Erste Hilfe Outdoor (eBook)
192 Seiten
ZIEL Verlag
978-3-944708-19-5 (ISBN)
Peter Oster M.Sc. (Geografie und Biologie) unterrichtet seit 1996 spezielle Erste-Hilfe-Seminare fu?r Outdoor-Aktive. Er ist Rettungsassistent, Wilderness EMT ('Wildnis-Sanitäter'), Lehrteam-Mitglied der Bergwacht Schwarzwald e.V. und Mitglied der Sicherheitskommission der European Ropes Couse Association. Er arbeitet als freiberuflicher Outdoor-Trainer und ku?mmert sich um das Selbstversorger-Gruppenhaus 'Rinkenklause' am Feldberg im Schwarzwald. In seiner Freizeit ist er am liebsten draußen unterwegs. Er bevorzugt lange Solotouren per pedes, Fahrrad oder Ski. Diese unternimmt er sowohl in der Hitze der Steppen Nordamerikas im Sommer, als auch in der Kälte Nordschwedens oder der Rocky Mountains im Winter. Zu Hause verbringt er seine Freizeit vor allem mit Wander-, Ski- und Klettertouren sowie bei der Bergwacht.
Peter Oster M.Sc. (Geografie und Biologie) unterrichtet seit 1996 spezielle Erste-Hilfe-Seminare für Outdoor-Aktive. Er ist Rettungsassistent, Wilderness EMT ("Wildnis-Sanitäter"), Lehrteam-Mitglied der Bergwacht Schwarzwald e.V. und Mitglied der Sicherheitskommission der European Ropes Couse Association. Er arbeitet als freiberuflicher Outdoor-Trainer und kümmert sich um das Selbstversorger-Gruppenhaus "Rinkenklause" am Feldberg im Schwarzwald. In seiner Freizeit ist er am liebsten draußen unterwegs. Er bevorzugt lange Solotouren per pedes, Fahrrad oder Ski. Diese unternimmt er sowohl in der Hitze der Steppen Nordamerikas im Sommer, als auch in der Kälte Nordschwedens oder der Rocky Mountains im Winter. Zu Hause verbringt er seine Freizeit vor allem mit Wander-, Ski- und Klettertouren sowie bei der Bergwacht.
1.1 Im Notfall: RUM – BAP – SAU – DIWAN!
Schau noch einmal auf die vorige Seite und stelle dir folgende Situation vor:
Du bist mit drei Freunden in den Alpen unterwegs. Du gehst als Letzter über das steile Firnfeld oberhalb eines Gletscherabbruchs. Das Wetter ist fantastisch, die Stimmung ist gut.
Plötzlich gerät der Gruppenerste aus der Balance. Er fällt auf den Rücken und rutscht bergab. Er überschlägt sich mehrfach und sein Eispickel scheint ihn zu verletzen. Das Seil strafft sich und reißt auch den Zweiten von den Füßen. Gemeinsam mit dem dritten Kollegen gelingt es dir, den Pickel in den Firn zu rammen und den Sturz der beiden anderen zu bremsen.
Es folgen Sekunden, die dir wie eine Ewigkeit vorkommen. Dann rappelt sich der Gruppenzweite hoch – er ist nur wenige Meter abgerutscht: »Mir ist, glaube ich, nichts passiert.« Den anderen scheint es schlimm erwischt zu haben: Sein Sturz wurde erst nach etwa 15 Metern gestoppt, direkt oberhalb eines steilen Abbruchs. Er wimmert vor sich hin.
Plötzlich scheinen dir tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf zu wirbeln: »Mist!« – »Hoffentlich hat er sich nichts gebrochen.« – »Und das hier draußen, so weit weg von der nächsten Hütte.« – »Bloß nicht weiter abrutschen!« – »Wo ist eigentlich das Erste-Hilfe-Paket?« – »Mist, wären wir bloß nicht angeseilt gegangen!« – und vieles, vieles mehr.
Problem: nicht in Ruhe analysieren können
Sicher kannst du die »tausend Gedanken« noch um zahlreiche weitere Beispiele ergänzen. Und jetzt, da du diese Zeilen liest, erkennst du sicher auch das allergrößte Problem eines solchen Notfalls: Wenn man eine Situation nicht in aller Ruhe analysieren kann, hat man keine Ahnung, was in welcher Reihenfolge zu tun ist. Dabei sind die notwendigen Maßnahmen noch nicht einmal schwierig – Sicherungspunkt bauen, mit dem Verletzten Kontakt aufnehmen und ihn untersuchen, Hilfe organisieren.
Stress behindert klares Denken.
Doch wenn man völlig unerwartet mitten in eine solch dramatische Situation gerät, fällt es schwer, mit kühlem Kopf zu überlegen, zu planen und zu handeln. Durch den aufkommenden Stress wird das klare Denken behindert.
Vorbereitung auf den Ernstfall
Wenn du dies erkannt hast, gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste besteht darin, im Sessel sitzen zu bleiben und nie wieder nach draußen zu gehen. Die medizinischen Probleme, die durch das Sesselsitzen verursacht werden, kann man gut vorhersehen und werden dich folglich nicht überraschen. Die zweite Möglichkeit ist, dich auf eine solche Situation vorzubereiten. Dabei hilft dir dieses Buch. Da du es offensichtlich schon in die Hand genommen hast, nehme ich an, du hast dich für die zweite Lösung entschieden – herzlichen Glückwunsch!
Gedanken in die richtige Reihenfolge bringen
Dieses Buch will dir einen Weg zeigen, wie du deine Gedanken in eine sinnvolle Reihenfolge bringen kannst. Du wirst lernen, welche Maßnahmen im Ernstfall eine besonders hohe Priorität haben und welche ein wenig warten können.
Nach Prioritäten sortieren: RUM – BAP – SAU – DIWAN
Beim Sortieren der Prioritäten hilft dir ein Schema: RUM – BAP – SAU – DIWAN. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Zur Erinnerung, um welchen Punkt des Schemas es gerade geht, gibt es den »Wegweiser« am unteren Rand der linken Seite, die Bilder rechts und links und den »Reiter« am äußeren Rand.
Im ersten Kapitel wird das Prioritätenschema zuerst einmal komplett vorgestellt. Die übrigen Kapitel des Buches behandeln dann die einzelnen Punkte im Detail.
Wenn du bereits einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hast, wirst du möglicherweise die eine oder andere Überraschung erleben, denn in diesem Buch geht es um »Erste Hilfe Outdoor«. Es werden also Fälle besprochen, in denen der Rettungsdienst nicht in 15 Minuten vor Ort ist.
Bild 2:
Bei einem gestellten Unfallszenario (hier: Verbrennung) bleibt genügend Zeit zum Überlegen – anders als in der Realität!
1.2 Auf den ersten Blick: RUM
Risiken Rettung
Umfeld, Unfallmechanismus Ursache?
Management: Koordinator und Kontakter
Auf den ersten Blick versuchst du, die Notfallsituation als Ganzes wahrzunehmen: Dadurch kannst du Risiken (R) für dich, deine Gruppe und den Patienten erkennen. Sind die Risiken sehr hoch, musst du den Patienten evtl. aus dieser akuten Gefahr heraus retten (auch R). Du analysierst das Umfeld bzw. den Unfallmechanismus (U) und überlegst, ob diese als Ursache für bestimmte Erkrankungen bzw. Verletzungen infrage kommen. Ferner klärst du schon zu Beginn, wie du und deine Mithelfer die Rettung effektiv und koordiniert managen (M) können. Zwei Rollen sind hier besonders wichtig: Der Koordinator behält immer den Überblick und macht bei Handyempfang sofort einen Notruf, der Kontakter steht immer in Kontakt mit dem Patienten.
Zurück zu unserem Beispiel:
Risiken: Deine Gruppe checkt zuerst die Risiken und sichert sich ab. Denn Sicherheit hat Vorrang vor allen anderen Punkten!
Unfallmechanismus Ursache: Du hast den Sturz beobachtet. Daher kannst du deinen Kollegen berichten, dass er als Ursache für Knochenbrüche, eine Wirbelsäulen- und eine Kopfverletzung infrage kommt, da sich euer Freund mehrfach überschlagen hat. Auch Verletzungen durch den Pickel sind wahrscheinlich.
Management: Ihr besprecht euch kurz und entscheidet, dass du als der medizinisch Kompetenteste zum Patienten absteigst, während die anderen den Handyempfang checken und ggf. einen weiteren Standplatz bauen. Der am Berg Erfahrenste in eurer Gruppe übernimmt die Koordination. Bei vorhandenem Mobilfunkempfang kann er sofort einen Notruf veranlassen, sobald klar ist, dass ihr Unterstützung braucht.
Die nächsten Punkte, BAP und SAU, gehören eng zusammen. In beiden Fällen geht es um Leben oder Tod: Mit BAP überprüfen wir die lebensnotwendigen Vitalfunktionen. Die SAU-wichtigen Notfälle kommen als Ursachen für eine Beeinträchtigung dieser Funktionen infrage und müssen daher vorrangig behandelt werden.
1.3 Bewusstsein, Atmung, Puls (BAP) checken und sichern, SAU-gefährliche Störungen bekämpfen
Bewusstsein? Atmung? Puls? = »BAP-Check«
Um herauszufinden, ob ein Notfall das Leben des Patienten bedroht, müssen Bewusstsein (B), Atmung (A) und Puls (P) bzw. der Kreislauf bei jedem Patienten überprüft werden. (Ausnahme: Bei bewusstlosen, nicht normal atmenden Patienten hat die Wiederbelebung Vorrang vor der Pulskontrolle.) Diese Überprüfung ist recht einfach und kann daher schnell durchgeführt werden. Sie liefert dir wichtige Infos über den Zustand deines Patienten. Wenn du die Qualität der Vitalfunktionen in ihrem Verlauf protokollierst, kannst du zudem positive und negative Entwicklungen im Zustand deines Patienten prima erkennen.
Neben der Qualität der Vitalfunktionen bedenke auch mögliche Ursachen für deren Beeinträchtigung: z. B. Kopfverletzung, Diabetes etc. Bewusstseinsstörung.
Bei Ausfall einer BAP-Funktion: Sofort handeln!
Sind eine oder mehrere Vitalfunktionen nicht nur beeinträchtigt, sondern völlig ausgefallen, dann musst du sofort handeln: Bewusstlose mit normaler Atmung kommen in die Seitenlage, Patienten ohne normale Atmung müssen wiederbelebt werden.
Schock? Atemstörung? Unterkühlung? = »SAU-gefährlich«
Nicht immer ist die Lebensbedrohung so eindeutig wie beim Ausfall von Bewusstsein, Atmung oder Puls. Drei Notfallbilder sind im Outdoorbereich besonders häufig die Ursache für lebensbedrohliche Probleme – und leider werden sie allzu häufig unterschätzt: Schock (S), Atemstörung (A), Unterkühlung (U).
SAU-Gefährliches hat Vorrang.
Daher frage dich nach dem Checken des Umfelds bzw. des Unfallmechanismus (RUM!) und der Überprüfung der Vitalfunktionen(BAP!), ob Hinweise auf eines dieser »SAU-gefährlichen« Notfallbilder vorliegen. Wenn ja, müssen sie vorrangig versorgt werden. Zentrale Punkte sind hierbei jeweils die Beseitigung der Ursachen und die Senkung des Sauerstoffbedarfs des Patienten.
So geht es weiter: Beim Patienten angekommen, checkst du zuerst BAP: »He, alles klar? Wo tut es denn weh?« (B), »Bekommst du gut Luft? Hast du Schmerzen beim Atmen?« (A), und fühlst kurz den Puls (P).
Obwohl dein Patient über Schmerzen in seinem Bein klagt, machst du einen kompletten BAP-Check! Denn wenn du feststellst, dass er gar nicht weiß, was passiert ist ( Bewusstseinsstörung!), gibt dir das einen Hinweis auf eine Schädel-Hirn-Verletzung, die viel bedrohlicher ist als das eventuell gebrochene Bein. Und wenn du feststellst, dass er Schmerzen beim Atmen hat ( Atemstörung!), wiegt diese Erkenntnis ebenfalls schwerer als die Fußverletzung – eine Verletzung der Lunge durch eine gebrochene Rippe kann schnell lebensbedrohlich werden!
Doch zum Glück kannst du keine Hinweise auf ein SAU-gefährliches Problem finden: Die Schockursache »lebensbedrohliche Blutung« hätte nämlich vor...
Erscheint lt. Verlag | 23.9.2013 |
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Reihe/Serie | Praktische Erlebnispädagogik |
Illustrationen | Oliver Eger |
Verlagsort | Augsburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie |
Schlagworte | Erste Hilfe • First Aid • Outdoor • Sofortmaßnahmen am Unfallort |
ISBN-10 | 3-944708-19-9 / 3944708199 |
ISBN-13 | 978-3-944708-19-5 / 9783944708195 |
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Größe: 27,2 MB
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