RETRO - Geh nicht online (eBook)

Spannender Jugendthriller ab 12 Jahren mit einer Challenge, die man nicht so schnell vergisst!
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-7336-0611-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

RETRO - Geh nicht online -  Jarrod Shusterman,  Sofía Lapuente
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Spannender Jugendthriller mit einer ganz besonderen Challenge: ein echter Pageturner ab 12 Jahren! Nach einem Streit stellt Luna ein peinliches Video von ihrer Freundin online und innerhalb weniger Stunden geht der Post viral. Das Leben ihrer Freundin wird zur Hölle, und um ihre Schuld wieder gutzumachen, meldet Luna sich für die RETRO-Challenge: ein Jahr ohne Smartphone, Internet und Social Media! Bald verwandelt sich die Idee in eine richtige Bewegung: Die RETROS feiern das Leben und jeden Tag werden sie mehr, sogar Verlieben fühlt sich neu und echt an. Aber dann verschwinden die ersten RETROS ... Und Luna könnte die nächste sein. Eine Challenge, die weh tut - mach mit, wenn du dich traust!  Für alle Fans von Neal Shusterman oder Ursula Poznanski »Ein rasanter Thriller, der uns die dunkle Wahrheit über soziale Medien und moderne Technologie glasklar vor Augen führt.« Kathleen Glasgow, »New York Times«-Bestsellerautorin von »Girl in Pieces«

Jarrod Shusterman arbeitet als Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Außerdem dreht er Filme und Werbeclips. Jarrod lebt mit seinem zahmen Wolf in Los Angeles. 

Jarrod Shusterman arbeitet als Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Außerdem dreht er Filme und Werbeclips. Jarrod lebt mit seinem zahmen Wolf in Los Angeles.  Pauline Kurbasik, geboren 1982 in Landau, studierte Romanistik, Anglistik und Linguistik sowie Literaturübersetzen. Sie übersetzt Bücher aus dem Englischen und Französischen und lebt in Köln. Sofía Lapuente ist Autorin, Drehbuchautorin und begeisterte Weltenbummlerin, die aus Spanien in die Vereinigten Staaten eingewandert ist, um ihren Traum vom Geschichtenerzählen zu verwirklichen. Zusammen mit ihrem Partner Jarrod schreibt und schreibt sie Bücher und Drehbücher für Film und Fernsehen.

4. »Bitter Sweet Symphony«


The Verve

In der Psychologie gibt es diese Sache mit der Bedürfnishierarchie von Maslow. Diese Theorie handelt davon, dass man, um sein ganzes Potenzial auszuschöpfen, sämtliche Bausteine seines Lebens übereinander anordnen muss, und wie bei allen coolen Dingen geschieht das in Form einer Pyramide. Ganz unten stehen die physiologischen Bedürfnisse, also Essen und Wasser; dann folgen Sicherheit, Liebe und Wertschätzung. Angenommen, dein Kühlschrank ist leer. Am nächsten Tag stiehlst du deiner Freundin den Lunch, aber dann wirst du unbeliebt. Und ohne Unterstützung deiner Freunde kannst du niemals deinen Traum verwirklichen, Präsidentin zu werden und Taco-Dienstag zum Nationalfeiertag zu erklären. Einer nach dem anderen geraten deine Bausteine in Gefahr, bis deine gesamte Pyramide einstürzt.

Genau das passierte mir am ersten Schultag.

An dem Morgen erwachte ich von einem besonders fröhlichen Klingelton meines Handys. Mein Gestern-Ich hatte immer so lustige Ideen, wie es mein Morgen-Ich quälen konnte. Ich stieg in meine Schuhe und malte mir dickes Make-up ins Gesicht. Nichts würde mich aufhalten, gleichgültig, wie verwundet ich mich fühlte. Ich würde mich nicht mehr mit dem beschäftigen, was gestern passiert war, und definitiv würde ich meine Mutter nicht damit behelligen. Das hatte sie nun überhaupt nicht verdient.

»Luna! ¡Hija! Komm, trink deinen Saft, sonst verliert er die Vitamine!«, rief meine Mom von unten.

»Bin in fünf Sekunden da!«, rief ich zurück und genehmigte mir fünf weitere Minuten. Ich räumte das Chaos auf, das ich am Abend zuvor angerichtet hatte, sprühte mich mit meinem Lieblingsparfüm ein und flog die Treppe hinunter, während ich durch meinen Limbo-Feed scrollte.

Ich fand die typischen Schulanfangs-Posts: zwei Avocadotoasts, ein Chihuahua, der in Zeitlupe zu Rap-Musik hüpfte, und perfekte Stundenpläne, die nur noch ausgefüllt werden mussten. Die ganze Zeit hatte ich ein komisches Gefühl, weil ich dieses Video auf meinem Spam-Account hochgeladen hatte – meinem Zweitaccount, mit dem ich Leute ausspionierte, in die ich verknallt war. Obwohl er anonym war, bedauerte ich so langsam, was ich getan hatte.

Also löschte ich das Video und damit den Fehler, den ich in meiner Wut gemacht hatte.

Plötzlich kreischte meine Mutter und erschreckte mich zu Tode. Sie zeigte auf meine Ripped-Jeans. »¡Ay, Dios mìo! Warum läuft meine hübsche Tochter herum wie ein Zombie?« Sie packte mein Gesicht und musterte es. »Diese verschwollenen Augen. Und die Tränensäcke? Hast du nicht gut geschlafen?«

Das waren eindeutig die Restgefühle von gestern – die mir gar nicht aufgefallen waren, aber einer spanischen Mutter entgeht nichts, und mi mamá, Gloria, bildete da keine Ausnahme.

»Alles super«, sagte ich zwischen zwei Schlucken Orangensaft, dann kräuselte ich die sauren Lippen. »Das sind nur Ideen, die sich dort gesammelt haben.«

Meine Mutter schlug in die Luft und gab so zu verstehen, dass sie kapitulierte. »Schön, bei so vielen Ideen erwarte ich gute Noten, Señorita. Und vergiss deine Jacke nicht!« Das sagte sie immer, gleichgültig, wie warm oder kalt es draußen war. Sie Helikoptermutter zu nennen, war die reinste Untertreibung.

»Ich habe dich lieb, Mamá. Danke für die Fürsorge, aber ich schwitze mich tot.«

»Ich habe dich auch lieb, hija, aber du schwitzt nicht. Du glänzt. Jetzt nimm die Jacke.« Meine Mutter knutschte mich ab.

Der Unterschied zwischen einem Terroristen und meiner Mutter ist folgender: Mit einem Terroristen kann man verhandeln.

Ehe ich losfuhr, stellte ich ihr noch einen Kaffee auf den Tisch, mit einer Prise Zimt und Vanille, so wie sie ihn mag – denn auch Mütter haben es morgens schwer. Besonders verwitwete. Dann ging ich mit Steppjacke nach draußen, sah aus wie das Michelin-Männchen und sprang in meinen prähistorischen SUV, der alt genug war, um »alt« auszusehen, aber nicht alt genug, um »cool« zu wirken. Genau wie diese peinliche Phase vor dem nächsten Friseurtermin. Ich packte das Lenkrad, hob den Kopf und machte mich für den Tag bereit – ob ich nun Samantha gegenübertreten musste oder nicht.

 

Ich kam.

Ich parkte.

Ich schlenderte – einen Gang entlang zwischen buntlackierten Schließfächern, wo man uns zum Schulbeginn mit Bannern in der magischen Welt der öffentlichen Bildung willkommen hieß. Jeder präsentierte sein neues Outfit oder seine kürzlich entwickelten Körperteile, und das führte zu einem aufgeregten Tumult. Energie lag in der Luft, wie am Schwarzen Freitag vor den Gewalttätigkeiten. Ein Kid hinterließ sogar seine Biosignatur auf einer Wand, indem es sie anspuckte.

Das reinste Chaos.

Ich ging zur El Dorado High. Auf Spanisch heißt das »golden«, aber auf Englisch bedeutet es wohl eher »chronische Amnesie«, denn ich kann mir einfach nicht erklären, wieso wir so viele Planeten in unserem Sonnensystem haben und sich die Idioten trotzdem alle bei uns sammeln. Der erste Schultag machte da keine Ausnahme, denn die Schüler der El Dorado High hatten sich bereits in ihren entsprechenden sozialen Gruppen gefunden – Athleten genauso wie Mathleten. Und an den Automaten hing natürlich die beliebteste Gruppe herum: die Goldenen.

Die waren schlimmere Fakes als das Frühstück eines Influencers.

Glücklicherweise gehörte ich zu keiner dieser Gruppen.

Als ich an meinem Schließfach ankam, hörte ich jemanden rufen.

»Loony! Da bist du ja!« Mimi umarmte mich von hinten wie ein Lemur. »Ich muss echt sagen, das Video, das du mir geschickt hast, ist next Level! Samantha tut immer so, als würde sie Regenbogen kotzen, aber sie ist genauso eine schlichte Sterbliche wie wir.«

»Ja, ich weiß, genau …«, antwortete ich und fühlte mich immer noch schuldig wegen des Posts.

»Weißt du, für dich würde ich jeden beißen, wenn es sein muss.« Mimi grinste.

»Stell dir das mal in echt vor.« Wir lachten, und ich schlang die Arme um sie. »Danke, dass du zu mir hältst, aber ehrlich gesagt würde ich den gestrigen Tag am liebsten vergessen.«

»Dafür kenn ich genau das Richtige.« Mimi griff in die Tasche und holte eine Tüte mit Jelly Beans hervor. »Sollen wir?«

»Bitte, bitte, Erdbeere«, bettelte ich, als ich in die Tüte griff.

Mimi war überzeugt, dass die Geschmacksrichtung, die man am ersten Schultag herausholte, einem das Schicksal voraussagte. Und obwohl ich das nicht beschwören würde, konnte ich nicht das Risiko eingehen, die Zukunft nicht zu kennen – sogar schon als Samantha noch zu uns gehörte. Aber in den letzten Jahren hatte ich immer den gleichen Geschmack gezogen.

Zitrone-Limette.

Voll typisch. Ein bisschen süß, ein bisschen sauer, und fast niemand mag es.

Sicher, ich hatte Freundinnen, aber die meisten Leute übersahen mich einfach. Ich war schlau genug, um in Erweiterungskurse aufgenommen zu werden, aber meine Zensuren reichten nicht für ein akademisches Stipendium, deshalb hatte ich nur über den Fußball Chancen, aufs College zu kommen. Doch während ich in der Tüte umhertastete, beschlich mich so ein Gefühl, dass in diesem Jahr alles anders sein würde. Und der Beweis kam, als ich mein Jelly Bean herausholte.

»Lakritz«, sagte ich.

Mimi schnappte nach Luft und schlug es mir aus der Hand.

»Was bedeutet das?!«

»Keine Ahnung. Aber beim letzten Mal, als ich eins davon hatte, wäre ich fast ertrunken«, erklärte Mimi. »Weißt du noch, meine Eltern haben den Wasserpark verklagt, und wir haben das ganze Geld bekommen. Sagen wir mal, es bedeutet, dass alles Mögliche passieren kann.«

 

Wir waren auf dem Weg zur ersten Stunde, als wir den Lärm hörten. Lautes Gelächter – und während wir an der Regenbogenreihe der Schließfächer vorbeigingen, stellten wir fest, dass überall Handys brummten. Die Kids standen zusammen, tuschelten, lachten … Erst jetzt bemerkte ich, dass sich die positiven Vibes von vorhin in etwas verwandelt hatten, das deutlich weniger unschuldig wirkte.

Ich sah Mimi an. »Was ist denn los?«

Sie hatte genauso wenig Ahnung wie ich, aber dann brummte auch ihr Handy. Es war Limbo.

Mir schoss das Adrenalin durch den Körper. Mimi scrollte, und wir sahen bearbeitete Bilder und zusammengeschnittene Videos einer schimpfenden Samantha, die von allen möglichen Texten kommentiert wurden:

WENN MAN MIT JOHNNY WALKER VON ZU HAUSE WEGLÄUFT.

HELFT IHR! 1–800–55–4357. DROGEN- UND ALKOHOL-HOTLINE.

BITTE DAS KRANKENZIMMER ANRUFEN. JEDE MENGE OPFER VON RUFMORD.

ENDLICH BIN ICH NICHT MEHR DIE EINZIGE, DIE DIE GESAMTE EL DORADO HIGH HASST.

Ehrlich gesagt lachte ich zuerst, denn einige der Kommentare waren echt lustig. Aber als Mimi weiterscrollte, sah ich, dass manche Limbo-Videos schon Zehntausende Male angeklickt worden waren.

Das raubte mir den Atem.

Denn Samantha trendete.

»Hm, hast du das Video mit irgendwem geteilt?«, fragte ich Mimi.

»Nur mit ein paar Freunden aus dem Jahrbuch-Club … und mit Miranda …« Schuldbewusst schlug sie die Augen nieder.

»Und mit wem haben die es geteilt?«

»Keine Ahnung, mit Freundinnen, ihren Freunden vielleicht …«, fuhr sie fort. »Aber, Luna, der Algorithmus sucht sich aus, was er will. Samantha hat Müll über ihre Freundinnen...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2024
Übersetzer Andreas Helweg, Pauline Kurbasik
Zusatzinfo 4 sw Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 1 Jahr ohne Smartphone • Autorennen • challenges • Cybermobbing • digital detox • Instagram • Internetverbot • Jugendthriller • Limbo • Mobbing • Roller Derby • Rollerdisco • Rollerskate • soziales Experiment • TikTok • Walkman
ISBN-10 3-7336-0611-6 / 3733606116
ISBN-13 978-3-7336-0611-4 / 9783733606114
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