Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Die Erpressung des Soßen-Königs -  Oliver Schlick

Rory Shy, der schüchterne Detektiv - Die Erpressung des Soßen-Königs (eBook)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-7641-9344-7 (ISBN)
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Band 6 der mit dem Glauser-Preis ausgezeichneten Krimireihe: clever, lustig und mit wunderbar ausgefallenen Figuren! Ein neuer Fall für den berühmten schüchternen Detektiv und seine 13-jährige Assistentin Matilda: Während der Musical-Aufführung von 'Mörderische Ehefrauen' wird Matilda Zeugin eines Verbrechens, als eine Darstellerin von der Bühne entführt wird. Die Schauspielerin entpuppt sich als Tochter des Millionärs Gisbert König - auch genannt der 'Soßen-König' -, der mit dem Verkauf von Fertigsoßen reich wurde. Wer steckt hinter der Entführung? Unterstützt werden Rory und Matilda wie immer von dem hasenfüßigen Cockerspaniel Dr. Herkenrath. Ein herrlich witziger und wunderbar schüchterner Krimi ab 10 Jahren!

Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.

Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit an der FH Düsseldorf. Seit mehreren Jahren ist er in der stationären Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit tätig. Oliver Schlick lebt in Düsseldorf, und wenn er nicht schreibt, verbringt er die Zeit mit dem Sammeln von Schneekugeln und Blechspielzeug sowie dem exzessiven Hören von »The Cure«.

1


Gute Vorsätze


Der Jahreswechsel ist traditionell die Zeit der guten Vorsätze.

Frau Zeigler, unsere Haushaltshilfe, hat an Silvester auch einen gefasst und in entschlossenem Tonfall verkündet: »Ich habe ein paar Pfündchen zu viel auf den Hüften, Kind. Im nächsten Jahr werde ich keine Nusspralinen mehr schnabulieren. Damit ist jetzt Schluss! Und auf das Plunderteilchen zum Nachmittagskaffee verzichte ich in Zukunft auch.«

Gute Vorsätze fürs neue Jahr halten in der Regel bis zum zweiten Januar. Auch im Fall von Frau Zeigler.

An Neujahr hat sie tatsächlich keinerlei Süßkram angerührt. Aber als sie es sich gestern Abend vor dem Fernseher gemütlich gemacht hat, um die Mörderischen Ehefrauen anzuschauen, hat sie sich klammheimlich und in der Hoffnung, ich würde es nicht mitkriegen, eine Nusspraline in den Mund geschoben.

»Wollten Sie nicht damit aufhören?«, habe ich gefragt und sie mit einem vorwurfsvollen Blick bedacht.

Woraufhin die Gute sofort eingeschnappt war. »Krieg dich mal wieder ein, Matilda. Ich werde schon nicht rückfällig«, hat sie beleidigt geknurrt. »Nur ein einziges kleines Pralinchen. Dann ist Schluss.«

Als die Mörderischen Ehefrauen vorbei waren, war es mit den Nusspralinen auch vorbei. Frau Zeigler hatte die Schachtel ratzeputz leer gefuttert. Weswegen sie den restlichen Abend über wie das fleischgewordene schlechte Gewissen durchs Haus geschlichen ist.

Natürlich hätte ich auch ein paar gute Vorsätze fürs neue Jahr fassen können: Weniger zu reden, zum Beispiel. Oder Frau Zeigler nicht mehr so häufig anzuflunkern. Aber da ich realistisch genug bin, um zu wissen, dass das sowieso nicht passieren wird, habe ich mir jeglichen guten Vorsatz gespart. Um nicht ebenfalls am zweiten Januar grandios zu scheitern und von einem schlechten Gewissen gequält zu werden.

Als wäre der Januar nicht schon trostlos genug: Der feierliche Festtagsglanz aus dem Dezember ist dahin, die Weihnachtsdekoration in Kartons auf dem Speicher verstaut, und auf den Bürgersteigen liegen nadellose Christbaumgerippe und warten darauf, abgeholt und zu Kleinholz zerhäckselt zu werden. Es ist kalt, grau und trist und man fremdelt mit dem neuen Jahr, weil man noch nicht so richtig weiß, was von ihm zu halten ist.

Und dann sieht man am zweiten Januar auch noch überall unglückliche Gesichter. Lauter Menschen, die von Gewissensbissen geplagt werden. Weil sie sich die für das neue Jahr fest vorgenommene morgendliche Joggingrunde gespart und doch lieber ausgeschlafen haben. Oder weil sie sich anstelle des gesunden Salats, der auf ihrem Guter-Vorsatz-Speiseplan stand, schon wieder eine Currywurst mit Pommes reingezogen haben.

Ich finde, es wäre eine Überlegung wert, den zweiten Januar auch zu einem Feiertag zu machen: dem Tag des schlechten Gewissens. Das wäre natürlich ein Feiertag der besinnlichen Sorte. Wie Karfreitag oder Totensonntag. Aber so wüsste man ganz offiziell, woran man wäre, und das Feiertagsprogramm stünde auch fest: Silvester (Bleigießen, Feuerwerk und gute Vorsätze), Neujahr (Neujahrskonzert im Fernsehen schauen und stolz darauf sein, die guten Vorsätze einzuhalten) und der Tag des schlechten Gewissens (Reste vom Neujahrsessen aufwärmen und deprimiert sein, weil man seinen Vorsätzen untreu geworden ist).

Und wenn man schon mal dabei wäre, könnte man den dritten Januar gleich auch noch zum Feiertag erheben: zum Ach-was-soll-es-Tag. Der würde sich zum Tag des schlechten Gewissens stimmungsmäßig in etwa so verhalten wie der Ostersonntag zum Karfreitag.

Am dritten Januar ist es bei den allermeisten nämlich nicht nur mit den guten Vorsätzen, sondern auch mit dem schlechten Gewissen schon wieder vorbei. Das ist der Tag, an dem sie sich sagen »Ach, was soll es?«, ihre guten Vorsätze in den Wind schießen und einfach da weitermachen, wo sie im letzten Jahr aufgehört haben.

»Auch ein Plunderteilchen, Matilda?«, fragt Frau Zeigler, als ich am Nachmittag des dritten Januars in die Küche komme und sie dabei ertappe, wie sie eine Puddingbrezel vertilgt. Ohne jede Spur von Gewissensbissen.

»Ja, gerne.« Ich verkneife mir einen spöttischen Kommentar, setze mich an den Tisch und nehme mir eine Marzipanrolle.

Doktor Herkenrath, der es gerne warm und behaglich mag, lässt sich vor dem Heizkörper nieder und gähnt herzhaft.

Ich weiß nicht, ob Cockerspaniels gute Vorsätze fürs neue Jahr fassen. Sollte sich Doktor Herkenrath vorgenommen haben, weniger ängstlich zu sein, hat er auch nicht lange durchgehalten. Als ich heute Morgen mit ihm im Flora-Park spazieren war, hat er in einem Baum ein Eichhörnchen erspäht, ist sofort panisch geworden, hat sich flach auf den Boden geworfen und gewinselt, als wäre das Ende der Welt angebrochen. Woraufhin ihm das Eichhörnchen kurz entschlossen eine Walnuss auf die Nase gedonnert hat. Doktor Herkenrath war so perplex, dass er das Winseln schlagartig eingestellt und reichlich dumm in der Gegend rumgeglotzt hat.

»Haben deine Eltern sich schon gemeldet?«, will Frau Zeigler wissen, während sie genussvoll auf der Puddingbrezel herumkaut.

»Noch nicht«, sage ich und ergänze mit einem Blick auf die Küchenuhr: »Mama hat versprochen, anzurufen, sobald sie in Malmö angekommen sind.«

Papa und Mama sind Tierfilmer und reisen ständig durch die Weltgeschichte. Gestern Nachmittag sind sie nach Südschweden aufgebrochen, um im Auftrag eines Fernsehsenders eine Dokumentation über Elche zu drehen.

Und wie immer, wenn sie beruflich unterwegs sind, ist Frau Zeigler bei uns eingezogen und passt auf mich auf.

Ob das wirklich nötig ist, sei mal dahingestellt. Schließlich bin ich kein Kind mehr. Vor vier Wochen war mein dreizehnter Geburtstag. Wobei ich sagen muss, dass es sich merkwürdig anfühlt, dreizehn zu sein. Ich fremdele noch ein bisschen damit, so wie mit dem neuen Jahr. Dreizehn ist ein komisches Alter.

Dem allgemeinen Verständnis nach ist man mit zwölf noch ein Kind. Mit vierzehn gilt man als Jugendliche und damit auch schon als ein ganz klein bisschen erwachsen. Und mit dreizehn? Mit dreizehn ist man kein Kind mehr, Jugendliche ist man aber auch noch nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Dreizehn ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Oder, wie Frau Zeigler sagen würde: »Nicht Fisch und nicht Fleisch.«

Neben Weihnachten, Silvester und meinem dreizehnten Geburtstag habe ich im Dezember noch einen weiteren Feiertag begangen: mein einjähriges Detektivinnen-Jubiläum.

Am siebenundzwanzigsten Dezember war es genau ein Jahr her, dass ich Rory Shy, dem berühmten schüchternen Detektiv, begegnet bin. Und weil ich ihm bei der Gelegenheit aus einer etwas peinlichen Situation geholfen habe und zudem mein detektivisches Talent unter Beweis stellen konnte, hat er mir angeboten, ihn fortan bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Seither haben wir schon fünf Fälle gemeinsam geknackt.

Ich habe während unserer einjährigen Zusammenarbeit zahlreiche detektivische Tricks und Kniffe von Rory gelernt und konnte ganz nebenbei auch noch hochinteressante Einblicke in das Leben von Schüchternen gewinnen.

Ich selbst bin das Gegenteil von schüchtern und kann reden wie ein Wasserfall, aber durch die Bekanntschaft mit dem Detektiv weiß ich mittlerweile sehr genau, wie schüchterne Zeitgenossen ticken.

Um es mal an zwei kleinen Beispielen zu illustrieren: Bestellt ein Unschüchterner beim Pizza-Lieferdienst eine Pizza mit Paprika und Pilzen, bekommt aber aus Versehen eine mit Kapern und Oliven gebracht, ruft er natürlich sofort beim Pizzadienst an, beschwert sich und verlangt, dass er eine neue Lieferung mit dem richtigen Belag erhält.

Einem Schüchternen hingegen wäre es so unangenehm, die Pizzeria auf ihren Fehler hinzuweisen, dass er die Pizza mit Kapern und Oliven ohne viel Aufhebens essen würde. Außer er fände Kapern und Oliven extrem eklig. Beschweren würde er sich aber auch dann nicht, sondern die falschen Zutaten schicksalsergeben vom Teig klauben und die Pizza ohne Belag verzehren. (Wobei dieses Beispiel zugegebenermaßen nicht so wirklich aus dem Leben gegriffen ist. Die meisten Schüchternen sind viel zu schüchtern, um eine Bestellung beim Pizza-Dienst aufzugeben.)

Latscht mir in einem Gedränge jemand auf den Fuß, bekommt er so was in der Richtung zu hören wie: »Autsch! Sie sind mir auf den Fuß getreten. Können Sie nicht aufpassen?«

Was schüchterne Menschen als extrem unhöflich empfänden. Rory würde bei so einer Gelegenheit verschämt wispern: »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so forsch anspreche, obwohl wir uns überhaupt nicht...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Reihe/Serie Rory Shy, der schüchterne Detektiv
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Butler • Cockerspaniel • Detektiv • Detektivgeschichte • Diebstahl • Entführung • ermitteln • Erpressung • Fall lösen • Feiertage • Für Fans von Agatha Christie • Geschenk für Jungen ab 10 Jahre • Geschenk für Mädchen ab 10 • Glauser-Preis • Herrenhaus • Hund • Kinderkrimi • Kochen • Kochshow • Krimi ab 10 • Lustige Detektivgeschichte • lustiger Kinderkrimi • Musical • Neujahr • Nominiert • Privatdetektiv • Schnee • Schüchtern • Schüchternheit • Sherlock Holmes • Silvester • Spannende Detektivgeschichte • Unterhaltsamer Kinderkrimi • Verdächtige • Villa • Weihnachten
ISBN-10 3-7641-9344-1 / 3764193441
ISBN-13 978-3-7641-9344-7 / 9783764193447
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