Von da weg (eBook)

Eine warmherzige Geschichte über Familien und echte Freundschaft

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
176 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93840-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von da weg -  Tamara Bach
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Freunde findet man auch am Ende der Welt! Kaija zieht mit ihrer Familie dorthin, wo ihre Mutter Ruth und die Großtante Josepha aufgewachsen sind. Jetzt ist Kaija neu, und ihre Freunde sind weit weg. Und schon in der ersten Woche nach dem Umzug melden sie sich nicht mehr. Also muss Kaija sich allein zurechtfinden, selbst Entscheidungen treffen und dabei herausfinden, wer sie eigentlich ist, und was Freundschaft wirklich bedeutet. Und auch Ruth und Josepha müssen beide dort am Ende der Welt ankommen, von wo sie damals unbedingt weg wollten. Doch zum Glück gibt es Emily, sehr viele Katzen und die Aussicht auf einen Neuanfang. Tamara Bach erzählt authentisch, eindringlich und mit einer großen Portion Humor und verleiht Kaija, Ruth, Josepha und allen anderen unvergessliche Stimmen.  Ein beeindruckendes, warmherziges Buch über Familien und echte Freunde! »Ein einzigartiges Buch, erfrischend, ernst, ergreifend, unvergleichlich.« Neue Westfälische über Sankt Irgendwas »Großartige Lektüre - auch für Klassen und ihre Lehrer*innen.« 1001 Buch über Sankt Irgendwas »Großartige Montage-Erzählung für Jugendliche und Erwachsene.« FAZ über Sankt Irgendwas »[...] mühelos, humorvoll und mit einem feinen Gespür für Situationen und Stimmungen [...].« Süddeutsche Zeitung? über Sankt Irgendwas »Spannend und tiefgründig« Leser*innenstimme über Sankt Irgendwas »Ein Lesefest [...] ich finde die Geschichte superklasse.« Leser*innenstimme über Sankt Irgendwas

Tamara Bach, 1976 in Limburg an der Lahn geboren, studierte in Berlin Englisch und Deutsch für das Lehramt. Ihr erstes Buch, 'Marsmädchen', wurde als noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet und erhielt außerdem den Deutschen Jugendliteraturpreis. Weitere Bücher und Auszeichnungen folgten, u.a. der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2013 für 'Was vom Sommer übrig ist'. 2014 stand 'Marienbilder' auf der internationalen Auswahlliste White Ravens. Ihr Roman 'Vierzehn' wurde gleich in zwei Kategorien für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ihre Kinder- und Jugendbücher erscheinen im Carlsen-Verlag. Heute lebt und schreibt Tamara Bach in Berlin. 2021 wurde sie für ihr 'beeindruckendes literarisches Werk' mit dem James Krüss Preis ausgezeichnet! 

Tamara Bach, 1976 in Limburg an der Lahn geboren, studierte in Berlin Englisch und Deutsch für das Lehramt. Ihr erstes Buch, "Marsmädchen", wurde als noch unveröffentlichtes Manuskript mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet und erhielt außerdem den Deutschen Jugendliteraturpreis. Weitere Bücher und Auszeichnungen folgten, u.a. der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2013 für "Was vom Sommer übrig ist". 2014 stand "Marienbilder" auf der internationalen Auswahlliste White Ravens. Ihr Roman "Vierzehn" wurde gleich in zwei Kategorien für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ihre Kinder- und Jugendbücher erscheinen im Carlsen-Verlag. Heute lebt und schreibt Tamara Bach in Berlin. 2021 wurde sie für ihr "beeindruckendes literarisches Werk" mit dem James Krüss Preis ausgezeichnet! 

Kaija


1.  Kaija starrt auf das Schild neben dem Schultor. Neues Gymnasium steht da. Sie sieht hinter dem Tor, hinter dem Schulhof das Schulgebäude. Neu sieht das nicht aus.

Kaija steht da und an ihr vorbei gehen andere durch das Tor, bleiben noch draußen stehen und unterhalten sich, begrüßen sich. Schauen sich um, ob sie jemanden sehen, den sie kennen.

Kaija nicht. Kaija atmet einmal tief ein, als würde sie Anlauf nehmen. Als würde einatmen Mut machen.

Neu, denkt sie, du bist nicht neu, denkt sie und meint die Schule. Ich bin neu.

Versucht es noch einmal mit tief Einatmen, da klingelt es und die Ersten gehen los.

Es ist noch nicht acht Uhr, das Klingeln nur ein Warnschuss.

Sie geht jetzt ein paar Schritte weiter nach drinnen. Drinnen heißt Schulbereich, heißt hinter dem Tor. Da bleibt sie noch einmal stehen, unter einer Kastanie, die bestimmt gepflanzt wurde, als das Gymnasium wirklich noch neu war.

Kaija lehnt sich an die Mauer bei der Kastanie und schaut zu, wie sich die Masse bewegt. Wie erst ein paar, dann mehr zu den Eingängen schlendern, hüpfen, latschen. Sie geht im Kopf alle Synonyme für menschliche Fortbewegung durch.

Kaija geht nicht. Denkt: Ich warte. Ich verweile. Ich harre aus.

Es klingelt zum zweiten Mal.

Kaija merkt, dass sie die Hände zu Fäusten ballt. An der Handinnenfläche haben die Fingernägel rote Mondsicheln hinterlassen. Sie reibt die Hände aneinander, die Abdrücke bleiben.

Kaija geht los und der Kopf zählt ihre Schritte bis zum Schulhaus, sie geht durch die Tür mit anderen, die sich an ihr vorbeidrücken, zählt weiter, geht weiter, die Treppe hoch, schaut auf die Stufen, hat eine Hand am Treppengeländer. Erster Stock.

Kaija geht den Gang lang, der da ist, und findet die Tür zu ihrer neuen Klasse.

Die Tür ist noch zu, im Gang stehen andere, die warten. Ein paar umarmen sich, andere lachen, reden. Kaija stellt sich an die Wand ein paar Meter weiter weg und guckt auf ihr Handy, als wäre da was (da ist nichts).

Dann kommt ein Mann in langen Schritten auf langen Beinen, mit einem klimpernden Schlüsselbund in der einen und einer Ledertasche in der anderen Hand.

»Guten Morgen die Damen und Herren!«, ruft er, als er die Tür aufschließt, »Hereinspaziert, der Spaß fängt an!«

Einer mault, andere lachen, alles bewegt sich in den Raum.

»Du!«, sagt er, als Kaija sich an ihm vorbeidrückt. Sie stellt sich taub, schlüpft ins Klassenzimmer, sucht sich einen Platz. Alle Tische stehen zur Tafel ausgerichtet, der Raum ist voll. Ganz hinten bei der Wand steht ein einzelner Tisch am Fenster. Da setzt sich Kaija schnell hin, dann kramt sie in ihrer Tasche nach Dingen, bis alle sitzen. Der Platz neben ihr bleibt frei. Als Kaija hochschaut, sieht sie: Alle Tische sind besetzt.

Ich bin die ungerade Zahl, denkt sie.

Der Lehrer starrt sie an. Kaija guckt auf ihren Block. Dann redet er los, laut ist er: »Mesdames et Messieurs, Ladies and Gentlemen, herzlich willkommen zu einem weiteren Jahr an dieser Lehranstalt. Möge es ein gutes sein. Ich hoffe, ihr habt alle schöne Ferien gehabt, ja? Fein? Super. Die sind jetzt vorbei, jetzt ist Zeit für Bildung.«

Game Show Host, denkt Kaija.

Sie schielt auf ihren Plan, Herr Rehberge. Natürlich stellt der sich nicht vor. Die kennen ihn ja bestimmt schon alle, denkt Kaija.

»Und wir haben einen neuen Gast in dieser Runde! Du dahinten.«

32 Köpfe drehen sich zu Kaija um.

»Stell dich mal selbst vor, wer bist du, wo kommst du her, was hat dich hierhin verschlagen?«

Kaija schaut noch ihre Hände an, dann guckt sie hoch, über die Köpfe hinweg, zum Lehrer. Muss halb husten. Ein paar kichern.

»Kaija«, sagt sie.

»Lauter«, sagt er.

»KAI-JA!«, ruft sie und jetzt lachen welche.

»Wie heißt die? Na ja?«, sagt eine Stimme vor ihr, eine von 32 anderen.

»Und weiter? Sternzeichen, Schuhgröße?«, sagt der Mann von vorne.

Kaija schüttelt den Kopf und schaut auf die Tischplatte. Die Ersten drehen sich wieder nach vorne um. Gemurmel.

»HEY!«, ruft Herr Rehberge, er meint das Gemurmel.

Kaija wartet. Als sie wieder hochschaut, sieht sie, dass er im Klassenbuch liest.

»Maybaum?«, sagt er und schaut sie an.

Sie nickt.

Er guckt, dann fragt er: »Ist deine Mutter …?«

»Ja«, sagt Kaija.

»Okay.« Er nickt. Er schaut sie noch eine Sekunde lang an, dann klappt er das Klassenbuch laut zu. »Weiter im Text.«

»Was ist denn mit ihrer Mutter?«, flüstert eine laut zu ihrer Nachbarin. Die zuckt mit den Schultern.

»Lena! Ruhe! Fängt das schon wieder an wie letztes Jahr! Wir hatten doch eine Abmachung!«, ruft Herr Rehberge.

Lena kichert. »Sorry!«

»Ja, ja, spiel nur mit meinen Gefühlen.«

Kaija kneift ein Stück Haut an ihrem Unterarm, lange, und schaut dabei nach vorne. Zählt, bis der Schmerz nicht mehr Schmerz ist.

Und, wie war der erste Tag?, werden die Eltern fragen.

Hast du schon jemanden kennengelernt? Magst du deine Klasse? Wie sind deine Lehrer*innen?, werden sie fragen.

Kaija steht auf dem Schulhof in einer Ecke, wo niemand sonst steht.

Bist du denn auf die anderen zugegangen?

Das musst du machen, weißt du?

Du findest bestimmt jemanden, der deine Interessen teilt.

Keiner hat auf Kaija gewartet, als die ersten beiden Stunden vorbei waren. Keiner hat sich zu ihr gestellt, hat gesagt, hi, ich bin Lalala, und du bist neu, komm mit, ich zeig dir hier alles. Wie der Hase läuft. Ich zeige dir, wo man in der Pause steht. Wo man was zu essen kaufen kann. Ich zeige dir die besten Klos, die nicht stinken, wo man nicht anstehen muss. Ich stelle dir die anderen vor und dann frage ich, was du gern machst, und erzähl dir von mir. Und dann stellen wir fest, dass wir ganz viel gemeinsam haben.

Wie schön, denkt Kaija.

Sie macht den Gruppenchat auf, macht ein Foto von sich mit ihrem Brot, knallt einen Sticker drauf, und schickt es ab.

Antwortet keiner.

Kaija schreibt Erster Schultag ohne euch.

Ein GIF mit einem heulenden Kleinkind.

Sie starrt auf den Chat. Keiner geht online, kein Zeichen, kein Like.

Sie seufzt. Dann steckt sie das Handy in die Tasche.

Du musst den anderen auch zeigen, was du für eine Tolle bist, wird Papa sagen.

So toll, denkt Kaija.

Vor ihr liegt so was wie Rasen, die Reste von Rasen. Ein paar vertrocknete Büschel mit viel staubiger Erde drum herum.

Du wirst ganz bestimmt ganz viele tolle Freunde hier finden.

Dich einleben.

Und dann willst du gar nicht mehr weg.

Strangers are just friends you haven’t met yet.

Kaija seufzt noch einmal, dann klingelt es zur nächsten Stunde.

Geht das, denkt Kaija, da hat sie Mathe bei Mikesch, geht das, dass man einfach alleine bleibt? Dass man niemanden kennenlernt? Dass man in der Schule einfach für sich bleibt?

Geht das?, denkt sie, da hat sie Deutsch bei einer Frau mit kurzen Haaren und schwarzer Brille, die ihren Namen nicht gesagt hat, weil die Klasse sie schon kennt.

Kaija hat den Stundenplan in der Tasche stecken.

Wird man dann unsichtbar?

Kaija schleicht in der nächsten Pause zu dem Platz von der ersten Pause. Das Lehrerzimmer liegt auf der anderen Seite vom Schulgebäude. Das weiß sie.

Komm ruhig vorbei in der Pause, falls was ist, hat Mama gesagt.

Kaija schaut nach links, da geht es zum Rest vom Schulhof, da ist es laut. Sie schaut nach rechts, da sind die Fahrräder.

Schaut auf ihr Handy. Nichts.

Noch zwei Stunden.

Kaija beißt auf die Innenseite ihrer Wange.

Sie umrandet fünf mal neun Kästchen auf Karopapier und malt die einzelnen Vierecke aus.

Sie zählt Sekunden.

Sie hört sich selbst atmen und versucht leiser zu sein.

Hört, dass die letzten beiden Stunden ausfallen. Hört, wie sich die anderen freuen.

Hört, wie Sachen zusammengepackt werden, wie alle rausgehen, sich unterhalten. Lachen auch.

Kaija räumt all ihre Dinge wieder in ihre Tasche, macht die Tasche zu und hängt sie sich über die Schulter. Sie geht raus, geht an niemandem vorbei, weil alle schon gegangen sind, auch der Lehrer oder die Lehrerin, der oder die eben noch da saß, unsichtbar, denkt Kaija, geht schneller, als man denkt.

Das ist jetzt der Heimweg, denkt Kaija. Wenn man ihn umdreht, ist es der Schulweg.

Kaija geht dieselbe Strecke nach Hause, die sie am Morgen zum ersten Mal gegangen ist.

Sieht sich wieder die Häuser an, die am Wegrand stehen, die Straßenschilder. Die Gartenzäune, Garageneinfahrten. Briefkästen. Die Vorgärten. Die Namensschilder.

Kaija schnauft.

Die nächste Straße ist ihre.

Sie kommt da an, wo sie jetzt zu Hause sein soll. Müht sich mit der Haustür ab. Klingelt. Wartet. Versucht wieder den Schlüssel.

Irgendwann macht das Schloss klick und die Tür geht auf.

»Hallo?«, ruft Kaija ins Haus.

Das Haus antwortet nicht.

Sie geht in die Küche, da hängt die Tafel, die auch in der alten Küche daheim in der Elsenstraße hing.

Sind beim Arzt, Essen im Kühlschrank, steht da in Papas Schrift.

Das hätte man auch per Handy schreiben können, denkt Kaija.

Sie geht an den Kühlschrank, öffnet ihn und schaut, welches Essen für sie ist. Sieht einen Teller, verzieht die Nase....

Erscheint lt. Verlag 26.2.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Ärger in der Schule • Buch Freundschaft • Buch Mobbing Jugendliche • Familienbande • Freundschaft • Jugendbuch Schule • Schule • Solidarität • toxische freundschaft • Zusammenhalt
ISBN-10 3-646-93840-4 / 3646938404
ISBN-13 978-3-646-93840-1 / 9783646938401
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