Wenn Hunger droht -

Wenn Hunger droht (eBook)

Bewältigung und religiöse Deutung (1400-1980)

Andreas Holzem (Herausgeber)

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2017 | 1. Auflage
330 Seiten
Mohr Siebeck (Verlag)
978-3-16-155183-3 (ISBN)
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Hunger bedroht die Menschheit elementar - bis heute. In drei großen Zeitsprüngen analysieren die Autorinnen und Autoren dieses Bandes, wie die christliche Gesellschaft des Westens Hunger bekämpfte, aber auch, wie sie ihn religiös deutete. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit sind die Möglichkeiten effektiver Vorsorge begrenzt; Hunger ist eine Geißel Gottes, mit der er die allgegenwärtigen Sünden straft, oder aber eine Folge schwarzer Magie. Soll man also Buße tun oder Hexen verbrennen? In den Erwerbs- und Nahrungskrisen der Hochindustrialisierung entwickelt sich ein Sozialkatholizismus, der Mangel und Not zunehmend wirksam bekämpft, dieses Engagement aber gleichzeitig mit fundamentaler Kritik an der Ordnung von Politik und Wirtschaft verknüpft. Kann es eine christliche Fabrik und eine effektive Fürsorge geben, wenn die 'Irrtümer' der Moderne nicht behoben werden? Als die Folgen des Zweiten Weltkriegs fürs Erste überwunden sind, erlebt Europa eine 'Fresswelle'; gleichzeitig erscheinen in den Medien verstörende Bilder aus Biafra, Indien und der Sahel-Zone. Was kann der Westen tun, wenn die Wahrnehmung des Hungers sich entfernt und gleichzeitig globalisiert? Provoziert der Westen seinen eigenen Untergang, wenn er Unterentwicklung und Umweltzerstörung nicht in den Griff bekommt?

Cover 1
Inhalt 6
Andreas Holzem: Bedrohtes Leben – bedrohter Glaube (1400–1980). Religiöses und soziales Bewältigungshandeln in Hungerkatastrophen – zur Einleitung 8
1. Hunger – Sünde – Frömmigkeit (1400–1800) 11
2. Hunger – Caritas – Sozialstrategie (1800–1933) 15
3. Hunger der Dritten Welt – Wohlstand der Ersten Welt (1960–1980) 22
4. Hunger – Dimensionen der Bedrohung 34
1. Hunger – Sünde – Frömmigkeit (1400–1800) 40
Christian Jörg: Sündhaftigkeit – Hungersnot – göttliches Strafgericht. Zur Deutung von Klimaextremen, Missernten und Versorgungsengpässen in der Reformatio Sigismundi 42
1. Die Reformatio Sigismundi innerhalb der Reformdiskussion des 15. Jahrhunderts 45
2. Die Hungersnöte und Versorgungskrisen während der dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts 49
3. Die Deutung der Hungerjahre in der Reformatio Sigismundi 52
4. Die Reformatio Sigismundi und das Almosenwesen. Armenfürsorge in der Stadt des ausgehenden Mittelalters 57
5. Zusammenschau 58
Manfred Jakubowski-Tiessen: „Was sol ein frommer gutherziger Christ thun?“ Religiöse Bewältigungsstrategien von Hungerkrisen in der Frühen Neuzeit 62
1. Die Krise der 1570er Jahre und die Teuerungen des späten 16. Jahrhunderts 63
2. Der Hunger als Zuchtmeister 64
3. Zeichen göttlicher Providenz 66
4. Zeichen der Endzeit 67
5. Des Guten und des Bösen Miterben 69
6. Absonderung und Gemeinschaft 73
7. Alternativen der Bewältigung 75
Jürgen Michael Schmidt: Gottes Zorn? Hunger, Religion und Magie in Südwestdeutschland im 16. und 17. Jahrhundert 78
1. Einleitung 78
2. Herzogtum Württemberg 85
3. Fürstpropstei Ellwangen 101
4. Schluss 121
2. Hunger – Caritas – Sozialstrategie (1800–1933) 122
Bernhard Schneider: Gottes Ordnung und der Menschen Werk in Zeiten der Massenarmut. Armutsdeutungen und Armenfürsorgepraktiken im katholischen Deutschland zwischen 1800 und 1850 124
1. Armutsdiskurse und Armenfürsorge im deutschsprachigen Katholizismus 125
1.1 Armutsdiskurse 125
1.2 Katholische Armenfürsorge in Südbaden und dem Saarland 129
2. Gottes Ordnung 130
2.1 Der religiöse Tiefblick gegen den äußeren Anschein 130
2.2 „Arme wird es immer geben“: Armut als normaler Zustand der göttlichen Ordnung der Ungleichheit 132
2.3 Der Fluch des Reichtums und die Wege ihm zu entgehen 136
2.4 Gottes Option für die Armen und die Würde der Armen 137
2.5 Die würdigen Armen 139
2.6 Klage und Zweifel sind nicht erlaubt: Gottes Anspruch an die würdigen Armen 141
2.7 Gottes Erziehung der Menschen und die Rolle der Armut in ihr 142
3. … und der Menschen Werk: Störungen der Ordnung 143
3.1 Der Pauperismus als Zeichen einer gestörten Ordnung 144
3.2 Gestörte Ordnungen – die Hintergründe der Massenarmut 145
Die Mängel der Armen und die unwürdigen Armen 147
Armut, die Sünden der Reichen und die gestörte Wirtschaftsordnung 149
4. Die Ordnung der Nächstenliebe 152
4.1 Grundprinzipien 153
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein 153
Freie Liebestätigkeit statt Zwang und Steuer 155
Die richtige Gabe 157
Institutionalisierte Hilfen 160
4.2 Das Ringen um die Zuständigkeit: Kirche und Staat in der Armenfürsorge 162
Kirche und Staat Hand in Hand: Das Kooperationsmodell der katholischen Aufklärer 162
Freiheit für die Kirche: Nur die Kirche kann es richten – Ultramontane Signale 163
Die Rolle des Staates und die Entdeckung der Subsidiarität 165
5. Armut, Armenfürsorge und die Ordnung der Gesellschaft – ein bilanzierender Blick 167
Andreas Holzem: Hunger und ‚Sociale Frage‘. Dynamiken der Sozialreform im katholischen Deutschland (1850–1920) 174
1. Strukturen – Bedrohungen – Zeitverdichtungen 174
2. Werthaltungen – Mentalitäten – Emotionen 183
2.1 Hunger und ‚Sociale Frage‘ als Thema des Staat-Kirche-Konfliktes 183
2.2 Hunger und ‚soziale Frage‘ als Entwicklungsmomente einer katholischen Soziallehre 185
3. Projekte der Bewältigung 191
3.1 Hunger- und Armutsbekämpfung 191
Systeme kommunaler Armenfürsorge 191
Das katholische Vereinswesen 193
Die Zentrumspartei und die Sozialgesetzgebung im Wilhelminischen Deutschland 198
Haushalts- und Mütterschulen, Kindergärten, Kinderbewahranstalten, Waisenhäuser, Jugendhilfe 201
3.2 Gesundheitsfürsorge und Krankenpflege 206
3.3 Die katholische Sozialbewegung im späten Deutschen Kaiserreich: Hunger- und Armutsbekämpfung durch Sozialpolitik 208
Christliche Gewerkschaften 208
Der „Volksverein für das katholische Deutschland“ 210
Der Gewerkschaftsstreit 213
Der „Charitasverband für das katholische Deutschland“ (1897) 217
4. Hungerbedrohung und soziale Ordnung – ein Fazit 218
Christina Riese: Die Katholiken und die ‚Sociale Frage‘. Die Durchsetzung von neuen Wahrnehmungsmustern und Wissensparadigmen durch die Mitglieder des Arbeiterwohlverbandes auf den Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands (1870–1890) 220
1. Die „Generalversammlung der Katholiken Deutschlands“ als Deutungsinstitution des Katholizismus 220
2. Wahrnehmung und Deutung gesellschaftlicher Wirklichkeit 226
2.1 Der Körper der Gesellschaft 227
2.2 Das Kollektiv und die individuelle Sittlichkeit 231
3. „[W]ir müssen lehrend lernen und lernend lehren.“ – Zwischen notwendigem Handeln und neuem Wissen 234
3.1 Die Notwendigkeiten der neuen Zeit 234
3.2 Neues Wissen – neue Praxis 237
4. Ordnung zwischen gesellschaftlichem Frieden und innerer Zufriedenheit 243
3. Hunger der Dritten Welt – Wohlstand der Ersten Welt(1960–1980) 246
Thomas Großbölting: Von der Nächsten- zur Fernstenliebe? Bundesdeutsche Kirchen auf der Suche nach Relevanz zwischen 1960 und 1980 248
1. Von der Nächsten- zur Fernstenliebe? Der Wandel von Organisations- und Sozialformen des Christlichen und die Suche nach Relevanz 250
2. Hungerkrisen als religiöses Thema zwischen Organisation und sozialer Bewegung 255
3. Die Erosion von Organisationsmacht als Voraussetzung für Radikalisierung und neue Bewegungsformen 255
4. Die Suche nach Relevanz: Der Hunger in Afrika 256
5. Nicht-religiöse Kontexte: Dekolonisierung als Gesellschaftskritik – die Bundesrepublik im Kalten Krieg 257
Benedikt Brunner: Kirche für andere – Kirche für die Welt. Hunger und Armut als Katalysatoren des Wandels westdeutscher Kirchenkonzepte 262
1. Einleitung 262
2. Ansätze zur Kirchenreform in einer sich globalisierenden Welt 264
3. Die Gründungen von Brot für die Welt und Misereor 268
4. Theologische Verarbeitung und Implikationen 273
5. Resümee 279
Florian Bock: „Wir wollen einfach die Lebensbedingungen der Menschen verbessern.“ Zum Paradigmenwechsel der katholischen Entwicklungshilfe in der Bundesrepublik um 1968 282
1. Das Ende der missionarischen Einbahnstraße 283
2. Neue missionarische Konzepte und Aufbrüche: das Beispiel Klausenhof 288
3. Wertewandel, neue Theologien und die Kritik von „links“ 294
4. Fazit 301
Johannes Stollhof: „Ein Millionen-Volk wird ausgehungert!“ Die Wahrnehmung der Hungerkatastrophe in Biafra zwischen 1967 und 1970 im deutschen Katholizismus 302
1. „Bedrohungskommunikation als Indikator für bedrohte Ordnungen“ 304
2. Verständigung über den Status quo 305
3. Szenario 312
4. Handlungsempfehlungen und ihre Wirkung 315
5. Abschließende Bemerkungen 319
Autorenverzeichnis 324
Register 326
Personen 326
Orte 329
Bibelstellen 331

Erscheint lt. Verlag 1.6.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-16-155183-4 / 3161551834
ISBN-13 978-3-16-155183-3 / 9783161551833
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