Reboot (eBook)
224 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44213-5 (ISBN)
Ulrike Strerath-Bolz übersetzt seit mehr als 30 Jahren Sachbücher und Romane aus dem Englischen, Französischen und den skandinavischen Sprachen. Zu 'ihren' Autor*innen gehören u. a. Richard Rohr, Terry Eagleton und Mike Wiking, aber auch Barbara Erskine und Mary Higgins Clark.
Ulrike Strerath-Bolz übersetzt seit mehr als 30 Jahren Sachbücher und Romane aus dem Englischen, Französischen und den skandinavischen Sprachen. Zu "ihren" Autor*innen gehören u. a. Richard Rohr, Terry Eagleton und Mike Wiking, aber auch Barbara Erskine und Mary Higgins Clark.
Teil 1 Reboot heißt: wahrnehmen, was ist
Stuck oder: Mit fünfzig im mittleren Management steckengeblieben
Ich bin selbständiger Coach und Change-Experte, das heißt, ich berate Führungskräfte in Unternehmen, die größere Veränderungen erleben und gestalten müssen. Und welches Unternehmen erlebt solche Veränderungen nicht – ständig und immer wieder von neuem?
Bei dieser Beratungstätigkeit treffe ich immer wieder auf Führungskräfte mit derselben oder doch ähnlichen Problemstellung. Diese Menschen sind um die fünfzig, also in der sogenannten Lebensmitte. Und sie erleben ein Gefühl tiefer Hilf- und Ratlosigkeit. In der Regel können sie ihren eigenen Zustand nicht benennen. Doch sie befinden sich – diejenigen, die im Neurolinguistischen Programmieren versiert sind, wissen es – im Stuck State. Das heißt: Sie haben nur eingeschränkten Zugang zu ihren eigenen Ressourcen. Und zwar zu Ressourcen, die einen früher erfolgreich gemacht haben. Solche Erfolgsfaktoren sind zum Beispiel Selbstvertrauen, Planungsvermögen, Mut zum nächsten Schritt, guter, kreativer Einsatz von persönlichen Stärken. Menschen, die aus irgendeinem Grund den Zugriff auf diese Ressourcen verloren haben, fühlen sich tatsächlich wie festgefahren, wie in einer Sackgasse. Sie fühlen sich – zu Recht! – unflexibel, blockiert, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, Sie vermuten richtig: Dieser Stuck-Zustand ist purer, dauerhafter Stress. Wer ihn erlebt, kann nicht mehr seinen eigentlichen Fähigkeiten angemessen agieren. Das Perfide ist, dass die Betroffenen selbst es oft nur sehr verschwommen wahrnehmen, so dass sich gar kein heftiges Leiden definieren lässt. Doch als mutige Gestalter ihres Lebens oder der Organisation sind sie nicht länger erkennbar.
Wie gerät man in diesen Zustand, unter dem viele Führungskräfte gerade auf der mittleren Ebene leiden? Er kann durch eine äußere Entwicklung entstehen, durch Veränderungsprozesse im Unternehmen, durch immer wieder auftretende belastende Situationen im Job. Oder eben – und darum geht es in diesem Buch in besonderer Weise – durch die eigene Unentschiedenheit der Führungskraft und die damit verbundene Ratlosigkeit hinsichtlich der beruflichen Zukunft. Viele Führungskräfte kennen das Dilemma zwischen dem munteren und nach außen durchaus offensiv vertretenen »Weiter so« und der unterschwelligen, kaum je artikulierten Befürchtung, dass es so eben nicht ewig weitergehen wird. Viele Führungskräfte kennen auch das belastende Kreisen der Gedanken um Ausstieg, Veränderung, Alternativen, Chancen und deren Fehlen.
Wen trifft es?
Sehr häufig sind Manager Anfang fünfzig vom Stuck betroffen. Die meisten von ihnen haben zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre intensivster Arbeit hinter sich. Sie haben einen Großteil ihrer Lebenszeit und vor allem ihrer Lebensenergie in ihre Karriere investiert. Materiell und in ihren persönlichen Verhältnissen wirken sie, als hätten sie »es geschafft«. Sie blicken auf eine erfolgreiche Zeit zurück, in der sie die Karriereleiter immer weiter nach oben kletterten und auch das Einkommen im Einklang mit dem Aufstieg in der Firmenhierarchie wuchs. Sie sind relativ lange im Unternehmen und haben in dieser Zeit viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sie sind engagiert, liefern positive Ergebnisse, treten selbstbewusst auf und nehmen eine Schlüsselposition im mittleren Management ein. Sie sind leitende Angestellte, Abteilungs-, Bereichs- oder Projektleiter.
Und irgendwann erkennen, ja spüren diese Menschen, dass es nicht mehr weiter aufwärts gehen wird, gehen kann. Sie sind zwar »angekommen«, haben ein Ziel erreicht – doch hinter diesem Ziel gibt es keinen Weg, der weiterführt. Denn mit Anfang fünfzig zeigt sich in der Regel, wem der Sprung nach ganz oben gelingt. Spitzenpositionen im Vorstand oder in der Geschäftsführung erreichen nur wenige. Und diejenigen, die eine solche Position bekleiden, die den Karrieresprung gemacht haben, sind nicht unbedingt höher qualifiziert. Sie haben vielleicht nur die besseren Connections, waren genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die anderen – genauso hochqualifiziert, genauso leistungsfähig und leistungsbereit, genauso erfahren – bleiben als Führungskraft bis zum Ende ihrer beruflichen Laufbahn im mittleren Management stecken. Sie haben, wie gesagt, zwar Leitungsfunktionen, sind Kulturträger und Schlüsselpersonen in ihrem Unternehmen, doch stehen sie trotz ihres Potenzials plötzlich vor der unangenehmen Erkenntnis, dass sie möglicherweise nicht mehr wirklich gefragt sind. Jüngere Manager ziehen an ihnen vorbei, während sie das Nachsehen haben. Qualifikationen werden obsolet, Rollen sind nach Firmenfusionen doppelt besetzt, die Familie hat beschlossen, einen weiteren fünfjährigen Auslandsaufenthalt nicht mehr mitzumachen. Was also bleibt?
An der Weggabelung
Manager im Stuck State stehen mit fünfzig vor einer entscheidenden Weggabelung ihrer Karriere und ihres Lebens. Sie müssen sehr genau darüber nachdenken, wie sie die nächsten fünfzehn Jahre ihres Berufslebens gestalten wollen. Das kann durchaus unangenehm sein, denn auf dem Arbeitsmarkt ist angesichts der erreichten hohen Position und des ebenso hohen Gehalts kaum mit besseren Angeboten zu rechnen.
Möglichkeit eins: Frust und Defensive
Eine mögliche Reaktion ist Frust. Tatsächlich ziehen sich viele Manager, einst hochmotivierte Führungskräfte, die für ihren Beruf und ihr Unternehmen lebten, aus Enttäuschung über fehlende Wertschätzung und Karriereaussichten in die Defensive zurück. Sie haben hochqualifizierte Einwände und bieten intelligenten Widerstand gegen alle Arten von Veränderungen. Ab diesem Zeitpunkt verteidigen sie vor allem den Status quo. Es macht sie zwar weder glücklich noch zufrieden, aber sie finden sich weitgehend damit ab, sitzen zu bleiben, zu stagnieren, vielleicht sogar auf dem Abstellgleis zu landen. Zwar gut bezahlt, aber zunehmend demotiviert, die Kündigung in der Schreibtischschublade, in wachsender Distanz zum Unternehmen. Das alles passiert natürlich ganz vorsichtig, denn man sollte schon glaubhaft mit den Wölfen heulen können. Sie sind gefangen in einem goldenen Käfig aus den eigenen, nicht hinterfragten Werten und Ansprüchen finanzieller und/oder hierarchischer Art. Irgendwann bleibt nur noch die Hoffnung auf eine sanfte Landung im Vorruhestand, gern mit einem goldenen Handschlag besiegelt, der materielle Einbußen verhindert. Wenn dann gesundheitlich noch alles gut läuft, ist die Zufriedenheit jenseits des Jobs gesichert.
Möglichkeit zwei: Erfinden Sie sich neu
Wem der Rückzug ins Schneckenhaus nicht gefällt, der reagiert an dieser Weggabelung mit einem neuen Anfang, um auch in den nächsten fünfzehn Jahren – und vielleicht sogar darüber hinaus – beruflich erfolgreich und zufrieden zu sein. Manchmal ist der Zorn oder die Wut über die fehlende Perspektive wie der Klaps auf den Po eines Neugeborenen: Er setzt Energie frei, und nach einem tiefen Einatmen startet man lautstark und wachen Geistes in eine ungewisse, aber chancenreiche Zukunft.
Bei diesem Neuanfang geht es um das Potenzial individueller Erfahrungen, um persönliche Strategien, Mut und Kreativität, um unkonventionelle Initiativen und Experimente. Es geht um eine aktive Suche nach neuen Herausforderungen, um Motivation und Unternehmergeist. Denn viele Führungskräfte um die fünfzig, die in eine Stuck-Situation hineingeraten, sind noch lange nicht »fertig«. Sie haben jede Menge Energie, sind topfit und haben auch Lust, noch einmal durchzustarten. Ganz davon zu schweigen, dass sie vielleicht auch Verpflichtungen haben, die es ihnen verbieten, einfach nur frustriert dazusitzen und auf die Rente zu warten.
Die Kernfrage dabei ist: Was muss ich heute tun, entscheiden, anfangen, um die nächsten fünfzehn Jahre erfolgreich zu sein? Nicht neben meinem Beruf, nicht ehrenamtlich oder wohltätig, sondern in meinem Beruf? Mit einem angemessenen Einkommen und Wertschätzung für das, was ich kann und leiste? Und das heißt auch: Welche Strategie gilt es zu formulieren? Nicht nur kognitiv (ich weiß, dass …) und nicht im Konjunktiv (man müsste …), sondern ganz konkret und handlungsorientiert. Mit einem klaren Bewusstsein für die Konsequenzen hinsichtlich Zeit, Geld und Anstrengung – auch körperlich.
Chancen und Risiken für Unternehmen
Vergessen wir dabei eines nicht: Auch die Unternehmen, in denen Führungskräfte an die erwähnte Weggabelung gelangen, müssen Antworten finden. Wenn sich nämlich unterhalb der obersten Führungsriege eine Schicht frustrierter mittlerer Manager findet, dann hat das fatale Auswirkungen auf die Agilität des Unternehmens. Wenn diese Führungskräfte zwar gut bezahlt werden, aber keine Perspektiven mehr sehen, wenn sie ihren Job nur noch defensiv verwalten, dann wird es irgendwann gefährlich. Findet das Unternehmen für diesen Personenkreis keine Lösung oder schlimmer noch: ignoriert oder tabuisiert die Unternehmensführung diese Situation, dann sinken Innovationsfähigkeit und Dynamik. Das muss man sich leisten können. Personalchefs bereitet dieses Wissen Kopfschmerzen und Kosten, denn oft bleibt nur die Variante der vorzeitigen Entsorgung, koste es, was es wolle. Und in Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels fallen solche Unternehmen im Wettbewerb um die besten Köpfe schnell zurück.
Lösungen generieren
Darum also soll es in diesem Buch...
Erscheint lt. Verlag | 26.10.2017 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft | |
Wirtschaft | |
Schlagworte | 50 plus • Akademie für Führungskräfte • Altersverteilung • Arbeitsleben • berufliche Karriere • beruflicher Neuanfang • beruflicher Neustart • Berufliche Veränderung • Change • Change Management • Change-Management • Coaching • Coaching Führungskräfte • Demografie-Management • Demografischer Wandel • Deutsche Führungskultur • Erfolg • Führung • Führungskraft • Führungskräfte Coaching • Führungskräftetraining • Führungsmanagement • Führungsposition • Generation 50 plus • Golden Handshake • Handlungsfelder 50+ • Herausforderung im Job • Karriere • Karriere ab 50 • Karriere erfolgreich • Karriere mit 60 • Lebensphasenorientierte Arbeit • Lebensplanung • Leistung • Leitende Angestellte • Management • Motivation • Neuer Lebensweg • Neuorientierung • Neustart • Newplacer • Outplacement • Personalmanagement • Qualifikationen • Selbst-Coaching • Selbstmanagement • Silver Ager • Spass an der Arbeit • spitzenposition • Stärken • Unternehmensberatung • Veränderung • Visionen mit 50 • Vorruhestand |
ISBN-10 | 3-426-44213-2 / 3426442132 |
ISBN-13 | 978-3-426-44213-5 / 9783426442135 |
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