Dark River -  Milena Markowitsch

Dark River (eBook)

Das Geheimnis der Angst
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2022 | 1. Auflage
172 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6151-2 (ISBN)
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Nach dem Tod seines Vaters ist Jacks größte Angst die Dunkelheit. Ein Camp, in dem man ihm hilft, seine furchtbare Angst zu überwinden, scheint zunächst nur ein unerreichbarer Wunsch des 15-Jährigen zu sein. Doch als dieser schließlich mithilfe des geheimnisvollen Soonmary Winterbottom in Erfüllung geht, ist Jack überglücklich. Aber dies währt nicht lange, denn der Mörder seines Vaters ist immer noch auf freiem Fuß, und es heißt, dass er Rache üben will.

Milena Markowitsch wurde im August 2009 als ältestes von drei Kindern in Berlin geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Freiburg. Die Leidenschaft für Geschichten entwickelte sie schon früh. Noch bevor sie lesen und schreiben konnte, dachte sie sich eigene Geschichten aus, die sie ihren Geschwistern erzählte. Neben dem Schreiben liebt sie Theaterspielen, Fotografieren und Musizieren. Seit ihrem 8. Lebensjahr spielt sie Kontrabass. Dark River ist ihr erster Roman.

Zweites Kapitel

Blick in die Vergangenheit

Rückblick:

Es war schon lange dunkel geworden. Jack lag tief eingegraben in seine Decke und hatte die Augen, nur im Halbschlaf, leicht geschlossen. Obwohl es Sommer war, war ihm unfassbar kalt. Das ganze kleine Haus, in dem er mit seinem Vater lebte, schien zu zittern. Vielleicht lag es am Wind, der die Baumwipfel hin und her schwanken ließ. Vielleicht lag es aber auch an dem Fluss, der sich in der Nähe des Hauses durch das hohe Gras schlängelte und einen kalten, aber auch süßlichen Geruch durch das angelehnte Fenster in Jacks Zimmer trieb.

Plötzlich schreckte er auf. Es waren Stimmen aus dem kleinen Wohnzimmer zu hören, das nur zwei Türen von seinem Zimmer entfernt lag. Er hörte, wie jemand das Feuer im Kamin entfachte, und kurz darauf spürte Jack eine angenehme Wärme in sich aufkommen.

Die eine Stimme gehörte seinem Vater, das war ihm klar. Doch die andere war ihm unbekannt. Sie klang rau und war dunkel und tief. Jack lief auf leisen Füßen aus seinem Zimmer an die Tür des Wohnzimmers. Er beugte sich etwas vor und lugte heimlich in den kleinen Raum, in dem ein ungewöhnlich großer Mann seinen so im Vergleich winzigen Vater verdeckte. Er stand mit dem Rücken zu Jack, doch konnte er die mit viel Gel beschmierten grellblonden Haare nur allzu gut erkennen. Der Mann trug einen schwarzen Seidenmantel, auf den mit silbernem Faden die Buchstaben „W.A.“ gestickt waren. Jetzt konnte er die Stimme seines Vaters und die des großen Mannes besser verstehen.

„William, wie schön, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen! Aber sag mir, alter Kumpel, was um alles in der Welt verschlägt dich hierher?“, hörte er seinen Vater mit ungewöhnlich hoher Stimme sagen.

„Oh Antony, ich wollte bloß meinen alten Freund mal wieder sehen, nachdem er mich verraten und im Stich gelassen hatte“, sprach William, und die letzten Wörter klagen spöttisch und mit viel Abscheu.

Er hatte einen ungewöhnlich starken Akzent, den er besonders zu betonen schien.

„Oh, nein, nein William! Ich, ich konnte nicht anders! Als wir den Eingang gefunden hatten und hineingekommen waren, weißt du noch? Sie überraschten und überfielen uns! Meine Taschenlampe ließ ich vor Schreck fallen, und schon umhüllte uns die Dunkelheit! Ich hatte Angst vor der Dunkelheit und Alice und Andrey auch. Dann krabbelten diese widerlichen Viecher auf uns zu, und es war klar, dass Penelope die Flucht ergriff! Wir konnten doch alle nichts dafür, dass wir zu schwach waren, um weiter zu kämpfen! Und dann tat ich doch das alles bloß für uns! Nur für uns brach ich den Kampf ab. Ich wollte stattdessen mit dem Direktor reden, ihn nach dem Camp fragen, verhandeln. Er hätte dann vielleicht den Angriff gestoppt und uns geholfen“, rief Antony verzweifelt. Er schlug mit der Hand auf den kleinen Glastisch, auf dem ein Buch lag, das mit lautem Knall auf dem Boden fiel.

„Nun ja, ich glaube nicht, dass ich nur deshalb gekommen bin. Du hast aller Welt vom Camp erzählt. Ist es nicht so? Das ist nicht erlaubt, und ich glaube, das weißt du! Ich denke, nicht diese Trottel vom Camp sollten dir das gründlich unter die Nase reiben, sondern ich als dein bester Freund! Außerdem verschlägt mich noch eine sehr persönliche Sache hierher.“

Mit diesen Worten griff er Jacks Vater mit seinen starken Händen am Kragen und hob ihn hoch.

„Du weißt, warum ich gekommen bin, nicht wahr, Antony? Es ist wegen des Schwurs. Ich kann mich nur allzu gut an den Tag erinnern, als Crew Afterning ihren ersten Packt schloss. Wir haben geschworen, Evans ‚…wer den Schwur nicht einhält, der solle bestraft und verdammt sein. Wer die Pläne Crew Afternings verrät oder auch nur ein Anzeichen davon, dass es diese Gruppe gibt, der solle büßen!‘ “

„Mit dem Tod“, flüsterte Antony und sah William durchdringend an. „Das kannst du nicht tun“, flüsterte er und wich einen Schritt vor ihm zurück.

„Das kannst du nicht tun!“ Jetzt schrie er.

Jack krallte sich mit beiden Händen an den Türrahmen. Sein Atem stockte. Er wollte auf seinen Vater zustürmen, sich vor ihn werfen und vor diesem furchtbaren Mann beschützen. Doch er konnte sich keinen Zentimeter bewegen.

„Wir haben geschworen“, flüsterte William bedrohlich und ging einen Schritt auf seinen Vater zu. Der große blondhaarige Mann zog ganz, ganz langsam eine Pistole aus der Tasche und hielt sie dann blitzschnell an die Kehle Antonys.

„Nein“ flüsterte Jack und biss sich so stark auf die Unterlippe, dass sie blutete „ich muss die Polizei holen, wir brauchen Hilfe.“

Jack rannte zum Telefon, der Kommissar am anderen Ende hörte, was passiert war und versprach, sofort zu kommen. Doch als Jack den Hörer auflegte - ein Knall! Das Licht ging aus. Sein Vater schrie auf, dann ein Aufschlag auf den Holzboden, und Jack sackte voller Entsetzen ohnmächtig in sich zusammen.

Zurück in der Gegenwart:

Seit diesem Tag war die Dunkelheit sein größter Feind. Wenn sie sich ausbreitete, dann betäubte der Diener der Dunkelheit ihm Augen und Ohren und weckte die Erinnerung an seinen sterbenden Vater. Und immer und immer wieder sah er diese furchtbare Gestalt vor sich, einen Mörder namens William Afternoon. Die Polizei suchte bereits nach ihm, doch ohne Erfolg.

Jack wurde aus seinen Gedanken gerissen, als dumpfe Schritte über ihm zu hören waren.

„Wenn du es dir zum Hobby gemacht hast, unschuldige Jungs in dunkle Tunnel zu werfen, dann lass ich dich das auch gerne weiterhin machen, Bangster. Aber nur, wenn ich mir ein paar Kerzen mit nach unten nehmen darf.“

Jack zitterte und noch immer flossen ihm die Tränen über sein Gesicht.

Da vernahm er, wie jemand den Gully hinabstieg. War er gerettet?

„Ähm, vielen Dank, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll,“ Jack war plötzlich ganz verlegen und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Vor ihm stand ein kleiner, pummeliger Mann mit hellblauen, wachen Augen und grellblondem, lockigem Haar. Auf seiner Löwenmähne trug er einen riesigen gelben Zylinder, der oben mit einer Butterblume verziert war. Auch sein Jackett war aus neongelbem Stoff, und seine roten Lackschuhe glänzten wie frisch polierte Diamanten. Der Mann hatte leicht gebräunte Haut und einen Vollbart. Er musterte Jack belustigt:

„Ach, das habe ich doch gern gemacht. Oh, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“

Mit diesen Worten verbeugte er sich einmal tief vor Jack.

„Mein Name ist Professor Dr. Dr. Ober-Dr. oder? Nee warte, wie oft hatte ich noch mal den Dr.-Titel geschafft? Ach egal, mein Name ist Winterbottem, Mr. Soonmary Winterbottem. Mr. Jack Evans? Ich freue mich wirklich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen.“

„Die Freude ist ganz meinerseits. Aber Sir, woher wissen Sie denn, wie ich heiße?“, rief Jack fassungslos.

„Oh, ich wohne hier in der Nähe, und die Rufe der Jungen waren nicht zu überhören. Ich glaube beinahe, dass sie ganz Jeacksonwill gehört hat“, antwortete Winterbottem.

„Sie wohnen hier in der Nähe?“, fragte Jack und wischte sich noch eine letzte Träne aus den Augen.

„Oh ja! Ganz in der Nähe des Dark Rivers. Wenn du willst, lade ich dich auf eine Tasse Tee zu mir ein. Nur eines musst du wissen, ich wohne in einer Wohnung, die mitten in einer Schule liegt. Ich unterrichte dort.“

„Oh, ich wusste gar nicht, dass es in der Nähe des Dark Rivers eine Schule gibt“, sagte Jack beeindruckt.

„Ja, das wissen viele nicht. Aber bevor ich dich mitnehme, muss ich dich noch etwas fragen. Jack, warum genau haben dich die Jungen geärgert?“

Beschämt starrte Jack auf seine dreckigen Füße. Dann fragte er: „Warum wollen Sie das wissen?“

„Du musst wissen, Jack, es ist eine besondere Schule, in die ich dich bringen werde. Nun ja, eigentlich ist es wohl eher ein Camp. Ein Schul-Camp vielleicht. Wir bringen dort nur die Kinder hin, die dringend unsere Hilfe benötigen. Also, verrätst du es mir?“, fragte Winterbottem mit seiner etwas zu hohen Männerstimme und sah Jack fragend an.

„Ich, ich habe furchtbare Angst vor etwas, vor etwas Bestimmtem. Sie finden es lächerlich, dass ich davor Angst habe. Deswegen jagen sie mich und schreien mir gemeine Dinge hinterher. Dabei weiß ich genau, dass jeder einzelne von ihnen sich auch vor etwas fürchtet. Ich habe sie, als ich nach Jeacksonwill gekommen bin, kennengelernt und mich sogar gut mit ihnen verstanden. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass sie ihre Freundschaft nur vortäuschten und alle Informationen über mich aus mir herausquetschten, um mich mit meinen Ängsten nachher aufzuziehen.“

„Und wovor hast du Angst, Jack?“, fragte Winterbottem und sah ihn aufmerksam an.

„Vor der Dunkelheit.“

„Danke für deine Antwort, ich weiß dein Vertrauen sehr zu schätzen, glaub mir! Und nun komm, du hast dir eine...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7562-6151-4 / 3756261514
ISBN-13 978-3-7562-6151-2 / 9783756261512
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