig. Höchstens. Und worüber regt er sich auf? Er steht ja da wie ein Berg, gegen den ein Hamster gelaufen ist. Wo waren seine Augen denn? Hat er nach dem nächsten Fitnessstudio Ausschau gehalten?

Ich sehe an seiner Miene, was passiert ist.

Ich habe es getan, wieder einmal. Ich habe meine Gedanken ausgesprochen, ohne es zu wollen. Neben der Tollpatschigkeit der zweite Punkt, an dem ich laut Mom arbeiten muss.

Das sieht mein Gegenüber genauso. »Und dann auch noch frech werden, die Kleine!« Er tastet sich ab, als könnte er sich beim Zusammenprall verletzt haben.

»So habe ich das nicht gemeint.« Ich beiße mir auf die Zunge. Verhindern kann ich damit nicht, dass ich auf »die Kleine« anspringe. »Großer,« erwidere ich.

»Okay, das reicht, yo! Wissen deine Eltern eigentlich, wo du dich rumtreibst? Denen sollte mal einer erzählen, wie sie dich richtig erziehen!«

Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Beziehungsweise auf Mom. »Meine Mutter hat mir alles beigebracht, was nötig ist.« Ich höre selbst, wie angriffslustig ich klinge. »Wenn deine da Tipps braucht, kann sie meine gerne mal anrufen.«

Dem Mann klappt der Mund auf. Erwachsene fordern gern Respekt, vergessen aber oft, dass das keine Einbahnstraße ist. Wer mir blöd kommt, muss mit Gegenwehr rechnen.

Während ich mich aufrappele, wische ich mir den Schmutz von der Jeans. Der Hosenboden ist nass, das Top hat auch etwas abbekommen. Wunderbar. Mir liegt der nächste Spruch auf den Lippen, aber in meinem Kopf meldet sich die Stimme meiner Mom. Beziehungsweise schreit mich an: In stressigen Situationen erst einmal tief ein- und ausatmen, Tessa!

Vielleicht kann ich die Wogen tatsächlich schnell glätten und dann nach schräg gegenüber laufen? Der Footballfan hat mich ja kurz vor dem Ziel aufgehalten.

»Mal ehrlich.« Ich nicke mit einem einnehmenden Lächeln auf sein Shirt der Giants. »Als könnte ein Mädchen wie ich einen Giganten wie dich verletzen.«

Im ersten Moment denke ich, dass ich ihn damit auf meiner Seite habe. Dann wird sein Grinsen unheimlich, und ich merke, dass es nicht mir gilt. Bevor ich mich umdrehen kann, legt sich mir von hinten eine Hand auf die Schulter.

»Officer!« Der Mann beachtet mich nicht mehr. Oder doch. Er sieht mich an wie die Hinterlassenschaft eines Straßenköters, über die er sich bei einem Gesetzeshüter beschwert. »Erst rennt die Kleine voll in mich rein! Dann entschuldigt sie sich nicht mal! Stattdessen beleidigt sie mich und meine Mutter!«

Ich brauche einen Moment, bis mir ein Licht aufgeht. »Großer habe ich gesagt, weil du mich Kleine genannt hast. Und du bist doch ein echter Gigant.« Ich nicke auf sein Footballshirt, aber das bekommt er nicht mehr mit, weil er sich schon wieder aufregen will.

»Yo, da hören Sie es, Officer! Verhaften, sage ich! Eine Nacht im Gefängnis bewirkt Wunder!«

Die Hand auf meiner Schulter dreht mich mit sanfter Gewalt um. Mein Blick fällt auf den Gürtel mit den Handschellen, dem klobigen Funkgerät und der Dienstwaffe. Ich sehe die Jacke mit dem Abzeichen des New York Police Departement auf dem Ärmel. Ich schaue in das Gesicht, und das Herz sackt mir in die Hose.

»Verhaften.« Die weibliche Officer mustert mich mit ihren tiefbraunen Augen. Die dicken, schwarzen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten. Einzelne Locken brechen aus und winden sich unter dem Polizeihut hervor. »Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber wieso nur eine Nacht? Hört sich eine Woche nicht besser an?«

Mit solcher Zustimmung hat der Mann nicht gerechnet. Er zögert. »Also, yo, vielleicht reicht es, sie von der Wache abholen zu lassen. Dann können Sie den Eltern sagen, dass sie besser auf sie aufpassen sollen.«

Die Officer nickt. »Eine Erziehungsberechtigte wird ein Wörtchen mit ihr reden, darauf können Sie sich verlassen. Vielen Dank für Ihre Mithilfe. Einen schönen Tag noch.« Ihre Hand drückt mir in den Rücken und gibt die Richtung vor, in die wir gehen. Wir überqueren die Straße und steuern auf einen parkenden Streifenwagen zu.

»Die Giants«, möchte ich die Sache aufklären. »Das Footballteam? Er hatte eins ihrer Shirts an. Deshalb habe ich ihn Gigant genannt.«

»Willst du nicht deinen Anwalt anrufen, bevor du eine Aussage machst? Dir deine Rechte vorlesen lassen?«

Ich werfe einen Blick zurück. Der Mann läuft weiter. Wenn der Vorfall ihm den Glauben an die New Yorker Polizei schenkt, schön und gut. Aber wie blind kann er sein, dass ihm die Ähnlichkeit entgeht?

Wie aus dem Gesicht geschnitten, höre ich oft. Die Locken, die Nase, der Mund. Ich schüttele die Hand auf meinem Rücken ab. »Komm schon, Mom! Du weißt, dass ich...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 10 Jahre • ab 11 • ab 13 • Abenteuer • Buch mit weiblicher Hauptfigur • Buch-Reihe • Fantasy • Geschenk Mädchen • Götter • Göttinnen • griechische Mythologie • Jugendbuch ab 12 • Jugendbuch antike Götter • Kinder-Buch • Kinderbuch ab 12 • Kinderbuch antike Mythologie • Kinderbuch Olymp • starkes Mädchen • young adult fantasy
ISBN-10 3-96129-414-3 / 3961294143
ISBN-13 978-3-96129-414-5 / 9783961294145
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