Mütterterror (eBook)

Angst, Neid und Aggressionen unter Müttern
eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 2. Auflage
216 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5663-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mütterterror -  Christina Mundlos
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Kristina Schröder, Eva Herman und die neue Qualität des Mütterterrors. Mütter haben ein schlechtes Gewissen. Denn Mütter leben in der Angst, keine gute Mutter zu sein, in der Erziehung der lieben Kleinen etwas falsch zu machen oder gar für eine 'Rabenmutter' gehalten zu werden. Sobald eine Frau Mutter wird, scheint die ganze Welt ein Anrecht darauf zu haben, sie zu kritisieren und zu bevormunden. Und von wem kommt dabei die heftigste Kritik, meist noch im Gewand gutgemeinter Ratschläge? Von den Müttern selbst! Einerseits wird Müttern ein Expertinnen-Status in Erziehungsangelegenheiten zugewiesen, andererseits werden sie unablässig mit Ratschlägen und Besserwisserei überhäuft. Christina Mundlos beleuchtet die historischen, sozialen, politischen und psychologischen Hintergründe dieses Mütterterrors. Anhand zahlreicher Beispiele, zeigt sie wo der Mütterterror stattfindet, warum sich Mütter gegenseitig fertig machen, wie man sich ihm entziehen kann und warum Kristina Schröders Familienpolitik den Mütterterror letztlich anheizen wird. Ihre Forderung: Mütter müssen sich von dem traditionellen, frauenverachtenden Mütterbild emanzipieren und sich mehr als Interessengemeinschaft begreifen. Nur so können sie ihre gemeinsamen Ziele in Partnerschaft und Politik verwirklichen und das gesellschaftliche Mütterbild verändern (nicht zuletzt zum Wohl der Kinder).

Christina Mundlos, M. A., studierte Soziologie, Germanistik und Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Kassel. Im Sommer 2009 schloss sie ihr Studium ab und leitete parallel dazu die FrauenHochschulwoche an der Universität Kassel. Derzeit leitet sie das Familienservicebüro der Leibniz Universität Hannover. Sie ist verheiratet und hat einen fünfjährigen Sohn und eine einjährige Tochter. Christina Mundlos hat bisher drei Titel im Tectum Verlag veröffentlicht.

Christina Mundlos, M. A., studierte Soziologie, Germanistik und Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Kassel. Im Sommer 2009 schloss sie ihr Studium ab und leitete parallel dazu die FrauenHochschulwoche an der Universität Kassel. Derzeit leitet sie das Familienservicebüro der Leibniz Universität Hannover. Sie ist verheiratet und hat einen fünfjährigen Sohn und eine einjährige Tochter. Christina Mundlos hat bisher drei Titel im Tectum Verlag veröffentlicht.

II. Geschichte und Auslöser des Mütterterrors


Wieso fühlen Mütter sich schlecht?


Zwischen Selbstkritik und Selbstlob

Warum haben Mütter oft das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein oder Fehler zu machen, und verkaufen anderen Müttern ihren Erziehungsstil dennoch als einzig richtigen? Wieso schwanken sie zwischen Selbstkritik und Selbstlob? Und weshalb ist die Kindererziehung so emotional aufgeladen, dass schon die Tatsache, dass andere Eltern ihre Kinder anders erziehen, wie ein Vorwurf an dem eigenen Erziehungsmodell aufgefasst wird? Warum können Mütter sich nicht gegenseitig bestärken?

Kindererziehung ist eine sensible und eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. In der medialen Öffentlichkeit wird sie stilisiert und zu einer hochemotional aufgeladenen Angelegenheit. Für Glück, Erfolg, Karriere und Zukunft eines Menschen wird seine Mutter verantwortlich gemacht. Ein Kind zu bekommen und bis ins Erwachsenenalter zu begleiten, ist das wohl größte Projekt im Leben vieler Frauen. Und das vermutlich öffentlichste (wenn man nicht gerade berühmt ist). Kindererziehung ist ein Projekt, das fast immer anders läuft als geplant und für dessen Erfolg oder Misserfolg noch Jahrzehnte später die Mütter verantwortlich gemacht werden.

Die ‚besondere Verantwortung‘ der Mutter

Zudem werden Frauen auch heute noch fast ausschließlich über ihre Kinder definiert. Nicht selten wird der Mutter die Rolle der Garantin eines gelingenden Lebens des Kindes zugeschrieben. Ein Mangel an Erfolg in Beruf oder Privatleben von Sohn oder Tochter fallen ebenso häufig angeblich auf die Mutter zurück. Ob das Kind schüchtern wird, schlecht in Mathe oder unsportlich ist – stets heißt es: »Es muss wohl an der Mutter liegen«. Von einem geringen Selbstvertrauen bis hin zu psychopathischen, aggressiven und kriminellen Energien – für alles soll die Mutter verantwortlich sein. Damit lastet ein enormer Druck auf den Frauen.

Sich schlecht fühlen und andere schlecht machen – zwei Seiten einer Medaille


Der Mangel an Anerkennung

Dabei hat der 24 Stunden-Job mit Haushalt, Kinderbetreuung und der Vereinbarung von Familienleben und Berufen einen gewaltigen Nachteil: es gibt keinerlei Anerkennung, Lob oder Gehaltserhöhung für die Leistungen von engagierten Müttern und Vätern. Aber gerade Anerkennung und Wertschätzung sind es, die den Frauen und zunehmend auch Männern fehlen. Gepaart mit dem Anspruch der Perfektion ist dies eine brisante Mischung. Die Maßstäbe, die heutzutage an die Erziehung von Kindern gelegt werden, sind so hoch wie nie zuvor. Die Verantwortung, die Mütter (und Väter) damit tragen, wiegt noch sehr viel schwerer als in vergangenen Zeiten. Doch je höher die Ansprüche sind, die an die Kindererziehung gestellt werden, desto schwerer ist es, sie zu erfüllen. Und je mehr Verantwortung Mütter übernehmen müssen, umso mehr Fehler und Probleme können ihnen angelastet werden. Die Folge ist, dass Mütter sich permanent schlecht fühlen und sich als ungenügend und scheiternd erleben. Da es Anerkennung ohnehin nicht gibt für diese Tätigkeiten, sind der Selbstverdammung, den Selbstvorwürfen und dem notorisch schlechten Gewissen damit Tür und Tor geöffnet.

Was aber tun Menschen, die sich vor unerfüllbare Aufgaben gestellt sehen? Wie reagieren Menschen, die überfordert werden und daher permanent als defizitär wahrgenommen werden? Wie können Mütter damit umgehen, dass sie das Beste wollen, alles geben, noch viel mehr geben sollen und nur manches erreichen?

Strategien der Selbstaufwertung

Menschen, die keinerlei Anerkennung von außen erhalten, können Versagensängste und Schuldgefühle oft nur so kompensieren, indem sie versuchen, sich selbst aufzuwerten. Da es aber keine Aufwertung durch gesellschaftliche Anerkennung oder Lob für Mütter gibt, bleibt ihnen nur eine Möglichkeit: sich selbst aufzuwerten und besser zu fühlen, indem sie andere abwerten. Um dies zu erreichen, werden andere Mütter kritisiert, und ihnen wird ein schlechtes Gewissen eingeredet.

Leidtragende sind dann natürlich nicht irgendwelche Personen, sondern wiederum Mütter. Wie kann sich eine Frau selbst aufwerten, wenn sie das Gefühl hat, als Mutter zu versagen? Sie wird sich am ehesten aufgewertet fühlen, wenn sie den Eindruck erweckt und sich auch selbst verschafft, dass alle anderen Mütter mehr Fehler machen als sie und viel schlechtere Mütter sind. Dann schneidet sie selbst im Vergleich – wenn sie auch nicht in allem mit sich selbst zufrieden ist – geradezu hervorragend ab.

Sich selbst aufwerten, indem man andere abwertet – das ist eine Technik, die vor allem von Menschen angewendet wird, die kein gutes Selbstvertrauen haben, sich minderwertig fühlen und nie gelernt haben auf ihr Können und ihre Leistungen stolz zu sein. Es sind also gerade die Personen betroffen, deren Tätigkeiten in unserer Gesellschaft wenig oder gar nicht geachtet werden, die öffentlich nicht wertgeschätzt werden und denen kein oder kaum Dank zuteil wird. Dies alles trifft auf Mütter zu.

Ungleiche Aufgabenteilung


Hausarbeit

Auch im Jahr 2013 sind Hausarbeit und Kindererziehung Tätigkeiten, die noch vorwiegend von Frauen erledigt werden. Und immer noch fristen diese Tätigkeiten ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft. Sie werden nicht wertgeschätzt. Männer scheuen sich nach wie vor, Aufgaben in Haushalt und Kinderbetreuung zu übernehmen, wenn sie auch zunehmend in diesen Bereichen mitwirken. Ein Großteil der Männer ist aber nach wie vor Zaungast in Küche und Kinderzimmer. Häufig lassen sich die Männer auch im 21. Jahrhundert noch zu Hause von hinten bis vorne bedienen. Erschreckend ist, dass diese Männer es schaffen noch Partnerinnen zu finden, die bereit sind die komplette Hausarbeit, die auf Seiten der Männer anfällt, mit zu erledigen. Sie putzen bereitwillig die Toiletten, die die Männer mitbenutzen, und waschen ihre Wäsche, sie räumen ihr Geschirr ab und putzen ihren Dreck weg. Das heißt mitnichten, dass diese Frauen begeistert sind von der Untätigkeit der Männer. Meistens sind Haushalt und Kindererziehung in Familien mit ganz traditioneller Aufgabenteilung ein großes Reizthema. Manche Männer haben einfach noch nicht verstanden, dass der Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung ist, sich alle Arbeit partnerschaftlich zu teilen. Und genau das zeigen die Statistiken: je partnerschaftlicher die Aufgabenteilung, desto glücklicher und langlebiger sind die Beziehungen.

Als Hausfrau und Mutter eher leidenschaftslos


Der Mythos von der Glückseligkeit

Viele Frauen erledigen mehr oder weniger unfreiwillig die Hausarbeit und betreuen meist über Jahre allein zu Hause die Kinder. Dabei wünschen sich die meisten Frauen, weniger lange zu Hause zu bleiben und früher wieder in den Beruf einzusteigen. Kinderbetreuung und Haushaltsführung sind nicht die großen Leidenschaften aller Frauen und Mütter. Aber die Frauen glauben, dass von ihnen nicht nur die Übernahme dieser Arbeiten verlangt und erwartet wird, sondern dass sie dabei auch noch besonders glücklich und erfüllt wirken müssten. Der Mythos von der Glückseligkeit, die sich angeblich bei jeder Mutter einstellt, wenn sie total übermüdet einem schreienden Baby die übel stinkende Windel wechseln darf, während sich der Große gerade auf Bettwäsche und Teppich erbricht, hält sich hartnäckig. Bei frischgebackenen Müttern kommt dann langsam die leise Ahnung auf, dass Kinderbetreuung vor allem eins ist: verdammt anstrengend.

Dass es auch schöne Momente gibt, will niemand in Abrede stellen. Aber das Schöne macht das Anstrengende nicht weniger anstrengend. Häufig wird so getan, als wenn Kinderbetreuung unglaublich erfüllend wäre, zwar sehr stressig, aber irgendwie auf eine positive Art und Weise. Die meisten Frauen denken, dass sie etwas falsch machen, denn wenn ihr Körper erschöpft ist und die Nerven blank liegen, hilft ihnen auch kein Babylächeln darüber hinweg. Ähnlich wie schon in den 1950er-Jahren versuchen sie jedoch, nach außen den Schein zu wahren.

Vordergründig wird immer nur berichtet, wie unglaublich schön es mit Kindern sei und dass Mütter froh seien, zu Hause bleiben zu können. Unterhält man sich mit Müttern ein wenig länger, berichtet zum Schluss noch fast jede, dass sie ausgelaugt und entnervt ist und dass sie gerne so bald wie möglich wieder berufstätig sein möchte. Männer, die nie für ein paar Monate zu Hause Kinder und Haushalt versorgt haben, können nicht verstehen oder auch nur erahnen, was für Anstrengungen, Mühen und schweißtreibende Arbeit sich dahinter verbergen. So manche Mutter, die sich von ihrem Mann dazu überreden lässt, für Jahre zu Hause zu bleiben, obwohl Kinderbetreuung und Haushalt nicht ihre großen oder einzigen Leidenschaften sind, ist unglücklich. Es gibt genügend Mütter, die sogar bereuen, Kinder bekommen zu haben, oder die sich nicht wieder dafür entscheiden würden, wenn sie geahnt hätten, was sie aufgeben müssen. Doch nach außen wird der Schein gewahrt und vielleicht sogar schlecht über Mütter geredet, die wenige Monate nach der Geburt wieder arbeiten gehen.

Anstrengungen, Mühen und Anforderungen des Mütter-Alltags werden verschwiegen und heruntergespielt.

Entsprechend wird Kinderbetreuung und Hausarbeit gesamtgesellschaftlich absolut unterbewertet. Und viele Frauen gefallen sich darin, nach außen hin so zu...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2013
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Feminismus • Gender • Kristina • Mütterbild • Mutterrolle • Mutterschaft • Narzissmus • Schröder
ISBN-10 3-8288-5663-2 / 3828856632
ISBN-13 978-3-8288-5663-9 / 9783828856639
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