Unterwegs zu den Gärten der Welt (eBook)

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2018 | 1. Auflage
319 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-75814-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unterwegs zu den Gärten der Welt -  Renate Hücking
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Gärtner sind immer schon leidenschaftlich und gern gereist, um neue Pflanzen zu entdecken und unbekannte Gewächse ebenso wie praktische Tipps mit nach Hause zu nehmen.

Die Erfolgsautorin Renate Hücking folgt den Spuren der Gartenreisenden von einst und heute, sie erzählt von ihren abenteuerlichen Touren auf fernen Kontinenten und mischt sich unter neugierige Gartenliebhaber, die in bequemen Reisebussen die Gartenkultur im In- und Ausland erkunden.

»Wie viel man doch lernt, wenn man fremde Gärten besucht! Ich brachte von einem solchen Besuch so viele Ideen heim, dass ich mir wie ein überschäumendes Sektglas vorkam.«
Vita Sackville-West



<p>Renate H&uuml;cking ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie hat mehr als 20 Jahre als Fernsehredakteurin bei <em>ARD-aktuell</em> gearbeitet. Seit 2000 ist sie freiberufliche Autorin und widmet sich vorrangig Gartenthemen. Ihre B&uuml;cher &uuml;ber &raquo;Pflanzenj&auml;ger&laquo; sind Bestseller. Sie selber ist eine passionierte G&auml;rtnerin und aktives Mitglied der &raquo;Gesellschaft zur F&ouml;rderung der Gartenkultur&laquo;.</p>

Renate Hücking ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie hat mehr als 20 Jahre als Fernsehredakteurin bei ARD-aktuell gearbeitet. Seit 2000 ist sie freiberufliche Autorin und widmet sich vorrangig Gartenthemen. Ihre Bücher über »Pflanzenjäger« sind Bestseller. Sie selber ist eine passionierte Gärtnerin und aktives Mitglied der »Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur«.

Quer durch Europa


Die Grand Tour des Fürsten von Anhalt-Dessau

Hier ist es jetzt unendlich schön, mich hat’s gestern Abend, als wir durch die Seen, Kanäle und Wäldchen schlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist, wenn man so durchzieht, wie ein Märchen, das einem vorgetragen wird, und hat ganz den Charakter der Elysischen Felder.« Ein Garten wie ein Traum, wie ein Märchen, das an die Elysischen Felder der Antike erinnert, und ein Spaziergänger, der gerührt durch den Garten »schleicht« − was für ein Bild! Es ist der Dichter Johann Wolfgang Goethe, der so empfindet, als er durch den Park des Wörlitzer Schlosses spaziert, den Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) angelegt hat. Bis heute ist diese Anlage das herausragende Beispiel eines englischen Landschaftsparks in Deutschland, der wie kein anderer das aufgeklärte Weltbild des 18. Jahrhunderts spiegelt.

Schon mit elf Jahren muss Fürst Franz nach dem Tod seiner Eltern die Regierung von Anhalt-Dessau übernehmen – zunächst unter der Vormundschaft seines Onkels. Ab 1758 ist er selbstständiger Regent. Nun kann er endlich schalten und walten, wie er will. Der Fürst beginnt, sein Land zu reformieren, denn er ist ein glühender Anhänger eines freieren Gesellschaftsmodells, und er inszeniert in seinem Wörlitzer Gartenreich ein politisches Programm, das sowohl die Emanzipation des Bürgertums als auch die technische Revolution einschließt.

Zum ersten Mal in England


Die entscheidenden Weichen für die politische und künstlerische Entwicklung in Dessau werden auf der ersten Englandreise gestellt, die der Fürst unmittelbar nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) unternimmt. Begleitet wird er von seinem Architektenfreund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800), den er an seinem sechzehnten Geburtstag als Student in Wittenberg kennengelernt hatte. Zeitlebens bleibt Erdmannsdorff sein »Herzensfreund« und engster Vertrauter. Erdmannsdorff wird seinen Herrn auf all seinen Reisen begleiten, und in ihm findet Fürst Franz einen eifrigen und äußerst gebildeten Mitstreiter. Als Hofarchitekt wird er der wichtigste künstlerische Berater des Fürsten, der ihn den »Ausführer« seiner Ideen nennt. Auf der ersten gemeinsamen Auslandsreise nach England ist auch Gärtner Johann Friedrich Eyserbeck (1734-1818) mit von der Partie.

Der aufgeklärte Fürst Leopold III.
Friedrich Franz von Anhalt-Dessau modernisiert sein Land. (1)

Der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff ist der engste Berater des Fürsten. (2)

Die Dessauer sind beeindruckt vom technisch-industriellen Fortschritt Englands und von den modernen landwirtschaftlichen Methoden. Auch die bürgerlich geprägte konstitutionelle Monarchie findet ihre Zustimmung. Auf dem Land bewundert die kleine Reisegruppe die in weitläufige Landschaftsgärten eingebetteten Herrenhäuser, die sich an den Villen des italienischen Renaissancearchitekten Andrea Palladio (1508-1580) orientieren. Die mit klassisch anmutenden Säulenportiken ausgestatteten Gebäude überzeugen durch ihre Einfachheit und gleichzeitige Eleganz. Darüber hinaus bewundern sie die wertvollen Gemäldesammlungen der Aristokraten. Alles in allem ist Fürst Franz von dem, was er in England sieht, so angetan, dass er wohl ernsthaft erwogen hat, als Privatmann auf die britische Insel überzusiedeln.

Doch er bleibt seinem Anhalt-Dessau treu und beschließt, den kleinen Staat zum Wohl seiner 36 000 Untertanen nach den Idealen der Aufklärung zu reformieren. Es gilt das Schulwesen, die Verwaltung und die Landwirtschaft zu modernisieren; Glaubensfreiheit soll gewährt werden; neue Deiche sollen die Bevölkerung vor den Überschwemmungen der Elbe schützen, und die Erforschung des Obstbaus soll die Ernährung der Menschen verbessern helfen. Ein anspruchsvolles Regierungsprogramm!

Mit der Umsetzung wird begonnen, sobald der Fürst und seine Begleiter aus England zurück sind. Noch bevor der Grundstein für das Wörlitzer Schloss gelegt ist, entsteht der erste Plan für den Landschaftsgarten, und es dauert nicht lange, bis Erdmannsdorff den ersten kleinen Tempel errichten lässt. Er nennt ihn den Englischen Sitz, denn sein Vorbild steht im Garten von Stourhead in der Grafschaft Wiltshire. (s. ) Es ist die Kopie eines Tempels, der irgendwo in Italien steht. Wer die Originale sehen und den Geist der Antike verstehen will, muss eine Bildungsreise in den Süden Europas unternehmen: Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau gehorcht diesem ungeschriebenen Gesetz und tritt im Herbst 1765 mit großem Gefolge die zum guten Ton gehörende Grand Tour an. Eineinhalb Jahre wird er unterwegs sein.

Die Grand Tour


»Homer stellt uns Odysseus als den weisesten aller Griechen vor, denn er war viel gereist und hatte die Städte und Sitten vieler Völker gesehen. Auch der junge Mensch von heute sollte nach Italien reisen und seinen Geist durch die Größe und die Grundsätze eines Landes bereichern, das die ganze Welt zivilisiert hat und die Menschen lehrte, was es bedeutet, Mensch zu sein.« So beginnt ein berühmter Reiseführer, der fast hundert Jahre zuvor, 1670, erschienen ist und deutlich macht, dass die Italienreise keine Erfindung des 18. Jahrhunderts ist. Vielmehr unternahmen junge englische Adlige schon unter Königin Elisabeth I. (1533-1603) Exkursionen durch Europa, meist, um ihren Studien einen krönenden Abschluss zu geben und sich auf die Berufstätigkeit vorzubereiten. Auf einer solchen »Kavalierstour« sollten die jungen Männer höfisch-aristokratisches Verhalten einüben und fremde Kulturen kennenlernen; außerdem wurde erwartet, dass sie diplomatisches Geschick und Fremdsprachen erlernen. Der Hof förderte diese, dem Adel vorbehaltenen Touren in der Hoffnung, dass die Reisenden als brauchbare Staatsdiener heimkehrten.

Im 18. Jahrhundert haben sich diese Bildungsreisen quer durch Europa dann zum unerlässlichen Bestandteil einer guten Erziehung entwickelt. Längst machen nicht mehr nur die Sprösslinge des Adels die Grand Tour quer durch Europa, auch wohlhabende Bürger treten die »Große Rundreise« an, die da endet, wo sie angefangen hat – sei es nun in London oder in Dessau. Wieder sind es zuerst vor allem junge Engländer zwischen sechzehn und einundzwanzig Jahren, die den Ärmelkanal überqueren, um in Calais ihre oft mehrjährige Reise durch Frankreich nach Italien zu starten. Die Rückreise führt sie über die Schweiz, Deutschland und die Niederlande nach Hause zurück.

Doch bald ergreift diese Reiselust auch den Kontinent, und der an klassischer Bildung interessierte Deutsche macht sich Richtung Italien auf den Weg. Mitte des 18. Jahrhunderts verbuchen französische und italienische Städte etwa 40 000 ausländische Besucher pro Jahr, eine Zahl, die ab 1763, nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, noch einmal kräftig ansteigt. Dieser regen Reisetätigkeit entsprechend, hat sich entlang der viel befahrenen Routen nach und durch Italien längst eine touristische Infrastruktur entwickelt.

Zahlreiche Reiseführer weisen den Weg zu wichtigen Sehenswürdigkeiten und geben praktische Tipps. Es gibt Gasthäuser und Übernachtungsmöglichkeiten sowie ein Netz von Servicestationen, wo man Pferde und Kutscher wechseln kann. Ist der Weg über die Alpen zu eng oder zu steil, werden die Kutschen auseinandergenommen, und gemietete Maultiere tragen die Menschen und ihr Gepäck hinüber. Häufig warten in den Bergen Dienstmänner auf Skiern, bereit, die Touristen auf Tragstühlen oder Schlitten durch Schnee und Eis ins Tal zu befördern. Am Ziel angekommen, bieten Fremdenführer, die sogenannten ciceroni, ihre Dienste an.

Reisen mit großem Gefolge


Der Abreisetag des Fürsten ist der 18. Oktober 1765. Er ist...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2018
Zusatzinfo Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte Abenteuer • Ammerland • Berggarten • Blumen • Botaniker • Botanischer Garten • China • Clematis • Edith Wharton • England • Erfolgsautorin • Fernweh • Gardasee • Garten • Gartenanlagen • Gartenarbeit • Gartenbuch • Gartenfreude • Gartenfreunde • Gartenkultur • Gartenliebhaber • Gartenlust • Gartenplanung • Gartenreisen • Gartenthemen • Gartenwelt • Geschenk • insel taschenbuch 4701 • Irland • IT 4701 • IT4701 • Italien • Italienische Gartenarchitektur • Landschaft • Land’s End • Leidenschaft • Lismore Castle Gardens • Oliver Sacks • Parks • Pflanzenjäger • Pückler-Muskau • Reise • Reisebuch • Reisen • Rosen • Schloss Lismore • Schloss Vilandry • Schweiz • Terassengarten • Traumgärten • Villa Borghese • Villa Cicogna Mozzoni • Villa d‘Este • Villa di Castello • Villa Doria Pamphilj • Villa Gamberaia • Villa Lante • Villa Pisani • Vita Sackville-West • Welt • Zitronengärten
ISBN-10 3-458-75814-3 / 3458758143
ISBN-13 978-3-458-75814-3 / 9783458758143
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